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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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gedacht 1). Aristeas, in seiner Vaterstadt Prokonnesos ein an-
gesehener Mann, hatte die Zaubergabe der lang andauernden

Opusc. crit. 2, 269 f. nachgewiesen. Die Ausschmückung der Sage, wo-
nach Abaris, gleich Musaeos, durch die Luft flog auf seinem Pfeile [wohl
demselben, von dem Heraklides Pont. bei Eratosth. Catast. 29 Seltsames
erzählt] ist später als Herodot, auch als Lykurg. Sie liesse sich dem Hera-
klides Pont. zutrauen. S. Porphyr. V. Pyth. 29. Jamblich. V. P. 91. 136.
Himer. or. 25, 2. 4. Nonnus Dion. 11, 132 f. Procop. Gaz. epist. 96).
Abaris wird gedacht als entheos (Eudoc.), als kathartes und khresmologos,
der Seuchen zauberhaft vertreibt (namentlich in Sparta. Dort Ausrich-
tung der koluteria, Abwehropfer; Gründung des Tempels der Kore sotsira.
Apollon. mirab. 4 [wohl aus Theopomp: Rhein. Mus. 26, 558]; Jamblich.
92. 142. Pausan. 3, 13, 2), Erdbeben, Pest u. dgl. voraussagt (Apollon.),
Krankenheilung und Epoden lehrt (Plat. Charm. 158 D.), ein Vorbild
eukolias kai litotetos kai dikaiosunes giebt (Strabo 7, 301). -- Dieser, in
der Sage ziemlich unbestimmt gelassenen Gestalt bemächtigte sich dann
1) die athenische (wahrscheinlich recht junge) Cultlegende von der Stif-
tung der Proerosien (Harpocr. s. Abaris; Suidas s. proerosiai; Schol.
Ar. Eq. 729; aus Lykurgs Rede kata Menesaikhmou) und 2) die pythago-
reische Legende. Dass der Bericht des Jamblichus V. P. 91--93. 147
(denn 215--217, Abaris und Pythagoras vor Phalaris, stammt zweifellos
aus Apollonius Tyan.) von dem Verkehr des Pyth. mit Abaris auf den
märchenhaften "Abaris" des Heraklides Ponticus zurückgehe, wie Krische
de soc. Pythag. p. 38 und noch entschiedener Diels, Archiv f. Gesch. d.
Philos.
3, 468 behaupten, ist an sich sehr glaublich, nur mit nichts näher
nachzuweisen; es fehlt jede Spur gerade davon, dass bei Her. Abaris
im Verkehr mit Pythagoras vorkam. (Puthagoras en to pros Abarin
logo bei Procl. in Tim. 141 D könnte ja wohl möglicher Weise, muss
aber nicht, wie Diels annimmt, auf den "Abaris" des Heraklides sich be-
ziehen.) Jedenfalls ist die Verbindung des Abaris mit Pythagoras spät er-
sonnen; ob sie in der Aristotelischen Schrift peri ton Puthagoreion schon er-
wähnt war und erwähnt werden konnte, ist ganz unbekannt. -- Uebrigens
herrschte durchaus die Vorstellung, dass Abaris nicht in grauer Vorzeit
sondern in geschichtlich hellen Zeiten nach Griechenland gekommen sei.
Pindar liess dies geschehen kata Kroison ton Ludon basilea (wohl um die
Zeit der Sardeon alosis ol. 58, 3; 546), "andre" (Harpocr.) schon in der
21. Olympiade (696). Die Gründe beider Zeitbestimmungen entgehen
uns. Wer mit Eusebius und Nikostratos (bei Harp.) den Abaris setzte
auf Ol. 53 (kata ten ng Olumpiada: denn so ist bei Harpocr. zu schrei-
ben; die richtige Schreibung hat, aus Harpokration, Suidas s. Ab. er-
halten), konnte ihn noch als Zeitgenossen des Pythagoras gelten lassen;
nur ist diese Bestimmung nicht (wie Diels a. O. annimmt) so gewonnen,
dass A. um 40 Jahre älter als Pythagoras gesetzt wurde (die akme des
Pyth. fällt in Ol. 62 [s. Rhein. Mus. 26, 570] und dahin, nicht auf Ol. 63,
1) Aristeas: Pindar fr. 271.

