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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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Polen, aber auch hier mit der Erklärung verbunden, daß sie
keine Veränderung der Verfassung der Republik zulassen,
sondern deren festeste Stütze sein werde 1).

Am 10. August spätestens war die Nachricht von all diesem
in Warschau 2). Die Überraschung, Bestürzung und der Un-
muth der Czartoryski war groß; der alte Kanzler erkrankte.
Im ersten Moment forderten sie von Keyserling, er solle bei
der Kaiserin auf eine Zurücknahme ihrer letzten Entschlüsse
dringen. Er lehnte das in einem Briefe an Poniatowski vom
21. August entschieden ab, suchte sie aber zugleich durch die
Vorstellung zu beruhigen, die Kaiserin habe, wie es ja in der
That der Fall war, sich nicht gegen die Conföderation an sich,
sondern nur dahin erklärt, daß sie gegenwärtig nicht an der
Zeit sei 3).

Von Keyserling abgewiesen, wandten sich die Czartoryski mit
einer neuen Denkschrift vom 21. August an Katharina. Nachdem
sie darin eine Übersicht des bisherigen Ganges der Dinge zwischen
ihnen und ihr gegeben, erklärten sie sich bereit ihrem Willen sich
zu unterwerfen. Zugleich baten sie aber, daß sie ihnen beistehe,
mit Ehren aus dieser Sache, in der auch ihre Ehre verpfändet
sei, hervorgehen zu können. Auf Grund einer Schilderung,
von welchen Gefahren sie und die Parthei Rußlands von allen
Seiten bedroht wären, forderten sie, daß die russischen Truppen
noch einige Monate in Polen stehen blieben, damit sie und
ihre Freunde nicht auch noch im Tribunal von Petrikau unter-
lägen. Dies würde ihre Anhänger ermuthigen, die Gegner
im Zaum halten. "Wir, die wir Ew. Majestät kennen"
-- schlossen sie --, "geben uns der Hoffnung hin, daß Sie,
wenn Sie uns auch die Conföderation verweigern, mindestens
wollen werden, daß Ihre Parthei in Polen die Bedeutung und
den Glanz wiedergewinnt, welche sie unter der Regierung

1) Gedruckt bei Theiner, Mon. Pol. IV, 2. p. 9 mit dem Datum
16/27. Juli. In dem Abdruck bei Schmitt steht 15/26. Juli.
2) Benoit berichtete bereits am 10. August darüber nach Berlin.
3) Keyserlings Brief gedruckt bei Schmitt, S. 359--361.
13*

Polen, aber auch hier mit der Erklärung verbunden, daß ſie
keine Veränderung der Verfaſſung der Republik zulaſſen,
ſondern deren feſteſte Stütze ſein werde 1).

Am 10. Auguſt ſpäteſtens war die Nachricht von all dieſem
in Warſchau 2). Die Überraſchung, Beſtürzung und der Un-
muth der Czartoryski war groß; der alte Kanzler erkrankte.
Im erſten Moment forderten ſie von Keyſerling, er ſolle bei
der Kaiſerin auf eine Zurücknahme ihrer letzten Entſchlüſſe
dringen. Er lehnte das in einem Briefe an Poniatowski vom
21. Auguſt entſchieden ab, ſuchte ſie aber zugleich durch die
Vorſtellung zu beruhigen, die Kaiſerin habe, wie es ja in der
That der Fall war, ſich nicht gegen die Conföderation an ſich,
ſondern nur dahin erklärt, daß ſie gegenwärtig nicht an der
Zeit ſei 3).

