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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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und da er noch immer meinte, es handle sich dabei in erster
Reihe um die Absicht Ludwigs XV., den Prinzen Conti dort
auf den Thron zu bringen, war er bereit um den Preis eines
Bündnisses mit Frankreich unter die diesem zu machenden Con-
cessionen auch die einer Unterstützung jener Absichten aufzu-
nehmen. Zwar verkannte er nicht die Nachtheile für Östreich,
wenn ein französischer Prinz in Warschau herrsche, allein er
erachtete sie durch die Wiedereroberung Schlesiens reichlich auf-
gewogen (Mitte August 1755 1).

Um dieselbe Zeit ging Graf Broglie mit Urlaub nach
Paris. Er betrieb dort eine nähere Vereinigung Sachsens
mit Frankreich und kam im November mit dem Entwurf eines
Subsidientractats nach Dresden zurück. Ein ähnlicher von
Seiten Sachsens mit England früher abgeschlossener Vertrag
lief mit Ende des Jahres ab. Sachsen konnte der Subsidien
nicht entbehren. Bereits im Frühjahre hatte es durch seinen
Gesandten im Haag Frankreich eine Andeutung davon zu-
kommen lassen 2); es war die günstigste Gelegenheit den
Dresdner Hof ganz zu Frankreich hinüberzuziehen. Frankreich
bot 2 Millionen, wofür Sachsen ein Corps von 6000 Mann
für den französischen Dienst bereit halten und zugleich sich ver-
pflichten sollte, am Reichstage so zu stimmen, wie Frankreich
es wünsche. In Betreff Polens aber sollte August III. sich
verpflichten, keinen russischen Soldaten über die Gränze zu
lassen, und im voraus jene Conföderation genehmigen, an deren
Bildung Branicki im Einverständniß mit Broglie arbeitete, und
von der sie hofften, daß sie einen gewaltsamen Einmarsch der
Russen werde verhindern können. Die letzte Bedingung einzu-
gehen, konnte man sich indeß in Dresden nicht entschließen
und brach am 11. Dezember vorläufig diese Unterhandlungen
ab 3).

1) Beer in Sybels histor. Zeitschrift 1872, Bd. XXVII, S. 325.
Arneth, Maria Theresia IV, 395.
2) Stuhr, Forschungen I, 21.
3) Schäfer, Gesch. des 7jährigen Krieges I, 119--21, der sich auf
Vitzthum, Geheimnisse des sächs. Kabinets I, 281 bezieht.

und da er noch immer meinte, es handle ſich dabei in erſter
Reihe um die Abſicht Ludwigs XV., den Prinzen Conti dort
auf den Thron zu bringen, war er bereit um den Preis eines
Bündniſſes mit Frankreich unter die dieſem zu machenden Con-
ceſſionen auch die einer Unterſtützung jener Abſichten aufzu-
nehmen. Zwar verkannte er nicht die Nachtheile für Öſtreich,
wenn ein franzöſiſcher Prinz in Warſchau herrſche, allein er
erachtete ſie durch die Wiedereroberung Schleſiens reichlich auf-
gewogen (Mitte Auguſt 1755 1).

