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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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diesen Worten das andeuten wollen, was man später allgemein
aus ihnen herauslas: dass Minos mit Zeus persönlich verkehrt
habe, auf Erden natürlich, und zwar in der Höhle, die unweit
von Knossos im Idagebirge als "Höhle des Zeus" verehrt
wurde 1). Auf Kreta, der früh von Griechen in Besitz ge-
nommenen Insel, die in ihrer abgesonderten Lage viel Uraltes
in Glauben und Sage bewahrte, wusste man, bald im Ida-, bald
im Diktegebirge (im Osten der Insel) eine heilige Höhle zu
zeigen, in der Zeus (wie schon Hesiod berichtet) geboren
worden sei 2). Nach heimischer Sage, die wohl schon dem
Dichter jener Verse der Odyssee vorschwebte, hauste aber auch
noch der voll erwachsene Gott in seinem unterirdischen Höhlen-
gemache, einzelnen Sterblichen zugänglich: wie einst Minos, so
war auch Epimenides dort der Weissagungen des Gottes theil-
haftig geworden 3). Dem im Ida hausenden Zeus war ein

1) Verkehr des Minos mit Zeus in der Höhle: Pseudoplato Min.
319 E (daraus Strabo 16, 762), Ephorus bei Strabo 10, 476 (aus
Ephorus, Nicol. Damasc. bei Stob. flor. 44, 41, II 189, 6 ff. Mein.)
Valer. Max. 1, 2 ext. 1. Hier wird überall die Lage der Höhle nicht
genauer bestimmt. Gemeint ist wohl die idäische und diese nennt be-
stimmt als den Ort, an dem M. mit Zeus zusammenkam, Max. Tyr. diss.
38, 2 (p. 221 R.).
2) Geburt des Zeus in der Höhle: Aigaio en orei Hesiod. Th. 481 ff.
Dort trägt ihn die Mutter es Lukton 482 (cf. 477), das wäre unweit vom
Ida. es Dikten corrigirt Schömann. Und allerdings galt als Ort der Ge-
burt
des Gottes zumeist die Höhle im Diktegebirge: Apollod. 1, 1, 6;
Diodor 5, 70, 6; Pompon. Mela 2, 113; Dionys. Hal. antiq. 2, 61 (der
dorthin auch Minos zum Zeus gehen lässt). Bei Praisos to tou Diktaiou Dios
ieron: Strabo 10, 475. 478. Andere nennen freilich als Geburtsort die
Höhle im Ida: Diodor 5, 70, 2. 4; Apoll. Rh. 3, 134. Und so machen
die beiden heiligen Höhlen sich durchweg Concurrenz. Es scheint aber
doch, dass die Sage von der Geburt des Zeus sich vorzugsweise an die
diktäische, die von seinem dauernden Aufenthalt vornehmlich an die
idäische Höhle geknüpft habe.
3) Max. Tyr. Diss. 16, 1 (vgl. diss. 38, 3; [wohl nur aus Maximus
Tyr. Theod. Metochita misc. c. 90, p. 580 Müller]). Vgl. Rhein. Mus.
35, 161 f. Maximus spricht von der Höhle des diktäischen Zeus, vielleicht
nur nachlässig und ungenau. Ueber Knossos, der Heimath des Epime-
nides, lag ja vielmehr der Ida und seine Höhle, dorthin also wird ihn
die Sage haben pilgern lassen. Und so Laert. Diog. 8, 3, vom Pytha-

diesen Worten das andeuten wollen, was man später allgemein
aus ihnen herauslas: dass Minos mit Zeus persönlich verkehrt
habe, auf Erden natürlich, und zwar in der Höhle, die unweit
von Knossos im Idagebirge als „Höhle des Zeus“ verehrt
wurde 1). Auf Kreta, der früh von Griechen in Besitz ge-
nommenen Insel, die in ihrer abgesonderten Lage viel Uraltes
in Glauben und Sage bewahrte, wusste man, bald im Ida-, bald
im Diktegebirge (im Osten der Insel) eine heilige Höhle zu
zeigen, in der Zeus (wie schon Hesiod berichtet) geboren
worden sei 2). Nach heimischer Sage, die wohl schon dem
Dichter jener Verse der Odyssee vorschwebte, hauste aber auch
noch der voll erwachsene Gott in seinem unterirdischen Höhlen-
gemache, einzelnen Sterblichen zugänglich: wie einst Minos, so
war auch Epimenides dort der Weissagungen des Gottes theil-
haftig geworden 3). Dem im Ida hausenden Zeus war ein