Von Keyſerling abgewieſen, wandten ſich die Czartoryski mit
einer neuen Denkſchrift vom 21. Auguſt an Katharina. Nachdem
ſie darin eine Überſicht des bisherigen Ganges der Dinge zwiſchen
ihnen und ihr gegeben, erklärten ſie ſich bereit ihrem Willen ſich
zu unterwerfen. Zugleich baten ſie aber, daß ſie ihnen beiſtehe,
mit Ehren aus dieſer Sache, in der auch ihre Ehre verpfändet
ſei, hervorgehen zu können. Auf Grund einer Schilderung,
von welchen Gefahren ſie und die Parthei Rußlands von allen
Seiten bedroht wären, forderten ſie, daß die ruſſiſchen Truppen
noch einige Monate in Polen ſtehen blieben, damit ſie und
ihre Freunde nicht auch noch im Tribunal von Petrikau unter-
lägen. Dies würde ihre Anhänger ermuthigen, die Gegner
im Zaum halten. „Wir, die wir Ew. Majeſtät kennen“
— ſchloſſen ſie —, „geben uns der Hoffnung hin, daß Sie,
wenn Sie uns auch die Conföderation verweigern, mindeſtens
wollen werden, daß Ihre Parthei in Polen die Bedeutung und
den Glanz wiedergewinnt, welche ſie unter der Regierung

1) Gedruckt bei Theiner, Mon. Pol. IV, 2. p. 9 mit dem Datum
16/27. Juli. In dem Abdruck bei Schmitt ſteht 15/26. Juli.
2) Benoit berichtete bereits am 10. Auguſt darüber nach Berlin.
3) Keyſerlings Brief gedruckt bei Schmitt, S. 359—361.
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[195/0209] Polen, aber auch hier mit der Erklärung verbunden, daß ſie keine Veränderung der Verfaſſung der Republik zulaſſen, ſondern deren feſteſte Stütze ſein werde 1). Am 10. Auguſt ſpäteſtens war die Nachricht von all dieſem in Warſchau 2). Die Überraſchung, Beſtürzung und der Un- muth der Czartoryski war groß; der alte Kanzler erkrankte. Im erſten Moment forderten ſie von Keyſerling, er ſolle bei der Kaiſerin auf eine Zurücknahme ihrer letzten Entſchlüſſe dringen. Er lehnte das in einem Briefe an Poniatowski vom 21. Auguſt entſchieden ab, ſuchte ſie aber zugleich durch die Vorſtellung zu beruhigen, die Kaiſerin habe, wie es ja in der That der Fall war, ſich nicht gegen die Conföderation an ſich, ſondern nur dahin erklärt, daß ſie gegenwärtig nicht an der Zeit ſei 3). Von Keyſerling abgewieſen, wandten ſich die Czartoryski mit einer neuen Denkſchrift vom 21. Auguſt an Katharina. Nachdem ſie darin eine Überſicht des bisherigen Ganges der Dinge zwiſchen ihnen und ihr gegeben, erklärten ſie ſich bereit ihrem Willen ſich zu unterwerfen. Zugleich baten ſie aber, daß ſie ihnen beiſtehe, mit Ehren aus dieſer Sache, in der auch ihre Ehre verpfändet ſei, hervorgehen zu können. Auf Grund einer Schilderung, von welchen Gefahren ſie und die Parthei Rußlands von allen Seiten bedroht wären, forderten ſie, daß die ruſſiſchen Truppen noch einige Monate in Polen ſtehen blieben, damit ſie und ihre Freunde nicht auch noch im Tribunal von Petrikau unter- lägen. Dies würde ihre Anhänger ermuthigen, die Gegner im Zaum halten. „Wir, die wir Ew. Majeſtät kennen“ — ſchloſſen ſie —, „geben uns der Hoffnung hin, daß Sie, wenn Sie uns auch die Conföderation verweigern, mindeſtens wollen werden, daß Ihre Parthei in Polen die Bedeutung und den Glanz wiedergewinnt, welche ſie unter der Regierung 1) Gedruckt bei Theiner, Mon. Pol. IV, 2. p. 9 mit dem Datum 16/27. Juli. In dem Abdruck bei Schmitt ſteht 15/26. Juli. 2) Benoit berichtete bereits am 10. Auguſt darüber nach Berlin. 3) Keyſerlings Brief gedruckt bei Schmitt, S. 359—361. 13*

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/209>, abgerufen am 23.11.2024.