Um dieſelbe Zeit ging Graf Broglie mit Urlaub nach
Paris. Er betrieb dort eine nähere Vereinigung Sachſens
mit Frankreich und kam im November mit dem Entwurf eines
Subſidientractats nach Dresden zurück. Ein ähnlicher von
Seiten Sachſens mit England früher abgeſchloſſener Vertrag
lief mit Ende des Jahres ab. Sachſen konnte der Subſidien
nicht entbehren. Bereits im Frühjahre hatte es durch ſeinen
Geſandten im Haag Frankreich eine Andeutung davon zu-
kommen laſſen 2); es war die günſtigſte Gelegenheit den
Dresdner Hof ganz zu Frankreich hinüberzuziehen. Frankreich
bot 2 Millionen, wofür Sachſen ein Corps von 6000 Mann
für den franzöſiſchen Dienſt bereit halten und zugleich ſich ver-
pflichten ſollte, am Reichstage ſo zu ſtimmen, wie Frankreich
es wünſche. In Betreff Polens aber ſollte Auguſt III. ſich
verpflichten, keinen ruſſiſchen Soldaten über die Gränze zu
laſſen, und im voraus jene Conföderation genehmigen, an deren
Bildung Branicki im Einverſtändniß mit Broglie arbeitete, und
von der ſie hofften, daß ſie einen gewaltſamen Einmarſch der
Ruſſen werde verhindern können. Die letzte Bedingung einzu-
gehen, konnte man ſich indeß in Dresden nicht entſchließen
und brach am 11. Dezember vorläufig dieſe Unterhandlungen
ab 3).

1) Beer in Sybels hiſtor. Zeitſchrift 1872, Bd. XXVII, S. 325.
Arneth, Maria Thereſia IV, 395.
2) Stuhr, Forſchungen I, 21.
3) Schäfer, Geſch. des 7jährigen Krieges I, 119—21, der ſich auf
Vitzthum, Geheimniſſe des ſächſ. Kabinets I, 281 bezieht.
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[110/0124] und da er noch immer meinte, es handle ſich dabei in erſter Reihe um die Abſicht Ludwigs XV., den Prinzen Conti dort auf den Thron zu bringen, war er bereit um den Preis eines Bündniſſes mit Frankreich unter die dieſem zu machenden Con- ceſſionen auch die einer Unterſtützung jener Abſichten aufzu- nehmen. Zwar verkannte er nicht die Nachtheile für Öſtreich, wenn ein franzöſiſcher Prinz in Warſchau herrſche, allein er erachtete ſie durch die Wiedereroberung Schleſiens reichlich auf- gewogen (Mitte Auguſt 1755 1). Um dieſelbe Zeit ging Graf Broglie mit Urlaub nach Paris. Er betrieb dort eine nähere Vereinigung Sachſens mit Frankreich und kam im November mit dem Entwurf eines Subſidientractats nach Dresden zurück. Ein ähnlicher von Seiten Sachſens mit England früher abgeſchloſſener Vertrag lief mit Ende des Jahres ab. Sachſen konnte der Subſidien nicht entbehren. Bereits im Frühjahre hatte es durch ſeinen Geſandten im Haag Frankreich eine Andeutung davon zu- kommen laſſen 2); es war die günſtigſte Gelegenheit den Dresdner Hof ganz zu Frankreich hinüberzuziehen. Frankreich bot 2 Millionen, wofür Sachſen ein Corps von 6000 Mann für den franzöſiſchen Dienſt bereit halten und zugleich ſich ver- pflichten ſollte, am Reichstage ſo zu ſtimmen, wie Frankreich es wünſche. In Betreff Polens aber ſollte Auguſt III. ſich verpflichten, keinen ruſſiſchen Soldaten über die Gränze zu laſſen, und im voraus jene Conföderation genehmigen, an deren Bildung Branicki im Einverſtändniß mit Broglie arbeitete, und von der ſie hofften, daß ſie einen gewaltſamen Einmarſch der Ruſſen werde verhindern können. Die letzte Bedingung einzu- gehen, konnte man ſich indeß in Dresden nicht entſchließen und brach am 11. Dezember vorläufig dieſe Unterhandlungen ab 3). 1) Beer in Sybels hiſtor. Zeitſchrift 1872, Bd. XXVII, S. 325. Arneth, Maria Thereſia IV, 395. 2) Stuhr, Forſchungen I, 21. 3) Schäfer, Geſch. des 7jährigen Krieges I, 119—21, der ſich auf Vitzthum, Geheimniſſe des ſächſ. Kabinets I, 281 bezieht.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/124>, abgerufen am 22.11.2024.