Darmstadt und Gießen haben eine durchaus in allen Theilen umgearbeitete und dem gemeinen Wohl mehr entsprechende neue Einrichtung und Verfassung erhalten, wodurch sie nicht nur jähr- lich sichere und ansehnlichere Fonds zur Tilgung ihrer äußerst beträchtlichen gemeinen Schulden überkommen haben, sondern auch in den Stand gesetzt worden, ihre gemeinen Gebäude, Wege, Straßen, Brücken, gemeinde Güter ungleich besser zu erhalten, und in Zukunft noch Capitalien nebenhin zu ersparen. Ueberdem hat man in die- sem Jahre das ganze Land in ökonomische Can- tons eingetheilt, und selbigen zur geschwindern Beförderung einer bessern Cultur und anhalten- dern Aufsicht darüber eigene Oekonomiecommis- sairs aus dem Bauernstande oder doch sonstigen praktischen Feldwirthen, so in den Dörfern woh- nen, vorgesetzt. In der obern Grafschaft ist man bereits völlig damit zu Stande, und in dem Ober- fürstenthum sind ebenfalls schon einige dergleichen Cantons errichtet. Manche von diesen Einrich- tungen enthalten nur den Saamen zu künftigen Früchten, und erst die Zukunft wird überzeugend an den Tag legen, wie wohlthätig sie sind. In dem J. 1779 y) hat man außer 153 fleißigen Ortschaften noch 70 weniger fleißige, 20 nach- läßige, und 4 ganz unarbeitsame Orte gerechnet. Es sind in diesem Jahre 1779 4231 15/16 Mor- gen für das Land gewonnen worden, nämlich
1942
y) S. Leipz. Intelligenzblatt von 1780. St. 47. S. 400.
Darmſtadt und Gießen haben eine durchaus in allen Theilen umgearbeitete und dem gemeinen Wohl mehr entſprechende neue Einrichtung und Verfaſſung erhalten, wodurch ſie nicht nur jaͤhr- lich ſichere und anſehnlichere Fonds zur Tilgung ihrer aͤußerſt betraͤchtlichen gemeinen Schulden uͤberkommen haben, ſondern auch in den Stand geſetzt worden, ihre gemeinen Gebaͤude, Wege, Straßen, Bruͤcken, gemeinde Guͤter ungleich beſſer zu erhalten, und in Zukunft noch Capitalien nebenhin zu erſparen. Ueberdem hat man in die- ſem Jahre das ganze Land in oͤkonomiſche Can- tons eingetheilt, und ſelbigen zur geſchwindern Befoͤrderung einer beſſern Cultur und anhalten- dern Aufſicht daruͤber eigene Oekonomiecommiſ- ſairs aus dem Bauernſtande oder doch ſonſtigen praktiſchen Feldwirthen, ſo in den Doͤrfern woh- nen, vorgeſetzt. In der obern Grafſchaft iſt man bereits voͤllig damit zu Stande, und in dem Ober- fuͤrſtenthum ſind ebenfalls ſchon einige dergleichen Cantons errichtet. Manche von dieſen Einrich- tungen enthalten nur den Saamen zu kuͤnftigen Fruͤchten, und erſt die Zukunft wird uͤberzeugend an den Tag legen, wie wohlthaͤtig ſie ſind. In dem J. 1779 y) hat man außer 153 fleißigen Ortſchaften noch 70 weniger fleißige, 20 nach- laͤßige, und 4 ganz unarbeitſame Orte gerechnet. Es ſind in dieſem Jahre 1779 4231 15/16 Mor- gen fuͤr das Land gewonnen worden, naͤmlich
1942
y) S. Leipz. Intelligenzblatt von 1780. St. 47. S. 400.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0088"n="62"/>
Darmſtadt und Gießen haben eine durchaus in<lb/>
allen Theilen umgearbeitete und dem gemeinen<lb/>
Wohl mehr entſprechende neue Einrichtung und<lb/>
