Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

nüsse l). Man führte auch auswärtige Früch-
te ein: so brachte Clusius 1550 den Roß-
Castinienbaum aus dem nördlichen Asien nach
Deutschland. Auch scheint man Versuche mit
Granatäpfeln gemacht zu haben; denn Coler
sagt, man soll sie im April verpflanzen, weil
sie fort mehr unsers rauhen deutschen Him-
mels gewohnen, und räth an, nach dem Pal-
ladius, sie auf Pfirschen zu pfropfen k).

Was den Zustand des damaligen Küchen-
und Blumengartens betrifft, so erhellet aus
des Colers Calendario, welches gegen Ende
des sechzehnten Jahrhunderts erschien, so
wie aus einigen andern gleichzeitigen Nach-
richten folgendes. Die Kunst ordentliche Mist-
beete zu halten, um etwas zeitiger, als es ge-
wöhnlich und der Natur nach erscheint, her-
vorzubringen, scheint diesen Zeiten nicht be-
kannt zu seyn. Sie säten den Kohlsaamen
im Februar, dazu das Land vor dem Winter
gegraben und gleichgemacht war, wenn auch
gleich Schnee lag, und streuten Hünermist
über den Saamen her, welcher ihn vor den
Erdflöhen zugleich schützte. Sie thaten dieses
den nächsten Tag vor Fastnachten. Einige
mischten Saamen mit Erde, und warfen diese
Mischung in die Stube unter die Bank, da

die
l) S. Coler Calender, April, p. 47.
k) Nux auellana hat den Namen ab Auellino
Campaniae, oppido.

nuͤſſe l). Man fuͤhrte auch auswaͤrtige Fruͤch-
te ein: ſo brachte Cluſius 1550 den Roß-
Caſtinienbaum aus dem noͤrdlichen Aſien nach
Deutſchland. Auch ſcheint man Verſuche mit
Granataͤpfeln gemacht zu haben; denn Coler
ſagt, man ſoll ſie im April verpflanzen, weil
ſie fort mehr unſers rauhen deutſchen Him-
mels gewohnen, und raͤth an, nach dem Pal-
ladius, ſie auf Pfirſchen zu pfropfen k).

Was den Zuſtand des damaligen Kuͤchen-
und Blumengartens betrifft, ſo erhellet aus
des Colers Calendario, welches gegen Ende
des ſechzehnten Jahrhunderts erſchien, ſo
wie aus einigen andern gleichzeitigen Nach-
richten folgendes. Die Kunſt ordentliche Miſt-
beete zu halten, um etwas zeitiger, als es ge-
woͤhnlich und der Natur nach erſcheint, her-
vorzubringen, ſcheint dieſen Zeiten nicht be-
kannt zu ſeyn. Sie ſaͤten den Kohlſaamen
im Februar, dazu das Land vor dem Winter
gegraben und gleichgemacht war, wenn auch
gleich Schnee lag, und ſtreuten Huͤnermiſt
uͤber den Saamen her, welcher ihn vor den
Erdfloͤhen zugleich ſchuͤtzte. Sie thaten dieſes
den naͤchſten Tag vor Faſtnachten. Einige
miſchten Saamen mit Erde, und warfen dieſe
Miſchung in die Stube unter die Bank, da

