züglich aus, daß der Herzog Johann Friedrich in der Forstordnung v. Jahr 1614 einige Ver- ordnungen machte, daß nicht durch den Ver- brauch zu Pfählen und Gefäßen für den Wein die Wälder verwüstet würden; dieweil, sagt er, der Weinwachs allenthalben zunimmt, und die Wälder mit Taubenholz verwüstet werden, so sollen die Eichen geschont und nicht zu Tau- ben gebraucht werden. Man suchte sonder- lich fremde Weine nach Deutschland zu ver- pflanzen; so wurde der so genannte Rulander, (der schiele Auvernas Gris commun, vinum bonum, Villiboner Stock) aus Champagne nach Speyer verpflanzet. Es hielt sich damals das Cammergericht daselbst auf, und einer der Beysitzer pflanzte dergleichen Stöcke in sei- nem Garten, welchen bey der Französischen Verwüstung von Speyer ein Kaufmann Ruländer kaufte, und auf der Brandstätte diesen Stock unbeschädigt fand, und ihn pflanz- te. Von diesem Stocke stammen alle Rulän- der am Rhein und im Würtenbergischen ab. Der Würtembergische Weinbau stieg in dem 17ten Jahrhunderte vorzüglich durch den Weinhandel nach Bayern, wohin der Necker- wein häufig verführt wurde, wofür man vermöge der Verträge zwischen beyden Höfen Salz eintauschte; dieser Handel blühete bis zu Anfange des 18ten Jahrhunderts. Nach- dem aber Bayern eine Zeitlang in Oesterreichi- sche Hände fiel, machte man von Seiten der
letztern
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zuͤglich aus, daß der Herzog Johann Friedrich in der Forſtordnung v. Jahr 1614 einige Ver- ordnungen machte, daß nicht durch den Ver- brauch zu Pfaͤhlen und Gefaͤßen fuͤr den Wein die Waͤlder verwuͤſtet wuͤrden; dieweil, ſagt er, der Weinwachs allenthalben zunimmt, und die Waͤlder mit Taubenholz verwuͤſtet werden, ſo ſollen die Eichen geſchont und nicht zu Tau- ben gebraucht werden. Man ſuchte ſonder- lich fremde Weine nach Deutſchland zu ver- pflanzen; ſo wurde der ſo genannte Rulander, (der ſchiele Auvernas Gris commun, vinum bonum, Villiboner Stock) aus Champagne nach Speyer verpflanzet. Es hielt ſich damals das Cammergericht daſelbſt auf, und einer der Beyſitzer pflanzte dergleichen Stoͤcke in ſei- nem Garten, welchen bey der Franzoͤſiſchen Verwuͤſtung von Speyer ein Kaufmann Rulaͤnder kaufte, und auf der Brandſtaͤtte dieſen Stock unbeſchaͤdigt fand, und ihn pflanz- te. Von dieſem Stocke ſtammen alle Rulaͤn- der am Rhein und im Wuͤrtenbergiſchen ab. Der Wuͤrtembergiſche Weinbau ſtieg in dem 17ten Jahrhunderte vorzuͤglich durch den Weinhandel nach Bayern, wohin der Necker- wein haͤufig verfuͤhrt wurde, wofuͤr man vermoͤge der Vertraͤge zwiſchen beyden Hoͤfen Salz eintauſchte; dieſer Handel bluͤhete bis zu Anfange des 18ten Jahrhunderts. Nach- dem aber Bayern eine Zeitlang in Oeſterreichi- ſche Haͤnde fiel, machte man von Seiten der
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zuͤglich aus, daß der Herzog Johann Friedrich
in der Forſtordnung v. Jahr 1614 einige Ver-
ordnungen machte, daß nicht durch den Ver-
brauch zu Pfaͤhlen und Gefaͤßen fuͤr den Wein
die Waͤlder verwuͤſtet wuͤrden; dieweil, ſagt
er, der Weinwachs allenthalben zunimmt, und
die Waͤlder mit Taubenholz verwuͤſtet werden,
ſo ſollen die Eichen geſchont und nicht zu Tau-
ben gebraucht werden. Man ſuchte ſonder-
lich fremde Weine nach Deutſchland zu ver-
pflanzen; ſo wurde der ſo genannte Rulander,
(der ſchiele Auvernas Gris commun, vinum
bonum, Villiboner Stock) aus Champagne
nach Speyer verpflanzet. Es hielt ſich damals
das Cammergericht daſelbſt auf, und einer
der Beyſitzer pflanzte dergleichen Stoͤcke in ſei-
nem Garten, welchen bey der Franzoͤſiſchen
Verwuͤſtung von Speyer ein Kaufmann
Rulaͤnder kaufte, und auf der Brandſtaͤtte
dieſen Stock unbeſchaͤdigt fand, und ihn pflanz-
te. Von dieſem Stocke ſtammen alle Rulaͤn-
der am Rhein und im Wuͤrtenbergiſchen ab.
Der Wuͤrtembergiſche Weinbau ſtieg in dem
17ten Jahrhunderte vorzuͤglich durch den
Weinhandel nach Bayern, wohin der Necker-
wein haͤufig verfuͤhrt wurde, wofuͤr man
vermoͤge der Vertraͤge zwiſchen beyden Hoͤfen
Salz eintauſchte; dieſer Handel bluͤhete bis
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/175>, abgerufen am 24.11.2024.
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