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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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Fenstern des Führerhauses sich zeigenden schwarzen Tropfen und, wenn dies übersehen wird, durch heftiges Stoßen und Dröhnen der Lokomotive. Es müssen dann die Zylinderhähne sofort geöffnet werden; der Regulator ist, wenn nötig, ganz zu schließen.

Der Lokomotivführer wird hierdurch auf einen für die Instandhaltung nachteiligen und für die Betriebssicherheit selbst gefährlichen Zustand aufmerksam gemacht, der darin besteht, daß durch das mitgerissene, zwischen Zylinderdeckel und Kolben gepreßte Wasser ungemein heftige Stöße hervorgerufen werden.

1. S. beim Anfahren ist eine Erscheinung, die nur durch Offenhalten der Zylinderhähne während des Stillstands und zu Beginn der Fahrt gemäßigt, nie aber ganz weggebracht werden kann, da während des Stillstands stets ein Niederschlagen des in den Einströmungsrohren zurückgebliebenen Dampfes und eine Abkühlung der Zylinder eintritt, wodurch während der ersten Radumdrehungen beim Anfahren das Niederschlagen einer bedeutenden Menge des frisch eintretenden Dampfes bewirkt wird.

Dieses S. hört auf, wenn die Zylinderwandungen eine entsprechende Wärme angenommen haben.

2. S. während der Fahrt kann aus folgenden Ursachen entstehen:

a) Plötzliche Vergrößerung der Regulatoröffnung; sie bedingt eine sofort eintretende, wenn auch nicht bedeutende Druckverminderung über dem Wasserspiegel an der Stelle, wo der Dampf entnommen wird, infolge dessen heftiges Aufwallen und Mitreißen von Wasser.

b) Zu hoher Wasserstand (herbeigeführt durch zu lang dauerndes Speisen) verringert den über dem Wasserspiegel verbleibenden Dampfraum derart, daß die bei der Dampfentwicklung mitgerissenen Wasserteilchen nicht mehr Zeit finden, im Dampfraum zu verdampfen.

Solches S. kann vermieden werden durch Abstellen der Injektoren, bzw. durch Speisung des Kessels bis zu einer Höhe, die der Erfahrung entspricht.

c) Fehlerhafte Bauart des Kessels:

a) Zu kleiner Dampfraum führt, wie bei b erörtert, S. herbei; es muß dann mit niedrigem Wasserstand gefahren werden, wodurch die Handhabung und eine größere Anstrengung der Maschine schwierig wird.

b) Unrichtige Anordnung des Regulators. Die Dampfentwicklung, mithin das Aufsteigen von Wassertropfen, ist am heftigsten über der Feuerbüchse und in den dieser nahe liegenden Teilen der Feuerröhren.

Wird der Dom an diesen Stellen angeordnet, so findet, wenn nicht hohe Dome mit hoch liegendem Regulator angebracht sind oder eine entsprechende Vergrößerung des Kesseldurchmessers an dieser Stelle vorhanden ist (Wagon top boiler), stets ein S. statt, sobald mit hohem Wasserstand gefahren wird.

Die Anordnung des Domes "vorne" verhindert (sonstige Abmessungen des Kessels richtig gewählt) wirksam das S., führt aber bei langen Röhren zu großem Wasserverbrauch bzw. zur Arbeit mit nassem Dampf, weil der in der Nähe der Feuerbüchse entwickelte Dampf, über den langen Wasserspiegel streichend, auf dem Weg zum Dom bzw. Regulator eine nicht unbeträchtliche Menge von fein verteiltem Wasser mitreißt.

Ein vielfach angewendetes Mittel, diesen Übelstand zu vermeiden, ist die Anbringung von 2 miteinander durch ein Kupfer- oder Eisenrohr verbundenen Domen. Durch den hinteren Dom kann der über der Feuerbüchse sich bildende Dampf zu dem im vorderen Dom angebrachten Regulator gelangen, ohne über die lange Wasserfläche streichen zu müssen.

d) Unreines Kesselwasser.

a) Wird der Kessel längere Zeit hindurch nicht gereinigt (vom Wasser entleert und frisch gefüllt), so wird durch die im Kessel sich häufenden Verunreinigungen des Kesselwassers (durch Fette u. s. w.) das Wasser beim Sieden derart in Wallung gebracht, daß sofort das S. eintritt, wenn eine gewisse Höhe des Wasserstands überschritten wird.

b) Bei neuen Lokomotiven sind Teile des fetthältigen Anstrichs im Wasserkasten u. s. w., die sich ablösen und durch die Injektoren in den Kessel gelangen, Ursache eines plötzlichen Aufwallens des Kesselwassers und eines plötzlich eintretenden S.

