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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Am liebsten erscheint sie in der Nacht, beim halben Lichte
des Mondes, auf den Kreuzwegen; nicht allein: sie hat ihren
"Schwarm", ihre Dienerinnen, die sie begleiten. Das sind die
Seelen derer, die der Bestattung und ihrer heiligen Gebräuche
nicht theilhaftig geworden sind, oder die mit Gewalt um das

des Acheron: Sophron b. Stob. l. l. p. 419, 17. 18 (neben Lamia, Gorgo,
Ephialtes als Märchengestalt genannt bei Strabo 1 p. 19). Mormolukeion:
s. Ruhnken. Tim. lex. p. 179 ff. Davon Abkürzung Mormo (Mommo, Hesych.;
mit Metathesis des r Mombro, Hesych.). Diese auch in der Mehrzahl:
osper mormonas paidaria (phobountai) Xen. Hell. 4, 4, 17. Hesych. mormonas ;
planetas daimonas (also umgehend, wie bei Hesiod und in dem Pytha-
goreischen sumbolon die Erinyen, wie der alastor, die unruhig umgehende
Seele, von alasthai benannt [so Lobeck, Paralip. 450]). Uebrigens in der
Mehrzahl auch Ekatas Lucian Philops. 39 extr. (vielleicht nur generali-
sirend); trisson Ekaton Pariser Zauberbuch 2825 f.; Empousai (neben
alla eidola), Dionys. Perieg. 725 u. ö. Die Mormo ein Kinderschreck:
Mormo daknei Theocrit. 15, 40. Ebenso ist ein kinderraubender Unhold
Lamia. (Duris fr. 35; Diodor. 20, 41; Heraclit. incredib. 34 etc. Einiges
bei Friedländer, Darstell. a. d. Sitteng.4 1, 511 f. Hypokoristisch Lamo:
Schol. Ar. Eq. 62). Und Mormo heisst selbst Lamia: Mormous tes kai
Lamias Schol. Gregor. Naz. bei Ruhnken Tim. p. 182a. Mit Mormo und
Lamia identificirt wird, bei Schol. Theocrit. 15, 40, Gello, das schon
von Sappho erwähnte kinderraubende Gespenst (Zenob. 3, 3 etc.). Auch
Karko ist dasselbe wie Lamia (Hesych). Lamia ist offenbar der all-
gemeine Name (vgl. auch oben p. 181), Mormo, Gello, Karko, auch Em-
pusa sind einzelne Lamien. Die aber in einander verschwimmen. Wie
Mormo und Gello zusammenfallen, so Gello und Empusa: Gello eidolon
Empouses Hesych. (Empusen, Lamien und Mormolyken dieselben: Philostr.
V. Apoll. 4, 25 p. 145, 16). Die Empusa, in immer wechselnden Gestalten
erscheinend (Arist. Ran. 289 ff.), begegnet wohl auch Nachts den Menschen
(nukterinon phasma e Empousa vit. Aeschin. init. S. Philostr. v. Apoll. 2, 4),
meist aber (wie Hekate bei Lucian) am Mittag, mesembrias otan tois katoi-
khomenois enagizosin: Schol. Arist. Ran. 293. Sie ist das daemonium meri-
dianum
, das unter dem Namen Diana christliche Autoren kennen (s.
Lobeck, Aglaoph. 1092. Grimm D. Myth.4 972. Ueber den Mittagsteufel
s. Grimm III 342; Rochholz, D. Glaube u. Br. 1, 67 ff., Mannhardt
Ant. Wald- u. Feldc. 2, 135 f. Haberland, Ztsch. f. Völkerpsychol. 13,
310 ff.). Mit ihr, und mit Baubo, Gorgo, Mormo und also auch Gello,
Karko, Lamia ist Hekate, soweit sie als eidolon auf der Oberwelt er-
scheint, identisch. -- Das Verfliessen der Linien und Zusammenfallen
der Gestalten ist für diesen sinnetäuschenden Spuck charakteristisch.
