1) Wäre bekannt, daß alle Bäume zwey- erley Arten Wurzeln hätten, welche man zum natürlichsten mit den Namen der Befestigungs- wurzeln und Nahrungswurzeln belegen könn- te. Einer vor dem andern gienge aber be- fonders
2) mit seinen Befestigungswurzeln tief in die Erde, worunter hauptsächlich die Eiche zu rechnen, welche auch eine starke Pfahlwur- zel formire. Daher sie nothwendig zu ihrem Fortkommen auch unter sich einen lockern Bo- den haben müsse. Einen solchen bekäme nun selbige
3) bey dieser Art Pflanzung, weil das zuvor gerodete Loch, welches zwey Fuß tief, erstlich wieder mit der Erde gefüllet würde. Der darum geworfene Hügel hätte aber den Vortheil, daß
4) sich die Nahrungswurzeln in solchem ausbreiten könnten, und da er in einigen Jah- ren sich so senket, daß er mit dem Rasen gleich- kömmt, so bekämen sie ihre Lage, die sie ha- ben müßten, und giengen alsdenn unter selbi- gem fort; da im Gegentheil, wenn sie tief in ein Loch gepflanzt würden, diese gegen die Na- tur zu liegen kämen, und der Stamm solche erst wieder hervorbringen müßte, wenn er fort- kommen sollte.
5) Hätte endlich der Hügel noch diesen Vortheil, daß er die ersten Jahre die nöthige
Feuch-
1) Waͤre bekannt, daß alle Baͤume zwey- erley Arten Wurzeln haͤtten, welche man zum natuͤrlichſten mit den Namen der Befeſtigungs- wurzeln und Nahrungswurzeln belegen koͤnn- te. Einer vor dem andern gienge aber be- fonders
2) mit ſeinen Befeſtigungswurzeln tief in die Erde, worunter hauptſaͤchlich die Eiche zu rechnen, welche auch eine ſtarke Pfahlwur- zel formire. Daher ſie nothwendig zu ihrem Fortkommen auch unter ſich einen lockern Bo- den haben muͤſſe. Einen ſolchen bekaͤme nun ſelbige
3) bey dieſer Art Pflanzung, weil das zuvor gerodete Loch, welches zwey Fuß tief, erſtlich wieder mit der Erde gefuͤllet wuͤrde. Der darum geworfene Huͤgel haͤtte aber den Vortheil, daß
4) ſich die Nahrungswurzeln in ſolchem ausbreiten koͤnnten, und da er in einigen Jah- ren ſich ſo ſenket, daß er mit dem Raſen gleich- koͤmmt, ſo bekaͤmen ſie ihre Lage, die ſie ha- ben muͤßten, und giengen alsdenn unter ſelbi- gem fort; da im Gegentheil, wenn ſie tief in ein Loch gepflanzt wuͤrden, dieſe gegen die Na- tur zu liegen kaͤmen, und der Stamm ſolche erſt wieder hervorbringen muͤßte, wenn er fort- kommen ſollte.
5) Haͤtte endlich der Huͤgel noch dieſen Vortheil, daß er die erſten Jahre die noͤthige
Feuch-
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1) Waͤre bekannt, daß alle Baͤume zwey-
erley Arten Wurzeln haͤtten, welche man zum
natuͤrlichſten mit den Namen der Befeſtigungs-
wurzeln und Nahrungswurzeln belegen koͤnn-
te. Einer vor dem andern gienge aber be-
fonders
2) mit ſeinen Befeſtigungswurzeln tief
in die Erde, worunter hauptſaͤchlich die Eiche
zu rechnen, welche auch eine ſtarke Pfahlwur-
zel formire. Daher ſie nothwendig zu ihrem
Fortkommen auch unter ſich einen lockern Bo-
den haben muͤſſe. Einen ſolchen bekaͤme nun
ſelbige
3) bey dieſer Art Pflanzung, weil das
zuvor gerodete Loch, welches zwey Fuß tief,
erſtlich wieder mit der Erde gefuͤllet wuͤrde.
Der darum geworfene Huͤgel haͤtte aber den
Vortheil, daß
4) ſich die Nahrungswurzeln in ſolchem
ausbreiten koͤnnten, und da er in einigen Jah-
ren ſich ſo ſenket, daß er mit dem Raſen gleich-
koͤmmt, ſo bekaͤmen ſie ihre Lage, die ſie ha-
ben muͤßten, und giengen alsdenn unter ſelbi-
gem fort; da im Gegentheil, wenn ſie tief in
ein Loch gepflanzt wuͤrden, dieſe gegen die Na-
tur zu liegen kaͤmen, und der Stamm ſolche
erſt wieder hervorbringen muͤßte, wenn er fort-
kommen ſollte.
5) Haͤtte endlich der Huͤgel noch dieſen
Vortheil, daß er die erſten Jahre die noͤthige
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/361>, abgerufen am 22.11.2024.
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