Verfaſſung erhalten, wodurch ſie nicht nur jaͤhr-<lb/>
lich ſichere und anſehnlichere Fonds zur Tilgung<lb/>
ihrer aͤußerſt betraͤchtlichen gemeinen Schulden<lb/>
uͤberkommen haben, ſondern auch in den Stand<lb/>
geſetzt worden, ihre gemeinen Gebaͤude, Wege,<lb/>
Straßen, Bruͤcken, gemeinde Guͤter ungleich<lb/>
beſſer zu erhalten, und in Zukunft noch Capitalien<lb/>
nebenhin zu erſparen. Ueberdem hat man in die-<lb/>ſem Jahre das ganze Land in oͤkonomiſche Can-<lb/>
tons eingetheilt, und ſelbigen zur geſchwindern<lb/>
Befoͤrderung einer beſſern Cultur und anhalten-<lb/>
dern Aufſicht daruͤber eigene Oekonomiecommiſ-<lb/>ſairs aus dem Bauernſtande oder doch ſonſtigen<lb/>
praktiſchen Feldwirthen, ſo in den Doͤrfern woh-<lb/>
nen, vorgeſetzt. In der obern Grafſchaft iſt man<lb/>
bereits voͤllig damit zu Stande, und in dem Ober-<lb/>
fuͤrſtenthum ſind ebenfalls ſchon einige dergleichen<lb/>
Cantons errichtet. Manche von dieſen Einrich-<lb/>
tungen enthalten nur den Saamen zu kuͤnftigen<lb/>
Fruͤchten, und erſt die Zukunft wird uͤberzeugend<lb/>
an den Tag legen, wie wohlthaͤtig ſie ſind. In<lb/>
dem J. 1779 <noteplace="foot"n="y)">S. Leipz. Intelligenzblatt von 1780. St. 47.<lb/>
S. 400.</note> hat man außer 153 fleißigen<lb/>
Ortſchaften noch 70 weniger fleißige, 20 nach-<lb/>
laͤßige, und 4 ganz unarbeitſame Orte gerechnet.<lb/>
Es ſind in dieſem Jahre 1779 4231 15/16 Mor-<lb/>
gen fuͤr das Land gewonnen worden, naͤmlich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">1942</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[62/0088]
Darmſtadt und Gießen haben eine durchaus in
allen Theilen umgearbeitete und dem gemeinen
Wohl mehr entſprechende neue Einrichtung und
Verfaſſung erhalten, wodurch ſie nicht nur jaͤhr-
lich ſichere und anſehnlichere Fonds zur Tilgung
ihrer aͤußerſt betraͤchtlichen gemeinen Schulden
uͤberkommen haben, ſondern auch in den Stand
geſetzt worden, ihre gemeinen Gebaͤude, Wege,
Straßen, Bruͤcken, gemeinde Guͤter ungleich
beſſer zu erhalten, und in Zukunft noch Capitalien
nebenhin zu erſparen. Ueberdem hat man in die-
ſem Jahre das ganze Land in oͤkonomiſche Can-
tons eingetheilt, und ſelbigen zur geſchwindern
Befoͤrderung einer beſſern Cultur und anhalten-
dern Aufſicht daruͤber eigene Oekonomiecommiſ-
ſairs aus dem Bauernſtande oder doch ſonſtigen
praktiſchen Feldwirthen, ſo in den Doͤrfern woh-
nen, vorgeſetzt. In der obern Grafſchaft iſt man
bereits voͤllig damit zu Stande, und in dem Ober-
fuͤrſtenthum ſind ebenfalls ſchon einige dergleichen
Cantons errichtet. Manche von dieſen Einrich-
tungen enthalten nur den Saamen zu kuͤnftigen
Fruͤchten, und erſt die Zukunft wird uͤberzeugend
an den Tag legen, wie wohlthaͤtig ſie ſind. In
dem J. 1779 y) hat man außer 153 fleißigen
Ortſchaften noch 70 weniger fleißige, 20 nach-
laͤßige, und 4 ganz unarbeitſame Orte gerechnet.
Es ſind in dieſem Jahre 1779 4231 15/16 Mor-
gen fuͤr das Land gewonnen worden, naͤmlich
1942
y) S. Leipz. Intelligenzblatt von 1780. St. 47.
S. 400.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/88>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.