Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

ne die Armen verdrängen, und nicht mehr an-
schlagen sollen, als von Alters Herkommens
ist, welches beweist, daß schon damals für
die bayerische Cammer die Eichelmast in den
Forsten sehr einträglich gewesen seyn muß; sie
befiehlt das Ringeln der Schweine, das, so-
bald der Frost aufgeht, geschehen solle. In-
dessen bediente sich die Forstpolizey damals der
ungeringelten Schweine gegen die Erdwür-
me oder Engering. Sie verordnet, daß bey
jedem Dorfe ein Hirte für die Schweineheerde
zu halten, um das Wühlen und das Hin- und
Herstreuten, Laufen und Hüten dieser Thiere,
zu vermeiden. Ueberhaupt ist der neunte bis
zwölfte Artikel ein Beweis, wie ansehnlich
damals die Schweinezucht im Bayerischen ge-
wesen. Sie verbietet das Laubräumen und
Rechen. Man theilte den Wald in ordentli-
che Schläge x), verordnete, daß aller funfzig
Schritte ein Satzreiß oder Mutterbaum ste-
hen bleibe, und bey dem Fällen die Ordnung
gehalten werde, daß man hinter jedem Schla-
ge, gegen Niedergang der Sonne, Holz stehen
lasse y), damit dieses den Wind, so meist vom
Niedergange kommt, aufhalte, und derselbe
den Saamenbäumen nicht so viel schade. Man
schränkt das Dächsenhauen ein, welches, wie

aus
x) Art. 19. S. 93.
y) Oder wie es daselbst heißt: ein Schächtel Holz.

ne die Armen verdraͤngen, und nicht mehr an-
ſchlagen ſollen, als von Alters Herkommens
iſt, welches beweiſt, daß ſchon damals fuͤr
die bayeriſche Cammer die Eichelmaſt in den
Forſten ſehr eintraͤglich geweſen ſeyn muß; ſie
befiehlt das Ringeln der Schweine, das, ſo-
bald der Froſt aufgeht, geſchehen ſolle. In-
deſſen bediente ſich die Forſtpolizey damals der
ungeringelten Schweine gegen die Erdwuͤr-
me oder Engering. Sie verordnet, daß bey
jedem Dorfe ein Hirte fuͤr die Schweineheerde
zu halten, um das Wuͤhlen und das Hin- und
Herſtreuten, Laufen und Huͤten dieſer Thiere,
zu vermeiden. Ueberhaupt iſt der neunte bis
zwoͤlfte Artikel ein Beweis, wie anſehnlich
damals die Schweinezucht im Bayeriſchen ge-
weſen. Sie verbietet das Laubraͤumen und
Rechen. Man theilte den Wald in ordentli-
che Schlaͤge x), verordnete, daß aller funfzig
Schritte ein Satzreiß oder Mutterbaum ſte-
hen bleibe, und bey dem Faͤllen die Ordnung
gehalten werde, daß man hinter jedem Schla-
ge, gegen Niedergang der Sonne, Holz ſtehen
laſſe y), damit dieſes den Wind, ſo meiſt vom
Niedergange kommt, aufhalte, und derſelbe
den Saamenbaͤumen nicht ſo viel ſchade. Man
ſchraͤnkt das Daͤchſenhauen ein, welches, wie

