Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

dicus, war in den neuern Zeiten einer der
ersten, der die Weinprobe in einer eigenen Ab-
handlung öffentlich bekannt machte, weil zu
eben dieser Zeit die Weinverfälschung sehr allge-
mein war, und noch immer ist sie eine der besten,
welche auch Gaubius neuerlich in den Schrif-
ten der Harlemer Societät den Holländern als
das sicherste Mittel, mit Bley verfälschte Weine
und Butter zu erkennen, angerathen, welches
folgendes ist: Man nimmt zwey Loth Auripig-
ment und vier Loth ungelöschten Kalch, jedes
wird besonders zu Pulver gestoßen, sodann
unter einander gemischt, in ein Glas gethan,
und vier und zwanzig Loth Wasser darauf ge-
gossen, das Glas mit einer nassen Blase zu-
gebunden, und vier und zwanzig Stunden
an einen warmen Ort gestellt, und von Zeit
zu Zeit umgeschüttelt. Nach vier und zwan-
zig Stunden läßt man es kalt werden und sich
setzen, sodann gießt man das klare darüber-
stehende Flüßige ab, und hebt es wohlver-
wahrt zum Gebrauche auf. Im Jahre 1750
wurde die Weinprobe durch herrschaftliche Ver-
ordnungen gemein gemacht, und seitdem bemü-
heten sich die Gelehrten sonderlich aus theore-
tischen Gründen, Mittel zur Entdeckung der
Verfälschung ausfindig zu machen. So schlu-
gen D. Göckel und Reisel den Vitriolgeist, an-
dere einen recht reinen Salzgeist vor, welches
letztere noch vor wenig Jahren in Holland

sehr
II. Theil. P

dicus, war in den neuern Zeiten einer der
erſten, der die Weinprobe in einer eigenen Ab-
handlung oͤffentlich bekannt machte, weil zu
eben dieſer Zeit die Weinverfaͤlſchung ſehr allge-
mein war, und noch immer iſt ſie eine der beſten,
welche auch Gaubius neuerlich in den Schrif-
ten der Harlemer Societaͤt den Hollaͤndern als
das ſicherſte Mittel, mit Bley verfaͤlſchte Weine
und Butter zu erkennen, angerathen, welches
folgendes iſt: Man nimmt zwey Loth Auripig-
ment und vier Loth ungeloͤſchten Kalch, jedes
wird beſonders zu Pulver geſtoßen, ſodann
unter einander gemiſcht, in ein Glas gethan,
und vier und zwanzig Loth Waſſer darauf ge-
goſſen, das Glas mit einer naſſen Blaſe zu-
gebunden, und vier und zwanzig Stunden
an einen warmen Ort geſtellt, und von Zeit
zu Zeit umgeſchuͤttelt. Nach vier und zwan-
zig Stunden laͤßt man es kalt werden und ſich
ſetzen, ſodann gießt man das klare daruͤber-
ſtehende Fluͤßige ab, und hebt es wohlver-
wahrt zum Gebrauche auf. Im Jahre 1750
wurde die Weinprobe durch herrſchaftliche Ver-
ordnungen gemein gemacht, und ſeitdem bemuͤ-
heten ſich die Gelehrten ſonderlich aus theore-
tiſchen Gruͤnden, Mittel zur Entdeckung der
Verfaͤlſchung ausfindig zu machen. So ſchlu-
gen D. Goͤckel und Reiſel den Vitriolgeiſt, an-
dere einen recht reinen Salzgeiſt vor, welches
letztere noch vor wenig Jahren in Holland

