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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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besondere blühte bei den, den Griechen am besten bekannten
südlichsten der zahlreichen thrakischen Stämme, die von der
Mündung des Hebros bis zu der des Axios an der Meeres-
küste und in den darüber liegenden Berglandschaften wohnten,
das haben die Griechen selbst oft und vielfach bezeugt 1). Der
Gott, den die Griechen mit graecisirtem Namen Dionysos
nannten, hatte, wie es scheint, bei den vielen gesonderten
Stämmen der Thraker wechselnde Benennungen, unter denen
Sabos, Sabazios, den Griechen die geläufigsten wurden 2). Wesen

1) Lobeck, Aglaoph. 289 ff.
2) Sabazios: Sabazion ton Dionuson oi Thrakes kalousin. Schol. Ar.
Vesp. 9. Vgl. Schol. Ar. Lys. 388; Diodor. IV 4, 1. Harpocrat. v. Saboi;
Alex. Polyh. bei Macrob. Sat. I 18, 11 (Sebadius: vgl. Apul. met. 8, 25
p. 150, 11). Sabos: Phot. (p. 495, 11. 12 Pors.) Hesych. s. v. Orph. hymn.
49, 2 u. s. w. Dass Andere den Sabazios einen phrygischen Gott nennen
können (Amphitheos p. Erakleiai b. b. Schol. Ar. Av. 874; Strabo X
p. 470; Hesych. s. v.) bestätigt nur die schon von den Alten einmüthig
hervorgehobene nächste Verwandtschaft der Thraker und Phryger. Als
oberster und Allgott der Thraker wird Sab. (den Andere mit dem Helios
identificiren: s. Alex. a. O. Vgl. Sophocl. fr. 523) auch wohl Zeus Sa-
bazios genannt (vgl. Val. Max. I 13, 2) bes. auf Inss. (einige bei Rapp,
Dionysoscult [Progr.] p. 21. So noch: Ins. aus dem Piraeeus Ephem. arkh.
1883 p. 245; Ins. v. Pergamon 248, 33. 49; aus Pisidien: Papers of the
Amer. school at Athens
II p. 54, 56. Jovi Sabazio, Orelli inscr. 1259).
So findet man ja sogar Zeus Bakkhos, Zeus Elios (bull. de corr. hell. 6, 189).
-- Der Name Sabazios soll abgeleitet sein von sabazein = euazein, dia
ton genomenon peri auton euasmon (theiasmon): Schol. Ar. Av. 874. Lys. 388.
Dann wäre Bakkhos nur eine Umschreibung des gleichen Sinnes:
welchen Namen die Alten ja ebenfalls von bazein = euazein ableiten
(eigentlich wohl von W. Wakh (akheo) Bakkhos [mit Affrication]; reduplicirt
WiWakhos, Iakkhos, iakheo, iakkheo). -- Andere Namen des thrakischen
Dionysos sind folgende: Bassareus (Bassaros Orph. hymn. 45, 2), ab-
geleitet von bassara, dem langen (Fell-?) Gewande der Bassarides
(Bassarai: Et. M. v. Bassarai, aus Orion und Schol. Lycophr. 771 compi-
lirt) = Thrakiai bakkhai. Bekk. Anecd. 222, 26 f.; Hesych. s. Bassarai.
Oder (was der Angabe des Hes. nicht widerspricht) von der Tracht des
Gottes selbst: Schol. Pers. 1, 101. (Der Bassareus wurde übrigens, wie der
griechische Dionys in ältester Kunst ja ebenfalls, bärtig, ja senili specie
dargestellt. Macrob. Sat. I 18, 9). Hiesse Bassareus "der mit dem
langen Fuchspelz Bekleidete", so würde dieser Name stark erinnern an
den des ebenfalls thrakischen Gottes Zalmolxis (Zalmoxis), der von
zalmos = dora arktou abgeleitet sein soll (Porphyr. v. Pyth. 14, freilich

besondere blühte bei den, den Griechen am besten bekannten
südlichsten der zahlreichen thrakischen Stämme, die von der
Mündung des Hebros bis zu der des Axios an der Meeres-
küste und in den darüber liegenden Berglandschaften wohnten,
das haben die Griechen selbst oft und vielfach bezeugt 1). Der
Gott, den die Griechen mit graecisirtem Namen Dionysos
nannten, hatte, wie es scheint, bei den vielen gesonderten
Stämmen der Thraker wechselnde Benennungen, unter denen
Sabos, Sabazios, den Griechen die geläufigsten wurden 2). Wesen

1) Lobeck, Aglaoph. 289 ff.
