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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

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Erdrutschungen im engeren Sinn.

1. Bewegungen von Erdmassen infolge der Schwerkraft auf vorhandenen geneigten Flächen: Schichtflächen, Absonderungs- und Bruchflächen. Es lagert eine verhältnismäßig durchlässige auf einer verhältnismäßig undurchlässigen Schicht, auf der das durchsickernde Wasser eine glatte Oberfläche erzeugt. Veranlaßt und gefördert wird die Bewegung durch Herstellung des Kunstbaues, Einschnitts oder Dammes, indem hierdurch Veränderungen in der natürlichen Lagerung und Stützung des Bodens, in der Belastung desselben und in der Wasserführung ober- oder unterirdisch herbeigeführt werden.

2. R. infolge Verminderung des Zusammenhalts (wie z. B. bei Mergel) unter Einwirkung der Luft, des Wassers und der Wärme (Frost). Die Rutschfläche ist hier nicht Ursache, sondern Wirkung.

Mittel zur Vermeidung und auch zur Beseitigung von R. im allgemeinen: Verminderung der bewegenden Kraft und Vermehrung der Widerstände besonders durch eine zweckmäßige Entwässerung. Wichtig sind genaue Vorerhebungen (Bohrungen, Probeschächte, Aufnahme des Schichtenplans der Oberfläche, der unterirdischen wasserführenden Schicht, Feststellung früherer R.

A. Einschnittsrutschungen.

1. Auf vorhandenen Gleitflächen: Je nach der Tiefenlage der Gleitfläche zur Einschnittssohle und dem Streichen und Fallen der Schichten zur Bahn wird durch das Einschneiden den fallenden Schichten das natürliche Widerlager ganz oder teilweise oder nicht entzogen und eine R. oder ein Auftreiben der Einschnittssohle zu erwarten sein.

Gegenmaßregeln: a) Entlastung einer starren Rutschfläche durch gleichmäßiges oder stufenförmiges Abtragen. Nur wirkungsvoll, wenn ein Widerlager für die zur R. geneigten Massen vorhanden ist oder hergestellt werden kann, oder bei einer nachgiebigen, sich gegenwölbenden Rutschfläche. Gleichzeitige Entwässerung ist erforderlich.

b) Vermehrung der Bewegungswiderstände.

a) Durch Beseitigung der Gleitschichten bei geringer Ausdehnung der Bodenbewegung und bei nicht zu tiefer Lage der Rutschfläche.

b) Umformen der Gleitfläche durch Sprengung (vgl. B, 1, a, a).

g) Entwässerungsanlagen, ober- und unterirdische, zur Abfangung des Tagwassers und zur Abfangung und Ableitung des unterirdischen Wassers von den wasserführenden Schichten und Ableitung in die Einschnittsgräben oder unter dem Einschnitt hinweg. Die Lage der unterirdischen Entwässerungszüge (Stollen) bestimmt man am besten nach einem Schichtenplan der wasserführenden Schicht, aus welchem die Tiefenlage, das Streichen und Fallen der Rutschfläche im Verhältnis zur Einschnittsrichtung entnommen wird. Es muß auf ein genügendes Gefälle der mit der Linie des Verkehrsweges etwa gleichlaufend angelegten Entwässerungsanlage gehalten werden.

Bei geringer Tiefenlage der wasserführenden Schicht: Dränrohre, Faschinenrollen, Sickerkanäle; bei größerer: Sickerschlitze (0·75 bis 1·0 m breit), der Linie des größten Gefälles folgend, die tiefsten Punkte der Gleitfläche fassend, in den unbeweglichen Boden 70·50 m einschneidend, in einzelnen Strecken von 10 bis 15 m Länge herzustellen mit am besten undurchlässiger Sohle von Beton oder Pflaster, dann Sohlengefälle, geringer 1 : 200 statt 1 : 100, bei fehlender Undurchlässigkeit. Auch gebrochenes Gefälle mit Entwässerung der tiefsten Punkte zu Tage (vgl. Abb. 151).


Abb. 151. Trockenlegung einer Rutschfläche auf der Bahn Palermo-Porto Empedocle.

