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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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Holz, Sägespäne, Kohle, Torf, Filz, Seide, Stroh, Hanf, Werg, Baumwolle, Wolle, Federn und ähnliche lockere Körper, die ihre "warmhaltende" Eigenschaft vorzugsweise der in ihren Zwischenräumen festgehaltenen schlecht leitenden Luft verdanken;

b) solche, die aus anorganischen oder mineralartigen Naturerzeugnissen bestehen, als: Luft, Dampf, Asche, Schlacke, Magnesia, Lehm, Ton, Kalk, Gips, Asbest, Kieselgur (Infusorienerde), Zinkweiß, Kreide, Bimsstein, Salz, Sand, Stein und steinartige, rohe und gebrannte Mischungen (Glas, Porzellan), die schon etwas besser leiten;

c) verschiedene Zusammensetzungen, wie Holzspäne mit Gips, Mehlkleister mit Sägemehl, die Pimontsche Masse (als Plastique Pimont seit 1850 im Handel), Böttersche, Leroysche, Poupliersche und andere Wärmeschutzmassen.

Bekanntlich sind organische Stoffe schlechtere Wärmeleiter als anorganische, aber sie vertragen nur mäßige Temperaturen, sind einem baldigen Zerfall durch Verkohlen ausgesetzt und die wertvolleren wie Seide, Kork und Filz sind außerordentlich kostspielig. Die anorganischen Stoffe wiederum können wohl bei hohen Wärmegraden angewendet werden, doch nimmt dann ihr Wärmeschutzvermögen derart ab, daß von einem wirklichen Schutz kaum noch die Rede sein kann.

Die Güte der unter a, b und c genannten Stoffe als Wärmeschutzhüllen ermittelt man bei Dampfleitungen, indem entweder die Menge Wasser, die die Flächeneinheit Rohroberfläche niederschlägt, festgestellt wird (vgl. nachstehende erste Versuchsreihe der Industriellen Gesellschaft in Mülhausen);

Erste Versuchsreihe:

oder aber besser und sicherer nach kalorimetrischer Methode, die die für die Flächeneinheit abgegebenen Wärmeeinheiten mißt, wie die nachstehend ausgezeichnete zweite Versuchsreihe von Professor Ordway in Boston erkennen läßt:

Zweite Versuchsreihe:
Dampftemperatur 155°, Schutzschicht überall 25 mm dick.

Hiernach nimmt im allgemeinen die Wärmeabgabe der Hülle mit dem Prozentsatz an festen Bestandteilen zu.

Von den angeführten Stoffen mögen nun die wichtigsten in ihrer Eigenschaft und Anwendung als Wärmeschutzmittel betrachtet werden:

1. Die Luft, d. h. unumhülltes Rohr, findet ausgedehnte Verwendung bei den Dampfkesseln und Dampfzylindern, indem zwischen Kessel- bzw. Zylinderwandung und Bekleidungsblech ein hohler, mit Luft erfüllter Raum als Schutz gegen die abkühlende äußere Luft gelassen wird. Auch heiße Luft in Verbindung mit Verbrennungsgasen dient bei den Ein- und Ausströmungsrohren und dem Verbindungsrohr der Verbundlokomotiven als Schutz gegen Niederschlagen des Dampfes.

2. Dampf, der vielfach an der Dampfverbrauchsstelle bei feststehenden Dampfmaschinen, u. zw. in Form des Dampfmantels an Zylindern gebraucht wird. Zu diesem Zwecke wird

Holz, Sägespäne, Kohle, Torf, Filz, Seide, Stroh, Hanf, Werg, Baumwolle, Wolle, Federn und ähnliche lockere Körper, die ihre „warmhaltende“ Eigenschaft vorzugsweise der in ihren Zwischenräumen festgehaltenen schlecht leitenden Luft verdanken;

b) solche, die aus anorganischen oder mineralartigen Naturerzeugnissen bestehen, als: Luft, Dampf, Asche, Schlacke, Magnesia, Lehm, Ton, Kalk, Gips, Asbest, Kieselgur (Infusorienerde), Zinkweiß, Kreide, Bimsstein, Salz, Sand, Stein und steinartige, rohe und gebrannte Mischungen (Glas, Porzellan), die schon etwas besser leiten;

c) verschiedene Zusammensetzungen, wie Holzspäne mit Gips, Mehlkleister mit Sägemehl, die Pimontsche Masse (als Plastique Pimont seit 1850 im Handel), Böttersche, Leroysche, Poupliersche und andere Wärmeschutzmassen.

Bekanntlich sind organische Stoffe schlechtere Wärmeleiter als anorganische, aber sie vertragen nur mäßige Temperaturen, sind einem baldigen Zerfall durch Verkohlen ausgesetzt und die wertvolleren wie Seide, Kork und Filz sind außerordentlich kostspielig. Die anorganischen Stoffe wiederum können wohl bei hohen Wärmegraden angewendet werden, doch nimmt dann ihr Wärmeschutzvermögen derart ab, daß von einem wirklichen Schutz kaum noch die Rede sein kann.

