Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

ge dem Wasser folgen, nicht aber dieses den
erstern, schont die vorhandenen großen Bäu-
me, siehet auf schattigte Spaziergänge, sowohl
in dem Garten als auch außerhalb demselben
ins Wilde und Freye; verwirft die zu breiten
Gänge, aber auch die zu schmalen, und giebt
8 Fuß für die kleinste Breite und 20 für die
größte an. Er misbilliget die Ueberhäufung
und Ueberladung des Platzes mit zu viel Ge-
genständen. Bey den Baumpflanzungen setzt
er Regeln, die aus dem Wachsthum der Bäu-
me genommen sind, pflanzt die am höchsten
wachsenden in die Mitte oder gegen Norden,
von der Sonne ab, die niedrigsten an den Seiten
herum, und vornehmlich an der Südseite;
er empfiehlt die Mannichfaltigkeit und Ab-
wechselung mit fremden Stauden, die bey uns
in freyer Luft dauern; verwirft den zu starken
Hang zu allzugroßen Orangerien, und zu
Abänderungen von Pflanzen; heißt den Plan
ins Große entwerfen, aber dabey alle kleine
vorkommende Umstände zu Rathe ziehen,
und vornehmlich über den ausländischen Pflan-
zungen nicht die einheimischen, noch über
den wilden die nutzbaren vergessen.

Die Regeln des Hausvaters sind kürzlich
folgende:

1. Binde dich an keine Regelmäßigkeit.

Es gründet sich diese auf die Empfindung, da wir
einen ins Wilde angelegten Garten lieber sehen,
als

ge dem Waſſer folgen, nicht aber dieſes den
erſtern, ſchont die vorhandenen großen Baͤu-
me, ſiehet auf ſchattigte Spaziergaͤnge, ſowohl
in dem Garten als auch außerhalb demſelben
ins Wilde und Freye; verwirft die zu breiten
Gaͤnge, aber auch die zu ſchmalen, und giebt
8 Fuß fuͤr die kleinſte Breite und 20 fuͤr die
groͤßte an. Er misbilliget die Ueberhaͤufung
und Ueberladung des Platzes mit zu viel Ge-
genſtaͤnden. Bey den Baumpflanzungen ſetzt
er Regeln, die aus dem Wachsthum der Baͤu-
me genommen ſind, pflanzt die am hoͤchſten
wachſenden in die Mitte oder gegen Norden,
von der Sonne ab, die niedrigſten an den Seiten
herum, und vornehmlich an der Suͤdſeite;
er empfiehlt die Mannichfaltigkeit und Ab-
wechſelung mit fremden Stauden, die bey uns
in freyer Luft dauern; verwirft den zu ſtarken
Hang zu allzugroßen Orangerien, und zu
Abaͤnderungen von Pflanzen; heißt den Plan
ins Große entwerfen, aber dabey alle kleine
vorkommende Umſtaͤnde zu Rathe ziehen,
und vornehmlich uͤber den auslaͤndiſchen Pflan-
zungen nicht die einheimiſchen, noch uͤber
den wilden die nutzbaren vergeſſen.

Die Regeln des Hausvaters ſind kuͤrzlich
folgende:

