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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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auch hier eine Richtung auf religiös-sittliche Erweckung. Nach
den Thaten des früheren Lebens werden die Bedingungen der

des Euphorbos wird hier, aus leicht zu errathenden Gründen, auf Hermo-
timos übertragen). Heraklides phesin peri autou tade legein (ton Puthagoran)
heisst es bei Laertius; sehr möglich, dass der Ausdruck ungenau ist,
Heraklides nicht (wie die Worte des L. D. eigentlich besagen) auf eine
Aussage des Pythagoras (in einem Buche) sich berief, sondern ihn dies
alles (in einem Zwiegespräch) sagen liess. Hiebei wird er ausser der
Verkörperung als Euphorbos, die er aus der Sage übernahm, alles übrige
nach seiner Willkür gestaltet haben. Seine Fabel ist dann von Anderen
frei variirt worden: zwei, von der Fiktion des Her. ausgehende aber in
einzelnen Punkten von ihm abweichende Versionen (deren erste vertreten
oi Puthagorikoi, die zweite Pythagoras selbst, in einem Buche? Puthagoras
phesin, heisst es) stehen in den Schol. Apoll. Rhod. 1, 645. Was Gellius
4, 11, 14 mit Berufung auf Klearch und Dikäarch erzählt, weicht (ausser
bei Euphorbos) von Heraklides völlig ab (und ist in den Namen nicht zu
ändern), mag aber doch eine parodirende Umbiegung seiner Fabelei sein
(wie man sie zwar weniger dem Klearch, sehr wohl aber dem Dikäarch
zutrauen kann) und keine andren Quellen haben. Ermuntert durch solche
Vorgänger setzt dann Lucian im "Hahn" (c. 19. 20) die Parodirung jener
Märchen fort. Ernsthaft benutzt scheinen die Berichte des Heraklides
zu sein in der graphe, in welcher Pythagoras autos phesi di epta kai dieko-
sion eton ex aideo paragegenesthai eis anthropous (Laert. D. 8, 14): d. h.
wie Diels, Archiv f. Gesch. d. Philos. 3, 468 f. sehr wahrscheinlich macht,
in jenem dreigetheilten, nicht vor dem 3. Jahrh. in ionischem Dialekt ge-
schriebenen pseudopythagoreischen Buche, das Laert. D. 8, 6. 9. 10 nennt
und benutzt (vgl. Schol. Plat. Rep. 10, 600 B.). Wenn dort P. berichtet,
er sei "nach je 207 Jahren" aus der Unterwelt wieder ans Licht ge-
kommen, so ist vielleicht, mit Zugrundelegung der Geburtenkette des
Heraklides und der Chronologie des Apollodor (dann freilich erst im
Anfang des letzten Jahrhunderts vor Chr.), so gerechnet: Pythagoras geb.
572, Pyrrhos 779, Hermotimos 986, Euphorbos 1193 (im 1. Jahre der
Troika nach Eratosthenes und Apollodor), Aithalides 1400. Dabei wäre
freilich, von andrem abgesehen, mit plumpem Missgriff von Geburt zu
Geburt, statt vom Tode des A zur Geburt des B gerechnet. (Andre
Intervalle geben die Theologum. arithm. p. 40 [216 = 63; Laert. 8, 14