Gölsdorf +.


Spur, Spurweite (gauge; ecartement des rails; scartamento), die gegenseitige Entfernung der beiden zu einem Gleis gehörigen Schienenstränge senkrecht zwischen den Innenkanten der Schienenköpfe, u. zw. nach den T. V. 14 mm unter Schienenoberkante gemessen.

Der Ursprung der mit Ausnahme von Rußland, Spanien und Portugal über ganz Europa verbreiteten Regelspur von 4'81/2'' englisch = 1435 mm ist nicht völlig klar (Haarmann, Das Eisenbahngleis). Die erste, mit einer ähnlichen Spurweite ausgeführte Bahn war die den Plymouthwerken in Merthyr-Tydfil gehörige, 1800 eröffnete Strecke Merthyr-Tydfil-Aberdeen-Junction. Die hier angewandten gußeisernen Winkelschienen, deren senkrechte, aufwärtsstehende

Fenstern des Führerhauses sich zeigenden schwarzen Tropfen und, wenn dies übersehen wird, durch heftiges Stoßen und Dröhnen der Lokomotive. Es müssen dann die Zylinderhähne sofort geöffnet werden; der Regulator ist, wenn nötig, ganz zu schließen.

Der Lokomotivführer wird hierdurch auf einen für die Instandhaltung nachteiligen und für die Betriebssicherheit selbst gefährlichen Zustand aufmerksam gemacht, der darin besteht, daß durch das mitgerissene, zwischen Zylinderdeckel und Kolben gepreßte Wasser ungemein heftige Stöße hervorgerufen werden.

1. S. beim Anfahren ist eine Erscheinung, die nur durch Offenhalten der Zylinderhähne während des Stillstands und zu Beginn der Fahrt gemäßigt, nie aber ganz weggebracht werden kann, da während des Stillstands stets ein Niederschlagen des in den Einströmungsrohren zurückgebliebenen Dampfes und eine Abkühlung der Zylinder eintritt, wodurch während der ersten Radumdrehungen beim Anfahren das Niederschlagen einer bedeutenden Menge des frisch eintretenden Dampfes bewirkt wird.

Dieses S. hört auf, wenn die Zylinderwandungen eine entsprechende Wärme angenommen haben.

2. S. während der Fahrt kann aus folgenden Ursachen entstehen:

a) Plötzliche Vergrößerung der Regulatoröffnung; sie bedingt eine sofort eintretende, wenn auch nicht bedeutende Druckverminderung über dem Wasserspiegel an der Stelle, wo der Dampf entnommen wird, infolge dessen heftiges Aufwallen und Mitreißen von Wasser.

b) Zu hoher Wasserstand (herbeigeführt durch zu lang dauerndes Speisen) verringert den über dem Wasserspiegel verbleibenden Dampfraum derart, daß die bei der Dampfentwicklung mitgerissenen Wasserteilchen nicht mehr Zeit finden, im Dampfraum zu verdampfen.

Solches S. kann vermieden werden durch Abstellen der Injektoren, bzw. durch Speisung des Kessels bis zu einer Höhe, die der Erfahrung entspricht.

c) Fehlerhafte Bauart des Kessels:

α) Zu kleiner Dampfraum führt, wie bei b erörtert, S. herbei; es muß dann mit niedrigem Wasserstand gefahren werden, wodurch die Handhabung und eine größere Anstrengung der Maschine schwierig wird.

β) Unrichtige Anordnung des Regulators. Die Dampfentwicklung, mithin das Aufsteigen von Wassertropfen, ist am heftigsten über der Feuerbüchse und in den dieser nahe liegenden Teilen der Feuerröhren.