2) Sabazios: Σαβάζιον τὸν Διόνυσον οἱ Θρᾷκες καλοῦσιν. Schol. Ar.
Vesp. 9. Vgl. Schol. Ar. Lys. 388; Diodor. IV 4, 1. Harpocrat. v. Σαβοί;
Alex. Polyh. bei Macrob. Sat. I 18, 11 (Sebadius: vgl. Apul. met. 8, 25
p. 150, 11). Sabos: Phot. (p. 495, 11. 12 Pors.) Hesych. s. v. Orph. hymn.
49, 2 u. s. w. Dass Andere den Sabazios einen phrygischen Gott nennen
können (Amphitheos π. Ἡρακλείαι β. b. Schol. Ar. Av. 874; Strabo X
p. 470; Hesych. s. v.) bestätigt nur die schon von den Alten einmüthig
hervorgehobene nächste Verwandtschaft der Thraker und Phryger. Als
oberster und Allgott der Thraker wird Sab. (den Andere mit dem Helios
identificiren: s. Alex. a. O. Vgl. Sophocl. fr. 523) auch wohl Ζεὺς Σα-
βάζιος genannt (vgl. Val. Max. I 13, 2) bes. auf Inss. (einige bei Rapp,
Dionysoscult [Progr.] p. 21. So noch: Ins. aus dem Piraeeus Ἐφημ. ἀρχ.
1883 p. 245; Ins. v. Pergamon 248, 33. 49; aus Pisidien: Papers of the
Amer. school at Athens
II p. 54, 56. Jovi Sabazio, Orelli inscr. 1259).
So findet man ja sogar Ζεὺς Βάκχος, Ζεὺς Ἥλιος (bull. de corr. hell. 6, 189).
— Der Name Σαβάζιος soll abgeleitet sein von σαβάζειν = εὐάζειν, διἀ
τὸν γενόμενον περὶ αὐτὸν εὐασμόν (ϑειασμόν): Schol. Ar. Av. 874. Lys. 388.
Dann wäre Βάκχος nur eine Umschreibung des gleichen Sinnes:
welchen Namen die Alten ja ebenfalls von βάζειν = εὐάζειν ableiten
(eigentlich wohl von W. Ϝαχ (ἀχέω) Βάκχος [mit Affrication]; reduplicirt
ϜιϜαχος, Ἴακχος, ἰαχέω, ἰακχέω). — Andere Namen des thrakischen
Dionysos sind folgende: Βασσαρεύς (Βάσσαρος Orph. hymn. 45, 2), ab-
geleitet von βασσάρα, dem langen (Fell-?) Gewande der Βασσαρίδες
(Βασσάραι: Et. M. v. Βασσάραι, aus Orion und Schol. Lycophr. 771 compi-
lirt) = Θρᾴκιαι βάκχαι. Bekk. Anecd. 222, 26 f.; Hesych. s. Βασσάραι.
