Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

Bild:
<< vorherige Seite

Alarmierungen und Übungen der Mannschaften im Rettungsdienst statt.

Die Herstellung eines eigenen Operationsraums ist nicht notwendig, ja selbst die Einrichtung eines besonderen Verbandraums scheint entbehrlich, weil die Verletzten wohl immer schon vor der Einbringung in den Wagen versorgt werden müssen und eventuelle Nachbesserungen auch in den Tragbetten (wenigstens der unteren Reihe) vorgenommen werden können. Zur Begründung der Entbehrlichkeit dieser Räume möchten wir noch darauf verweisen, daß der Transport im Rettungswagen im ungünstigsten Fall nur wenige Stunden dauert, welche Frist durch ständige Vermehrung der Krankenhäuser immer mehr verkürzt wird; daß ferner alle Wege für die weitere Beförderung durch Telegraph und Telephon so geebnet werden, daß der Transport rasch und glatt von statten geht und die Verletzten wohl immer rechtzeitig zur definitiven Versorgung gelangen.

Ganz anders liegen die Verhältnisse für den Arztwagen der Sanitäts-, Spitals- und Lazarettzüge im Krieg1, die die Verwundeten aus dem Frontbereich oder den Feldspitälern in das Hinterland evakuieren. Hier handelt es sich nicht mehr um erste Hilfeleistungen, sondern die Verletzten sind bereits vorläufig versorgt und werden vielfach schon septisch übernommen. Da die Fahrtdauer solcher Züge außerdem mehrere Tage betragen kann, so ergeben sich zahlreiche absolute Indikationen für operative Eingriffe mannigfacher Art (namentlich bei Phlegmonen und putriden Infektionen).

Sonst dienen dem Transport noch Lür-Straußsche Krankenbetten, die Krankenabteile III. und IV. Klasse, große, 4achsige Krankentransportwagen für bemittelte Reisende (Österreich) sowie Kranken-Salonwagen. In Bayern sind für Einzeltransporte auf kürzere Strecken auch Draisinen zur Aufnahme von Bahren eingerichtet.

2c) Bereitstellung von Tragbahren. Von diesen stehen hauptsächlich 3 Arten in Verwendung: Räderbahren, gedeckte und offene Tragbahren. Von den erstgenannten 2 Formen werden die verschiedensten Modelle benutzt; die an dieselben zu stellenden Anforderungen sind ohneweiters klar und meist auch erfüllt. Dagegen sollen über die offenen Tragbahren einige Worte gesagt werden, da sie der Zahl nach weitaus überwiegen und gewissen Bedingungen entsprechen müssen2. Sie scheiden sich zunächst in fixe und zerlegbare. Die festgefügten bestehen meist aus Stahlrohr-Tragstangen (die Griffe häufig durch Einschieben zu verkürzen) mit Eisen-Querstangen und Fußstützen; sie haben einen Bezug aus Segeltuch und an einer Zahnstange verstellbare Kopflehnen. Sehr gefällig und praktisch ist z. B. das bayerische Eisenbahnmodell; es trägt ein kurzes Kopfdach und die Füße sind mit Gleitrollen versehen. Wo mit dem Raum nicht gespart werden muß, sollten immer feste Bahren gewählt werden, da sie den zerlegbaren weitaus überlegen sind. Von den zusammenlegbaren lassen sich wieder 2 Typen unterscheiden: der eine zeigt 1-2mal gebrochene Stahlrohrstangen, so daß man die Bahre der Länge nach 1-2mal zusammenklappen kann; in der sonstigen Ausstattung gleichen sie den vorigen. Beispiele: die deutsche Feldkrankentrage mit einem Mittelgelenk (also einmal zusammenlegbar) und die 2mal geteilte preußisch-hessische Eisenbahnbahre, die in den großen Rettungskästen untergebracht ist. Der zweite Typ hat ungeteilte Tragstangen aus Holz, die durch den sackartigen, an beiden Schmalseiten offenen Bezug geschoben werden, und abnehmbare Kopf- und Fußstücke. Die Holme von rechtwinkligem Querschnitt werden durch entsprechende Löcher oder seitwärts angebrachte Eisenbügel der Endbrettchen gesteckt, wodurch das ganze System festen Halt bekommt. Die Kopflehne erhält man durch Spannen des Bezugs über das erhöhte Kopfbrettchen. Das Zusammenlegen geschieht in der Weise, daß man den abgenommenen Bezug um Holme und Querbrettchen wickelt und das ganze mit einem Riemen zusammenschnallt. Beispiele: die österreichische Feldtrage und die Eisenbahntragbahre. Von diesen 2 Typen wäre das zerlegbare Modell dem zusammenklappbaren vorzuziehen. Anzustreben ist eine Einheitstrage, die nach Länge und Breite den Eisenbahnwagen angepaßt sein muß. Das Herrichten zum Gebrauch sowie das Zerlegen müssen einfach und schnell zu bewerkstelligen sein, alle Teile auch unter schwierigsten Verhältnissen standhalten und sich leicht ausbessern lassen. Bei den sächsischen Staatseisenbahnen stehen nur festgefügte Tragbahren in Verwendung. In Stationen werden vielfach auch Trag- und Fahrstühle benutzt