In Wahrheit werden die einzelnen Namen (zum Theil onomatopoie-
tisch gebildete Schrecknamen) ursprünglich Benennungen der Ge-

Am liebsten erscheint sie in der Nacht, beim halben Lichte
des Mondes, auf den Kreuzwegen; nicht allein: sie hat ihren
„Schwarm“, ihre Dienerinnen, die sie begleiten. Das sind die
Seelen derer, die der Bestattung und ihrer heiligen Gebräuche
nicht theilhaftig geworden sind, oder die mit Gewalt um das

des Acheron: Sophron b. Stob. l. l. p. 419, 17. 18 (neben Λάμια, Γοργώ,
Ἐφιάλτης als Märchengestalt genannt bei Strabo 1 p. 19). Μορμολύκειον:
s. Ruhnken. Tim. lex. p. 179 ff. Davon Abkürzung Μορμώ (Μομμώ, Hesych.;
mit Metathesis des ρ Μομβρώ, Hesych.). Diese auch in der Mehrzahl:
ὥσπερ μορμόνας παιδάρια (φοβοῦνται) Xen. Hell. 4, 4, 17. Hesych. μορμόνας ·
πλάνητας δαίμονας (also umgehend, wie bei Hesiod und in dem Pytha-
goreischen σύμβολον die Erinyen, wie der ἀλάστωρ, die unruhig umgehende
Seele, von ἀλᾶσϑαι benannt [so Lobeck, Paralip. 450]). Uebrigens in der
Mehrzahl auch Ἑκάτας Lucian Philops. 39 extr. (vielleicht nur generali-
sirend); τρισσῶν Ἑκατῶν Pariser Zauberbuch 2825 f.; Ἔμπουσαι (neben
ἄλλα εἴδωλα), Dionys. Perieg. 725 u. ö. Die Μορμώ ein Kinderschreck:
Μορμὼ δάκνει Theocrit. 15, 40. Ebenso ist ein kinderraubender Unhold
Λάμια. (Duris fr. 35; Diodor. 20, 41; Heraclit. incredib. 34 etc. Einiges
bei Friedländer, Darstell. a. d. Sitteng.4 1, 511 f. Hypokoristisch Λαμώ:
Schol. Ar. Eq. 62). Und Mormo heisst selbst Lamia: Μορμοῦς τῆς καὶ
Λαμίας Schol. Gregor. Naz. bei Ruhnken Tim. p. 182a. Mit Mormo und
Lamia identificirt wird, bei Schol. Theocrit. 15, 40, Γελλώ, das schon
von Sappho erwähnte kinderraubende Gespenst (Zenob. 3, 3 etc.). Auch
Καρκώ ist dasselbe wie Λάμια (Hesych). Lamia ist offenbar der all-
gemeine Name (vgl. auch oben p. 181), Mormo, Gello, Karko, auch Em-
pusa sind einzelne Lamien. Die aber in einander verschwimmen. Wie
Mormo und Gello zusammenfallen, so Gello und Empusa: Γελλὼ εἴδωλον
Ἐμπούσης Hesych. (Empusen, Lamien und Mormolyken dieselben: Philostr.
V. Apoll. 4, 25 p. 145, 16). Die Empusa, in immer wechselnden Gestalten
erscheinend (Arist. Ran. 289 ff.), begegnet wohl auch Nachts den Menschen
(νυκτερινὸν φάσμα ἡ Ἔμπουσα vit. Aeschin. init. S. Philostr. v. Apoll. 2, 4),
meist aber (wie Hekate bei Lucian) am Mittag, μεσημβρίας ὅταν τοῖς κατοι-
χομένοις ἐναγίζωσιν: Schol. Arist. Ran. 293. Sie ist das daemonium meri-
dianum
, das unter dem Namen Diana christliche Autoren kennen (s.
Lobeck, Aglaoph. 1092. Grimm D. Myth.4 972. Ueber den Mittagsteufel
s. Grimm III 342; Rochholz, D. Glaube u. Br. 1, 67 ff., Mannhardt
Ant. Wald- u. Feldc. 2, 135 f. Haberland, Ztsch. f. Völkerpsychol. 13,
310 ff.). Mit ihr, und mit Baubo, Gorgo, Mormo und also auch Gello,
Karko, Lamia ist Hekate, soweit sie als εἴδωλον auf der Oberwelt er-
scheint, identisch. — Das Verfliessen der Linien und Zusammenfallen
der Gestalten ist für diesen sinnetäuschenden Spuck charakteristisch.