Oder (was der Angabe des Hes. nicht widerspricht) von der Tracht des
Gottes selbst: Schol. Pers. 1, 101. (Der Βασσαρεύς wurde übrigens, wie der
griechische Dionys in ältester Kunst ja ebenfalls, bärtig, ja senili specie
dargestellt. Macrob. Sat. I 18, 9). Hiesse Βασσαρεύς „der mit dem
langen Fuchspelz Bekleidete“, so würde dieser Name stark erinnern an
den des ebenfalls thrakischen Gottes Ζάλμολξις (Ζάλμοξις), der von
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[300/0316] besondere blühte bei den, den Griechen am besten bekannten südlichsten der zahlreichen thrakischen Stämme, die von der Mündung des Hebros bis zu der des Axios an der Meeres- küste und in den darüber liegenden Berglandschaften wohnten, das haben die Griechen selbst oft und vielfach bezeugt 1). Der Gott, den die Griechen mit graecisirtem Namen Dionysos nannten, hatte, wie es scheint, bei den vielen gesonderten Stämmen der Thraker wechselnde Benennungen, unter denen Sabos, Sabazios, den Griechen die geläufigsten wurden 2). Wesen 1) Lobeck, Aglaoph. 289 ff. 2) Sabazios: Σαβάζιον τὸν Διόνυσον οἱ Θρᾷκες καλοῦσιν. Schol. Ar. Vesp. 9. Vgl. Schol. Ar. Lys. 388; Diodor. IV 4, 1. Harpocrat. v. Σαβοί; Alex. Polyh. bei Macrob. Sat. I 18, 11 (Sebadius: vgl. Apul. met. 8, 25 p. 150, 11). Sabos: Phot. (p. 495, 11. 12 Pors.) Hesych. s. v. Orph. hymn. 49, 2 u. s. w. Dass Andere den Sabazios einen phrygischen Gott nennen können (Amphitheos π. Ἡρακλείαι β. b. Schol. Ar. Av. 874; Strabo X p. 470; Hesych. s. v.) bestätigt nur die schon von den Alten einmüthig hervorgehobene nächste Verwandtschaft der Thraker und Phryger. Als oberster und Allgott der Thraker wird Sab. (den Andere mit dem Helios identificiren: s. Alex. a. O. Vgl. Sophocl. fr. 523) auch wohl Ζεὺς Σα- βάζιος genannt (vgl. Val. Max. I 13, 2) bes. auf Inss. (einige bei Rapp, Dionysoscult [Progr.] p. 21. So noch: Ins. aus dem Piraeeus Ἐφημ. ἀρχ. 1883 p. 245; Ins. v. Pergamon 248, 33. 49; aus Pisidien: Papers of the Amer. school at Athens II p. 54, 56. Jovi Sabazio, Orelli inscr. 1259). So findet man ja sogar Ζεὺς Βάκχος, Ζεὺς Ἥλιος (bull. de corr. hell. 6, 189). — Der Name Σαβάζιος soll abgeleitet sein von σαβάζειν = εὐάζειν, διἀ τὸν γενόμενον περὶ αὐτὸν εὐασμόν (ϑειασμόν): Schol. Ar. Av. 874. Lys. 388. Dann wäre Βάκχος nur eine Umschreibung des gleichen Sinnes: welchen Namen die Alten ja ebenfalls von βάζειν = εὐάζειν ableiten (eigentlich wohl von W. Ϝαχ (ἀχέω) Βάκχος [mit Affrication]; reduplicirt ϜιϜαχος, Ἴακχος, ἰαχέω, ἰακχέω). — Andere Namen des thrakischen Dionysos sind folgende: Βασσαρεύς (Βάσσαρος Orph. hymn. 45, 2), ab- geleitet von βασσάρα, dem langen (Fell-?) Gewande der Βασσαρίδες (Βασσάραι: Et. M. v. Βασσάραι, aus Orion und Schol. Lycophr. 771 compi- lirt) = Θρᾴκιαι βάκχαι. Bekk. Anecd. 222, 26 f.; Hesych. s. Βασσάραι. Oder (was der Angabe des Hes. nicht widerspricht) von der Tracht des Gottes selbst: Schol. Pers. 1, 101. (Der Βασσαρεύς wurde übrigens, wie der griechische Dionys in ältester Kunst ja ebenfalls, bärtig, ja senili specie dargestellt. Macrob. Sat. I 18, 9). Hiesse Βασσαρεύς „der mit dem langen Fuchspelz Bekleidete“, so würde dieser Name stark erinnern an den des ebenfalls thrakischen Gottes Ζάλμολξις (Ζάλμοξις), der von ζαλμός = δορὰ ἄρκτου abgeleitet sein soll (Porphyr. v. Pyth. 14, freilich

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/316>, abgerufen am 22.11.2024.