Wird der Dom an diesen Stellen angeordnet, so findet, wenn nicht hohe Dome mit hoch liegendem Regulator angebracht sind oder eine entsprechende Vergrößerung des Kesseldurchmessers an dieser Stelle vorhanden ist (Wagon top boiler), stets ein S. statt, sobald mit hohem Wasserstand gefahren wird.

Die Anordnung des Domes „vorne“ verhindert (sonstige Abmessungen des Kessels richtig gewählt) wirksam das S., führt aber bei langen Röhren zu großem Wasserverbrauch bzw. zur Arbeit mit nassem Dampf, weil der in der Nähe der Feuerbüchse entwickelte Dampf, über den langen Wasserspiegel streichend, auf dem Weg zum Dom bzw. Regulator eine nicht unbeträchtliche Menge von fein verteiltem Wasser mitreißt.

Ein vielfach angewendetes Mittel, diesen Übelstand zu vermeiden, ist die Anbringung von 2 miteinander durch ein Kupfer- oder Eisenrohr verbundenen Domen. Durch den hinteren Dom kann der über der Feuerbüchse sich bildende Dampf zu dem im vorderen Dom angebrachten Regulator gelangen, ohne über die lange Wasserfläche streichen zu müssen.

d) Unreines Kesselwasser.

α) Wird der Kessel längere Zeit hindurch nicht gereinigt (vom Wasser entleert und frisch gefüllt), so wird durch die im Kessel sich häufenden Verunreinigungen des Kesselwassers (durch Fette u. s. w.) das Wasser beim Sieden derart in Wallung gebracht, daß sofort das S. eintritt, wenn eine gewisse Höhe des Wasserstands überschritten wird.

β) Bei neuen Lokomotiven sind Teile des fetthältigen Anstrichs im Wasserkasten u. s. w., die sich ablösen und durch die Injektoren in den Kessel gelangen, Ursache eines plötzlichen Aufwallens des Kesselwassers und eines plötzlich eintretenden S.

Gölsdorf †.


Spur, Spurweite (gauge; écartement des rails; scartamento), die gegenseitige Entfernung der beiden zu einem Gleis gehörigen Schienenstränge senkrecht zwischen den Innenkanten der Schienenköpfe, u. zw. nach den T. V. 14 mm unter Schienenoberkante gemessen.

Der Ursprung der mit Ausnahme von Rußland, Spanien und Portugal über ganz Europa verbreiteten Regelspur von 4'81/2'' englisch = 1435 mm ist nicht völlig klar (Haarmann, Das Eisenbahngleis). Die erste, mit einer ähnlichen Spurweite ausgeführte Bahn war die den Plymouthwerken in Merthyr-Tydfil gehörige, 1800 eröffnete Strecke Merthyr-Tydfil-Aberdeen-Junction. Die hier angewandten gußeisernen Winkelschienen, deren senkrechte, aufwärtsstehende

