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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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die wie Traumerscheinungen unstät wechseln und wanken1).
Die Namen vieler weiblicher Höllengeister, von denen das Volk
zu erzählen wusste: Gorgyra (Gorgo), Mormo, Lamia, Gello
oder Empusa, das Mittagsgespenst, bezeichnen im Grunde nur
wechselnde Verwandlungen und Erscheinungen der Hekate2).

1) Hekate (auf den Dreiwegen naiousa Sophocl. fr. 491) begegnet
den Menschen als antaia theos (Sophocl. fr. 311); sie selbst heisst antaia
(Sophocl. fr. 311. 368. Vgl. Etym. M. 111, 50. Das dort Vorhergehende aus
Schol. Apoll. Rhod. 1, 1141) und so auch ein daimon den sie erscheinen
lässt: Hesych. s. antaia. antaios hier, wie meistens, mit dem Nebensinn
des Feindlichen. Hekate phainomene en ektopois phasmasin Suid. s. Ekaten
(aus Elias Cret. ad. Gregor. Nazianz. IV p. 487 Mign.) Sie erscheint
oder sendet Erscheinungen so Nachts wie am Tage: Einodia, thugater Da-
matros, a ton nuktipolon ephodon anasseis kai methamerion. Eurip. Ion.
1054 ff. (Meilinoe, ein euphemistisch benanntes [vgl. oben p. 192, 2] dä-
monisches Wesen, Hekate oder Empusa, begegnet antaiais ephodoisi kata
zophoeidea nukta. hymn. Orph. 71, 9). Am Mittag erscheint Hekate bei
Lucian, Philops. 22. Bei dieser Mittagsvision thut sich die Erde auf und
es wird ta en Aidou apanta sichtbar (c. 24). Dies erinnert an die Er-
zählung des Heraklides Pont. von Empedotimos, dem en mesembria stathera,
an einem einsamen Orte Pluton und Persephone erscheinen und das ganze
Seelenreich sichtbar wird (Procl. ad Plat. Remp. p. 19, 35 ff. Pitr.). Lucian
will wohl jenes Märchen parodiren. So hat er anderswo in derselben
Schrift eine fabulose Erzählung des Plutarch (p. psukhes) ins Lächerliche
gewendet.
2) Hekate selbst wird angerufen als Gorgo kai Mormo kai Mene kai
polumorphe: hymn. bei Hipp. ref. haer. 4, 35 p. 73 Mill. Von der Hekate
Schol. Apoll. Rhod. 3, 861: legetai kai phasmata epipempein (s. Eurip. Hel.
570; vgl. Dio Chrys. or. 4 p. 168. 169 R.; Hesych. antaia) ta kaloumena
Ekataia (phasmata Ekatika: Marin v. Procli 28) kai pollakis aute meta-
ballein to eidos, dio kai Empousan kaleisthai. Hekate-Empusa auch bei
Aristophanes in den Tagenistai: Schol. Ar. Ran. 293. Hesych. s. Em-
pousa. Also Hekate ist nicht verschieden von Gorgo, Mormo, Empusa.
Auch Baubo (identisch mit Babo auf einer Inschr. aus Paros: Athenaion
5, 15?) heisst sie hymn. mag. p. 289 Ab. v. 2. (schwerlich verwandt mit
baubon, dem aus Herondas übel bekannten [babalon ; aidoion Hesych.].
Sondern wohl von bau, dem Laute des Hundebellens. baukuon, Pariser
Zauberbuch 1911.). Auch dies der Name eines riesigen Nachtgespenstes:
Orph. fr. 216 Ab. Lobeck p. 823. Sonst kennt man diese Namen als
die eigener Höllendämonen. Gorgura, Akherontos gune, Apollodor. p.
theon bei Stob. ecl. 1, 49 p. 419, 15 W. vgl. Apoll. bibl. 1, 5, 3. Hiervon ist
wohl Gorgo (als Hadesbewohnerin schon Odyss. 11, 634 gedacht; khthonia
Gorgo Eurip. Ion. 1058) nur die abgekürzte Form. Mormoluka ; tithene
24*

die wie Traumerscheinungen unstät wechseln und wanken1).
Die Namen vieler weiblicher Höllengeister, von denen das Volk
zu erzählen wusste: Gorgyra (Gorgo), Mormo, Lamia, Gello
oder Empusa, das Mittagsgespenst, bezeichnen im Grunde nur
wechselnde Verwandlungen und Erscheinungen der Hekate2).

