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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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zow habe ihm seine Parole gegeben, daß bei der geringsten
aufrührerischen Bewegung der Czartoryski etliche Regimenter
sogleich bei der Hand sein sollten, um ihnen "den Daumen
aufs Auge zu halten" 1). Derselbe habe ihm auch versprochen,
daß er, falls der Prinz Adam auch nur den Mund aufthun
würde, um einige Beschwerden wider den Hof und dessen Mini-
sterium anzubringen, ihn sogleich befragen wolle, wer ihn zu
dergleichen ermächtigt. Der Prinz ließ sich indeß nicht so leicht
einschüchtern. Er hielt sich an die Szuwalows, welche ihn aus
Rücksicht auf den großfürstlichen Hof protegirten, und brachte
unter andern Mitte März seine Beschwerde auch bei dem Kanz-
ler selbst vor. Die Freiheit und die Vorrechte der Republik
würden gekränkt und seine Familie unterdrückt, sagte er diesem
und fügte hinzu, daß sie, welche sie immer die Freunde Ruß-
lands gewesen wären, auch von Rußland geschützt und vertreten
zu werden hoffen wollten 2). Was er im einzelnen etwa ge-
fördert und erreicht, wissen wir bis jetzt nicht; jedenfalls aber
nahm er, als er nach mehrmonatlichem Aufenthalt von dort
nach Polen zurückkehrte, wenigstens vom jungen Hofe Zusicher-
ungen für die Zukunft mit, dessen Sympathien für Friedrich II.
auch die "Familie" jetzt theilte.

Bei jeder Gelegenheit trat sie mit diesen dem Hofe offen
gegenüber 3). Als der Hof in Folge des Einfalls des Generals
Wobersnow Conferenzen mit mehreren Senatoren hielt, und

1) Daß der russische Resident in Warschau die "gemessene Ordre"
hatte, in dem "unverhofften Fall einer verspürenden innerlichen Bewegung
im hiesigen Königreich, die bündigsten Declarationen wegen der russischer-
seits für die allgemeine Ruhe und Sicherheit tragenden Sorgfalt öffentlich
bekannt zu machen, und dadurch allen etwaigen widrigen Bewegungen
in Zeiten vorzukommen", schrieb Brühl selbst 1761 27. April an Riedesel.
S. Eelking, Corresp. u. s. w., S. 223.
2) Herrmann a. a. O., S. 231. 232. Prasse's Berichte vom 30. Ja-
nuar und 18. März 1759.
3) Benoit, Bericht vom 3. März 1759: "Les Czartorinsky sont
tenus pour etre trop ouvertement devouees a V. M. et sont plus en
detestes par la cour, parce qu'ils sont les premiers a defendre en toute
occasion les demarches, que V. M. fait ..."

zow habe ihm ſeine Parole gegeben, daß bei der geringſten
aufrühreriſchen Bewegung der Czartoryski etliche Regimenter
ſogleich bei der Hand ſein ſollten, um ihnen „den Daumen
aufs Auge zu halten“ 1). Derſelbe habe ihm auch verſprochen,
daß er, falls der Prinz Adam auch nur den Mund aufthun
würde, um einige Beſchwerden wider den Hof und deſſen Mini-
ſterium anzubringen, ihn ſogleich befragen wolle, wer ihn zu
dergleichen ermächtigt. Der Prinz ließ ſich indeß nicht ſo leicht
einſchüchtern. Er hielt ſich an die Szuwalows, welche ihn aus
Rückſicht auf den großfürſtlichen Hof protegirten, und brachte
unter andern Mitte März ſeine Beſchwerde auch bei dem Kanz-
ler ſelbſt vor. Die Freiheit und die Vorrechte der Republik
würden gekränkt und ſeine Familie unterdrückt, ſagte er dieſem
und fügte hinzu, daß ſie, welche ſie immer die Freunde Ruß-
lands geweſen wären, auch von Rußland geſchützt und vertreten
zu werden hoffen wollten 2). Was er im einzelnen etwa ge-
fördert und erreicht, wiſſen wir bis jetzt nicht; jedenfalls aber
nahm er, als er nach mehrmonatlichem Aufenthalt von dort
nach Polen zurückkehrte, wenigſtens vom jungen Hofe Zuſicher-
ungen für die Zukunft mit, deſſen Sympathien für Friedrich II.
auch die „Familie“ jetzt theilte.

