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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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sich trieterische Feste 1), an denen in periodischer Wiederkehr
die "Epiphanie" des Dionysos, seine Erscheinung auf der Ober-
welt, sein Aufsteigen aus dem unterweltlichen Reiche, bei
nächtlicher Weile gefeiert wurde. An die uranfängliche Art
des Dionysos, des Herrn der Geister und Seelen, der freilich
ein ganz anderes Gesicht zeigte, als der weiche und zärtliche
Weingott jüngerer Zeit, gemahnte noch mancher Zug dionysi-
scher Feste, besonders in Delphi, aber auch in Athen 2). Die
ekstatische Unbändigkeit, die finstere Wildheit der alten
Dionysosfeste verschwand nicht überall, an den trieterischen
Festen, an den Agrionien und Nyktelien die man an manchen
orten dem Gotte zu Ehren beging 3), hielten sich kenntliche

1) Aufzählung bei Weniger, Dionysosdienst in Elis (1883) p. 8.
2) In Delphi das Fest erois, an dem die dionysischen Thyiaden
betheiligt waren; eine Semeles anagoge machte den Inhalt der dromena
phaneros aus (Plut., Quaest. Gr. 12), der Name erois weist auf ein all-
gemeines Seelenfest hin (vgl. Voigt, Myth. Lex. 1, 1048) [ein anderes
allgemeines Heroenfest in Delphi, s. oben p. 170]. In Athen bildete das
grosse Seelenfest der Choen und Chytren (s. oben p. 216 ff.) einen Theil
der Anthesterien. Gerade an diesen arkhaiotera Dionusia (Thucyd. 2, 15, 3)
erscheint Dionysos nach altem Glauben als Herr der Seelen. So war
auch in Argos, einem der ältesten Sitze des Dionysoscultes, das diony-
sische Fest der Agriania zugleich ein Seelenfest: nekusia Hesych s.
agriania (specialisirt: epi mia ton Proitou thugateron [Iphinoe: Apollod.
2, 22, 8], Hesych. s. agrania; auch so ist es ein Todtenfest). -- Aus
Plut. de EI ap. D. 9 ist, bei der ununterscheidbaren Vermengung delphi-
scher Cultverhältnisse mit den Meinungen ungenau bezeichneter theologoi,
in der Plutarch sich in jenem Capitel gefällt, leider nicht mit Bestimmt-
heit zu entnehmen, ob es die Delpher sind, die Dionuson kai Zagrea kai
Nuktelion kai Isodaiten onomazousin, oder ob dies nur von den theologoi
(und dann wohl von Orphikern) gilt.
3) Agrionien, dem "wilden" Gotte (omestes kai agrionios, im Gegen-
satz zum kharidotes kai meilikhios Plut. Anton. 24) geweiht, in Theben, in
Argos. agrionia kai nuktelia, on ta polla dia skotous dratai, den olumpia
iera entgegengesetzt bei Plut. Q. Rom. 112. Bakchisches Getöse (psophos)
an den nuktelia: Plut. Sympos. 4, 6 p. 672 A. -- Tempel des Dion.
Nuktelios zu Megara: Paus. 1, 40, 6. Nächtliche Feiern (nuktor ta polla
Eurip. Bacch. 486) an den Dionysien zu Lerna: Paus. 2, 37, 6; an dem
Feste des Dionusos Lampter zu Pellene: Paus. 2, 37, 6 (orgia des Dionys
bei Melangeia in Arkadien: Paus. 8, 6, 5; zu Heraia: Paus. 8, 26, 1). --
Der orgiastische Dionysoscult scheint sich namentlich auch in Sparta ge-

sich trieterische Feste 1), an denen in periodischer Wiederkehr
die „Epiphanie“ des Dionysos, seine Erscheinung auf der Ober-
welt, sein Aufsteigen aus dem unterweltlichen Reiche, bei
nächtlicher Weile gefeiert wurde. An die uranfängliche Art
des Dionysos, des Herrn der Geister und Seelen, der freilich
ein ganz anderes Gesicht zeigte, als der weiche und zärtliche
Weingott jüngerer Zeit, gemahnte noch mancher Zug dionysi-
scher Feste, besonders in Delphi, aber auch in Athen 2). Die
ekstatische Unbändigkeit, die finstere Wildheit der alten
Dionysosfeste verschwand nicht überall, an den trieterischen
Festen, an den Agrionien und Nyktelien die man an manchen
orten dem Gotte zu Ehren beging 3), hielten sich kenntliche

1) Aufzählung bei Weniger, Dionysosdienst in Elis (1883) p. 8.