aus
x) Art. 19. S. 93.
y) Oder wie es daſelbſt heißt: ein Schaͤchtel Holz.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0276" n="266"/>
ne die Armen verdra&#x0364;ngen, und nicht mehr an-<lb/>
&#x017F;chlagen &#x017F;ollen, als von Alters Herkommens<lb/>
i&#x017F;t, welches bewei&#x017F;t, daß &#x017F;chon damals fu&#x0364;r<lb/>
die bayeri&#x017F;che Cammer die Eichelma&#x017F;t in den<lb/>
For&#x017F;ten &#x017F;ehr eintra&#x0364;glich gewe&#x017F;en &#x017F;eyn muß; &#x017F;ie<lb/>
befiehlt das Ringeln der Schweine, das, &#x017F;o-<lb/>
bald der Fro&#x017F;t aufgeht, ge&#x017F;chehen &#x017F;olle. In-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en bediente &#x017F;ich die For&#x017F;tpolizey damals der<lb/>
ungeringelten Schweine gegen die Erdwu&#x0364;r-<lb/>
me oder Engering. Sie verordnet, daß bey<lb/>
jedem Dorfe ein Hirte fu&#x0364;r die Schweineheerde<lb/>
zu halten, um das Wu&#x0364;hlen und das Hin- und<lb/>
Her&#x017F;treuten, Laufen und Hu&#x0364;ten die&#x017F;er Thiere,<lb/>
zu vermeiden. Ueberhaupt i&#x017F;t der neunte bis<lb/>
zwo&#x0364;lfte Artikel ein Beweis, wie an&#x017F;ehnlich<lb/>
damals die Schweinezucht im Bayeri&#x017F;chen ge-<lb/>
we&#x017F;en. Sie verbietet das Laubra&#x0364;umen und<lb/>
Rechen. Man theilte den Wald in ordentli-<lb/>
che Schla&#x0364;ge <note place="foot" n="x)">Art. 19. S. 93.</note>, verordnete, daß aller funfzig<lb/>
Schritte ein Satzreiß oder Mutterbaum &#x017F;te-<lb/>
hen bleibe, und bey dem Fa&#x0364;llen die Ordnung<lb/>
gehalten werde, daß man hinter jedem Schla-<lb/>
ge, gegen Niedergang der Sonne, Holz &#x017F;tehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="y)">Oder wie es da&#x017F;elb&#x017F;t heißt: ein Scha&#x0364;chtel Holz.</note>, damit die&#x017F;es den Wind, &#x017F;o mei&#x017F;t vom<lb/>
Niedergange kommt, aufhalte, und der&#x017F;elbe<lb/>
den Saamenba&#x0364;umen nicht &#x017F;o viel &#x017F;chade. Man<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nkt das Da&#x0364;ch&#x017F;enhauen ein, welches, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0276] ne die Armen verdraͤngen, und nicht mehr an- ſchlagen ſollen, als von Alters Herkommens iſt, welches beweiſt, daß ſchon damals fuͤr die bayeriſche Cammer die Eichelmaſt in den Forſten ſehr eintraͤglich geweſen ſeyn muß; ſie befiehlt das Ringeln der Schweine, das, ſo- bald der Froſt aufgeht, geſchehen ſolle. In- deſſen bediente ſich die Forſtpolizey damals der ungeringelten Schweine gegen die Erdwuͤr- me oder Engering. Sie verordnet, daß bey jedem Dorfe ein Hirte fuͤr die Schweineheerde zu halten, um das Wuͤhlen und das Hin- und Herſtreuten, Laufen und Huͤten dieſer Thiere, zu vermeiden. Ueberhaupt iſt der neunte bis zwoͤlfte Artikel ein Beweis, wie anſehnlich damals die Schweinezucht im Bayeriſchen ge- weſen. Sie verbietet das Laubraͤumen und Rechen. Man theilte den Wald in ordentli- che Schlaͤge x), verordnete, daß aller funfzig Schritte ein Satzreiß oder Mutterbaum ſte- hen bleibe, und bey dem Faͤllen die Ordnung gehalten werde, daß man hinter jedem Schla- ge, gegen Niedergang der Sonne, Holz ſtehen laſſe y), damit dieſes den Wind, ſo meiſt vom Niedergange kommt, aufhalte, und derſelbe den Saamenbaͤumen nicht ſo viel ſchade. Man ſchraͤnkt das Daͤchſenhauen ein, welches, wie aus x) Art. 19. S. 93. y) Oder wie es daſelbſt heißt: ein Schaͤchtel Holz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/276
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/276>, abgerufen am 08.05.2024.