Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

mit Thomaszucker, den er gehörig gesotten und
abgeschäumt hatte.

Noch andere riethen ausgetrocknete Feigen,
zerstoßen und mit Wasser vermengt, ingleichen
Rosinwasser und Weinmost, welches aber zu
kostbar ist. In Pommern u) füttert man mit
einem guten süßen Braunbier, das man auf ei-
nen Teller einen Strohhalm hoch gießt, 2 Koffee-
löffel guten reinen Branntwein, und ein wenig
reinen oder Jungferhonig darunter mischt, die-
ses aber mit Stroh überdeckt, daß die Bienen
nicht hinein fallen, sondern es nur saugen kön-
nen. In Sachsen x) versuchte man auch die
in Pohlen und Ungarn gewöhnliche Brodfütte-
rung; welche aus einem halben Pfund Zucker,
dem feinsten Weizenmehl und einem Zusatz von
guten Weißhefen, welchen man vorher durch
zugegossenes Wasser, das man nach genugsa-
mem Herumrühren wieder abgießt, die Bitter-
keit benommen hat, bereitet wird. Allein
wenn man zu dergleichen erkünstelten Fütterun-
gen genöthigt ist, aus Honigmangel, so er-
folgt der Erfahrung nach auf solche Hungerjah-
re meist Krankheit oder gar Sterben.

Die beste Nothfütterung ist noch der künstli-
che Honig, welchen Hr. Neidhardt aus Bir-
nen zuerst bereitete. Er nimmt hierzu die be-

sten
u) Schrebers Neue Cameralschriften XI. S. 221.
x) Nachtrag zu den Anmerkungen der Verbesse-
rung der Bienenzucht in Sachsen, Dresden
1774. 8.
E e 4

mit Thomaszucker, den er gehoͤrig geſotten und
abgeſchaͤumt hatte.

Noch andere riethen ausgetrocknete Feigen,
zerſtoßen und mit Waſſer vermengt, ingleichen
Roſinwaſſer und Weinmoſt, welches aber zu
koſtbar iſt. In Pommern u) fuͤttert man mit
einem guten ſuͤßen Braunbier, das man auf ei-
nen Teller einen Strohhalm hoch gießt, 2 Koffee-
loͤffel guten reinen Branntwein, und ein wenig
reinen oder Jungferhonig darunter miſcht, die-
ſes aber mit Stroh uͤberdeckt, daß die Bienen
nicht hinein fallen, ſondern es nur ſaugen koͤn-
nen. In Sachſen x) verſuchte man auch die
in Pohlen und Ungarn gewoͤhnliche Brodfuͤtte-
rung; welche aus einem halben Pfund Zucker,
dem feinſten Weizenmehl und einem Zuſatz von
guten Weißhefen, welchen man vorher durch
zugegoſſenes Waſſer, das man nach genugſa-
mem Herumruͤhren wieder abgießt, die Bitter-
keit benommen hat, bereitet wird. Allein
wenn man zu dergleichen erkuͤnſtelten Fuͤtterun-
gen genoͤthigt iſt, aus Honigmangel, ſo er-
folgt der Erfahrung nach auf ſolche Hungerjah-
re meiſt Krankheit oder gar Sterben.

Die beſte Nothfuͤtterung iſt noch der kuͤnſtli-
che Honig, welchen Hr. Neidhardt aus Bir-
nen zuerſt bereitete. Er nimmt hierzu die be-