Bei zunehmender Tiefenlage der wasserführenden Schicht: Entwässerungsstollen und Schächte, Stollenhöhe und -breite 1·5 x 1·0 m, verpölzt und später mit Offenlassung eines Kanals mit Steinen auszupacken. Auch Brunnenanlagen sind mit Erfolg ausgeführt worden.

d) Lüftungs-, zugleich Entwässerungsanlagen zum Austrocknen des Bodens durch Herstellung von Faschinenpackungen und Faschineneinlagen in offenen, zuzufüllenden Schlitzen. Verfahren der Faschinierungs- und Tiefbaugesellschaft Paech & Velkel, G. m. b. H., Berlin W 15 (Druckschrift dieser Gesellschaft).

e) Anheften des Rutschbodens durch Pfähle auch in Verbindung mit netzförmigen Faschinendeckwerken (ausgeführt von der vorerwähnten Gesellschaft), Pfeiler u. dgl. (vgl. auch B, 1, a, g).

c) Vermehrung der äußeren Widerstände durch Stützung, durch Erd- und Faschinenpackungen (keilförmig nach Paech), Erdpfeiler, Steinrippen, Stützmauern und Überwölbung.

Steinrippen (Sporen, eperons; pierrees d'assainissement; speroni) aus Trockenmauerwerk

Erdrutschungen im engeren Sinn.

1. Bewegungen von Erdmassen infolge der Schwerkraft auf vorhandenen geneigten Flächen: Schichtflächen, Absonderungs- und Bruchflächen. Es lagert eine verhältnismäßig durchlässige auf einer verhältnismäßig undurchlässigen Schicht, auf der das durchsickernde Wasser eine glatte Oberfläche erzeugt. Veranlaßt und gefördert wird die Bewegung durch Herstellung des Kunstbaues, Einschnitts oder Dammes, indem hierdurch Veränderungen in der natürlichen Lagerung und Stützung des Bodens, in der Belastung desselben und in der Wasserführung ober- oder unterirdisch herbeigeführt werden.

2. R. infolge Verminderung des Zusammenhalts (wie z. B. bei Mergel) unter Einwirkung der Luft, des Wassers und der Wärme (Frost). Die Rutschfläche ist hier nicht Ursache, sondern Wirkung.

Mittel zur Vermeidung und auch zur Beseitigung von R. im allgemeinen: Verminderung der bewegenden Kraft und Vermehrung der Widerstände besonders durch eine zweckmäßige Entwässerung. Wichtig sind genaue Vorerhebungen (Bohrungen, Probeschächte, Aufnahme des Schichtenplans der Oberfläche, der unterirdischen wasserführenden Schicht, Feststellung früherer R.

A. Einschnittsrutschungen.

1. Auf vorhandenen Gleitflächen: Je nach der Tiefenlage der Gleitfläche zur Einschnittssohle und dem Streichen und Fallen der Schichten zur Bahn wird durch das Einschneiden den fallenden Schichten das natürliche Widerlager ganz oder teilweise oder nicht entzogen und eine R. oder ein Auftreiben der Einschnittssohle zu erwarten sein.

Gegenmaßregeln: a) Entlastung einer starren Rutschfläche durch gleichmäßiges oder stufenförmiges Abtragen. Nur wirkungsvoll, wenn ein Widerlager für die zur R. geneigten Massen vorhanden ist oder hergestellt werden kann, oder bei einer nachgiebigen, sich gegenwölbenden Rutschfläche. Gleichzeitige Entwässerung ist erforderlich.

b) Vermehrung der Bewegungswiderstände.

α) Durch Beseitigung der Gleitschichten bei geringer Ausdehnung der Bodenbewegung und bei nicht zu tiefer Lage der Rutschfläche.

β) Umformen der Gleitfläche durch Sprengung (vgl. B, 1, a, α).