gedacht 1). Aristeas, in seiner Vaterstadt Prokonnesos ein an-
gesehener Mann, hatte die Zaubergabe der lang andauernden

Opusc. crit. 2, 269 f. nachgewiesen. Die Ausschmückung der Sage, wo-
nach Abaris, gleich Musaeos, durch die Luft flog auf seinem Pfeile [wohl
demselben, von dem Heraklides Pont. bei Eratosth. Catast. 29 Seltsames
erzählt] ist später als Herodot, auch als Lykurg. Sie liesse sich dem Hera-
klides Pont. zutrauen. S. Porphyr. V. Pyth. 29. Jamblich. V. P. 91. 136.
Himer. or. 25, 2. 4. Nonnus Dion. 11, 132 f. Procop. Gaz. epist. 96).
Abaris wird gedacht als ἔνϑεος (Eudoc.), als καϑαρτής und χρησμολόγος,
der Seuchen zauberhaft vertreibt (namentlich in Sparta. Dort Ausrich-
tung der κωλυτήρια, Abwehropfer; Gründung des Tempels der Κόρη σώτςιρα.
Apollon. mirab. 4 [wohl aus Theopomp: Rhein. Mus. 26, 558]; Jamblich.
92. 142. Pausan. 3, 13, 2), Erdbeben, Pest u. dgl. voraussagt (Apollon.),
Krankenheilung und Epoden lehrt (Plat. Charm. 158 D.), ein Vorbild
εὐκολίας καὶ λιτότητος καὶ δικαιοσύνης giebt (Strabo 7, 301). — Dieser, in
der Sage ziemlich unbestimmt gelassenen Gestalt bemächtigte sich dann
1) die athenische (wahrscheinlich recht junge) Cultlegende von der Stif-
tung der Proërosien (Harpocr. s. Ἄβαρις; Suidas s. προηροσίαι; Schol.
Ar. Eq. 729; aus Lykurgs Rede κατὰ Μενεσαίχμου) und 2) die pythago-
reische Legende. Dass der Bericht des Jamblichus V. P. 91—93. 147
(denn 215—217, Abaris und Pythagoras vor Phalaris, stammt zweifellos
aus Apollonius Tyan.) von dem Verkehr des Pyth. mit Abaris auf den
märchenhaften „Abaris“ des Heraklides Ponticus zurückgehe, wie Krische
de soc. Pythag. p. 38 und noch entschiedener Diels, Archiv f. Gesch. d.
Philos.
3, 468 behaupten, ist an sich sehr glaublich, nur mit nichts näher
nachzuweisen; es fehlt jede Spur gerade davon, dass bei Her. Abaris
im Verkehr mit Pythagoras vorkam. (Πυϑαγόρας ἐν τῷ πρὸς Ἄβαριν
λόγῳ bei Procl. in Tim. 141 D könnte ja wohl möglicher Weise, muss
aber nicht, wie Diels annimmt, auf den „Abaris“ des Heraklides sich be-
ziehen.) Jedenfalls ist die Verbindung des Abaris mit Pythagoras spät er-
sonnen; ob sie in der Aristotelischen Schrift περὶ τῶν Πυϑαγορείων schon er-
wähnt war und erwähnt werden konnte, ist ganz unbekannt. — Uebrigens
herrschte durchaus die Vorstellung, dass Abaris nicht in grauer Vorzeit
sondern in geschichtlich hellen Zeiten nach Griechenland gekommen sei.
Pindar liess dies geschehen κατὰ Κροῖσον τὸν Λυδῶν βασιλέα (wohl um die
Zeit der Σάρδεων ἅλωσις ol. 58, 3; 546), „andre“ (Harpocr.) schon in der
21. Olympiade (696). Die Gründe beider Zeitbestimmungen entgehen
uns. Wer mit Eusebius und Nikostratos (bei Harp.) den Abaris setzte
auf Ol. 53 (κατὰ τὴν ν̅γ̅ Ὀλυμπιάδα: denn so ist bei Harpocr. zu schrei-
ben; die richtige Schreibung hat, aus Harpokration, Suidas s. Ἄβ. er-
halten), konnte ihn noch als Zeitgenossen des Pythagoras gelten lassen;
nur ist diese Bestimmung nicht (wie Diels a. O. annimmt) so gewonnen,
dass A. um 40 Jahre älter als Pythagoras gesetzt wurde (die ἀκμὴ des
Pyth. fällt in Ol. 62 [s. Rhein. Mus. 26, 570] und dahin, nicht auf Ol. 63,
1) Aristeas: Pindar fr. 271.