In Wahrheit werden die einzelnen Namen (zum Theil onomatopoie-
tisch gebildete Schrecknamen) ursprünglich Benennungen der Ge-
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[372/0388] Am liebsten erscheint sie in der Nacht, beim halben Lichte des Mondes, auf den Kreuzwegen; nicht allein: sie hat ihren „Schwarm“, ihre Dienerinnen, die sie begleiten. Das sind die Seelen derer, die der Bestattung und ihrer heiligen Gebräuche nicht theilhaftig geworden sind, oder die mit Gewalt um das 2) 2) des Acheron: Sophron b. Stob. l. l. p. 419, 17. 18 (neben Λάμια, Γοργώ, Ἐφιάλτης als Märchengestalt genannt bei Strabo 1 p. 19). Μορμολύκειον: s. Ruhnken. Tim. lex. p. 179 ff. Davon Abkürzung Μορμώ (Μομμώ, Hesych.; mit Metathesis des ρ Μομβρώ, Hesych.). Diese auch in der Mehrzahl: ὥσπερ μορμόνας παιδάρια (φοβοῦνται) Xen. Hell. 4, 4, 17. Hesych. μορμόνας · πλάνητας δαίμονας (also umgehend, wie bei Hesiod und in dem Pytha- goreischen σύμβολον die Erinyen, wie der ἀλάστωρ, die unruhig umgehende Seele, von ἀλᾶσϑαι benannt [so Lobeck, Paralip. 450]). Uebrigens in der Mehrzahl auch Ἑκάτας Lucian Philops. 39 extr. (vielleicht nur generali- sirend); τρισσῶν Ἑκατῶν Pariser Zauberbuch 2825 f.; Ἔμπουσαι (neben ἄλλα εἴδωλα), Dionys. Perieg. 725 u. ö. Die Μορμώ ein Kinderschreck: Μορμὼ δάκνει Theocrit. 15, 40. Ebenso ist ein kinderraubender Unhold Λάμια. (Duris fr. 35; Diodor. 20, 41; Heraclit. incredib. 34 etc. Einiges bei Friedländer, Darstell. a. d. Sitteng.4 1, 511 f. Hypokoristisch Λαμώ: Schol. Ar. Eq. 62). Und Mormo heisst selbst Lamia: Μορμοῦς τῆς καὶ Λαμίας Schol. Gregor. Naz. bei Ruhnken Tim. p. 182a. Mit Mormo und Lamia identificirt wird, bei Schol. Theocrit. 15, 40, Γελλώ, das schon von Sappho erwähnte kinderraubende Gespenst (Zenob. 3, 3 etc.). Auch Καρκώ ist dasselbe wie Λάμια (Hesych). Lamia ist offenbar der all- gemeine Name (vgl. auch oben p. 181), Mormo, Gello, Karko, auch Em- pusa sind einzelne Lamien. Die aber in einander verschwimmen. Wie Mormo und Gello zusammenfallen, so Gello und Empusa: Γελλὼ εἴδωλον Ἐμπούσης Hesych. (Empusen, Lamien und Mormolyken dieselben: Philostr. V. Apoll. 4, 25 p. 145, 16). Die Empusa, in immer wechselnden Gestalten erscheinend (Arist. Ran. 289 ff.), begegnet wohl auch Nachts den Menschen (νυκτερινὸν φάσμα ἡ Ἔμπουσα vit. Aeschin. init. S. Philostr. v. Apoll. 2, 4), meist aber (wie Hekate bei Lucian) am Mittag, μεσημβρίας ὅταν τοῖς κατοι- χομένοις ἐναγίζωσιν: Schol. Arist. Ran. 293. Sie ist das daemonium meri- dianum, das unter dem Namen Diana christliche Autoren kennen (s. Lobeck, Aglaoph. 1092. Grimm D. Myth.4 972. Ueber den Mittagsteufel s. Grimm III 342; Rochholz, D. Glaube u. Br. 1, 67 ff., Mannhardt Ant. Wald- u. Feldc. 2, 135 f. Haberland, Ztsch. f. Völkerpsychol. 13, 310 ff.). Mit ihr, und mit Baubo, Gorgo, Mormo und also auch Gello, Karko, Lamia ist Hekate, soweit sie als εἴδωλον auf der Oberwelt er- scheint, identisch. — Das Verfliessen der Linien und Zusammenfallen der Gestalten ist für diesen sinnetäuschenden Spuck charakteristisch. In Wahrheit werden die einzelnen Namen (zum Theil onomatopoie- tisch gebildete Schrecknamen) ursprünglich Benennungen der Ge-

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/388>, abgerufen am 17.05.2024.