2) In Delphi das Fest ἡρωΐς, an dem die dionysischen Thyiaden
betheiligt waren; eine Σεμέλης ἀναγωγή machte den Inhalt der δρώμενα
φανερῶς aus (Plut., Quaest. Gr. 12), der Name ἡρωΐς weist auf ein all-
gemeines Seelenfest hin (vgl. Voigt, Myth. Lex. 1, 1048) [ein anderes
allgemeines Heroenfest in Delphi, s. oben p. 170]. In Athen bildete das
grosse Seelenfest der Choën und Chytren (s. oben p. 216 ff.) einen Theil
der Anthesterien. Gerade an diesen ἀρχαιότερα Διονύσια (Thucyd. 2, 15, 3)
erscheint Dionysos nach altem Glauben als Herr der Seelen. So war
auch in Argos, einem der ältesten Sitze des Dionysoscultes, das diony-
sische Fest der Agriania zugleich ein Seelenfest: νεκύσια Hesych s.
ἀγρίανια (specialisirt: ἐπὶ μιᾷ τῶν Προίτου ϑυγατέρων [Iphinoë: Apollod.
2, 22, 8], Hesych. s. ἀγράνια; auch so ist es ein Todtenfest). — Aus
Plut. de EI ap. D. 9 ist, bei der ununterscheidbaren Vermengung delphi-
scher Cultverhältnisse mit den Meinungen ungenau bezeichneter ϑεολόγοι,
in der Plutarch sich in jenem Capitel gefällt, leider nicht mit Bestimmt-
heit zu entnehmen, ob es die Delpher sind, die Διόνυσον καὶ Ζαγρέα καὶ
Νυκτέλιον καὶ Ἰσοδαίτην ὀνομάζουσιν, oder ob dies nur von den ϑεολόγοι
(und dann wohl von Orphikern) gilt.
3) Agrionien, dem „wilden“ Gotte (ὠμηστὴς καὶ ἀγριώνιος, im Gegen-
satz zum χαριδότης καὶ μειλίχιος Plut. Anton. 24) geweiht, in Theben, in
Argos. ἀγριώνια καὶ νυκτέλια, ὧν τὰ πολλὰ διὰ σκότους δρᾶται, den ὀλύμπια
ἱερά entgegengesetzt bei Plut. Q. Rom. 112. Bakchisches Getöse (ψόφος)
an den νυκτέλια: Plut. Sympos. 4, 6 p. 672 A. — Tempel des Dion.
