Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

freyen Künstler gerechnet, wenigstens findet
sich in dem augsspurgischen Bürgerbuche in
dem Jahr 1514, daß der Baumbelzer als
freyer Künstler gedacht wird d). Es läßt
sich zugleich daraus schließen, daß das Baum-
belzen oder Impfen damals keine so allge-
meine und allen Gärtnern bekannte Kunst ge-
wesen, wie sie es heut zu Tage ist, da sich be-
sondre Personen damit beschäftigten. Die
Regierungen sorgten in diesen Zeiten für den
Gartenbau meist in den Forstordnungen, und
erwähnten auch besonders das Belzen, wel-
ches ebenfalls beweist, daß diese Kunst da-
mals nicht so lange erst bekannt gewesen seyn
muß, weil man es in diesen Gesetzen so anem-
pfiehlt. Eine alte fürstliche beyerische Forst-
ordnung des 16ten Jahrhunderts gedenkt
des Belzens der wilden Aepfel und Birnen,
und sorgt für den Gartenbau im 22sten Capi-
tel. Auch in andern dergleichen Gesetzen, wel-
che Fritsch e) gesammelt, findet sich diese Be-

merkung
d) S. Paul v. Stetten Kunst-Gewerb- und Hand-
werksgeschichte der Reichsstadt Augsspurg, S.
120.
e) Fritsch: Corpus Iuris Venatorio forestalis p.
94. Demnach soll männiglich die Aepfel-Birnen-
und Kirschbäume, wo sie stehen mögen, abzu-
hauen gänzlich verboten sey. -- -- Und wie
wohl man der wilden Aepfel und Birnstöcke zu
den Belzstöcken nicht gar entrathen kann, so sol-
len sie doch ohne Vorwissen nicht ausgegraben
werden.
A 4

freyen Kuͤnſtler gerechnet, wenigſtens findet
ſich in dem augsſpurgiſchen Buͤrgerbuche in
dem Jahr 1514, daß der Baumbelzer als
freyer Kuͤnſtler gedacht wird d). Es laͤßt
ſich zugleich daraus ſchließen, daß das Baum-
belzen oder Impfen damals keine ſo allge-
meine und allen Gaͤrtnern bekannte Kunſt ge-
weſen, wie ſie es heut zu Tage iſt, da ſich be-
ſondre Perſonen damit beſchaͤftigten. Die
Regierungen ſorgten in dieſen Zeiten fuͤr den
Gartenbau meiſt in den Forſtordnungen, und
erwaͤhnten auch beſonders das Belzen, wel-
ches ebenfalls beweiſt, daß dieſe Kunſt da-
mals nicht ſo lange erſt bekannt geweſen ſeyn
muß, weil man es in dieſen Geſetzen ſo anem-
pfiehlt. Eine alte fuͤrſtliche beyeriſche Forſt-
ordnung des 16ten Jahrhunderts gedenkt
des Belzens der wilden Aepfel und Birnen,
und ſorgt fuͤr den Gartenbau im 22ſten Capi-
tel. Auch in andern dergleichen Geſetzen, wel-
che Fritſch e) geſammelt, findet ſich dieſe Be-