ſten
u) Schrebers Neue Cameralſchriften XI. S. 221.
x) Nachtrag zu den Anmerkungen der Verbeſſe-
rung der Bienenzucht in Sachſen, Dresden
1774. 8.
E e 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0465" n="439"/>
mit Thomaszucker, den er geho&#x0364;rig ge&#x017F;otten und<lb/>
abge&#x017F;cha&#x0364;umt hatte.</p><lb/>
          <p>Noch andere riethen ausgetrocknete Feigen,<lb/>
zer&#x017F;toßen und mit Wa&#x017F;&#x017F;er vermengt, ingleichen<lb/>
Ro&#x017F;inwa&#x017F;&#x017F;er und Weinmo&#x017F;t, welches aber zu<lb/>
ko&#x017F;tbar i&#x017F;t. In Pommern <note place="foot" n="u)">Schrebers Neue Cameral&#x017F;chriften <hi rendition="#aq">XI.</hi> S. 221.</note> fu&#x0364;ttert man mit<lb/>
einem guten &#x017F;u&#x0364;ßen Braunbier, das man auf ei-<lb/>
nen Teller einen Strohhalm hoch gießt, 2 Koffee-<lb/>
lo&#x0364;ffel guten reinen Branntwein, und ein wenig<lb/>
reinen oder Jungferhonig darunter mi&#x017F;cht, die-<lb/>
&#x017F;es aber mit Stroh u&#x0364;berdeckt, daß die Bienen<lb/>
nicht hinein fallen, &#x017F;ondern es nur &#x017F;augen ko&#x0364;n-<lb/>
nen. In Sach&#x017F;en <note place="foot" n="x)">Nachtrag zu den Anmerkungen der Verbe&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung der Bienenzucht in Sach&#x017F;en, Dresden<lb/>
1774. 8.</note> ver&#x017F;uchte man auch die<lb/>
in Pohlen und Ungarn gewo&#x0364;hnliche Brodfu&#x0364;tte-<lb/>
rung; welche aus einem halben Pfund Zucker,<lb/>
dem fein&#x017F;ten Weizenmehl und einem Zu&#x017F;atz von<lb/>
guten Weißhefen, welchen man vorher durch<lb/>
zugego&#x017F;&#x017F;enes Wa&#x017F;&#x017F;er, das man nach genug&#x017F;a-<lb/>
mem Herumru&#x0364;hren wieder abgießt, die Bitter-<lb/>
keit benommen hat, bereitet wird. Allein<lb/>
wenn man zu dergleichen erku&#x0364;n&#x017F;telten Fu&#x0364;tterun-<lb/>
gen geno&#x0364;thigt i&#x017F;t, aus Honigmangel, &#x017F;o er-<lb/>
folgt der Erfahrung nach auf &#x017F;olche Hungerjah-<lb/>
re mei&#x017F;t Krankheit oder gar Sterben.</p><lb/>
          <p>Die be&#x017F;te Nothfu&#x0364;tterung i&#x017F;t noch der ku&#x0364;n&#x017F;tli-<lb/>
che Honig, welchen Hr. Neidhardt aus Bir-<lb/>
nen zuer&#x017F;t bereitete. Er nimmt hierzu die be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0465] mit Thomaszucker, den er gehoͤrig geſotten und abgeſchaͤumt hatte. Noch andere riethen ausgetrocknete Feigen, zerſtoßen und mit Waſſer vermengt, ingleichen Roſinwaſſer und Weinmoſt, welches aber zu koſtbar iſt. In Pommern u) fuͤttert man mit einem guten ſuͤßen Braunbier, das man auf ei- nen Teller einen Strohhalm hoch gießt, 2 Koffee- loͤffel guten reinen Branntwein, und ein wenig reinen oder Jungferhonig darunter miſcht, die- ſes aber mit Stroh uͤberdeckt, daß die Bienen nicht hinein fallen, ſondern es nur ſaugen koͤn- nen. In Sachſen x) verſuchte man auch die in Pohlen und Ungarn gewoͤhnliche Brodfuͤtte- rung; welche aus einem halben Pfund Zucker, dem feinſten Weizenmehl und einem Zuſatz von guten Weißhefen, welchen man vorher durch zugegoſſenes Waſſer, das man nach genugſa- mem Herumruͤhren wieder abgießt, die Bitter- keit benommen hat, bereitet wird. Allein wenn man zu dergleichen erkuͤnſtelten Fuͤtterun- gen genoͤthigt iſt, aus Honigmangel, ſo er- folgt der Erfahrung nach auf ſolche Hungerjah- re meiſt Krankheit oder gar Sterben. Die beſte Nothfuͤtterung iſt noch der kuͤnſtli- che Honig, welchen Hr. Neidhardt aus Bir- nen zuerſt bereitete. Er nimmt hierzu die be- ſten u) Schrebers Neue Cameralſchriften XI. S. 221. x) Nachtrag zu den Anmerkungen der Verbeſſe- rung der Bienenzucht in Sachſen, Dresden 1774. 8. E e 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/465
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/465>, abgerufen am 22.11.2024.