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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Spuren davon, inmitten aller Feinheit griechischer Civilisation.
Hier fielen selbst Menschenopfer dem furchtbaren Gotte 1).
Die äusseren Zeichen der Verzücktheit, das Rohessen, das
Würgen und Zerreisen von Schlangen durch die Bakchen ver-
schwanden nicht 2). Und der bakchische Wahnsinn, durch
den die Feiernden sich in die Gemeinschaft des Gottes und
seiner Schaaren emporschwangen, verschwand so wenig vor
dem sanfteren Zauber des freundlichen Weingottes und seiner
Feste, dass nunmehr das Rasen und "Besessensein" im Cult
des Dionysos fremden Völkern für eine eigenthümlich helleni-
sche
Form des Gottesdienstes gelten konnte 3).

halten zu haben. Von dem oistros bakkhikos, der einst die Weiber in
Sparta ergriff, redet Aelian v. h. 3, 42; von den fanatischen bakchischen
Feiern auf den Berggipfeln gibt eine Andeutung Alkman fr. 34 (aufs
gründlichste missgedeutet von Welcker, Kl. Schr. 4. 49 ff.). Sprichwört-
lich: virginibus bacchata Lacaenis Taygeta, Virg. Georg. 2, 487. Ein eigenes
Wort bezeichnete die bakchische Wuth dieser spartanischen Maenaden:
dusmainai hiessen sie (Philargyr. zu Virg. G. 2, 487. Hesych. s. dusmainai.
S. Meineke, Anal. Alex. 360). Neben der ekstatischen Bergfeier konnte
sehr wohl das Verbot des trunkenen Herumziehens in Stadt und Land
bestehn, von dem Plato, Leg. 1, 637 A. B. redet.
1) Welcker, Gr.. Götterl. 1, 444. -- Auf Menschenopfer an thraki-
schen Dionysosfesten deutet doch die wunderliche Erzählung des Porphy-
rius, de abstin. 2, 8 von den Bassaroi (die er für einen Volksstamm zu
halten scheint) hin.
2) Noch Clemens Alex., Arnobius, Firmicus Maternus reden von der
omophagia der Bakchen als bestehender Cultsitte. S. Bernays, Die heraklit.
Briefe
73. Noch Galen spricht ebenso von der Schlangenzerreissung an
bakchischen Festen (citirt von Lobeck, Agl. 271, a): zum Fang der
Vipern kallistos esti kairos-un kai autos o Andromakhos (V. 79 ff. seines
Gedichtes) edelosen, enika kai oi to Dionuso bakkheuontes eiothasi diaspan
tas ekhidnas, pauomenou men tou eros, oopo d ergmenou tou therous (de antid.
1, 6; XIV 45 K.) enika-ekhidnas sind Worte des Galen, nicht des Andro-
machos. Vgl. noch Prudent. adv. Symm. 1, 130 ff.
3) Man erinnere sich der merkwürdigen Erzählung des Herodot (4, 79)
von dem Skythenkönig, der sich in Borysthenes einweihen liess in die
Orgien des Dionysos Bakcheios, os mainesthai enagei anthropous, und wie seinen
Skythen ein solcher Gottesdienst anstössig war. Er galt ihnen als specifisch
griechisch: ein Borysthenite sagt zu den Skythen: emon gar katagelate, o
Skuthai, oti bakkheuomen kai emas o theos lambanei. nun outos o daimon kai
ton umeteron basilea lelabeke kai bakkheuei kai upo tou theou mainetai.

Spuren davon, inmitten aller Feinheit griechischer Civilisation.
Hier fielen selbst Menschenopfer dem furchtbaren Gotte 1).
Die äusseren Zeichen der Verzücktheit, das Rohessen, das
Würgen und Zerreisen von Schlangen durch die Bakchen ver-
schwanden nicht 2). Und der bakchische Wahnsinn, durch
den die Feiernden sich in die Gemeinschaft des Gottes und
seiner Schaaren emporschwangen, verschwand so wenig vor
dem sanfteren Zauber des freundlichen Weingottes und seiner
Feste, dass nunmehr das Rasen und „Besessensein“ im Cult
des Dionysos fremden Völkern für eine eigenthümlich helleni-
sche
Form des Gottesdienstes gelten konnte 3).