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[382/0398] gedacht 1). Aristeas, in seiner Vaterstadt Prokonnesos ein an- gesehener Mann, hatte die Zaubergabe der lang andauernden 1) 1) Aristeas: Pindar fr. 271. 1) Opusc. crit. 2, 269 f. nachgewiesen. Die Ausschmückung der Sage, wo- nach Abaris, gleich Musaeos, durch die Luft flog auf seinem Pfeile [wohl demselben, von dem Heraklides Pont. bei Eratosth. Catast. 29 Seltsames erzählt] ist später als Herodot, auch als Lykurg. Sie liesse sich dem Hera- klides Pont. zutrauen. S. Porphyr. V. Pyth. 29. Jamblich. V. P. 91. 136. Himer. or. 25, 2. 4. Nonnus Dion. 11, 132 f. Procop. Gaz. epist. 96). Abaris wird gedacht als ἔνϑεος (Eudoc.), als καϑαρτής und χρησμολόγος, der Seuchen zauberhaft vertreibt (namentlich in Sparta. Dort Ausrich- tung der κωλυτήρια, Abwehropfer; Gründung des Tempels der Κόρη σώτςιρα. Apollon. mirab. 4 [wohl aus Theopomp: Rhein. Mus. 26, 558]; Jamblich. 92. 142. Pausan. 3, 13, 2), Erdbeben, Pest u. dgl. voraussagt (Apollon.), Krankenheilung und Epoden lehrt (Plat. Charm. 158 D.), ein Vorbild εὐκολίας καὶ λιτότητος καὶ δικαιοσύνης giebt (Strabo 7, 301). — Dieser, in der Sage ziemlich unbestimmt gelassenen Gestalt bemächtigte sich dann 1) die athenische (wahrscheinlich recht junge) Cultlegende von der Stif- tung der Proërosien (Harpocr. s. Ἄβαρις; Suidas s. προηροσίαι; Schol. Ar. Eq. 729; aus Lykurgs Rede κατὰ Μενεσαίχμου) und 2) die pythago- reische Legende. Dass der Bericht des Jamblichus V. P. 91—93. 147 (denn 215—217, Abaris und Pythagoras vor Phalaris, stammt zweifellos aus Apollonius Tyan.) von dem Verkehr des Pyth. mit Abaris auf den märchenhaften „Abaris“ des Heraklides Ponticus zurückgehe, wie Krische de soc. Pythag. p. 38 und noch entschiedener Diels, Archiv f. Gesch. d. Philos. 3, 468 behaupten, ist an sich sehr glaublich, nur mit nichts näher nachzuweisen; es fehlt jede Spur gerade davon, dass bei Her. Abaris im Verkehr mit Pythagoras vorkam. (Πυϑαγόρας ἐν τῷ πρὸς Ἄβαριν λόγῳ bei Procl. in Tim. 141 D könnte ja wohl möglicher Weise, muss aber nicht, wie Diels annimmt, auf den „Abaris“ des Heraklides sich be- ziehen.) Jedenfalls ist die Verbindung des Abaris mit Pythagoras spät er- sonnen; ob sie in der Aristotelischen Schrift περὶ τῶν Πυϑαγορείων schon er- wähnt war und erwähnt werden konnte, ist ganz unbekannt. — Uebrigens herrschte durchaus die Vorstellung, dass Abaris nicht in grauer Vorzeit sondern in geschichtlich hellen Zeiten nach Griechenland gekommen sei. Pindar liess dies geschehen κατὰ Κροῖσον τὸν Λυδῶν βασιλέα (wohl um die Zeit der Σάρδεων ἅλωσις ol. 58, 3; 546), „andre“ (Harpocr.) schon in der 21. Olympiade (696). Die Gründe beider Zeitbestimmungen entgehen uns. Wer mit Eusebius und Nikostratos (bei Harp.) den Abaris setzte auf Ol. 53 (κατὰ τὴν ν̅γ̅ Ὀλυμπιάδα: denn so ist bei Harpocr. zu schrei- ben; die richtige Schreibung hat, aus Harpokration, Suidas s. Ἄβ. er- halten), konnte ihn noch als Zeitgenossen des Pythagoras gelten lassen; nur ist diese Bestimmung nicht (wie Diels a. O. annimmt) so gewonnen, dass A. um 40 Jahre älter als Pythagoras gesetzt wurde (die ἀκμὴ des Pyth. fällt in Ol. 62 [s. Rhein. Mus. 26, 570] und dahin, nicht auf Ol. 63,

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/398>, abgerufen am 22.11.2024.