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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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mystischer Cultus geweiht 1); alljährlich wurde ihm dort ein
"Thronsitz gebreitet", d. h. wohl ein "Göttermahl" (Theoxenion),
wie anderen, vornehmlich chthonischen Göttern gefeiert; in
schwarzen Wollenkleidern fuhren die Geweihten in die Höhle
ein und verweilten darinnen dreimal neun Tage 2). Alles weist

goras: en Krete sun Epimenide katelthen eis to Idaion antron. Pythagoras
in der idäischen Höhle: Porphyr. v. Pyth. 17.
1) Schol. Plat. Leg. I introd. (p. 372 Herm.) und Leg. 625 B.
S. Lobeck Agl. 1121. (Dios Idaiou mustes Eurip. Cret. fr. 472, 10). -- Vor
Kurzem ist die idäische Zeushöhle wieder aufgefunden worden, hoch im
Gebirge, eine Tagereise von Knossos entfernt. (Fabricius, Mitth. d. arch.
Inst.
10, 59 ff.). Ueberreste von Weihegeschenken aus älterer Zeit fanden
sich nur vor dem Eingang der Höhle, en to stomio tou antrou, wo der-
gleichen schon Theophrast erwähnt (H. plant. 3, 3, 4); im Inneren der
(wie ein Grabgewölbe aus zwei Kammern bestehenden) Höhle fanden sich
nur Spuren des Cultes aus römischer Zeit. Es scheint darnach, dass der
Opfercult in älterer Zeit nicht bis in das Innere der Höhle vorgedrungen
ist, sondern sich draussen hielt (wie auch an dem Heiligthum des Tro-
phonios zu Lebadea), das Innere der Höhle aber, als Sitz des Gottes
selbst, nur von den Mysten und Priestern betreten wurde (die Geburts-
höhle galt als unbetretbar: Boios bei Anton. Lib. 19).
2) Porphyr. v. Pyth. 17: eis de to Idaion kaloumenon antron katabas
eria ekhon melana tas nomizomenas tris ennea [vgl. Nauck zu Soph. O. C.
483] emeras ekei dietripsen kai kathegisen to Dii, ton te stornumenon auto
kat etos thronon etheasato. Man kann den historischen Gehalt des Be-
richtes von dieser Höhlenfahrt des Pythagoras dahingestellt sein lassen
und wird doch festhalten dürfen, dass die Angaben über das Ritual des
Zeuscultes in der Höhle und das übliche Ceremoniell der Höhlenfahrt
vollen Glauben verdienen. (Die Erzählung stammt aus relativ guter Quelle:
Griech. Roman. p. 254). -- Das lange Verweilen in der Höhle (wohl in
der weiten und hohen vorderen Kammer) hat seine Seitenstücke in dem,
was Strabo 14, 649 von dem Kharonion bei Acharaka, Plutarch de gen.
Socr.
21 von der Trophonioshöhle erzählt. Auch in dem oikema Daimonos
agathou kai Tukhes bei Lebadea musste man als Vorbereitung für die
Höhlenfahrt eine Anzahl von Tagen zubringen: Paus. 9, 39, 5. Der
dem Zeus stornumenos kat etos thronos hat nicht etwa mit einer Ceremonie
wie der des korybantischen thronismos (s. Hiller, Hermes 21, 365) etwas
zu thun. Gemeint ist jedenfalls ein lectisternium: so pflegte man in Athen
klinen strosai to Ploutoni (Inschr. Hermes 6, 106), dem Asklepios (C. I.
A. 2, 453 b, 11) u. s. w. Der thronos statt der kline wohl nach altem
Ritus, so wie auf den sogen. Todtenmahlen der älteren Zeit der Heros
thronend, auf späteren Darstellungen auf der kline liegend dargestellt ist.
(Theodaisia, neben Belkhania, d. h. einem Feste zu Ehren des, auch in

mystischer Cultus geweiht 1); alljährlich wurde ihm dort ein
„Thronsitz gebreitet“, d. h. wohl ein „Göttermahl“ (Theoxenion),
wie anderen, vornehmlich chthonischen Göttern gefeiert; in
schwarzen Wollenkleidern fuhren die Geweihten in die Höhle
ein und verweilten darinnen dreimal neun Tage 2). Alles weist

goras: ἐν Κρήτῃ σὺν Ἐπιμενίδῃ κατῆλϑεν εἰς τὸ Ἰδαῖον ἄντρον. Pythagoras
in der idäischen Höhle: Porphyr. v. Pyth. 17.
