darauf erpicht, sie verfechten ihn, obwohl öffters zur Unzeit, wie unten mit mehrern erhellen wird, auf das hitzigste, und sorgen mehr vor die Ober-Stelle, als vor die Seele, sie achten sichs vor die gröste Schande, wenn sie einem andern, den sie nicht vor so gut achten, als sich selbst, nachgeben solten, und erfreuen sich ungemein, wenn sie hierinnen eine Conquete über den andern erlangt; Wie sie sich nun selbst viel daraus machen, so verdencken sie es auch den andern, wenn sie ihren Rang nicht mit eben der Schärffe, als wie sie, behaupten, sie ach- ten sie vor niederträchtig und allzu demüthig, sie he- tzen sie auf, zur Behauptung der Oberstelle, u. s. w.
§. 2. Herrschet bey einer Sache die Eitelkeit und thörichte Opinion, die sich bißweilen von niemand, es sey auch wer es wolle, will Fessel anlegen lassen, so ist es bey dem Rang-Wesen. Die Kayser, Chur- und andere Fürsten des Heil. Römischen Reichs, mögen anbefehlen, wie sie wollen, die Pu- blicisten und Geschicht-Schreiber mögen noch so mühsam seyn, das Alterthum, und die Vortreff- lichkeit und Würde dieses oder jenen Standes, die- se oder jene Titulatur und Benennung zu erweisen, die Facultäten und Schöppenstühle mögen in viel wiederholten Urtheilen den Rang decidiren, so wollen sich einige hartnäckigte Leute doch nicht len- cken und von ihren Gedancken abbringen lassen, als ob ihnen vor jenen der Vorzug gebühre. Sie müs- sen sich zwar durch die Macht der Höhern und aus Noth zwingen lassen, den andern, bey einigen un-
ver-
I. Theil. IV. Capitul.
darauf erpicht, ſie verfechten ihn, obwohl oͤffters zur Unzeit, wie unten mit mehrern erhellen wird, auf das hitzigſte, und ſorgen mehr vor die Ober-Stelle, als vor die Seele, ſie achten ſichs vor die groͤſte Schande, wenn ſie einem andern, den ſie nicht vor ſo gut achten, als ſich ſelbſt, nachgeben ſolten, und erfreuen ſich ungemein, wenn ſie hierinnen eine Conquête uͤber den andern erlangt; Wie ſie ſich nun ſelbſt viel daraus machen, ſo verdencken ſie es auch den andern, wenn ſie ihren Rang nicht mit eben der Schaͤrffe, als wie ſie, behaupten, ſie ach- ten ſie vor niedertraͤchtig und allzu demuͤthig, ſie he- tzen ſie auf, zur Behauptung der Oberſtelle, u. ſ. w.
§. 2. Herrſchet bey einer Sache die Eitelkeit und thoͤrichte Opinion, die ſich bißweilen von niemand, es ſey auch wer es wolle, will Feſſel anlegen laſſen, ſo iſt es bey dem Rang-Weſen. Die Kayſer, Chur- und andere Fuͤrſten des Heil. Roͤmiſchen Reichs, moͤgen anbefehlen, wie ſie wollen, die Pu- bliciſten und Geſchicht-Schreiber moͤgen noch ſo muͤhſam ſeyn, das Alterthum, und die Vortreff- lichkeit und Wuͤrde dieſes oder jenen Standes, die- ſe oder jene Titulatur und Benennung zu erweiſen, die Facultaͤten und Schoͤppenſtuͤhle moͤgen in viel wiederholten Urtheilen den Rang decidiren, ſo wollen ſich einige hartnaͤckigte Leute doch nicht len- cken und von ihren Gedancken abbringen laſſen, als ob ihnen vor jenen der Vorzug gebuͤhre. Sie muͤſ- ſen ſich zwar durch die Macht der Hoͤhern und aus Noth zwingen laſſen, den andern, bey einigen un-
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I. Theil. IV. Capitul.
darauf erpicht, ſie verfechten ihn, obwohl oͤffters zur
Unzeit, wie unten mit mehrern erhellen wird, auf
das hitzigſte, und ſorgen mehr vor die Ober-Stelle,
als vor die Seele, ſie achten ſichs vor die groͤſte
Schande, wenn ſie einem andern, den ſie nicht vor
ſo gut achten, als ſich ſelbſt, nachgeben ſolten, und
erfreuen ſich ungemein, wenn ſie hierinnen eine
Conquête uͤber den andern erlangt; Wie ſie ſich
nun ſelbſt viel daraus machen, ſo verdencken ſie es
auch den andern, wenn ſie ihren Rang nicht mit
eben der Schaͤrffe, als wie ſie, behaupten, ſie ach-
ten ſie vor niedertraͤchtig und allzu demuͤthig, ſie he-
tzen ſie auf, zur Behauptung der Oberſtelle, u. ſ. w.
§. 2. Herrſchet bey einer Sache die Eitelkeit und
thoͤrichte Opinion, die ſich bißweilen von niemand,
es ſey auch wer es wolle, will Feſſel anlegen laſſen,
ſo iſt es bey dem Rang-Weſen. Die Kayſer,
Chur- und andere Fuͤrſten des Heil. Roͤmiſchen
Reichs, moͤgen anbefehlen, wie ſie wollen, die Pu-
bliciſten und Geſchicht-Schreiber moͤgen noch ſo
muͤhſam ſeyn, das Alterthum, und die Vortreff-
lichkeit und Wuͤrde dieſes oder jenen Standes, die-
ſe oder jene Titulatur und Benennung zu erweiſen,
die Facultaͤten und Schoͤppenſtuͤhle moͤgen in viel
wiederholten Urtheilen den Rang decidiren, ſo
wollen ſich einige hartnaͤckigte Leute doch nicht len-
cken und von ihren Gedancken abbringen laſſen, als
ob ihnen vor jenen der Vorzug gebuͤhre. Sie muͤſ-
ſen ſich zwar durch die Macht der Hoͤhern und aus
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/126>, abgerufen am 24.11.2024.
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