γ) Entwässerungsanlagen, ober- und unterirdische, zur Abfangung des Tagwassers und zur Abfangung und Ableitung des unterirdischen Wassers von den wasserführenden Schichten und Ableitung in die Einschnittsgräben oder unter dem Einschnitt hinweg. Die Lage der unterirdischen Entwässerungszüge (Stollen) bestimmt man am besten nach einem Schichtenplan der wasserführenden Schicht, aus welchem die Tiefenlage, das Streichen und Fallen der Rutschfläche im Verhältnis zur Einschnittsrichtung entnommen wird. Es muß auf ein genügendes Gefälle der mit der Linie des Verkehrsweges etwa gleichlaufend angelegten Entwässerungsanlage gehalten werden.

Bei geringer Tiefenlage der wasserführenden Schicht: Dränrohre, Faschinenrollen, Sickerkanäle; bei größerer: Sickerschlitze (0·75 bis 1·0 m breit), der Linie des größten Gefälles folgend, die tiefsten Punkte der Gleitfläche fassend, in den unbeweglichen Boden 70·50 m einschneidend, in einzelnen Strecken von 10 bis 15 m Länge herzustellen mit am besten undurchlässiger Sohle von Beton oder Pflaster, dann Sohlengefälle, geringer 1 : 200 statt 1 : 100, bei fehlender Undurchlässigkeit. Auch gebrochenes Gefälle mit Entwässerung der tiefsten Punkte zu Tage (vgl. Abb. 151).


Abb. 151. Trockenlegung einer Rutschfläche auf der Bahn Palermo-Porto Empedocle.

Bei zunehmender Tiefenlage der wasserführenden Schicht: Entwässerungsstollen und Schächte, Stollenhöhe und -breite 1·5 × 1·0 m, verpölzt und später mit Offenlassung eines Kanals mit Steinen auszupacken. Auch Brunnenanlagen sind mit Erfolg ausgeführt worden.

δ) Lüftungs-, zugleich Entwässerungsanlagen zum Austrocknen des Bodens durch Herstellung von Faschinenpackungen und Faschineneinlagen in offenen, zuzufüllenden Schlitzen. Verfahren der Faschinierungs- und Tiefbaugesellschaft Paech & Velkel, G. m. b. H., Berlin W 15 (Druckschrift dieser Gesellschaft).

ε) Anheften des Rutschbodens durch Pfähle auch in Verbindung mit netzförmigen Faschinendeckwerken (ausgeführt von der vorerwähnten Gesellschaft), Pfeiler u. dgl. (vgl. auch B, 1, α, γ).

c) Vermehrung der äußeren Widerstände durch Stützung, durch Erd- und Faschinenpackungen (keilförmig nach Paech), Erdpfeiler, Steinrippen, Stützmauern und Überwölbung.

Steinrippen (Sporen, éperons; pierrées d'assainissement; speroni) aus Trockenmauerwerk

