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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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Uhr wieder, des Mittags ein wenig Haberlohß,
die Oberkahr, des Nachmittags um 3 und
Abends wieder ein wenig Heu. Gewöhnlich
werden nun erst Kälber, wenn sie ein Viertel-
jahr sind, ans weiche Gras oder Nachmatt ge-
wöhnt. Dem ungeachtet werden ihnen noch oft
ins Gras hinaus Tröge mit Watye und Wasser
untereinander gemischt, getragen. Es wird
von nun an immer mit gutem Heu gefüttert,
und erst im 3ten Jahre läßt man das Kuhkalb
tragen; denn wenn es schon im zweyten geschie-
het, so giebt es wenig Milch und bleibt klein.
Man hält sie bis zu dieser Zeit von den Reitoch-
sen ab, indem man sie in die Koppeln treibt,
wo keiner hinkommt. Die Ochsenkälber schnei-
det man auf adelichen Gütern gar nicht, bis
es bald anfangen will zu springen, da es abge-
bunden oder geschnitten, und ein Ochse wird;
wird es, nachdem es einige Jahre gesprungen,
erst geschnitten, so heißt es ein Boll oder alter
Reitochse. Sie werden bis ins dritte Jahr mit
Haberlohß und Rockenkaf gut gefüttert, und
vom Springen abgehalten. Vorzüglich hin-
dert man es im Winter. Die Kühe gehen im
May zur Weyde, und bleiben Tag und Nacht
draussen, hier haben sie bloß grünes Futter.
Auf Holländereyen erhalten sie nichts als rei-
nes Wasser zu trinken ohne Mischung von Ge-
spühl, Molken oder Mehl. Um Martini kom-
men sie zurück, manchmal eher oder später, nach-
dem das Wetter gut oder übel ist. Von Kohl

oder

Uhr wieder, des Mittags ein wenig Haberlohß,
die Oberkahr, des Nachmittags um 3 und
Abends wieder ein wenig Heu. Gewoͤhnlich
werden nun erſt Kaͤlber, wenn ſie ein Viertel-
jahr ſind, ans weiche Gras oder Nachmatt ge-
woͤhnt. Dem ungeachtet werden ihnen noch oft
ins Gras hinaus Troͤge mit Watye und Waſſer
untereinander gemiſcht, getragen. Es wird
von nun an immer mit gutem Heu gefuͤttert,
und erſt im 3ten Jahre laͤßt man das Kuhkalb
tragen; denn wenn es ſchon im zweyten geſchie-
het, ſo giebt es wenig Milch und bleibt klein.
Man haͤlt ſie bis zu dieſer Zeit von den Reitoch-
ſen ab, indem man ſie in die Koppeln treibt,
wo keiner hinkommt. Die Ochſenkaͤlber ſchnei-
det man auf adelichen Guͤtern gar nicht, bis
es bald anfangen will zu ſpringen, da es abge-
bunden oder geſchnitten, und ein Ochſe wird;
wird es, nachdem es einige Jahre geſprungen,
erſt geſchnitten, ſo heißt es ein Boll oder alter
Reitochſe. Sie werden bis ins dritte Jahr mit
Haberlohß und Rockenkaf gut gefuͤttert, und
vom Springen abgehalten. Vorzuͤglich hin-
dert man es im Winter. Die Kuͤhe gehen im
May zur Weyde, und bleiben Tag und Nacht
drauſſen, hier haben ſie bloß gruͤnes Futter.
Auf Hollaͤndereyen erhalten ſie nichts als rei-
nes Waſſer zu trinken ohne Miſchung von Ge-
ſpuͤhl, Molken oder Mehl. Um Martini kom-
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dem das Wetter gut oder uͤbel iſt. Von Kohl

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[250/0276] Uhr wieder, des Mittags ein wenig Haberlohß, die Oberkahr, des Nachmittags um 3 und Abends wieder ein wenig Heu. Gewoͤhnlich werden nun erſt Kaͤlber, wenn ſie ein Viertel- jahr ſind, ans weiche Gras oder Nachmatt ge- woͤhnt. Dem ungeachtet werden ihnen noch oft ins Gras hinaus Troͤge mit Watye und Waſſer untereinander gemiſcht, getragen. Es wird von nun an immer mit gutem Heu gefuͤttert, und erſt im 3ten Jahre laͤßt man das Kuhkalb tragen; denn wenn es ſchon im zweyten geſchie- het, ſo giebt es wenig Milch und bleibt klein. Man haͤlt ſie bis zu dieſer Zeit von den Reitoch- ſen ab, indem man ſie in die Koppeln treibt, wo keiner hinkommt. Die Ochſenkaͤlber ſchnei- det man auf adelichen Guͤtern gar nicht, bis es bald anfangen will zu ſpringen, da es abge- bunden oder geſchnitten, und ein Ochſe wird; wird es, nachdem es einige Jahre geſprungen, erſt geſchnitten, ſo heißt es ein Boll oder alter Reitochſe. Sie werden bis ins dritte Jahr mit Haberlohß und Rockenkaf gut gefuͤttert, und vom Springen abgehalten. Vorzuͤglich hin- dert man es im Winter. Die Kuͤhe gehen im May zur Weyde, und bleiben Tag und Nacht drauſſen, hier haben ſie bloß gruͤnes Futter. Auf Hollaͤndereyen erhalten ſie nichts als rei- nes Waſſer zu trinken ohne Miſchung von Ge- ſpuͤhl, Molken oder Mehl. Um Martini kom- men ſie zuruͤck, manchmal eher oder ſpaͤter, nach- dem das Wetter gut oder uͤbel iſt. Von Kohl oder

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/276>, abgerufen am 25.11.2024.