hiernach zu corrigiren -- wie ich früher vorschlug -- ist nicht räthlich.],
Schol. Bern. Lucan. 9, 1 p. 289, 12 Us. [462. Verschrieben statt 432
= 2 x 216? Vgl. Theol. ar. p. 40, 30 ff.]). -- Eine pythagoreische Schrift
aus der Zeit vor Heraklides, in der von jenen Vorgeburten berichtet
worden wäre, lässt sich nicht mit Sicherheit nachweisen. Es könnte ja
scheinen (wie es einst mir schien, Rhein. Mus. 26, 558), als ob die Ver-
bindung, in welcher die Sagen von den Vorgeburten mit einem Bericht

auch hier eine Richtung auf religiös-sittliche Erweckung. Nach
den Thaten des früheren Lebens werden die Bedingungen der

des Euphorbos wird hier, aus leicht zu errathenden Gründen, auf Hermo-
timos übertragen). Heraklides φησὶν περὶ αὑτοῦ τάδε λέγειν (τὸν Πυϑαγόραν)
heisst es bei Laertius; sehr möglich, dass der Ausdruck ungenau ist,
Heraklides nicht (wie die Worte des L. D. eigentlich besagen) auf eine
Aussage des Pythagoras (in einem Buche) sich berief, sondern ihn dies
alles (in einem Zwiegespräch) sagen liess. Hiebei wird er ausser der
Verkörperung als Euphorbos, die er aus der Sage übernahm, alles übrige
nach seiner Willkür gestaltet haben. Seine Fabel ist dann von Anderen
frei variirt worden: zwei, von der Fiktion des Her. ausgehende aber in
einzelnen Punkten von ihm abweichende Versionen (deren erste vertreten
οἱ Πυϑαγορικοί, die zweite Pythagoras selbst, in einem Buche? Πυϑαγόρας
φησίν, heisst es) stehen in den Schol. Apoll. Rhod. 1, 645. Was Gellius
4, 11, 14 mit Berufung auf Klearch und Dikäarch erzählt, weicht (ausser
bei Euphorbos) von Heraklides völlig ab (und ist in den Namen nicht zu
ändern), mag aber doch eine parodirende Umbiegung seiner Fabelei sein
(wie man sie zwar weniger dem Klearch, sehr wohl aber dem Dikäarch
zutrauen kann) und keine andren Quellen haben. Ermuntert durch solche
Vorgänger setzt dann Lucian im „Hahn“ (c. 19. 20) die Parodirung jener
Märchen fort. Ernsthaft benutzt scheinen die Berichte des Heraklides
zu sein in der γραφή, in welcher Pythagoras αὐτός φησι δι̕ ἑπτὰ καὶ διηκο-
σίων ἐτῶν ἐξ ἀΐδεω παραγεγενῆσϑαι εἰς ἀνϑρώπους (Laert. D. 8, 14): d. h.
wie Diels, Archiv f. Gesch. d. Philos. 3, 468 f. sehr wahrscheinlich macht,
in jenem dreigetheilten, nicht vor dem 3. Jahrh. in ionischem Dialekt ge-
schriebenen pseudopythagoreischen Buche, das Laert. D. 8, 6. 9. 10 nennt
und benutzt (vgl. Schol. Plat. Rep. 10, 600 B.). Wenn dort P. berichtet,
er sei „nach je 207 Jahren“ aus der Unterwelt wieder ans Licht ge-
kommen, so ist vielleicht, mit Zugrundelegung der Geburtenkette des
Heraklides und der Chronologie des Apollodor (dann freilich erst im
Anfang des letzten Jahrhunderts vor Chr.), so gerechnet: Pythagoras geb.