1) Schol. Plat. Leg. I introd. (p. 372 Herm.) und Leg. 625 B.
S. Lobeck Agl. 1121. (Διὸς Ἰδαίου μύστης Eurip. Cret. fr. 472, 10). — Vor
Kurzem ist die idäische Zeushöhle wieder aufgefunden worden, hoch im
Gebirge, eine Tagereise von Knossos entfernt. (Fabricius, Mitth. d. arch.
Inst.
10, 59 ff.). Ueberreste von Weihegeschenken aus älterer Zeit fanden
sich nur vor dem Eingang der Höhle, ἐν τῷ στομίῳ τοῦ ἄντρου, wo der-
gleichen schon Theophrast erwähnt (H. plant. 3, 3, 4); im Inneren der
(wie ein Grabgewölbe aus zwei Kammern bestehenden) Höhle fanden sich
nur Spuren des Cultes aus römischer Zeit. Es scheint darnach, dass der
Opfercult in älterer Zeit nicht bis in das Innere der Höhle vorgedrungen
ist, sondern sich draussen hielt (wie auch an dem Heiligthum des Tro-
phonios zu Lebadea), das Innere der Höhle aber, als Sitz des Gottes
selbst, nur von den Mysten und Priestern betreten wurde (die Geburts-
höhle galt als unbetretbar: Boios bei Anton. Lib. 19).
2) Porphyr. v. Pyth. 17: εἰς δὲ τὸ Ἰδαῖον καλούμενον ἄντρον καταβὰς
ἔρια ἔχων μέλανα τὰς νομιζομένας τρὶς ἐννέα [vgl. Nauck zu Soph. O. C.
483] ἡμέρας ἐκεῖ διέτριψεν καὶ καϑήγισεν τῶ Διί, τόν τε στορνύμενον αὐτῷ
κατ̕ ἔτος ϑρόνον ἐϑεάσατο. Man kann den historischen Gehalt des Be-
richtes von dieser Höhlenfahrt des Pythagoras dahingestellt sein lassen
und wird doch festhalten dürfen, dass die Angaben über das Ritual des
Zeuscultes in der Höhle und das übliche Ceremoniell der Höhlenfahrt
vollen Glauben verdienen. (Die Erzählung stammt aus relativ guter Quelle:
Griech. Roman. p. 254). — Das lange Verweilen in der Höhle (wohl in
der weiten und hohen vorderen Kammer) hat seine Seitenstücke in dem,
was Strabo 14, 649 von dem Χαρώνιον bei Acharaka, Plutarch de gen.
Socr.
21 von der Trophonioshöhle erzählt. Auch in dem οἴκημα Δαίμονος
ἀγαϑοῦ καὶ Τύχης bei Lebadea musste man als Vorbereitung für die
Höhlenfahrt eine Anzahl von Tagen zubringen: Paus. 9, 39, 5. Der
dem Zeus στορνύμενος κατ̕ ἔτος ϑρόνος hat nicht etwa mit einer Ceremonie
wie der des korybantischen ϑρονισμός (s. Hiller, Hermes 21, 365) etwas
zu thun. Gemeint ist jedenfalls ein lectisternium: so pflegte man in Athen
κλίνην στρῶσαι τῷ Πλούτωνι (Inschr. Hermes 6, 106), dem Asklepios (C. I.
A. 2, 453 b, 11) u. s. w. Der ϑρόνος statt der κλίνη wohl nach altem
Ritus, so wie auf den sogen. Todtenmahlen der älteren Zeit der Heros
thronend, auf späteren Darstellungen auf der κλίνη liegend dargestellt ist.
