an Pächter zu Weiden überlassen. Seit dem der Kleebau stärker betrieben wird, halten man- che Aemter ein Drittheil mehr Rindvieh, und Düngen damit ihre Felder sicherer und dauer- hafter, als durch den Hordenschlag.
Man sorgte in Sachsen in den neuern Zeiten auch vor die Vieharzeneykunst. Frankreich hatte zuerst die Vieharzeneyschule zu Lion und nachher zu Limoge ohnweit Paris, unter der Aufsicht des Bourgelat errichtet. Der Hof zu Dresden schickte Hrn. Webern dahin, um da- selbst sich zu unterrichten, welcher auch diesem Aufenthalt zum Besten seines Vaterlandes und zu seinem eigenen Ruhme nützte. Er machte bald den heilsamsten Gebrauch von seinen Kennt- nissen für Sachsen, und eröffnete eine Viehar- zeneyschule zu Dresden. Seine Vorsorge ging vorzüglich auch auf die Pferde, da die Füsse derselben oft unter den Händen unwissender Schmidte leiden. Er zeigte in einer besondern Schrift die Fehler, die bey den Beschlagen ge- macht, und dadurch oft die besten Pferde ver- dorben würden. Auf Befehl des Hofes wurde vorordnet, daß jeder Kreis einen Mann zum Un- terricht zu ihm schicken mußte, und seine Schrift wurde in die Kreise und Städte versendet, um es den Schmidten vorzulegen und sie dadurch zu unterweisen. Nur ist es zu beklagen, daß dieser würdige Mann wegen so vieler ihm ent- gegenstehender Vorurtheile nicht so nützlich wer- den konnte. Die Oestreichische Regierung folg-
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an Paͤchter zu Weiden uͤberlaſſen. Seit dem der Kleebau ſtaͤrker betrieben wird, halten man- che Aemter ein Drittheil mehr Rindvieh, und Duͤngen damit ihre Felder ſicherer und dauer- hafter, als durch den Hordenſchlag.
Man ſorgte in Sachſen in den neuern Zeiten auch vor die Vieharzeneykunſt. Frankreich hatte zuerſt die Vieharzeneyſchule zu Lion und nachher zu Limoge ohnweit Paris, unter der Aufſicht des Bourgelat errichtet. Der Hof zu Dresden ſchickte Hrn. Webern dahin, um da- ſelbſt ſich zu unterrichten, welcher auch dieſem Aufenthalt zum Beſten ſeines Vaterlandes und zu ſeinem eigenen Ruhme nuͤtzte. Er machte bald den heilſamſten Gebrauch von ſeinen Kennt- niſſen fuͤr Sachſen, und eroͤffnete eine Viehar- zeneyſchule zu Dresden. Seine Vorſorge ging vorzuͤglich auch auf die Pferde, da die Fuͤſſe derſelben oft unter den Haͤnden unwiſſender Schmidte leiden. Er zeigte in einer beſondern Schrift die Fehler, die bey den Beſchlagen ge- macht, und dadurch oft die beſten Pferde ver- dorben wuͤrden. Auf Befehl des Hofes wurde vorordnet, daß jeder Kreis einen Mann zum Un- terricht zu ihm ſchicken mußte, und ſeine Schrift wurde in die Kreiſe und Staͤdte verſendet, um es den Schmidten vorzulegen und ſie dadurch zu unterweiſen. Nur iſt es zu beklagen, daß dieſer wuͤrdige Mann wegen ſo vieler ihm ent- gegenſtehender Vorurtheile nicht ſo nuͤtzlich wer- den konnte. Die Oeſtreichiſche Regierung folg-
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an Paͤchter zu Weiden uͤberlaſſen. Seit dem
der Kleebau ſtaͤrker betrieben wird, halten man-
che Aemter ein Drittheil mehr Rindvieh, und
Duͤngen damit ihre Felder ſicherer und dauer-
hafter, als durch den Hordenſchlag.
Man ſorgte in Sachſen in den neuern Zeiten
auch vor die Vieharzeneykunſt. Frankreich
hatte zuerſt die Vieharzeneyſchule zu Lion und
nachher zu Limoge ohnweit Paris, unter der
Aufſicht des Bourgelat errichtet. Der Hof zu
Dresden ſchickte Hrn. Webern dahin, um da-
ſelbſt ſich zu unterrichten, welcher auch dieſem
Aufenthalt zum Beſten ſeines Vaterlandes und
zu ſeinem eigenen Ruhme nuͤtzte. Er machte
bald den heilſamſten Gebrauch von ſeinen Kennt-
niſſen fuͤr Sachſen, und eroͤffnete eine Viehar-
zeneyſchule zu Dresden. Seine Vorſorge ging
vorzuͤglich auch auf die Pferde, da die Fuͤſſe
derſelben oft unter den Haͤnden unwiſſender
Schmidte leiden. Er zeigte in einer beſondern
Schrift die Fehler, die bey den Beſchlagen ge-
macht, und dadurch oft die beſten Pferde ver-
dorben wuͤrden. Auf Befehl des Hofes wurde
vorordnet, daß jeder Kreis einen Mann zum Un-
terricht zu ihm ſchicken mußte, und ſeine Schrift
wurde in die Kreiſe und Staͤdte verſendet, um
es den Schmidten vorzulegen und ſie dadurch
zu unterweiſen. Nur iſt es zu beklagen, daß
dieſer wuͤrdige Mann wegen ſo vieler ihm ent-
gegenſtehender Vorurtheile nicht ſo nuͤtzlich wer-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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