Bei jeder Gelegenheit trat ſie mit dieſen dem Hofe offen
gegenüber 3). Als der Hof in Folge des Einfalls des Generals
Wobersnow Conferenzen mit mehreren Senatoren hielt, und

1) Daß der ruſſiſche Reſident in Warſchau die „gemeſſene Ordre“
hatte, in dem „unverhofften Fall einer verſpürenden innerlichen Bewegung
im hieſigen Königreich, die bündigſten Declarationen wegen der ruſſiſcher-
ſeits für die allgemeine Ruhe und Sicherheit tragenden Sorgfalt öffentlich
bekannt zu machen, und dadurch allen etwaigen widrigen Bewegungen
in Zeiten vorzukommen“, ſchrieb Brühl ſelbſt 1761 27. April an Riedeſel.
S. Eelking, Correſp. u. ſ. w., S. 223.
2) Herrmann a. a. O., S. 231. 232. Praſſe’s Berichte vom 30. Ja-
nuar und 18. März 1759.
3) Benoit, Bericht vom 3. März 1759: „Les Czartorinsky sont
tenus pour être trop ouvertement dévouées à V. M. et sont plus en
detestés par la cour, parce qu’ils sont les premiers à defendre en toute
occasion les demarches, que V. M. fait …“
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[135/0149] zow habe ihm ſeine Parole gegeben, daß bei der geringſten aufrühreriſchen Bewegung der Czartoryski etliche Regimenter ſogleich bei der Hand ſein ſollten, um ihnen „den Daumen aufs Auge zu halten“ 1). Derſelbe habe ihm auch verſprochen, daß er, falls der Prinz Adam auch nur den Mund aufthun würde, um einige Beſchwerden wider den Hof und deſſen Mini- ſterium anzubringen, ihn ſogleich befragen wolle, wer ihn zu dergleichen ermächtigt. Der Prinz ließ ſich indeß nicht ſo leicht einſchüchtern. Er hielt ſich an die Szuwalows, welche ihn aus Rückſicht auf den großfürſtlichen Hof protegirten, und brachte unter andern Mitte März ſeine Beſchwerde auch bei dem Kanz- ler ſelbſt vor. Die Freiheit und die Vorrechte der Republik würden gekränkt und ſeine Familie unterdrückt, ſagte er dieſem und fügte hinzu, daß ſie, welche ſie immer die Freunde Ruß- lands geweſen wären, auch von Rußland geſchützt und vertreten zu werden hoffen wollten 2). Was er im einzelnen etwa ge- fördert und erreicht, wiſſen wir bis jetzt nicht; jedenfalls aber nahm er, als er nach mehrmonatlichem Aufenthalt von dort nach Polen zurückkehrte, wenigſtens vom jungen Hofe Zuſicher- ungen für die Zukunft mit, deſſen Sympathien für Friedrich II. auch die „Familie“ jetzt theilte. Bei jeder Gelegenheit trat ſie mit dieſen dem Hofe offen gegenüber 3). Als der Hof in Folge des Einfalls des Generals Wobersnow Conferenzen mit mehreren Senatoren hielt, und 1) Daß der ruſſiſche Reſident in Warſchau die „gemeſſene Ordre“ hatte, in dem „unverhofften Fall einer verſpürenden innerlichen Bewegung im hieſigen Königreich, die bündigſten Declarationen wegen der ruſſiſcher- ſeits für die allgemeine Ruhe und Sicherheit tragenden Sorgfalt öffentlich bekannt zu machen, und dadurch allen etwaigen widrigen Bewegungen in Zeiten vorzukommen“, ſchrieb Brühl ſelbſt 1761 27. April an Riedeſel. S. Eelking, Correſp. u. ſ. w., S. 223. 2) Herrmann a. a. O., S. 231. 232. Praſſe’s Berichte vom 30. Ja- nuar und 18. März 1759. 3) Benoit, Bericht vom 3. März 1759: „Les Czartorinsky sont tenus pour être trop ouvertement dévouées à V. M. et sont plus en detestés par la cour, parce qu’ils sont les premiers à defendre en toute occasion les demarches, que V. M. fait …“

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/149>, abgerufen am 22.11.2024.