merkung
d) S. Paul v. Stetten Kunſt-Gewerb- und Hand-
werksgeſchichte der Reichsſtadt Augsſpurg, S.
120.
e) Fritſch: Corpus Iuris Venatorio foreſtalis p.
94. Demnach ſoll maͤnniglich die Aepfel-Birnen-
und Kirſchbaͤume, wo ſie ſtehen moͤgen, abzu-
hauen gaͤnzlich verboten ſey. — — Und wie
wohl man der wilden Aepfel und Birnſtoͤcke zu
den Belzſtoͤcken nicht gar entrathen kann, ſo ſol-
len ſie doch ohne Vorwiſſen nicht ausgegraben
werden.
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="7"/>
freyen Ku&#x0364;n&#x017F;tler gerechnet, wenig&#x017F;tens findet<lb/>
&#x017F;ich in dem augs&#x017F;purgi&#x017F;chen Bu&#x0364;rgerbuche in<lb/>
dem Jahr 1514, daß der Baumbelzer als<lb/>
freyer Ku&#x0364;n&#x017F;tler gedacht wird <note place="foot" n="d)">S. Paul v. Stetten Kun&#x017F;t-Gewerb- und Hand-<lb/>
werksge&#x017F;chichte der Reichs&#x017F;tadt Augs&#x017F;purg, S.<lb/>
120.</note>. Es la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich zugleich daraus &#x017F;chließen, daß das Baum-<lb/>
belzen oder Impfen damals keine &#x017F;o allge-<lb/>
meine und allen Ga&#x0364;rtnern bekannte Kun&#x017F;t ge-<lb/>
we&#x017F;en, wie &#x017F;ie es heut zu Tage i&#x017F;t, da &#x017F;ich be-<lb/>
&#x017F;ondre Per&#x017F;onen damit be&#x017F;cha&#x0364;ftigten. Die<lb/>
Regierungen &#x017F;orgten in die&#x017F;en Zeiten fu&#x0364;r den<lb/>
Gartenbau mei&#x017F;t in den For&#x017F;tordnungen, und<lb/>
erwa&#x0364;hnten auch be&#x017F;onders das Belzen, wel-<lb/>
ches ebenfalls bewei&#x017F;t, daß die&#x017F;e Kun&#x017F;t da-<lb/>
mals nicht &#x017F;o lange er&#x017F;t bekannt gewe&#x017F;en &#x017F;eyn<lb/>
muß, weil man es in die&#x017F;en Ge&#x017F;etzen &#x017F;o anem-<lb/>
pfiehlt. Eine alte fu&#x0364;r&#x017F;tliche beyeri&#x017F;che For&#x017F;t-<lb/>
ordnung des 16ten Jahrhunderts gedenkt<lb/>
des Belzens der wilden Aepfel und Birnen,<lb/>
und &#x017F;orgt fu&#x0364;r den Gartenbau im 22&#x017F;ten Capi-<lb/>
tel. Auch in andern dergleichen Ge&#x017F;etzen, wel-<lb/>
che Frit&#x017F;ch <note place="foot" n="e)">Frit&#x017F;ch: <hi rendition="#aq">Corpus Iuris Venatorio fore&#x017F;talis p.</hi><lb/>
94. Demnach &#x017F;oll ma&#x0364;nniglich die Aepfel-Birnen-<lb/>
und Kir&#x017F;chba&#x0364;ume, wo &#x017F;ie &#x017F;tehen mo&#x0364;gen, abzu-<lb/>
hauen ga&#x0364;nzlich verboten &#x017F;ey. &#x2014; &#x2014; Und wie<lb/>
wohl man der wilden Aepfel und Birn&#x017F;to&#x0364;cke zu<lb/>
den Belz&#x017F;to&#x0364;cken nicht gar entrathen kann, &#x017F;o &#x017F;ol-<lb/>
len &#x017F;ie doch ohne Vorwi&#x017F;&#x017F;en nicht ausgegraben<lb/>
werden.</note> ge&#x017F;ammelt, findet &#x017F;ich die&#x017F;e Be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch">merkung</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0017] freyen Kuͤnſtler gerechnet, wenigſtens findet ſich in dem augsſpurgiſchen Buͤrgerbuche in dem Jahr 1514, daß der Baumbelzer als freyer Kuͤnſtler gedacht wird d). Es laͤßt ſich zugleich daraus ſchließen, daß das Baum- belzen oder Impfen damals keine ſo allge- meine und allen Gaͤrtnern bekannte Kunſt ge- weſen, wie ſie es heut zu Tage iſt, da ſich be- ſondre Perſonen damit beſchaͤftigten. Die Regierungen ſorgten in dieſen Zeiten fuͤr den Gartenbau meiſt in den Forſtordnungen, und erwaͤhnten auch beſonders das Belzen, wel- ches ebenfalls beweiſt, daß dieſe Kunſt da- mals nicht ſo lange erſt bekannt geweſen ſeyn muß, weil man es in dieſen Geſetzen ſo anem- pfiehlt. Eine alte fuͤrſtliche beyeriſche Forſt- ordnung des 16ten Jahrhunderts gedenkt des Belzens der wilden Aepfel und Birnen, und ſorgt fuͤr den Gartenbau im 22ſten Capi- tel. Auch in andern dergleichen Geſetzen, wel- che Fritſch e) geſammelt, findet ſich dieſe Be- merkung d) S. Paul v. Stetten Kunſt-Gewerb- und Hand- werksgeſchichte der Reichsſtadt Augsſpurg, S. 120. e) Fritſch: Corpus Iuris Venatorio foreſtalis p. 94. Demnach ſoll maͤnniglich die Aepfel-Birnen- und Kirſchbaͤume, wo ſie ſtehen moͤgen, abzu- hauen gaͤnzlich verboten ſey. — — Und wie wohl man der wilden Aepfel und Birnſtoͤcke zu den Belzſtoͤcken nicht gar entrathen kann, ſo ſol- len ſie doch ohne Vorwiſſen nicht ausgegraben werden. A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/17
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/17>, abgerufen am 07.10.2024.