2d) Rettungszimmer. Bei den meisten Bahnen sind auf den Bahnhöfen der großen Stationen eigene Rettungs- oder Verbandzimmer eingerichtet, die mit allen für die erste Hilfe erforderlichen Geräten und Materialien ausgestattet werden: Schränke mit Instrumenten, Verband- und Arzneimitteln, Verbandtisch, Rettungskasten, Tragbahren, auch Betten, Pritschen, Untergestelle für Tragbahren u. s. w. Sie sind in erster Linie zur Versorgung der beim eigenen Personal vorkommenden Verletzungen bestimmt, werden im Bedarfsfall aber auch vom reisenden Publikum und selbstverständlich bei größeren

1 Zur Frage der operativen Tätigkeit und des Verbandwechsels auf Spitalszügen. Von Dr. P. v. Walzel. Wr. kl. Wschr. 1915, S. 262.
2 Die Krankentragen 1913. H. 60 der Veröffentlichungen aus dem Gebiet des Militär-Sanitätswesens. Berlin 1914, Hirschwald. - Leitfaden zum fachtechnischen Unterricht des k. u. k. Sanitäts-Hilfspersonals. Wien 1901, k. k. Hof- und Staatsdruckerei.

Alarmierungen und Übungen der Mannschaften im Rettungsdienst statt.

Die Herstellung eines eigenen Operationsraums ist nicht notwendig, ja selbst die Einrichtung eines besonderen Verbandraums scheint entbehrlich, weil die Verletzten wohl immer schon vor der Einbringung in den Wagen versorgt werden müssen und eventuelle Nachbesserungen auch in den Tragbetten (wenigstens der unteren Reihe) vorgenommen werden können. Zur Begründung der Entbehrlichkeit dieser Räume möchten wir noch darauf verweisen, daß der Transport im Rettungswagen im ungünstigsten Fall nur wenige Stunden dauert, welche Frist durch ständige Vermehrung der Krankenhäuser immer mehr verkürzt wird; daß ferner alle Wege für die weitere Beförderung durch Telegraph und Telephon so geebnet werden, daß der Transport rasch und glatt von statten geht und die Verletzten wohl immer rechtzeitig zur definitiven Versorgung gelangen.

Ganz anders liegen die Verhältnisse für den Arztwagen der Sanitäts-, Spitals- und Lazarettzüge im Krieg1, die die Verwundeten aus dem Frontbereich oder den Feldspitälern in das Hinterland evakuieren. Hier handelt es sich nicht mehr um erste Hilfeleistungen, sondern die Verletzten sind bereits vorläufig versorgt und werden vielfach schon septisch übernommen. Da die Fahrtdauer solcher Züge außerdem mehrere Tage betragen kann, so ergeben sich zahlreiche absolute Indikationen für operative Eingriffe mannigfacher Art (namentlich bei Phlegmonen und putriden Infektionen).

Sonst dienen dem Transport noch Lür-Straußsche Krankenbetten, die Krankenabteile III. und IV. Klasse, große, 4achsige Krankentransportwagen für bemittelte Reisende (Österreich) sowie Kranken-Salonwagen. In Bayern sind für Einzeltransporte auf kürzere Strecken auch Draisinen zur Aufnahme von Bahren eingerichtet.

