Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.Kunde von irdischen Ereignissen kann bis zu ihm hinab- Von einer Ewigkeit seligen Lebens, das der Seele, des oder deren unmittelbarer Nähe vorausgesetzt, nicht sein Abscheiden in ein unerreichbares Todtenland: welche Vorstellung, aus homerische Dich- tung beibehalten, unausgeglichen neben jener anderen herzugehn pflegt. 1) El. 1066 ff. 2) ouk aperitropos des Ermordeten ist der Gott der Unterwelt: El. 184. Daher alle Götter und Geister des Hades angerufen werden, selbst den Mord des Agamemnon zu rächen: El. 110--116. Als Vertre- terin der Rechtsansprüche des Todten heisst Dike, e xunoikos ton kato theon Ant. 451. 3) Herakles, dem Hyllos seine letzten Aufträge gebend, droht diesem zuletzt: ei de me, meno s ego kai nerthen on, araios eis aei barus Trach. 1201 f. Vgl. fr. 367. S. oben p. 241 Anm. 4) El. 459 f.: Elektra vermuthet, Agamemnon selbst habe der Kly- tämnestra die dusprosopt oneirata geschickt. (Die Götter statt des Todten hier durch Veränderung der Ueberlieferung -- mit Nauck -- als Traum- sender einzusetzen, ist kein Grund. Auch eroes können nächtliche Schreck- bilder senden: s. oben p. 376, 1. Hier vermuthet Elektra, der ungerächte Ermordete sei es, der selbst durch solche Vorboten seines Grimms seine Bereitwilligkeit zur Rache mitzuwirken angekündigt habe. Das passt sehr gut, und sogar ganz allein in den Zusammenhang ihrer Ermahnungen an die Schwester.). 5) arogos El. 454. zosin oi gas kato keimenoi. palirruton gar aima upexairousi ton ktanonton oi palai thanontes. El. 1419 f. "Der Todte tödtet den Lebenden": Nauck zu Trach. 1163. 6) Fr. 753. 805.
Kunde von irdischen Ereignissen kann bis zu ihm hinab- Von einer Ewigkeit seligen Lebens, das der Seele, des oder deren unmittelbarer Nähe vorausgesetzt, nicht sein Abscheiden in ein unerreichbares Todtenland: welche Vorstellung, aus homerische Dich- tung beibehalten, unausgeglichen neben jener anderen herzugehn pflegt. 1) El. 1066 ff. 2) οὐκ ἀπερίτροπος des Ermordeten ist der Gott der Unterwelt: El. 184. Daher alle Götter und Geister des Hades angerufen werden, selbst den Mord des Agamemnon zu rächen: El. 110—116. Als Vertre- terin der Rechtsansprüche des Todten heisst Δίκη, ἡ ξύνοικος τῶν κάτω ϑεῶν Ant. 451. 3) Herakles, dem Hyllos seine letzten Aufträge gebend, droht diesem zuletzt: εἰ δὲ μή, μενῶ σ̕ ἐγὼ καὶ νέρϑεν ὤν, ἀραῖος εἰς ἀεὶ βαρύς Trach. 1201 f. Vgl. fr. 367. S. oben p. 241 Anm. 4) El. 459 f.: Elektra vermuthet, Agamemnon selbst habe der Kly- tämnestra die δυςπρόσοπτ̕ ὀνείρατα geschickt. (Die Götter statt des Todten hier durch Veränderung der Ueberlieferung — mit Nauck — als Traum- sender einzusetzen, ist kein Grund. Auch ἥρωες können nächtliche Schreck- bilder senden: s. oben p. 376, 1. Hier vermuthet Elektra, der ungerächte Ermordete sei es, der selbst durch solche Vorboten seines Grimms seine Bereitwilligkeit zur Rache mitzuwirken angekündigt habe. Das passt sehr gut, und sogar ganz allein in den Zusammenhang ihrer Ermahnungen an die Schwester.). 5) ἀρωγός El. 454. ζῶσιν οἱ γᾶς κάτω κείμενοι. παλίρρυτον γὰρ αἷμα ὑπεξαιροὐσι τῶν κτανόντων οἱ πάλαι ϑανόντες. El. 1419 f. „Der Todte tödtet den Lebenden“: Nauck zu Trach. 1163. 6) Fr. 753. 805.
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Kunde von irdischen Ereignissen kann bis zu ihm hinab-
dringen 1); er selbst kann, im Schutz der unterirdischen Götter
und ihrer Beisitzerin, Dike, die seine Ansprüche wahrnehmen 2),
in das Leben herübergreifen, als „Fluchgeist“ für solche die
seinen Willen gering achten 3), in Sendung schwerer Traum-
gesichte für seine Feinde 4), als Helfer und unsichtbar wirken-
der Kampfgenoss der Seinigen in höchster Noth 5).
Von einer Ewigkeit seligen Lebens, das der Seele, des
Gottes im Menschen, nach ihrer völligen Lösung aus Leibes-
banden warte, weiss der Dichter nichts, so wenig wie von
ewiger Verdammniss der Unfrommen. Nur des ganz beson-
deren Gnadenstandes, in den der in den Weihen der Göt-
tinnen zu Eleusis Gereinigte in dem unterirdischen Nachleben
eintreten werde, thut er Erwähnung 6), wie er denn dieser Krone
4)
1) El. 1066 ff.
2) οὐκ ἀπερίτροπος des Ermordeten ist der Gott der Unterwelt:
El. 184. Daher alle Götter und Geister des Hades angerufen werden,
selbst den Mord des Agamemnon zu rächen: El. 110—116. Als Vertre-
terin der Rechtsansprüche des Todten heisst Δίκη, ἡ ξύνοικος τῶν κάτω
ϑεῶν Ant. 451.
3) Herakles, dem Hyllos seine letzten Aufträge gebend, droht diesem
zuletzt: εἰ δὲ μή, μενῶ σ̕ ἐγὼ καὶ νέρϑεν ὤν, ἀραῖος εἰς ἀεὶ βαρύς Trach.
1201 f. Vgl. fr. 367. S. oben p. 241 Anm.
4) El. 459 f.: Elektra vermuthet, Agamemnon selbst habe der Kly-
tämnestra die δυςπρόσοπτ̕ ὀνείρατα geschickt. (Die Götter statt des Todten
hier durch Veränderung der Ueberlieferung — mit Nauck — als Traum-
sender einzusetzen, ist kein Grund. Auch ἥρωες können nächtliche Schreck-
bilder senden: s. oben p. 376, 1. Hier vermuthet Elektra, der ungerächte
Ermordete sei es, der selbst durch solche Vorboten seines Grimms seine
Bereitwilligkeit zur Rache mitzuwirken angekündigt habe. Das passt sehr
gut, und sogar ganz allein in den Zusammenhang ihrer Ermahnungen
an die Schwester.).
5) ἀρωγός El. 454. ζῶσιν οἱ γᾶς κάτω κείμενοι. παλίρρυτον γὰρ αἷμα
ὑπεξαιροὐσι τῶν κτανόντων οἱ πάλαι ϑανόντες. El. 1419 f. „Der Todte
tödtet den Lebenden“: Nauck zu Trach. 1163.
6) Fr. 753. 805.
4) oder deren unmittelbarer Nähe vorausgesetzt, nicht sein Abscheiden in
ein unerreichbares Todtenland: welche Vorstellung, aus homerische Dich-
tung beibehalten, unausgeglichen neben jener anderen herzugehn pflegt.
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