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[282/0298] Erdrutschungen im engeren Sinn. 1. Bewegungen von Erdmassen infolge der Schwerkraft auf vorhandenen geneigten Flächen: Schichtflächen, Absonderungs- und Bruchflächen. Es lagert eine verhältnismäßig durchlässige auf einer verhältnismäßig undurchlässigen Schicht, auf der das durchsickernde Wasser eine glatte Oberfläche erzeugt. Veranlaßt und gefördert wird die Bewegung durch Herstellung des Kunstbaues, Einschnitts oder Dammes, indem hierdurch Veränderungen in der natürlichen Lagerung und Stützung des Bodens, in der Belastung desselben und in der Wasserführung ober- oder unterirdisch herbeigeführt werden. 2. R. infolge Verminderung des Zusammenhalts (wie z. B. bei Mergel) unter Einwirkung der Luft, des Wassers und der Wärme (Frost). Die Rutschfläche ist hier nicht Ursache, sondern Wirkung. Mittel zur Vermeidung und auch zur Beseitigung von R. im allgemeinen: Verminderung der bewegenden Kraft und Vermehrung der Widerstände besonders durch eine zweckmäßige Entwässerung. Wichtig sind genaue Vorerhebungen (Bohrungen, Probeschächte, Aufnahme des Schichtenplans der Oberfläche, der unterirdischen wasserführenden Schicht, Feststellung früherer R. A. Einschnittsrutschungen. 1. Auf vorhandenen Gleitflächen: Je nach der Tiefenlage der Gleitfläche zur Einschnittssohle und dem Streichen und Fallen der Schichten zur Bahn wird durch das Einschneiden den fallenden Schichten das natürliche Widerlager ganz oder teilweise oder nicht entzogen und eine R. oder ein Auftreiben der Einschnittssohle zu erwarten sein. Gegenmaßregeln: a) Entlastung einer starren Rutschfläche durch gleichmäßiges oder stufenförmiges Abtragen. Nur wirkungsvoll, wenn ein Widerlager für die zur R. geneigten Massen vorhanden ist oder hergestellt werden kann, oder bei einer nachgiebigen, sich gegenwölbenden Rutschfläche. Gleichzeitige Entwässerung ist erforderlich. b) Vermehrung der Bewegungswiderstände. α) Durch Beseitigung der Gleitschichten bei geringer Ausdehnung der Bodenbewegung und bei nicht zu tiefer Lage der Rutschfläche. β) Umformen der Gleitfläche durch Sprengung (vgl. B, 1, a, α). γ) Entwässerungsanlagen, ober- und unterirdische, zur Abfangung des Tagwassers und zur Abfangung und Ableitung des unterirdischen Wassers von den wasserführenden Schichten und Ableitung in die Einschnittsgräben oder unter dem Einschnitt hinweg. Die Lage der unterirdischen Entwässerungszüge (Stollen) bestimmt man am besten nach einem Schichtenplan der wasserführenden Schicht, aus welchem die Tiefenlage, das Streichen und Fallen der Rutschfläche im Verhältnis zur Einschnittsrichtung entnommen wird. Es muß auf ein genügendes Gefälle der mit der Linie des Verkehrsweges etwa gleichlaufend angelegten Entwässerungsanlage gehalten werden. Bei geringer Tiefenlage der wasserführenden Schicht: Dränrohre, Faschinenrollen, Sickerkanäle; bei größerer: Sickerschlitze (0·75 bis 1·0 m breit), der Linie des größten Gefälles folgend, die tiefsten Punkte der Gleitfläche fassend, in den unbeweglichen Boden 70·50 m einschneidend, in einzelnen Strecken von 10 bis 15 m Länge herzustellen mit am besten undurchlässiger Sohle von Beton oder Pflaster, dann Sohlengefälle, geringer 1 : 200 statt 1 : 100, bei fehlender Undurchlässigkeit. Auch gebrochenes Gefälle mit Entwässerung der tiefsten Punkte zu Tage (vgl. Abb. 151). [Abbildung Abb. 151. Trockenlegung einer Rutschfläche auf der Bahn Palermo-Porto Empedocle. ] Bei zunehmender Tiefenlage der wasserführenden Schicht: Entwässerungsstollen und Schächte, Stollenhöhe und -breite 1·5 × 1·0 m, verpölzt und später mit Offenlassung eines Kanals mit Steinen auszupacken. Auch Brunnenanlagen sind mit Erfolg ausgeführt worden. δ) Lüftungs-, zugleich Entwässerungsanlagen zum Austrocknen des Bodens durch Herstellung von Faschinenpackungen und Faschineneinlagen in offenen, zuzufüllenden Schlitzen. Verfahren der Faschinierungs- und Tiefbaugesellschaft Paech & Velkel, G. m. b. H., Berlin W 15 (Druckschrift dieser Gesellschaft). ε) Anheften des Rutschbodens durch Pfähle auch in Verbindung mit netzförmigen Faschinendeckwerken (ausgeführt von der vorerwähnten Gesellschaft), Pfeiler u. dgl. (vgl. auch B, 1, α, γ). c) Vermehrung der äußeren Widerstände durch Stützung, durch Erd- und Faschinenpackungen (keilförmig nach Paech), Erdpfeiler, Steinrippen, Stützmauern und Überwölbung. Steinrippen (Sporen, éperons; pierrées d'assainissement; speroni) aus Trockenmauerwerk

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/298>, abgerufen am 24.11.2024.