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[121/0126] Fenstern des Führerhauses sich zeigenden schwarzen Tropfen und, wenn dies übersehen wird, durch heftiges Stoßen und Dröhnen der Lokomotive. Es müssen dann die Zylinderhähne sofort geöffnet werden; der Regulator ist, wenn nötig, ganz zu schließen. Der Lokomotivführer wird hierdurch auf einen für die Instandhaltung nachteiligen und für die Betriebssicherheit selbst gefährlichen Zustand aufmerksam gemacht, der darin besteht, daß durch das mitgerissene, zwischen Zylinderdeckel und Kolben gepreßte Wasser ungemein heftige Stöße hervorgerufen werden. 1. S. beim Anfahren ist eine Erscheinung, die nur durch Offenhalten der Zylinderhähne während des Stillstands und zu Beginn der Fahrt gemäßigt, nie aber ganz weggebracht werden kann, da während des Stillstands stets ein Niederschlagen des in den Einströmungsrohren zurückgebliebenen Dampfes und eine Abkühlung der Zylinder eintritt, wodurch während der ersten Radumdrehungen beim Anfahren das Niederschlagen einer bedeutenden Menge des frisch eintretenden Dampfes bewirkt wird. Dieses S. hört auf, wenn die Zylinderwandungen eine entsprechende Wärme angenommen haben. 2. S. während der Fahrt kann aus folgenden Ursachen entstehen: a) Plötzliche Vergrößerung der Regulatoröffnung; sie bedingt eine sofort eintretende, wenn auch nicht bedeutende Druckverminderung über dem Wasserspiegel an der Stelle, wo der Dampf entnommen wird, infolge dessen heftiges Aufwallen und Mitreißen von Wasser. b) Zu hoher Wasserstand (herbeigeführt durch zu lang dauerndes Speisen) verringert den über dem Wasserspiegel verbleibenden Dampfraum derart, daß die bei der Dampfentwicklung mitgerissenen Wasserteilchen nicht mehr Zeit finden, im Dampfraum zu verdampfen. Solches S. kann vermieden werden durch Abstellen der Injektoren, bzw. durch Speisung des Kessels bis zu einer Höhe, die der Erfahrung entspricht. c) Fehlerhafte Bauart des Kessels: α) Zu kleiner Dampfraum führt, wie bei b erörtert, S. herbei; es muß dann mit niedrigem Wasserstand gefahren werden, wodurch die Handhabung und eine größere Anstrengung der Maschine schwierig wird. β) Unrichtige Anordnung des Regulators. Die Dampfentwicklung, mithin das Aufsteigen von Wassertropfen, ist am heftigsten über der Feuerbüchse und in den dieser nahe liegenden Teilen der Feuerröhren. Wird der Dom an diesen Stellen angeordnet, so findet, wenn nicht hohe Dome mit hoch liegendem Regulator angebracht sind oder eine entsprechende Vergrößerung des Kesseldurchmessers an dieser Stelle vorhanden ist (Wagon top boiler), stets ein S. statt, sobald mit hohem Wasserstand gefahren wird. Die Anordnung des Domes „vorne“ verhindert (sonstige Abmessungen des Kessels richtig gewählt) wirksam das S., führt aber bei langen Röhren zu großem Wasserverbrauch bzw. zur Arbeit mit nassem Dampf, weil der in der Nähe der Feuerbüchse entwickelte Dampf, über den langen Wasserspiegel streichend, auf dem Weg zum Dom bzw. Regulator eine nicht unbeträchtliche Menge von fein verteiltem Wasser mitreißt. Ein vielfach angewendetes Mittel, diesen Übelstand zu vermeiden, ist die Anbringung von 2 miteinander durch ein Kupfer- oder Eisenrohr verbundenen Domen. Durch den hinteren Dom kann der über der Feuerbüchse sich bildende Dampf zu dem im vorderen Dom angebrachten Regulator gelangen, ohne über die lange Wasserfläche streichen zu müssen. d) Unreines Kesselwasser. α) Wird der Kessel längere Zeit hindurch nicht gereinigt (vom Wasser entleert und frisch gefüllt), so wird durch die im Kessel sich häufenden Verunreinigungen des Kesselwassers (durch Fette u. s. w.) das Wasser beim Sieden derart in Wallung gebracht, daß sofort das S. eintritt, wenn eine gewisse Höhe des Wasserstands überschritten wird. β) Bei neuen Lokomotiven sind Teile des fetthältigen Anstrichs im Wasserkasten u. s. w., die sich ablösen und durch die Injektoren in den Kessel gelangen, Ursache eines plötzlichen Aufwallens des Kesselwassers und eines plötzlich eintretenden S. Gölsdorf †. Spur, Spurweite (gauge; écartement des rails; scartamento), die gegenseitige Entfernung der beiden zu einem Gleis gehörigen Schienenstränge senkrecht zwischen den Innenkanten der Schienenköpfe, u. zw. nach den T. V. 14 mm unter Schienenoberkante gemessen. Der Ursprung der mit Ausnahme von Rußland, Spanien und Portugal über ganz Europa verbreiteten Regelspur von 4'81/2'' englisch = 1435 mm ist nicht völlig klar (Haarmann, Das Eisenbahngleis). Die erste, mit einer ähnlichen Spurweite ausgeführte Bahn war die den Plymouthwerken in Merthyr-Tydfil gehörige, 1800 eröffnete Strecke Merthyr-Tydfil-Aberdeen-Junction. Die hier angewandten gußeisernen Winkelschienen, deren senkrechte, aufwärtsstehende

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/126>, abgerufen am 29.11.2024.