halten zu haben. Von dem οἶστρος βακχικός, der einst die Weiber in
Sparta ergriff, redet Aelian v. h. 3, 42; von den fanatischen bakchischen
Feiern auf den Berggipfeln gibt eine Andeutung Alkman fr. 34 (aufs
gründlichste missgedeutet von Welcker, Kl. Schr. 4. 49 ff.). Sprichwört-
lich: virginibus bacchata Lacaenis Taygeta, Virg. Georg. 2, 487. Ein eigenes
Wort bezeichnete die bakchische Wuth dieser spartanischen Maenaden:
δύσμαιναι hiessen sie (Philargyr. zu Virg. G. 2, 487. Hesych. s. δύσμαιναι.
S. Meineke, Anal. Alex. 360). Neben der ekstatischen Bergfeier konnte
sehr wohl das Verbot des trunkenen Herumziehens in Stadt und Land
bestehn, von dem Plato, Leg. 1, 637 A. B. redet.
1) Welcker, Gr.. Götterl. 1, 444. — Auf Menschenopfer an thraki-
schen Dionysosfesten deutet doch die wunderliche Erzählung des Porphy-
rius, de abstin. 2, 8 von den Βάσσαροι (die er für einen Volksstamm zu
halten scheint) hin.
2) Noch Clemens Alex., Arnobius, Firmicus Maternus reden von der
ὠμοφαγία der Bakchen als bestehender Cultsitte. S. Bernays, Die heraklit.
Briefe
73. Noch Galen spricht ebenso von der Schlangenzerreissung an
bakchischen Festen (citirt von Lobeck, Agl. 271, a): zum Fang der
Vipern κάλλιστός ἐστι καιρὸς-ὓν καὶ αὐτὸς ὁ Ἀνδρόμαχος (V. 79 ff. seines
Gedichtes) ὲδήλωσεν, ἡνίκα καὶ οἱ τῷ Διονύσῳ βακχεύοντες εἰώϑασι διασπᾶν
τὰς ἐχίδνας, παυομένου μὲν τοῦ ἦρος, οὄπω δ̕ ἠργμένου τοῦ ϑέρους (de antid.
1, 6; XIV 45 K.) ἡνίκα-ἐχίδνας sind Worte des Galen, nicht des Andro-
machos. Vgl. noch Prudent. adv. Symm. 1, 130 ff.
3) Man erinnere sich der merkwürdigen Erzählung des Herodot (4, 79)
von dem Skythenkönig, der sich in Borysthenes einweihen liess in die
Orgien des Dionysos Bakcheios, ὃς μαίνεσϑαι ἐνάγει ἀνϑρώπους, und wie seinen
Skythen ein solcher Gottesdienst anstössig war. Er galt ihnen als specifisch
griechisch: ein Borysthenite sagt zu den Skythen: ἡμῶν γὰρ καταγελᾶτε, ὦ
Σκύϑαι, ὅτι βακχεύομεν καὶ ἡμᾶς ὁ ϑεὸς λαμβάνει. νῦν οὗτος ὁ δαίμων καὶ
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[334/0350] Spuren davon, inmitten aller Feinheit griechischer Civilisation. Hier fielen selbst Menschenopfer dem furchtbaren Gotte 1). Die äusseren Zeichen der Verzücktheit, das Rohessen, das Würgen und Zerreisen von Schlangen durch die Bakchen ver- schwanden nicht 2). Und der bakchische Wahnsinn, durch den die Feiernden sich in die Gemeinschaft des Gottes und seiner Schaaren emporschwangen, verschwand so wenig vor dem sanfteren Zauber des freundlichen Weingottes und seiner Feste, dass nunmehr das Rasen und „Besessensein“ im Cult des Dionysos fremden Völkern für eine eigenthümlich helleni- sche Form des Gottesdienstes gelten konnte 3). 3) 1) Welcker, Gr.. Götterl. 1, 444. — Auf Menschenopfer an thraki- schen Dionysosfesten deutet doch die wunderliche Erzählung des Porphy- rius, de abstin. 2, 8 von den Βάσσαροι (die er für einen Volksstamm zu halten scheint) hin. 2) Noch Clemens Alex., Arnobius, Firmicus Maternus reden von der ὠμοφαγία der Bakchen als bestehender Cultsitte. S. Bernays, Die heraklit. Briefe 73. Noch Galen spricht ebenso von der Schlangenzerreissung an bakchischen Festen (citirt von Lobeck, Agl. 271, a): zum Fang der Vipern κάλλιστός ἐστι καιρὸς-ὓν καὶ αὐτὸς ὁ Ἀνδρόμαχος (V. 79 ff. seines Gedichtes) ὲδήλωσεν, ἡνίκα καὶ οἱ τῷ Διονύσῳ βακχεύοντες εἰώϑασι διασπᾶν τὰς ἐχίδνας, παυομένου μὲν τοῦ ἦρος, οὄπω δ̕ ἠργμένου τοῦ ϑέρους (de antid. 1, 6; XIV 45 K.) ἡνίκα-ἐχίδνας sind Worte des Galen, nicht des Andro- machos. Vgl. noch Prudent. adv. Symm. 1, 130 ff. 3) Man erinnere sich der merkwürdigen Erzählung des Herodot (4, 79) von dem Skythenkönig, der sich in Borysthenes einweihen liess in die Orgien des Dionysos Bakcheios, ὃς μαίνεσϑαι ἐνάγει ἀνϑρώπους, und wie seinen Skythen ein solcher Gottesdienst anstössig war. Er galt ihnen als specifisch griechisch: ein Borysthenite sagt zu den Skythen: ἡμῶν γὰρ καταγελᾶτε, ὦ Σκύϑαι, ὅτι βακχεύομεν καὶ ἡμᾶς ὁ ϑεὸς λαμβάνει. νῦν οὗτος ὁ δαίμων καὶ τὸν ὑμέτερον βασιλέα λελάβηκε καὶ βακχεύει καὶ ὑπὸ τοῦ ϑεοῦ μαίνεται. 3) halten zu haben. Von dem οἶστρος βακχικός, der einst die Weiber in Sparta ergriff, redet Aelian v. h. 3, 42; von den fanatischen bakchischen Feiern auf den Berggipfeln gibt eine Andeutung Alkman fr. 34 (aufs gründlichste missgedeutet von Welcker, Kl. Schr. 4. 49 ff.). Sprichwört- lich: virginibus bacchata Lacaenis Taygeta, Virg. Georg. 2, 487. Ein eigenes Wort bezeichnete die bakchische Wuth dieser spartanischen Maenaden: δύσμαιναι hiessen sie (Philargyr. zu Virg. G. 2, 487. Hesych. s. δύσμαιναι. S. Meineke, Anal. Alex. 360). Neben der ekstatischen Bergfeier konnte sehr wohl das Verbot des trunkenen Herumziehens in Stadt und Land bestehn, von dem Plato, Leg. 1, 637 A. B. redet.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/350>, abgerufen am 17.05.2024.