1. Binde dich an keine Regelmaͤßigkeit.

Es gruͤndet ſich dieſe auf die Empfindung, da wir
einen ins Wilde angelegten Garten lieber ſehen,
als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0078" n="68"/>
ge dem Wa&#x017F;&#x017F;er folgen, nicht aber die&#x017F;es den<lb/>
er&#x017F;tern, &#x017F;chont die vorhandenen großen Ba&#x0364;u-<lb/>
me, &#x017F;iehet auf &#x017F;chattigte Spazierga&#x0364;nge, &#x017F;owohl<lb/>
in dem Garten als auch außerhalb dem&#x017F;elben<lb/>
ins Wilde und Freye; verwirft die zu breiten<lb/>
Ga&#x0364;nge, aber auch die zu &#x017F;chmalen, und giebt<lb/>
8 Fuß fu&#x0364;r die klein&#x017F;te Breite und 20 fu&#x0364;r die<lb/>
gro&#x0364;ßte an. Er misbilliget die Ueberha&#x0364;ufung<lb/>
und Ueberladung des Platzes mit zu viel Ge-<lb/>
gen&#x017F;ta&#x0364;nden. Bey den Baumpflanzungen &#x017F;etzt<lb/>
er Regeln, die aus dem Wachsthum der Ba&#x0364;u-<lb/>
me genommen &#x017F;ind, pflanzt die am ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
wach&#x017F;enden in die Mitte oder gegen Norden,<lb/>
von der Sonne ab, die niedrig&#x017F;ten an den Seiten<lb/>
herum, und vornehmlich an der Su&#x0364;d&#x017F;eite;<lb/>
er empfiehlt die Mannichfaltigkeit und Ab-<lb/>
wech&#x017F;elung mit fremden Stauden, die bey uns<lb/>
in freyer Luft dauern; verwirft den zu &#x017F;tarken<lb/>
Hang zu allzugroßen Orangerien, und zu<lb/>
Aba&#x0364;nderungen von Pflanzen; heißt den Plan<lb/>
ins Große entwerfen, aber dabey alle kleine<lb/>
vorkommende Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu Rathe ziehen,<lb/>
und vornehmlich u&#x0364;ber den ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen Pflan-<lb/>
zungen nicht die einheimi&#x017F;chen, noch u&#x0364;ber<lb/>
den wilden die nutzbaren verge&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Die Regeln des Hausvaters &#x017F;ind ku&#x0364;rzlich<lb/>
folgende:</p><lb/>
          <p>1. Binde dich an keine Regelma&#x0364;ßigkeit.</p><lb/>
          <list>
            <item>Es gru&#x0364;ndet &#x017F;ich die&#x017F;e auf die Empfindung, da wir<lb/>
einen ins Wilde angelegten Garten lieber &#x017F;ehen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0078] ge dem Waſſer folgen, nicht aber dieſes den erſtern, ſchont die vorhandenen großen Baͤu- me, ſiehet auf ſchattigte Spaziergaͤnge, ſowohl in dem Garten als auch außerhalb demſelben ins Wilde und Freye; verwirft die zu breiten Gaͤnge, aber auch die zu ſchmalen, und giebt 8 Fuß fuͤr die kleinſte Breite und 20 fuͤr die groͤßte an. Er misbilliget die Ueberhaͤufung und Ueberladung des Platzes mit zu viel Ge- genſtaͤnden. Bey den Baumpflanzungen ſetzt er Regeln, die aus dem Wachsthum der Baͤu- me genommen ſind, pflanzt die am hoͤchſten wachſenden in die Mitte oder gegen Norden, von der Sonne ab, die niedrigſten an den Seiten herum, und vornehmlich an der Suͤdſeite; er empfiehlt die Mannichfaltigkeit und Ab- wechſelung mit fremden Stauden, die bey uns in freyer Luft dauern; verwirft den zu ſtarken Hang zu allzugroßen Orangerien, und zu Abaͤnderungen von Pflanzen; heißt den Plan ins Große entwerfen, aber dabey alle kleine vorkommende Umſtaͤnde zu Rathe ziehen, und vornehmlich uͤber den auslaͤndiſchen Pflan- zungen nicht die einheimiſchen, noch uͤber den wilden die nutzbaren vergeſſen. Die Regeln des Hausvaters ſind kuͤrzlich folgende: 1. Binde dich an keine Regelmaͤßigkeit. Es gruͤndet ſich dieſe auf die Empfindung, da wir einen ins Wilde angelegten Garten lieber ſehen, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/78
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/78>, abgerufen am 05.05.2024.