Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.Allein diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Katharina hatte In der That zogen, als die gesetzmäßige Zeit zur Consti- 1) Katharina's Dep. an Keyserling vom 11./22. September 1763 bei Schmitt I, 372. 2) Kitowicz, Pam., p. 67. Die Einzelheiten nach Szujski IV, 359.
Benoit, Dep. vom 14. September. Allein dieſe Hoffnung erfüllte ſich nicht. Katharina hatte In der That zogen, als die geſetzmäßige Zeit zur Conſti- 1) Katharina’s Dep. an Keyſerling vom 11./22. September 1763 bei Schmitt I, 372. 2) Kitowicz, Pam., p. 67. Die Einzelheiten nach Szujski IV, 359.
Benoit, Dep. vom 14. September. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0212" n="198"/> Allein dieſe Hoffnung erfüllte ſich nicht. Katharina hatte<lb/> ihre Freunde von neuem mit Hoffnung und Muth erfüllt,<lb/> indem ſie ihnen durch Keyſerling ſagen ließ, ſie mißbillige<lb/> nicht, was ſie bisher gethan: ſie würden die Folgen ſehen<lb/> und es nicht bereuen; ihre Feinde ſeien ſchon jetzt über-<lb/> zeugt, und würden immer mehr davon überzeugt werden, daß<lb/> die Protection, die ſie ihren Freunden gewähre, und die Ach-<lb/> tung, welche ſie für dieſelben habe, unveränderlich ſeien; „ſie<lb/> werden beſtändig in mir eine Stütze für ihre gerechte Sache<lb/> finden, und ich werde, ſo viel ich nur vermag, ihre Intereſſen<lb/> fördern“ <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Katharina’s</hi> Dep. an Keyſerling vom 11./22. September 1763<lb/> bei <hi rendition="#g">Schmitt</hi> <hi rendition="#aq">I,</hi> 372.</note>. Auch war die Conſtituirung des Tribunals von<lb/> Petrikau für beide Partheien zu wichtig, als daß ſie es hätten<lb/> über ſich gebracht, nicht alle Kräfte daran zu ſetzen, um dort<lb/> zu ſiegen. Bereits bei den Wahlen der Deputirten ging es<lb/> faſt auf allen Landtagen nicht ohne Blutvergießen ab. Auf<lb/> dem ſiradiſchen erzwang Jakob Malachowski, ein Partheigänger<lb/> der Czartoryski, mit Gewalt die Wahlen im Sinne ſeiner Par-<lb/> thei; in Wißnia, wo Adam Czartoryski und Stanislaw Lubo-<lb/> mirski gegen den Sohn Mniszeks ſtanden, proclamirten nach<lb/> gewaltthätigem Tumult die Partheigänger der erſtern den<lb/> Fürſten Adam zum Marſchall und zwangen die Gegner mit<lb/> einem Proteſt zu weichen; viele Landtage wurden gleich an-<lb/> fangs zerriſſen und gelangten zu gar keiner Wahl. Schon<lb/> hieraus konnte man vorausſehen, daß die Conſtituirung des<lb/> Tribunals nicht in Ruhe vor ſich gehen werde <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Kitowicz</hi>, Pam., p.</hi> 67. Die Einzelheiten nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Szujski</hi> IV,</hi> 359.<lb/><hi rendition="#g">Benoit</hi>, Dep. vom 14. September.</note>.</p><lb/> <p>In der That zogen, als die geſetzmäßige Zeit zur Conſti-<lb/> tuirung des Tribunals herankam — Montag nach dem Feſt<lb/> des heiligen Franziskus (4. October) —, beide Partheien mit<lb/> zahlreichen bewaffneten Schaaren gen Petrikau. Franz Salezy<lb/> Potocki, ſeit ein paar Jahren der Schwiegervater des jungen<lb/> Brühl, ſoll 15,000 Edelleute mit ſich gehabt und Branicki<lb/> einen beträchtlichen Theil der Krontruppen dorthin geſandt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [198/0212]
Allein dieſe Hoffnung erfüllte ſich nicht. Katharina hatte
ihre Freunde von neuem mit Hoffnung und Muth erfüllt,
indem ſie ihnen durch Keyſerling ſagen ließ, ſie mißbillige
nicht, was ſie bisher gethan: ſie würden die Folgen ſehen
und es nicht bereuen; ihre Feinde ſeien ſchon jetzt über-
zeugt, und würden immer mehr davon überzeugt werden, daß
die Protection, die ſie ihren Freunden gewähre, und die Ach-
tung, welche ſie für dieſelben habe, unveränderlich ſeien; „ſie
werden beſtändig in mir eine Stütze für ihre gerechte Sache
finden, und ich werde, ſo viel ich nur vermag, ihre Intereſſen
fördern“ 1). Auch war die Conſtituirung des Tribunals von
Petrikau für beide Partheien zu wichtig, als daß ſie es hätten
über ſich gebracht, nicht alle Kräfte daran zu ſetzen, um dort
zu ſiegen. Bereits bei den Wahlen der Deputirten ging es
faſt auf allen Landtagen nicht ohne Blutvergießen ab. Auf
dem ſiradiſchen erzwang Jakob Malachowski, ein Partheigänger
der Czartoryski, mit Gewalt die Wahlen im Sinne ſeiner Par-
thei; in Wißnia, wo Adam Czartoryski und Stanislaw Lubo-
mirski gegen den Sohn Mniszeks ſtanden, proclamirten nach
gewaltthätigem Tumult die Partheigänger der erſtern den
Fürſten Adam zum Marſchall und zwangen die Gegner mit
einem Proteſt zu weichen; viele Landtage wurden gleich an-
fangs zerriſſen und gelangten zu gar keiner Wahl. Schon
hieraus konnte man vorausſehen, daß die Conſtituirung des
Tribunals nicht in Ruhe vor ſich gehen werde 2).
In der That zogen, als die geſetzmäßige Zeit zur Conſti-
tuirung des Tribunals herankam — Montag nach dem Feſt
des heiligen Franziskus (4. October) —, beide Partheien mit
zahlreichen bewaffneten Schaaren gen Petrikau. Franz Salezy
Potocki, ſeit ein paar Jahren der Schwiegervater des jungen
Brühl, ſoll 15,000 Edelleute mit ſich gehabt und Branicki
einen beträchtlichen Theil der Krontruppen dorthin geſandt
1) Katharina’s Dep. an Keyſerling vom 11./22. September 1763
bei Schmitt I, 372.
2) Kitowicz, Pam., p. 67. Die Einzelheiten nach Szujski IV, 359.
Benoit, Dep. vom 14. September.
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