Νυκτέλιος zu Megara: Paus. 1, 40, 6. Nächtliche Feiern (νύκτωρ τὰ πολλά
Eurip. Bacch. 486) an den Dionysien zu Lerna: Paus. 2, 37, 6; an dem
Feste des Διόνυσος Λαμπτήρ zu Pellene: Paus. 2, 37, 6 (ὄργια des Dionys
bei Melangeia in Arkadien: Paus. 8, 6, 5; zu Heraia: Paus. 8, 26, 1). —
Der orgiastische Dionysoscult scheint sich namentlich auch in Sparta ge-
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[333/0349] sich trieterische Feste 1), an denen in periodischer Wiederkehr die „Epiphanie“ des Dionysos, seine Erscheinung auf der Ober- welt, sein Aufsteigen aus dem unterweltlichen Reiche, bei nächtlicher Weile gefeiert wurde. An die uranfängliche Art des Dionysos, des Herrn der Geister und Seelen, der freilich ein ganz anderes Gesicht zeigte, als der weiche und zärtliche Weingott jüngerer Zeit, gemahnte noch mancher Zug dionysi- scher Feste, besonders in Delphi, aber auch in Athen 2). Die ekstatische Unbändigkeit, die finstere Wildheit der alten Dionysosfeste verschwand nicht überall, an den trieterischen Festen, an den Agrionien und Nyktelien die man an manchen orten dem Gotte zu Ehren beging 3), hielten sich kenntliche 1) Aufzählung bei Weniger, Dionysosdienst in Elis (1883) p. 8. 2) In Delphi das Fest ἡρωΐς, an dem die dionysischen Thyiaden betheiligt waren; eine Σεμέλης ἀναγωγή machte den Inhalt der δρώμενα φανερῶς aus (Plut., Quaest. Gr. 12), der Name ἡρωΐς weist auf ein all- gemeines Seelenfest hin (vgl. Voigt, Myth. Lex. 1, 1048) [ein anderes allgemeines Heroenfest in Delphi, s. oben p. 170]. In Athen bildete das grosse Seelenfest der Choën und Chytren (s. oben p. 216 ff.) einen Theil der Anthesterien. Gerade an diesen ἀρχαιότερα Διονύσια (Thucyd. 2, 15, 3) erscheint Dionysos nach altem Glauben als Herr der Seelen. So war auch in Argos, einem der ältesten Sitze des Dionysoscultes, das diony- sische Fest der Agriania zugleich ein Seelenfest: νεκύσια Hesych s. ἀγρίανια (specialisirt: ἐπὶ μιᾷ τῶν Προίτου ϑυγατέρων [Iphinoë: Apollod. 2, 22, 8], Hesych. s. ἀγράνια; auch so ist es ein Todtenfest). — Aus Plut. de EI ap. D. 9 ist, bei der ununterscheidbaren Vermengung delphi- scher Cultverhältnisse mit den Meinungen ungenau bezeichneter ϑεολόγοι, in der Plutarch sich in jenem Capitel gefällt, leider nicht mit Bestimmt- heit zu entnehmen, ob es die Delpher sind, die Διόνυσον καὶ Ζαγρέα καὶ Νυκτέλιον καὶ Ἰσοδαίτην ὀνομάζουσιν, oder ob dies nur von den ϑεολόγοι (und dann wohl von Orphikern) gilt. 3) Agrionien, dem „wilden“ Gotte (ὠμηστὴς καὶ ἀγριώνιος, im Gegen- satz zum χαριδότης καὶ μειλίχιος Plut. Anton. 24) geweiht, in Theben, in Argos. ἀγριώνια καὶ νυκτέλια, ὧν τὰ πολλὰ διὰ σκότους δρᾶται, den ὀλύμπια ἱερά entgegengesetzt bei Plut. Q. Rom. 112. Bakchisches Getöse (ψόφος) an den νυκτέλια: Plut. Sympos. 4, 6 p. 672 A. — Tempel des Dion. Νυκτέλιος zu Megara: Paus. 1, 40, 6. Nächtliche Feiern (νύκτωρ τὰ πολλά Eurip. Bacch. 486) an den Dionysien zu Lerna: Paus. 2, 37, 6; an dem Feste des Διόνυσος Λαμπτήρ zu Pellene: Paus. 2, 37, 6 (ὄργια des Dionys bei Melangeia in Arkadien: Paus. 8, 6, 5; zu Heraia: Paus. 8, 26, 1). — Der orgiastische Dionysoscult scheint sich namentlich auch in Sparta ge-

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/349>, abgerufen am 22.11.2024.