chen, und von jenen dadurch sehr viele zu scho- nen und zu erhalten.
Man suchte nach dem Vorgange der Eng- länder andere Materialien aus dem Pflanzen- reiche auf. Es geschahe dergleichen mit Hey- dekraut, nach der Angabe des Herrn Geßners, im Würtenbergischen. Es fiel nämlich Herr Albrecht Geßner, erster Leibmedikus des Her- zogs von Würtenberg, darauf, das Leder mit Heydekraut, statt des Staubes von der Rin- de junger Eichen, gar zu machen. Er ließ es erst trocknen und alsdann zu Pulver machen. Er schickte ein Stück auf diese Art gar ge- machtes Leder an die göttingische Societät ein s). Neuerlich haben zwey Engländer eine Art Garbe mit dem Heydekraute versucht, wo- von das Intelligenzblatt an dem angeführten Orte auch Nachricht giebt. Die deutsche Er- findung hat die Unbequemlichkeit, daß die Operation länger dauert.
Man entdeckte in England, wo der Holz- mangel diese Erfindung nothwendig machte, auch vor einiger Zeit, daß eine Art mit Sä- gespänen alle andere Lohe übertreffe, und ver- suchte es in Deutschland, vornehmlich zu Ber- lin, nicht ohne Glück, wo Langstraß, ein Gerber, es unternahm, und den Erfolg im
27sten
s) S. Leipziger Intelligenzblatt von 1767 p. 11.
chen, und von jenen dadurch ſehr viele zu ſcho- nen und zu erhalten.
Man ſuchte nach dem Vorgange der Eng- laͤnder andere Materialien aus dem Pflanzen- reiche auf. Es geſchahe dergleichen mit Hey- dekraut, nach der Angabe des Herrn Geßners, im Wuͤrtenbergiſchen. Es fiel naͤmlich Herr Albrecht Geßner, erſter Leibmedikus des Her- zogs von Wuͤrtenberg, darauf, das Leder mit Heydekraut, ſtatt des Staubes von der Rin- de junger Eichen, gar zu machen. Er ließ es erſt trocknen und alsdann zu Pulver machen. Er ſchickte ein Stuͤck auf dieſe Art gar ge- machtes Leder an die goͤttingiſche Societaͤt ein s). Neuerlich haben zwey Englaͤnder eine Art Garbe mit dem Heydekraute verſucht, wo- von das Intelligenzblatt an dem angefuͤhrten Orte auch Nachricht giebt. Die deutſche Er- findung hat die Unbequemlichkeit, daß die Operation laͤnger dauert.
Man entdeckte in England, wo der Holz- mangel dieſe Erfindung nothwendig machte, auch vor einiger Zeit, daß eine Art mit Saͤ- geſpaͤnen alle andere Lohe uͤbertreffe, und ver- ſuchte es in Deutſchland, vornehmlich zu Ber- lin, nicht ohne Gluͤck, wo Langſtraß, ein Gerber, es unternahm, und den Erfolg im
27ſten
s) S. Leipziger Intelligenzblatt von 1767 p. 11.
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chen, und von jenen dadurch ſehr viele zu ſcho-
nen und zu erhalten.
Man ſuchte nach dem Vorgange der Eng-
laͤnder andere Materialien aus dem Pflanzen-
reiche auf. Es geſchahe dergleichen mit Hey-
dekraut, nach der Angabe des Herrn Geßners,
im Wuͤrtenbergiſchen. Es fiel naͤmlich Herr
Albrecht Geßner, erſter Leibmedikus des Her-
zogs von Wuͤrtenberg, darauf, das Leder mit
Heydekraut, ſtatt des Staubes von der Rin-
de junger Eichen, gar zu machen. Er ließ es
erſt trocknen und alsdann zu Pulver machen.
Er ſchickte ein Stuͤck auf dieſe Art gar ge-
machtes Leder an die goͤttingiſche Societaͤt
ein s). Neuerlich haben zwey Englaͤnder eine
Art Garbe mit dem Heydekraute verſucht, wo-
von das Intelligenzblatt an dem angefuͤhrten
Orte auch Nachricht giebt. Die deutſche Er-
findung hat die Unbequemlichkeit, daß die
Operation laͤnger dauert.
Man entdeckte in England, wo der Holz-
mangel dieſe Erfindung nothwendig machte,
auch vor einiger Zeit, daß eine Art mit Saͤ-
geſpaͤnen alle andere Lohe uͤbertreffe, und ver-
ſuchte es in Deutſchland, vornehmlich zu Ber-
lin, nicht ohne Gluͤck, wo Langſtraß, ein
Gerber, es unternahm, und den Erfolg im
27ſten
s) S. Leipziger Intelligenzblatt von 1767 p. 11.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/389>, abgerufen am 22.11.2024.
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