1) Hekate (auf den Dreiwegen ναίουσα Sophocl. fr. 491) begegnet
den Menschen als ἀνταία ϑεός (Sophocl. fr. 311); sie selbst heisst ἀνταία
(Sophocl. fr. 311. 368. Vgl. Etym. M. 111, 50. Das dort Vorhergehende aus
Schol. Apoll. Rhod. 1, 1141) und so auch ein δαίμων den sie erscheinen
lässt: Hesych. s. ἀνταία. ἀνταῖος hier, wie meistens, mit dem Nebensinn
des Feindlichen. Hekate φαινομένη ἐν ἐκτόποις φάσμασιν Suid. s. Ἑκάτην
(aus Elias Cret. ad. Gregor. Nazianz. IV p. 487 Mign.) Sie erscheint
oder sendet Erscheinungen so Nachts wie am Tage: Εἰνοδία, ϑύγατερ Δά-
ματρος, ἃ τῶν νυκτιπόλων ἐφόδων ἀνάσσεις καὶ μεϑαμερίων. Eurip. Ion.
1054 ff. (Meilinoë, ein euphemistisch benanntes [vgl. oben p. 192, 2] dä-
monisches Wesen, Hekate oder Empusa, begegnet ἀνταίαις ἐφόδοισι κατὰ
ζοφοειδέα νύκτα. hymn. Orph. 71, 9). Am Mittag erscheint Hekate bei
Lucian, Philops. 22. Bei dieser Mittagsvision thut sich die Erde auf und
es wird τὰ ἐν Ἅιδου ἅπαντα sichtbar (c. 24). Dies erinnert an die Er-
zählung des Heraklides Pont. von Empedotimos, dem ἐν μεσημβρίᾳ σταϑερᾷ,
an einem einsamen Orte Pluton und Persephone erscheinen und das ganze
Seelenreich sichtbar wird (Procl. ad Plat. Remp. p. 19, 35 ff. Pitr.). Lucian
will wohl jenes Märchen parodiren. So hat er anderswo in derselben
Schrift eine fabulose Erzählung des Plutarch (π. ψυχῆς) ins Lächerliche
gewendet.
2) Hekate selbst wird angerufen als Γοργὼ καὶ Μορμὼ καὶ Μήνη καὶ
πολύμορφε: hymn. bei Hipp. ref. haer. 4, 35 p. 73 Mill. Von der Hekate
Schol. Apoll. Rhod. 3, 861: λέγεται καὶ φάσματα ἐπιπέμπειν (s. Eurip. Hel.
570; vgl. Dio Chrys. or. 4 p. 168. 169 R.; Hesych. ὰνταία) τὰ καλούμενα
Ἑκάταια (φάσματα Ἑκατικά: Marin v. Procli 28) καὶ πολλάκις αὐτὴ μετα-
βάλλειν τὸ εἶδος, διὸ καὶ Ἔμπουσαν καλεῖσϑαι. Hekate-Empusa auch bei
Aristophanes in den Ταγηνισταί: Schol. Ar. Ran. 293. Hesych. s. Ἔμ-
πουσα. Also Hekate ist nicht verschieden von Gorgo, Mormo, Empusa.
Auch Βαυβώ (identisch mit Βαβώ auf einer Inschr. aus Paros: Ἀϑήναιον
5, 15?) heisst sie hymn. mag. p. 289 Ab. v. 2. (schwerlich verwandt mit
βαυβών, dem aus Herondas übel bekannten [βάβαλον · αἰδοῖον Hesych.].
Sondern wohl von βαύ, dem Laute des Hundebellens. βαυκύων, Pariser
Zauberbuch 1911.). Auch dies der Name eines riesigen Nachtgespenstes:
Orph. fr. 216 Ab. Lobeck p. 823. Sonst kennt man diese Namen als
die eigener Höllendämonen. Γοργύρα, Ἀχέροντος γυνή, Apollodor. π.