572, Pyrrhos 779, Hermotimos 986, Euphorbos 1193 (im 1. Jahre der
Τρωϊκά nach Eratosthenes und Apollodor), Aithalides 1400. Dabei wäre
freilich, von andrem abgesehen, mit plumpem Missgriff von Geburt zu
Geburt, statt vom Tode des A zur Geburt des B gerechnet. (Andre
Intervalle geben die Theologum. arithm. p. 40 [216 = 63; Laert. 8, 14
hiernach zu corrigiren — wie ich früher vorschlug — ist nicht räthlich.],
Schol. Bern. Lucan. 9, 1 p. 289, 12 Us. [462. Verschrieben statt 432
= 2 × 216? Vgl. Theol. ar. p. 40, 30 ff.]). — Eine pythagoreische Schrift
aus der Zeit vor Heraklides, in der von jenen Vorgeburten berichtet
worden wäre, lässt sich nicht mit Sicherheit nachweisen. Es könnte ja
scheinen (wie es einst mir schien, Rhein. Mus. 26, 558), als ob die Ver-
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[455/0471] auch hier eine Richtung auf religiös-sittliche Erweckung. Nach den Thaten des früheren Lebens werden die Bedingungen der 2) 2) des Euphorbos wird hier, aus leicht zu errathenden Gründen, auf Hermo- timos übertragen). Heraklides φησὶν περὶ αὑτοῦ τάδε λέγειν (τὸν Πυϑαγόραν) heisst es bei Laertius; sehr möglich, dass der Ausdruck ungenau ist, Heraklides nicht (wie die Worte des L. D. eigentlich besagen) auf eine Aussage des Pythagoras (in einem Buche) sich berief, sondern ihn dies alles (in einem Zwiegespräch) sagen liess. Hiebei wird er ausser der Verkörperung als Euphorbos, die er aus der Sage übernahm, alles übrige nach seiner Willkür gestaltet haben. Seine Fabel ist dann von Anderen frei variirt worden: zwei, von der Fiktion des Her. ausgehende aber in einzelnen Punkten von ihm abweichende Versionen (deren erste vertreten οἱ Πυϑαγορικοί, die zweite Pythagoras selbst, in einem Buche? Πυϑαγόρας φησίν, heisst es) stehen in den Schol. Apoll. Rhod. 1, 645. Was Gellius 4, 11, 14 mit Berufung auf Klearch und Dikäarch erzählt, weicht (ausser bei Euphorbos) von Heraklides völlig ab (und ist in den Namen nicht zu ändern), mag aber doch eine parodirende Umbiegung seiner Fabelei sein (wie man sie zwar weniger dem Klearch, sehr wohl aber dem Dikäarch zutrauen kann) und keine andren Quellen haben. Ermuntert durch solche Vorgänger setzt dann Lucian im „Hahn“ (c. 19. 20) die Parodirung jener Märchen fort. Ernsthaft benutzt scheinen die Berichte des Heraklides zu sein in der γραφή, in welcher Pythagoras αὐτός φησι δι̕ ἑπτὰ καὶ διηκο- σίων ἐτῶν ἐξ ἀΐδεω παραγεγενῆσϑαι εἰς ἀνϑρώπους (Laert. D. 8, 14): d. h. wie Diels, Archiv f. Gesch. d. Philos. 3, 468 f. sehr wahrscheinlich macht, in jenem dreigetheilten, nicht vor dem 3. Jahrh. in ionischem Dialekt ge- schriebenen pseudopythagoreischen Buche, das Laert. D. 8, 6. 9. 10 nennt und benutzt (vgl. Schol. Plat. Rep. 10, 600 B.). Wenn dort P. berichtet, er sei „nach je 207 Jahren“ aus der Unterwelt wieder ans Licht ge- kommen, so ist vielleicht, mit Zugrundelegung der Geburtenkette des Heraklides und der Chronologie des Apollodor (dann freilich erst im Anfang des letzten Jahrhunderts vor Chr.), so gerechnet: Pythagoras geb. 572, Pyrrhos 779, Hermotimos 986, Euphorbos 1193 (im 1. Jahre der Τρωϊκά nach Eratosthenes und Apollodor), Aithalides 1400. Dabei wäre freilich, von andrem abgesehen, mit plumpem Missgriff von Geburt zu Geburt, statt vom Tode des A zur Geburt des B gerechnet. (Andre Intervalle geben die Theologum. arithm. p. 40 [216 = 63; Laert. 8, 14 hiernach zu corrigiren — wie ich früher vorschlug — ist nicht räthlich.], Schol. Bern. Lucan. 9, 1 p. 289, 12 Us. [462. Verschrieben statt 432 = 2 × 216? Vgl. Theol. ar. p. 40, 30 ff.]). — Eine pythagoreische Schrift aus der Zeit vor Heraklides, in der von jenen Vorgeburten berichtet worden wäre, lässt sich nicht mit Sicherheit nachweisen. Es könnte ja scheinen (wie es einst mir schien, Rhein. Mus. 26, 558), als ob die Ver- bindung, in welcher die Sagen von den Vorgeburten mit einem Bericht

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/471>, abgerufen am 22.11.2024.