ſehr
II. Theil. P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0235" n="225"/>
dicus, war in den neuern Zeiten einer der<lb/>
er&#x017F;ten, der die Weinprobe in einer eigenen Ab-<lb/>
handlung o&#x0364;ffentlich bekannt machte, weil zu<lb/>
eben die&#x017F;er Zeit die Weinverfa&#x0364;l&#x017F;chung &#x017F;ehr allge-<lb/>
mein war, und noch immer i&#x017F;t &#x017F;ie eine der be&#x017F;ten,<lb/>
welche auch Gaubius neuerlich in den Schrif-<lb/>
ten der Harlemer Societa&#x0364;t den Holla&#x0364;ndern als<lb/>
das &#x017F;icher&#x017F;te Mittel, mit Bley verfa&#x0364;l&#x017F;chte Weine<lb/>
und Butter zu erkennen, angerathen, welches<lb/>
folgendes i&#x017F;t: Man nimmt zwey Loth Auripig-<lb/>
ment und vier Loth ungelo&#x0364;&#x017F;chten Kalch, jedes<lb/>
wird be&#x017F;onders zu Pulver ge&#x017F;toßen, &#x017F;odann<lb/>
unter einander gemi&#x017F;cht, in ein Glas gethan,<lb/>
und vier und zwanzig Loth Wa&#x017F;&#x017F;er darauf ge-<lb/>
go&#x017F;&#x017F;en, das Glas mit einer na&#x017F;&#x017F;en Bla&#x017F;e zu-<lb/>
gebunden, und vier und zwanzig Stunden<lb/>
an einen warmen Ort ge&#x017F;tellt, und von Zeit<lb/>
zu Zeit umge&#x017F;chu&#x0364;ttelt. Nach vier und zwan-<lb/>
zig Stunden la&#x0364;ßt man es kalt werden und &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;etzen, &#x017F;odann gießt man das klare daru&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;tehende Flu&#x0364;ßige ab, und hebt es wohlver-<lb/>
wahrt zum Gebrauche auf. Im Jahre 1750<lb/>
wurde die Weinprobe durch herr&#x017F;chaftliche Ver-<lb/>
ordnungen gemein gemacht, und &#x017F;eitdem bemu&#x0364;-<lb/>
heten &#x017F;ich die Gelehrten &#x017F;onderlich aus theore-<lb/>
ti&#x017F;chen Gru&#x0364;nden, Mittel zur Entdeckung der<lb/>
Verfa&#x0364;l&#x017F;chung ausfindig zu machen. So &#x017F;chlu-<lb/>
gen <hi rendition="#aq">D.</hi> Go&#x0364;ckel und Rei&#x017F;el den Vitriolgei&#x017F;t, an-<lb/>
dere einen recht reinen Salzgei&#x017F;t vor, welches<lb/>
letztere noch vor wenig Jahren in Holland<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Theil.</hi> P</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehr</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0235] dicus, war in den neuern Zeiten einer der erſten, der die Weinprobe in einer eigenen Ab- handlung oͤffentlich bekannt machte, weil zu eben dieſer Zeit die Weinverfaͤlſchung ſehr allge- mein war, und noch immer iſt ſie eine der beſten, welche auch Gaubius neuerlich in den Schrif- ten der Harlemer Societaͤt den Hollaͤndern als das ſicherſte Mittel, mit Bley verfaͤlſchte Weine und Butter zu erkennen, angerathen, welches folgendes iſt: Man nimmt zwey Loth Auripig- ment und vier Loth ungeloͤſchten Kalch, jedes wird beſonders zu Pulver geſtoßen, ſodann unter einander gemiſcht, in ein Glas gethan, und vier und zwanzig Loth Waſſer darauf ge- goſſen, das Glas mit einer naſſen Blaſe zu- gebunden, und vier und zwanzig Stunden an einen warmen Ort geſtellt, und von Zeit zu Zeit umgeſchuͤttelt. Nach vier und zwan- zig Stunden laͤßt man es kalt werden und ſich ſetzen, ſodann gießt man das klare daruͤber- ſtehende Fluͤßige ab, und hebt es wohlver- wahrt zum Gebrauche auf. Im Jahre 1750 wurde die Weinprobe durch herrſchaftliche Ver- ordnungen gemein gemacht, und ſeitdem bemuͤ- heten ſich die Gelehrten ſonderlich aus theore- tiſchen Gruͤnden, Mittel zur Entdeckung der Verfaͤlſchung ausfindig zu machen. So ſchlu- gen D. Goͤckel und Reiſel den Vitriolgeiſt, an- dere einen recht reinen Salzgeiſt vor, welches letztere noch vor wenig Jahren in Holland ſehr II. Theil. P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/235
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/235>, abgerufen am 02.05.2024.