die
l) S. Coler Calender, April, p. 47.
k) Nux auellana hat den Namen ab Auellino
Campaniae, oppido.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0020" n="10"/>
nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="l)">S. Coler Calender, April, <hi rendition="#aq">p.</hi> 47.</note>. Man fu&#x0364;hrte auch auswa&#x0364;rtige Fru&#x0364;ch-<lb/>
te ein: &#x017F;o brachte Clu&#x017F;ius 1550 den Roß-<lb/>
Ca&#x017F;tinienbaum aus dem no&#x0364;rdlichen A&#x017F;ien nach<lb/>
Deut&#x017F;chland. Auch &#x017F;cheint man Ver&#x017F;uche mit<lb/>
Granata&#x0364;pfeln gemacht zu haben; denn Coler<lb/>
&#x017F;agt, man &#x017F;oll &#x017F;ie im April verpflanzen, weil<lb/>
&#x017F;ie fort mehr un&#x017F;ers rauhen deut&#x017F;chen Him-<lb/>
mels gewohnen, und ra&#x0364;th an, nach dem Pal-<lb/>
ladius, &#x017F;ie auf Pfir&#x017F;chen zu pfropfen <note place="foot" n="k)"><hi rendition="#aq">Nux auellana</hi> hat den Namen <hi rendition="#aq">ab Auellino<lb/>
Campaniae, oppido.</hi></note>.</p><lb/>
        <p>Was den Zu&#x017F;tand des damaligen Ku&#x0364;chen-<lb/>
und Blumengartens betrifft, &#x017F;o erhellet aus<lb/>
des Colers Calendario, welches gegen Ende<lb/>
des &#x017F;echzehnten Jahrhunderts er&#x017F;chien, &#x017F;o<lb/>
wie aus einigen andern gleichzeitigen Nach-<lb/>
richten folgendes. Die Kun&#x017F;t ordentliche Mi&#x017F;t-<lb/>
beete zu halten, um etwas zeitiger, als es ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich und der Natur nach er&#x017F;cheint, her-<lb/>
vorzubringen, &#x017F;cheint die&#x017F;en Zeiten nicht be-<lb/>
kannt zu &#x017F;eyn. Sie &#x017F;a&#x0364;ten den Kohl&#x017F;aamen<lb/>
im Februar, dazu das Land vor dem Winter<lb/>
gegraben und gleichgemacht war, wenn auch<lb/>
gleich Schnee lag, und &#x017F;treuten Hu&#x0364;nermi&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;ber den Saamen her, welcher ihn vor den<lb/>
Erdflo&#x0364;hen zugleich &#x017F;chu&#x0364;tzte. Sie thaten die&#x017F;es<lb/>
den na&#x0364;ch&#x017F;ten Tag vor Fa&#x017F;tnachten. Einige<lb/>
mi&#x017F;chten Saamen mit Erde, und warfen die&#x017F;e<lb/>
Mi&#x017F;chung in die Stube unter die Bank, da<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0020] nuͤſſe l). Man fuͤhrte auch auswaͤrtige Fruͤch- te ein: ſo brachte Cluſius 1550 den Roß- Caſtinienbaum aus dem noͤrdlichen Aſien nach Deutſchland. Auch ſcheint man Verſuche mit Granataͤpfeln gemacht zu haben; denn Coler ſagt, man ſoll ſie im April verpflanzen, weil ſie fort mehr unſers rauhen deutſchen Him- mels gewohnen, und raͤth an, nach dem Pal- ladius, ſie auf Pfirſchen zu pfropfen k). Was den Zuſtand des damaligen Kuͤchen- und Blumengartens betrifft, ſo erhellet aus des Colers Calendario, welches gegen Ende des ſechzehnten Jahrhunderts erſchien, ſo wie aus einigen andern gleichzeitigen Nach- richten folgendes. Die Kunſt ordentliche Miſt- beete zu halten, um etwas zeitiger, als es ge- woͤhnlich und der Natur nach erſcheint, her- vorzubringen, ſcheint dieſen Zeiten nicht be- kannt zu ſeyn. Sie ſaͤten den Kohlſaamen im Februar, dazu das Land vor dem Winter gegraben und gleichgemacht war, wenn auch gleich Schnee lag, und ſtreuten Huͤnermiſt uͤber den Saamen her, welcher ihn vor den Erdfloͤhen zugleich ſchuͤtzte. Sie thaten dieſes den naͤchſten Tag vor Faſtnachten. Einige miſchten Saamen mit Erde, und warfen dieſe Miſchung in die Stube unter die Bank, da die l) S. Coler Calender, April, p. 47. k) Nux auellana hat den Namen ab Auellino Campaniae, oppido.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/20
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/20>, abgerufen am 21.11.2024.