Die Güte der unter a, b und c genannten Stoffe als Wärmeschutzhüllen ermittelt man bei Dampfleitungen, indem entweder die Menge Wasser, die die Flächeneinheit Rohroberfläche niederschlägt, festgestellt wird (vgl. nachstehende erste Versuchsreihe der Industriellen Gesellschaft in Mülhausen);

Erste Versuchsreihe:

oder aber besser und sicherer nach kalorimetrischer Methode, die die für die Flächeneinheit abgegebenen Wärmeeinheiten mißt, wie die nachstehend ausgezeichnete zweite Versuchsreihe von Professor Ordway in Boston erkennen läßt:

Zweite Versuchsreihe:
Dampftemperatur 155°, Schutzschicht überall 25 mm dick.

Hiernach nimmt im allgemeinen die Wärmeabgabe der Hülle mit dem Prozentsatz an festen Bestandteilen zu.

Von den angeführten Stoffen mögen nun die wichtigsten in ihrer Eigenschaft und Anwendung als Wärmeschutzmittel betrachtet werden:

1. Die Luft, d. h. unumhülltes Rohr, findet ausgedehnte Verwendung bei den Dampfkesseln und Dampfzylindern, indem zwischen Kessel- bzw. Zylinderwandung und Bekleidungsblech ein hohler, mit Luft erfüllter Raum als Schutz gegen die abkühlende äußere Luft gelassen wird. Auch heiße Luft in Verbindung mit Verbrennungsgasen dient bei den Ein- und Ausströmungsrohren und dem Verbindungsrohr der Verbundlokomotiven als Schutz gegen Niederschlagen des Dampfes.

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[233/0248] Holz, Sägespäne, Kohle, Torf, Filz, Seide, Stroh, Hanf, Werg, Baumwolle, Wolle, Federn und ähnliche lockere Körper, die ihre „warmhaltende“ Eigenschaft vorzugsweise der in ihren Zwischenräumen festgehaltenen schlecht leitenden Luft verdanken; b) solche, die aus anorganischen oder mineralartigen Naturerzeugnissen bestehen, als: Luft, Dampf, Asche, Schlacke, Magnesia, Lehm, Ton, Kalk, Gips, Asbest, Kieselgur (Infusorienerde), Zinkweiß, Kreide, Bimsstein, Salz, Sand, Stein und steinartige, rohe und gebrannte Mischungen (Glas, Porzellan), die schon etwas besser leiten; c) verschiedene Zusammensetzungen, wie Holzspäne mit Gips, Mehlkleister mit Sägemehl, die Pimontsche Masse (als Plastique Pimont seit 1850 im Handel), Böttersche, Leroysche, Poupliersche und andere Wärmeschutzmassen. Bekanntlich sind organische Stoffe schlechtere Wärmeleiter als anorganische, aber sie vertragen nur mäßige Temperaturen, sind einem baldigen Zerfall durch Verkohlen ausgesetzt und die wertvolleren wie Seide, Kork und Filz sind außerordentlich kostspielig. Die anorganischen Stoffe wiederum können wohl bei hohen Wärmegraden angewendet werden, doch nimmt dann ihr Wärmeschutzvermögen derart ab, daß von einem wirklichen Schutz kaum noch die Rede sein kann. Die Güte der unter a, b und c genannten Stoffe als Wärmeschutzhüllen ermittelt man bei Dampfleitungen, indem entweder die Menge Wasser, die die Flächeneinheit Rohroberfläche niederschlägt, festgestellt wird (vgl. nachstehende erste Versuchsreihe der Industriellen Gesellschaft in Mülhausen); Erste Versuchsreihe: oder aber besser und sicherer nach kalorimetrischer Methode, die die für die Flächeneinheit abgegebenen Wärmeeinheiten mißt, wie die nachstehend ausgezeichnete zweite Versuchsreihe von Professor Ordway in Boston erkennen läßt: Zweite Versuchsreihe: Dampftemperatur 155°, Schutzschicht überall 25 mm dick. Hiernach nimmt im allgemeinen die Wärmeabgabe der Hülle mit dem Prozentsatz an festen Bestandteilen zu. Von den angeführten Stoffen mögen nun die wichtigsten in ihrer Eigenschaft und Anwendung als Wärmeschutzmittel betrachtet werden: 1. Die Luft, d. h. unumhülltes Rohr, findet ausgedehnte Verwendung bei den Dampfkesseln und Dampfzylindern, indem zwischen Kessel- bzw. Zylinderwandung und Bekleidungsblech ein hohler, mit Luft erfüllter Raum als Schutz gegen die abkühlende äußere Luft gelassen wird. Auch heiße Luft in Verbindung mit Verbrennungsgasen dient bei den Ein- und Ausströmungsrohren und dem Verbindungsrohr der Verbundlokomotiven als Schutz gegen Niederschlagen des Dampfes. 2. Dampf, der vielfach an der Dampfverbrauchsstelle bei feststehenden Dampfmaschinen, u. zw. in Form des Dampfmantels an Zylindern gebraucht wird. Zu diesem Zwecke wird

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/248>, abgerufen am 05.07.2024.