1) Verkehr des Minos mit Zeus in der Höhle: Pseudoplato Min.
319 E (daraus Strabo 16, 762), Ephorus bei Strabo 10, 476 (aus
Ephorus, Nicol. Damasc. bei Stob. flor. 44, 41, II 189, 6 ff. Mein.)
Valer. Max. 1, 2 ext. 1. Hier wird überall die Lage der Höhle nicht
genauer bestimmt. Gemeint ist wohl die idäische und diese nennt be-
stimmt als den Ort, an dem M. mit Zeus zusammenkam, Max. Tyr. diss.
38, 2 (p. 221 R.).
2) Geburt des Zeus in der Höhle: Αἰγαίῳ ἐν ὄρει Hesiod. Th. 481 ff.
Dort trägt ihn die Mutter ἐς Λύκτον 482 (cf. 477), das wäre unweit vom
Ida. ἐς Δίκτην corrigirt Schömann. Und allerdings galt als Ort der Ge-
burt
des Gottes zumeist die Höhle im Diktegebirge: Apollod. 1, 1, 6;
Diodor 5, 70, 6; Pompon. Mela 2, 113; Dionys. Hal. antiq. 2, 61 (der
dorthin auch Minos zum Zeus gehen lässt). Bei Praisos τὸ τοῦ Δικταίου Διὸς
ἱερόν: Strabo 10, 475. 478. Andere nennen freilich als Geburtsort die
Höhle im Ida: Diodor 5, 70, 2. 4; Apoll. Rh. 3, 134. Und so machen
die beiden heiligen Höhlen sich durchweg Concurrenz. Es scheint aber
doch, dass die Sage von der Geburt des Zeus sich vorzugsweise an die
diktäische, die von seinem dauernden Aufenthalt vornehmlich an die
idäische Höhle geknüpft habe.
3) Max. Tyr. Diss. 16, 1 (vgl. diss. 38, 3; [wohl nur aus Maximus
Tyr. Theod. Metochita misc. c. 90, p. 580 Müller]). Vgl. Rhein. Mus.
35, 161 f. Maximus spricht von der Höhle des diktäischen Zeus, vielleicht
nur nachlässig und ungenau. Ueber Knossos, der Heimath des Epime-
nides, lag ja vielmehr der Ida und seine Höhle, dorthin also wird ihn
die Sage haben pilgern lassen. Und so Laert. Diog. 8, 3, vom Pytha-
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[120/0136] diesen Worten das andeuten wollen, was man später allgemein aus ihnen herauslas: dass Minos mit Zeus persönlich verkehrt habe, auf Erden natürlich, und zwar in der Höhle, die unweit von Knossos im Idagebirge als „Höhle des Zeus“ verehrt wurde 1). Auf Kreta, der früh von Griechen in Besitz ge- nommenen Insel, die in ihrer abgesonderten Lage viel Uraltes in Glauben und Sage bewahrte, wusste man, bald im Ida-, bald im Diktegebirge (im Osten der Insel) eine heilige Höhle zu zeigen, in der Zeus (wie schon Hesiod berichtet) geboren worden sei 2). Nach heimischer Sage, die wohl schon dem Dichter jener Verse der Odyssee vorschwebte, hauste aber auch noch der voll erwachsene Gott in seinem unterirdischen Höhlen- gemache, einzelnen Sterblichen zugänglich: wie einst Minos, so war auch Epimenides dort der Weissagungen des Gottes theil- haftig geworden 3). Dem im Ida hausenden Zeus war ein 1) Verkehr des Minos mit Zeus in der Höhle: Pseudoplato Min. 319 E (daraus Strabo 16, 762), Ephorus bei Strabo 10, 476 (aus Ephorus, Nicol. Damasc. bei Stob. flor. 44, 41, II 189, 6 ff. Mein.) Valer. Max. 1, 2 ext. 1. Hier wird überall die Lage der Höhle nicht genauer bestimmt. Gemeint ist wohl die idäische und diese nennt be- stimmt als den Ort, an dem M. mit Zeus zusammenkam, Max. Tyr. diss. 38, 2 (p. 221 R.). 2) Geburt des Zeus in der Höhle: Αἰγαίῳ ἐν ὄρει Hesiod. Th. 481 ff. Dort trägt ihn die Mutter ἐς Λύκτον 482 (cf. 477), das wäre unweit vom Ida. ἐς Δίκτην corrigirt Schömann. Und allerdings galt als Ort der Ge- burt des Gottes zumeist die Höhle im Diktegebirge: Apollod. 1, 1, 6; Diodor 5, 70, 6; Pompon. Mela 2, 113; Dionys. Hal. antiq. 2, 61 (der dorthin auch Minos zum Zeus gehen lässt). Bei Praisos τὸ τοῦ Δικταίου Διὸς ἱερόν: Strabo 10, 475. 478. Andere nennen freilich als Geburtsort die Höhle im Ida: Diodor 5, 70, 2. 4; Apoll. Rh. 3, 134. Und so machen die beiden heiligen Höhlen sich durchweg Concurrenz. Es scheint aber doch, dass die Sage von der Geburt des Zeus sich vorzugsweise an die diktäische, die von seinem dauernden Aufenthalt vornehmlich an die idäische Höhle geknüpft habe. 3) Max. Tyr. Diss. 16, 1 (vgl. diss. 38, 3; [wohl nur aus Maximus Tyr. Theod. Metochita misc. c. 90, p. 580 Müller]). Vgl. Rhein. Mus. 35, 161 f. Maximus spricht von der Höhle des diktäischen Zeus, vielleicht nur nachlässig und ungenau. Ueber Knossos, der Heimath des Epime- nides, lag ja vielmehr der Ida und seine Höhle, dorthin also wird ihn die Sage haben pilgern lassen. Und so Laert. Diog. 8, 3, vom Pytha-

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/136>, abgerufen am 22.11.2024.