ϑεῶν bei Stob. ecl. 1, 49 p. 419, 15 W. vgl. Apoll. bibl. 1, 5, 3. Hiervon ist
wohl Γοργώ (als Hadesbewohnerin schon Odyss. 11, 634 gedacht; χϑονία
Γοργώ Eurip. Ion. 1058) nur die abgekürzte Form. Μορμολύκα · τιϑήνη
24*
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[371/0387] die wie Traumerscheinungen unstät wechseln und wanken 1). Die Namen vieler weiblicher Höllengeister, von denen das Volk zu erzählen wusste: Gorgyra (Gorgo), Mormo, Lamia, Gello oder Empusa, das Mittagsgespenst, bezeichnen im Grunde nur wechselnde Verwandlungen und Erscheinungen der Hekate 2). 1) Hekate (auf den Dreiwegen ναίουσα Sophocl. fr. 491) begegnet den Menschen als ἀνταία ϑεός (Sophocl. fr. 311); sie selbst heisst ἀνταία (Sophocl. fr. 311. 368. Vgl. Etym. M. 111, 50. Das dort Vorhergehende aus Schol. Apoll. Rhod. 1, 1141) und so auch ein δαίμων den sie erscheinen lässt: Hesych. s. ἀνταία. ἀνταῖος hier, wie meistens, mit dem Nebensinn des Feindlichen. Hekate φαινομένη ἐν ἐκτόποις φάσμασιν Suid. s. Ἑκάτην (aus Elias Cret. ad. Gregor. Nazianz. IV p. 487 Mign.) Sie erscheint oder sendet Erscheinungen so Nachts wie am Tage: Εἰνοδία, ϑύγατερ Δά- ματρος, ἃ τῶν νυκτιπόλων ἐφόδων ἀνάσσεις καὶ μεϑαμερίων. Eurip. Ion. 1054 ff. (Meilinoë, ein euphemistisch benanntes [vgl. oben p. 192, 2] dä- monisches Wesen, Hekate oder Empusa, begegnet ἀνταίαις ἐφόδοισι κατὰ ζοφοειδέα νύκτα. hymn. Orph. 71, 9). Am Mittag erscheint Hekate bei Lucian, Philops. 22. Bei dieser Mittagsvision thut sich die Erde auf und es wird τὰ ἐν Ἅιδου ἅπαντα sichtbar (c. 24). Dies erinnert an die Er- zählung des Heraklides Pont. von Empedotimos, dem ἐν μεσημβρίᾳ σταϑερᾷ, an einem einsamen Orte Pluton und Persephone erscheinen und das ganze Seelenreich sichtbar wird (Procl. ad Plat. Remp. p. 19, 35 ff. Pitr.). Lucian will wohl jenes Märchen parodiren. So hat er anderswo in derselben Schrift eine fabulose Erzählung des Plutarch (π. ψυχῆς) ins Lächerliche gewendet. 2) Hekate selbst wird angerufen als Γοργὼ καὶ Μορμὼ καὶ Μήνη καὶ πολύμορφε: hymn. bei Hipp. ref. haer. 4, 35 p. 73 Mill. Von der Hekate Schol. Apoll. Rhod. 3, 861: λέγεται καὶ φάσματα ἐπιπέμπειν (s. Eurip. Hel. 570; vgl. Dio Chrys. or. 4 p. 168. 169 R.; Hesych. ὰνταία) τὰ καλούμενα Ἑκάταια (φάσματα Ἑκατικά: Marin v. Procli 28) καὶ πολλάκις αὐτὴ μετα- βάλλειν τὸ εἶδος, διὸ καὶ Ἔμπουσαν καλεῖσϑαι. Hekate-Empusa auch bei Aristophanes in den Ταγηνισταί: Schol. Ar. Ran. 293. Hesych. s. Ἔμ- πουσα. Also Hekate ist nicht verschieden von Gorgo, Mormo, Empusa. Auch Βαυβώ (identisch mit Βαβώ auf einer Inschr. aus Paros: Ἀϑήναιον 5, 15?) heisst sie hymn. mag. p. 289 Ab. v. 2. (schwerlich verwandt mit βαυβών, dem aus Herondas übel bekannten [βάβαλον · αἰδοῖον Hesych.]. Sondern wohl von βαύ, dem Laute des Hundebellens. βαυκύων, Pariser Zauberbuch 1911.). Auch dies der Name eines riesigen Nachtgespenstes: Orph. fr. 216 Ab. Lobeck p. 823. Sonst kennt man diese Namen als die eigener Höllendämonen. Γοργύρα, Ἀχέροντος γυνή, Apollodor. π. ϑεῶν bei Stob. ecl. 1, 49 p. 419, 15 W. vgl. Apoll. bibl. 1, 5, 3. Hiervon ist wohl Γοργώ (als Hadesbewohnerin schon Odyss. 11, 634 gedacht; χϑονία Γοργώ Eurip. Ion. 1058) nur die abgekürzte Form. Μορμολύκα · τιϑήνη 24*

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/387>, abgerufen am 22.11.2024.