es gehörig, und überschüttet es mit Erde, so daß zwey Augen aus der Erde heraus stehen. Am sichersten ist es, den ganzen Stock so in die Erde hinab zu legen, daß die ganze Stan- ge, deren Herzwurzel stehen bleibt, mit allen Schenkeln und Ruthen unten in der Grube auf den Boden zu liegen kommt.
Zu Sulzfeld versuchte man es auch, und ließ den Stock stehen, um über den Schen- keln das alte zweyjährige oder einjährige Holz zu propfen. Eben so machte man daselbst einige glückliche Versuche p) mit Pfro- pfen durch den Bohrer nach Art der Römer, welches sie von den Spaniern erlernt hatten, und für zuverläßiger hielten. Man wählt dazu einen Bohrer, dergleichen die Hohlboh- rer der Dreher oder die Winkelbohrer sind, den man mit einem Hefte, der einer Handhabe gleicht, an die Brust setzt, welcher an einigen Orten Weinborecke heißt. Man bohrt mit diesem Bohrer ein Loch durch die Stange oder Ast eines jungen und starken Weinstocks durch, säubert das gebohrte Loch, und zieht vom näch- sten fruchtbaren Stocke eine gute Rebe durch das Loch hindurch. So weit sie im Loche ist, entblößt man sie durch etwas Abschaben von der Rinde; indessen bleibt die Rebe an ihrem Mutterstocke; sie wird, wo sie durchgezogen
ist,
p) S. Sprengers Praxis des Weinbaues, Vorrede S. XV.
M 3
es gehoͤrig, und uͤberſchuͤttet es mit Erde, ſo daß zwey Augen aus der Erde heraus ſtehen. Am ſicherſten iſt es, den ganzen Stock ſo in die Erde hinab zu legen, daß die ganze Stan- ge, deren Herzwurzel ſtehen bleibt, mit allen Schenkeln und Ruthen unten in der Grube auf den Boden zu liegen kommt.
Zu Sulzfeld verſuchte man es auch, und ließ den Stock ſtehen, um uͤber den Schen- keln das alte zweyjaͤhrige oder einjaͤhrige Holz zu propfen. Eben ſo machte man daſelbſt einige gluͤckliche Verſuche p) mit Pfro- pfen durch den Bohrer nach Art der Roͤmer, welches ſie von den Spaniern erlernt hatten, und fuͤr zuverlaͤßiger hielten. Man waͤhlt dazu einen Bohrer, dergleichen die Hohlboh- rer der Dreher oder die Winkelbohrer ſind, den man mit einem Hefte, der einer Handhabe gleicht, an die Bruſt ſetzt, welcher an einigen Orten Weinborecke heißt. Man bohrt mit dieſem Bohrer ein Loch durch die Stange oder Aſt eines jungen und ſtarken Weinſtocks durch, ſaͤubert das gebohrte Loch, und zieht vom naͤch- ſten fruchtbaren Stocke eine gute Rebe durch das Loch hindurch. So weit ſie im Loche iſt, entbloͤßt man ſie durch etwas Abſchaben von der Rinde; indeſſen bleibt die Rebe an ihrem Mutterſtocke; ſie wird, wo ſie durchgezogen
iſt,
p) S. Sprengers Praxis des Weinbaues, Vorrede S. XV.
M 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0191"n="181"/>
es gehoͤrig, und uͤberſchuͤttet es mit Erde, ſo<lb/>
daß zwey Augen aus der Erde heraus ſtehen.<lb/>
Am ſicherſten iſt es, den ganzen Stock ſo in<lb/>
die Erde hinab zu legen, daß die ganze Stan-<lb/>
ge, deren Herzwurzel ſtehen bleibt, mit allen<lb/>
Schenkeln und Ruthen unten in der Grube<lb/>
auf den Boden zu liegen kommt.</p><lb/><p>Zu Sulzfeld verſuchte man es auch, und<lb/>
ließ den Stock ſtehen, um uͤber den Schen-<lb/>
keln das alte zweyjaͤhrige oder einjaͤhrige Holz<lb/>
zu propfen. Eben ſo machte man daſelbſt<lb/>
einige gluͤckliche Verſuche <noteplace="foot"n="p)">S. Sprengers Praxis des Weinbaues, Vorrede<lb/>
S. <hirendition="#aq">XV.</hi></note> mit Pfro-<lb/>
pfen durch den Bohrer nach Art der Roͤmer,<lb/>
welches ſie von den Spaniern erlernt hatten,<lb/>
und fuͤr zuverlaͤßiger hielten. Man waͤhlt<lb/>
dazu einen Bohrer, dergleichen die Hohlboh-<lb/>
rer der Dreher oder die Winkelbohrer ſind,<lb/>
den man mit einem Hefte, der einer Handhabe<lb/>
gleicht, an die Bruſt ſetzt, welcher an einigen<lb/>
Orten Weinborecke heißt. Man bohrt mit<lb/>
dieſem Bohrer ein Loch durch die Stange oder<lb/>
Aſt eines jungen und ſtarken Weinſtocks durch,<lb/>ſaͤubert das gebohrte Loch, und zieht vom naͤch-<lb/>ſten fruchtbaren Stocke eine gute Rebe durch<lb/>
das Loch hindurch. So weit ſie im Loche iſt,<lb/>
entbloͤßt man ſie durch etwas Abſchaben von<lb/>
der Rinde; indeſſen bleibt die Rebe an ihrem<lb/>
Mutterſtocke; ſie wird, wo ſie durchgezogen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">iſt,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[181/0191]
es gehoͤrig, und uͤberſchuͤttet es mit Erde, ſo
daß zwey Augen aus der Erde heraus ſtehen.
Am ſicherſten iſt es, den ganzen Stock ſo in
die Erde hinab zu legen, daß die ganze Stan-
ge, deren Herzwurzel ſtehen bleibt, mit allen
Schenkeln und Ruthen unten in der Grube
auf den Boden zu liegen kommt.
Zu Sulzfeld verſuchte man es auch, und
ließ den Stock ſtehen, um uͤber den Schen-
keln das alte zweyjaͤhrige oder einjaͤhrige Holz
zu propfen. Eben ſo machte man daſelbſt
einige gluͤckliche Verſuche p) mit Pfro-
pfen durch den Bohrer nach Art der Roͤmer,
welches ſie von den Spaniern erlernt hatten,
und fuͤr zuverlaͤßiger hielten. Man waͤhlt
dazu einen Bohrer, dergleichen die Hohlboh-
rer der Dreher oder die Winkelbohrer ſind,
den man mit einem Hefte, der einer Handhabe
gleicht, an die Bruſt ſetzt, welcher an einigen
Orten Weinborecke heißt. Man bohrt mit
dieſem Bohrer ein Loch durch die Stange oder
Aſt eines jungen und ſtarken Weinſtocks durch,
ſaͤubert das gebohrte Loch, und zieht vom naͤch-
ſten fruchtbaren Stocke eine gute Rebe durch
das Loch hindurch. So weit ſie im Loche iſt,
entbloͤßt man ſie durch etwas Abſchaben von
der Rinde; indeſſen bleibt die Rebe an ihrem
Mutterſtocke; ſie wird, wo ſie durchgezogen
iſt,
p) S. Sprengers Praxis des Weinbaues, Vorrede
S. XV.
M 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/191>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.