Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

te das Verfahren die Engländer die Wiesen mit
Gyps und Mergel zu düngen, auch hier in Aus-
übung.

Im Münsterischen machte der weise Fürst
von Fürstenberg die Besserung und den Anbau
wüster Stellen zu Wiesen zu einem seiner Haupt-
geschäfte.

In verschiedenen Landen, wo wegen der star-
ken Viehzucht der Wiesenbau unentbehrlich ist,
haben theils die Bedürfnisse dieses Nahrungs-
geschäfts, vorzüglich aber der Mangel an Men-
schen, welche nicht in verhältnismäßiger An-
zahl gegen die Ländereyen sind, um sie zu be-
bauen, eine Art von Wiesenbau erfunden, wel-
che zwar in diesen Ländern, so lange die Be-
völkerung nicht verstärkt ist, einigermaßen noth-
wendig wird, aber als Regel nirgends anzura-
then ist. Vielen Antheil daran hat auch das
Vorurtheil von der Ruhe der Felder. Es fin-
det sich dieselbe seit undenklichen Zeiten im Hol-
steinischen, und ist neuerlich im Mecklenburgi-
schen eingeführt worden; auch trifft man sie im
Baireuthischen an. Es ist die sogenannte Kop-
pelwirthschaft, vermöge welcher die Ländereyen
in 9, 11, 13 oder 15 Schläge getheilt wer-
den, und z. B. bey 9 Schlägen 5 Theile zum
Graswuchse liegen bleiben, und nur 4 Theile
gebauet werden. Ich habe diese Wirthschafts-
art hier in dem Wiesenbau nur angeführt, in
so fern sie zur Geschichte gehört, ohne sie als
nachahmungswürdig zu empfehlen, und sie weit-

läuftig

te das Verfahren die Englaͤnder die Wieſen mit
Gyps und Mergel zu duͤngen, auch hier in Aus-
uͤbung.

Im Muͤnſteriſchen machte der weiſe Fuͤrſt
von Fuͤrſtenberg die Beſſerung und den Anbau
wuͤſter Stellen zu Wieſen zu einem ſeiner Haupt-
geſchaͤfte.

In verſchiedenen Landen, wo wegen der ſtar-
ken Viehzucht der Wieſenbau unentbehrlich iſt,
haben theils die Beduͤrfniſſe dieſes Nahrungs-
geſchaͤfts, vorzuͤglich aber der Mangel an Men-
ſchen, welche nicht in verhaͤltnismaͤßiger An-
zahl gegen die Laͤndereyen ſind, um ſie zu be-
bauen, eine Art von Wieſenbau erfunden, wel-
che zwar in dieſen Laͤndern, ſo lange die Be-
voͤlkerung nicht verſtaͤrkt iſt, einigermaßen noth-
wendig wird, aber als Regel nirgends anzura-
then iſt. Vielen Antheil daran hat auch das
Vorurtheil von der Ruhe der Felder. Es fin-
det ſich dieſelbe ſeit undenklichen Zeiten im Hol-
ſteiniſchen, und iſt neuerlich im Mecklenburgi-
ſchen eingefuͤhrt worden; auch trifft man ſie im
Baireuthiſchen an. Es iſt die ſogenannte Kop-
pelwirthſchaft, vermoͤge welcher die Laͤndereyen
in 9, 11, 13 oder 15 Schlaͤge getheilt wer-
den, und z. B. bey 9 Schlaͤgen 5 Theile zum
Graswuchſe liegen bleiben, und nur 4 Theile
gebauet werden. Ich habe dieſe Wirthſchafts-
art hier in dem Wieſenbau nur angefuͤhrt, in
ſo fern ſie zur Geſchichte gehoͤrt, ohne ſie als
nachahmungswuͤrdig zu empfehlen, und ſie weit-