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[121/0137] mystischer Cultus geweiht 1); alljährlich wurde ihm dort ein „Thronsitz gebreitet“, d. h. wohl ein „Göttermahl“ (Theoxenion), wie anderen, vornehmlich chthonischen Göttern gefeiert; in schwarzen Wollenkleidern fuhren die Geweihten in die Höhle ein und verweilten darinnen dreimal neun Tage 2). Alles weist 3) 1) Schol. Plat. Leg. I introd. (p. 372 Herm.) und Leg. 625 B. S. Lobeck Agl. 1121. (Διὸς Ἰδαίου μύστης Eurip. Cret. fr. 472, 10). — Vor Kurzem ist die idäische Zeushöhle wieder aufgefunden worden, hoch im Gebirge, eine Tagereise von Knossos entfernt. (Fabricius, Mitth. d. arch. Inst. 10, 59 ff.). Ueberreste von Weihegeschenken aus älterer Zeit fanden sich nur vor dem Eingang der Höhle, ἐν τῷ στομίῳ τοῦ ἄντρου, wo der- gleichen schon Theophrast erwähnt (H. plant. 3, 3, 4); im Inneren der (wie ein Grabgewölbe aus zwei Kammern bestehenden) Höhle fanden sich nur Spuren des Cultes aus römischer Zeit. Es scheint darnach, dass der Opfercult in älterer Zeit nicht bis in das Innere der Höhle vorgedrungen ist, sondern sich draussen hielt (wie auch an dem Heiligthum des Tro- phonios zu Lebadea), das Innere der Höhle aber, als Sitz des Gottes selbst, nur von den Mysten und Priestern betreten wurde (die Geburts- höhle galt als unbetretbar: Boios bei Anton. Lib. 19). 2) Porphyr. v. Pyth. 17: εἰς δὲ τὸ Ἰδαῖον καλούμενον ἄντρον καταβὰς ἔρια ἔχων μέλανα τὰς νομιζομένας τρὶς ἐννέα [vgl. Nauck zu Soph. O. C. 483] ἡμέρας ἐκεῖ διέτριψεν καὶ καϑήγισεν τῶ Διί, τόν τε στορνύμενον αὐτῷ κατ̕ ἔτος ϑρόνον ἐϑεάσατο. Man kann den historischen Gehalt des Be- richtes von dieser Höhlenfahrt des Pythagoras dahingestellt sein lassen und wird doch festhalten dürfen, dass die Angaben über das Ritual des Zeuscultes in der Höhle und das übliche Ceremoniell der Höhlenfahrt vollen Glauben verdienen. (Die Erzählung stammt aus relativ guter Quelle: Griech. Roman. p. 254). — Das lange Verweilen in der Höhle (wohl in der weiten und hohen vorderen Kammer) hat seine Seitenstücke in dem, was Strabo 14, 649 von dem Χαρώνιον bei Acharaka, Plutarch de gen. Socr. 21 von der Trophonioshöhle erzählt. Auch in dem οἴκημα Δαίμονος ἀγαϑοῦ καὶ Τύχης bei Lebadea musste man als Vorbereitung für die Höhlenfahrt eine Anzahl von Tagen zubringen: Paus. 9, 39, 5. Der dem Zeus στορνύμενος κατ̕ ἔτος ϑρόνος hat nicht etwa mit einer Ceremonie wie der des korybantischen ϑρονισμός (s. Hiller, Hermes 21, 365) etwas zu thun. Gemeint ist jedenfalls ein lectisternium: so pflegte man in Athen κλίνην στρῶσαι τῷ Πλούτωνι (Inschr. Hermes 6, 106), dem Asklepios (C. I. A. 2, 453 b, 11) u. s. w. Der ϑρόνος statt der κλίνη wohl nach altem Ritus, so wie auf den sogen. Todtenmahlen der älteren Zeit der Heros thronend, auf späteren Darstellungen auf der κλίνη liegend dargestellt ist. (Θεοδαίσια, neben Βελχάνια, d. h. einem Feste zu Ehren des, auch in 3) goras: ἐν Κρήτῃ σὺν Ἐπιμενίδῃ κατῆλϑεν εἰς τὸ Ἰδαῖον ἄντρον. Pythagoras in der idäischen Höhle: Porphyr. v. Pyth. 17.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/137>, abgerufen am 02.05.2024.