laͤuftig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0215" n="189"/>
te das Verfahren die Engla&#x0364;nder die Wie&#x017F;en mit<lb/>
Gyps und Mergel zu du&#x0364;ngen, auch hier in Aus-<lb/>
u&#x0364;bung.</p><lb/>
          <p>Im Mu&#x0364;n&#x017F;teri&#x017F;chen machte der wei&#x017F;e Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
von Fu&#x0364;r&#x017F;tenberg die Be&#x017F;&#x017F;erung und den Anbau<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;ter Stellen zu Wie&#x017F;en zu einem &#x017F;einer Haupt-<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;fte.</p><lb/>
          <p>In ver&#x017F;chiedenen Landen, wo wegen der &#x017F;tar-<lb/>
ken Viehzucht der Wie&#x017F;enbau unentbehrlich i&#x017F;t,<lb/>
haben theils die Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;es Nahrungs-<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;fts, vorzu&#x0364;glich aber der Mangel an Men-<lb/>
&#x017F;chen, welche nicht in verha&#x0364;ltnisma&#x0364;ßiger An-<lb/>
zahl gegen die La&#x0364;ndereyen &#x017F;ind, um &#x017F;ie zu be-<lb/>
bauen, eine Art von Wie&#x017F;enbau erfunden, wel-<lb/>
che zwar in die&#x017F;en La&#x0364;ndern, &#x017F;o lange die Be-<lb/>
vo&#x0364;lkerung nicht ver&#x017F;ta&#x0364;rkt i&#x017F;t, einigermaßen noth-<lb/>
wendig wird, aber als Regel nirgends anzura-<lb/>
then i&#x017F;t. Vielen Antheil daran hat auch das<lb/>
Vorurtheil von der Ruhe der Felder. Es fin-<lb/>
det &#x017F;ich die&#x017F;elbe &#x017F;eit undenklichen Zeiten im Hol-<lb/>
&#x017F;teini&#x017F;chen, und i&#x017F;t neuerlich im Mecklenburgi-<lb/>
&#x017F;chen eingefu&#x0364;hrt worden; auch trifft man &#x017F;ie im<lb/>
Baireuthi&#x017F;chen an. Es i&#x017F;t die &#x017F;ogenannte Kop-<lb/>
pelwirth&#x017F;chaft, vermo&#x0364;ge welcher die La&#x0364;ndereyen<lb/>
in 9, 11, 13 oder 15 Schla&#x0364;ge getheilt wer-<lb/>
den, und z. B. bey 9 Schla&#x0364;gen 5 Theile zum<lb/>
Graswuch&#x017F;e liegen bleiben, und nur 4 Theile<lb/>
gebauet werden. Ich habe die&#x017F;e Wirth&#x017F;chafts-<lb/>
art hier in dem Wie&#x017F;enbau nur angefu&#x0364;hrt, in<lb/>
&#x017F;o fern &#x017F;ie zur Ge&#x017F;chichte geho&#x0364;rt, ohne &#x017F;ie als<lb/>
nachahmungswu&#x0364;rdig zu empfehlen, und &#x017F;ie weit-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">la&#x0364;uftig</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0215] te das Verfahren die Englaͤnder die Wieſen mit Gyps und Mergel zu duͤngen, auch hier in Aus- uͤbung. Im Muͤnſteriſchen machte der weiſe Fuͤrſt von Fuͤrſtenberg die Beſſerung und den Anbau wuͤſter Stellen zu Wieſen zu einem ſeiner Haupt- geſchaͤfte. In verſchiedenen Landen, wo wegen der ſtar- ken Viehzucht der Wieſenbau unentbehrlich iſt, haben theils die Beduͤrfniſſe dieſes Nahrungs- geſchaͤfts, vorzuͤglich aber der Mangel an Men- ſchen, welche nicht in verhaͤltnismaͤßiger An- zahl gegen die Laͤndereyen ſind, um ſie zu be- bauen, eine Art von Wieſenbau erfunden, wel- che zwar in dieſen Laͤndern, ſo lange die Be- voͤlkerung nicht verſtaͤrkt iſt, einigermaßen noth- wendig wird, aber als Regel nirgends anzura- then iſt. Vielen Antheil daran hat auch das Vorurtheil von der Ruhe der Felder. Es fin- det ſich dieſelbe ſeit undenklichen Zeiten im Hol- ſteiniſchen, und iſt neuerlich im Mecklenburgi- ſchen eingefuͤhrt worden; auch trifft man ſie im Baireuthiſchen an. Es iſt die ſogenannte Kop- pelwirthſchaft, vermoͤge welcher die Laͤndereyen in 9, 11, 13 oder 15 Schlaͤge getheilt wer- den, und z. B. bey 9 Schlaͤgen 5 Theile zum Graswuchſe liegen bleiben, und nur 4 Theile gebauet werden. Ich habe dieſe Wirthſchafts- art hier in dem Wieſenbau nur angefuͤhrt, in ſo fern ſie zur Geſchichte gehoͤrt, ohne ſie als nachahmungswuͤrdig zu empfehlen, und ſie weit- laͤuftig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/215
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/215>, abgerufen am 22.11.2024.