2c) Bereitstellung von Tragbahren. Von diesen stehen hauptsächlich 3 Arten in Verwendung: Räderbahren, gedeckte und offene Tragbahren. Von den erstgenannten 2 Formen werden die verschiedensten Modelle benutzt; die an dieselben zu stellenden Anforderungen sind ohneweiters klar und meist auch erfüllt. Dagegen sollen über die offenen Tragbahren einige Worte gesagt werden, da sie der Zahl nach weitaus überwiegen und gewissen Bedingungen entsprechen müssen2. Sie scheiden sich zunächst in fixe und zerlegbare. Die festgefügten bestehen meist aus Stahlrohr-Tragstangen (die Griffe häufig durch Einschieben zu verkürzen) mit Eisen-Querstangen und Fußstützen; sie haben einen Bezug aus Segeltuch und an einer Zahnstange verstellbare Kopflehnen. Sehr gefällig und praktisch ist z. B. das bayerische Eisenbahnmodell; es trägt ein kurzes Kopfdach und die Füße sind mit Gleitrollen versehen. Wo mit dem Raum nicht gespart werden muß, sollten immer feste Bahren gewählt werden, da sie den zerlegbaren weitaus überlegen sind. Von den zusammenlegbaren lassen sich wieder 2 Typen unterscheiden: der eine zeigt 1–2mal gebrochene Stahlrohrstangen, so daß man die Bahre der Länge nach 1–2mal zusammenklappen kann; in der sonstigen Ausstattung gleichen sie den vorigen. Beispiele: die deutsche Feldkrankentrage mit einem Mittelgelenk (also einmal zusammenlegbar) und die 2mal geteilte preußisch-hessische Eisenbahnbahre, die in den großen Rettungskästen untergebracht ist. Der zweite Typ hat ungeteilte Tragstangen aus Holz, die durch den sackartigen, an beiden Schmalseiten offenen Bezug geschoben werden, und abnehmbare Kopf- und Fußstücke. Die Holme von rechtwinkligem Querschnitt werden durch entsprechende Löcher oder seitwärts angebrachte Eisenbügel der Endbrettchen gesteckt, wodurch das ganze System festen Halt bekommt. Die Kopflehne erhält man durch Spannen des Bezugs über das erhöhte Kopfbrettchen. Das Zusammenlegen geschieht in der Weise, daß man den abgenommenen Bezug um Holme und Querbrettchen wickelt und das ganze mit einem Riemen zusammenschnallt. Beispiele: die österreichische Feldtrage und die Eisenbahntragbahre. Von diesen 2 Typen wäre das zerlegbare Modell dem zusammenklappbaren vorzuziehen. Anzustreben ist eine Einheitstrage, die nach Länge und Breite den Eisenbahnwagen angepaßt sein muß. Das Herrichten zum Gebrauch sowie das Zerlegen müssen einfach und schnell zu bewerkstelligen sein, alle Teile auch unter schwierigsten Verhältnissen standhalten und sich leicht ausbessern lassen. Bei den sächsischen Staatseisenbahnen stehen nur festgefügte Tragbahren in Verwendung. In Stationen werden vielfach auch Trag- und Fahrstühle benutzt

2d) Rettungszimmer. Bei den meisten Bahnen sind auf den Bahnhöfen der großen Stationen eigene Rettungs- oder Verbandzimmer eingerichtet, die mit allen für die erste Hilfe erforderlichen Geräten und Materialien ausgestattet werden: Schränke mit Instrumenten, Verband- und Arzneimitteln, Verbandtisch, Rettungskasten, Tragbahren, auch Betten, Pritschen, Untergestelle für Tragbahren u. s. w. Sie sind in erster Linie zur Versorgung der beim eigenen Personal vorkommenden Verletzungen bestimmt, werden im Bedarfsfall aber auch vom reisenden Publikum und selbstverständlich bei größeren

1 Zur Frage der operativen Tätigkeit und des Verbandwechsels auf Spitalszügen. Von Dr. P. v. Walzel. Wr. kl. Wschr. 1915, S. 262.
2 Die Krankentragen 1913. H. 60 der Veröffentlichungen aus dem Gebiet des Militär-Sanitätswesens. Berlin 1914, Hirschwald. – Leitfaden zum fachtechnischen Unterricht des k. u. k. Sanitäts-Hilfspersonals. Wien 1901, k. k. Hof- und Staatsdruckerei.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0223" n="209"/>
Alarmierungen und Übungen der Mannschaften im Rettungsdienst statt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Die Herstellung eines eigenen Operationsraums ist nicht notwendig</hi>, ja selbst die Einrichtung eines besonderen Verbandraums scheint entbehrlich, weil die Verletzten wohl immer schon vor der Einbringung in den Wagen versorgt werden müssen und eventuelle Nachbesserungen auch in den Tragbetten (wenigstens der unteren Reihe) vorgenommen werden können. Zur Begründung der Entbehrlichkeit dieser Räume möchten wir noch darauf verweisen, daß der Transport im Rettungswagen im ungünstigsten Fall nur wenige Stunden dauert, welche Frist durch ständige Vermehrung der Krankenhäuser immer mehr verkürzt wird; daß ferner alle Wege für die weitere Beförderung durch Telegraph und Telephon so geebnet werden, daß der Transport rasch und glatt von statten geht und die Verletzten wohl immer rechtzeitig zur definitiven Versorgung gelangen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Ganz anders liegen die Verhältnisse für den Arztwagen der Sanitäts-, Spitals- und Lazarettzüge im Krieg</hi><note place="foot" n="1"><hi rendition="#g">Zur Frage der operativen Tätigkeit und des Verbandwechsels auf Spitalszügen</hi>. Von Dr. P. v. <hi rendition="#g">Walzel</hi>. Wr. kl. Wschr. 1915, S. 262.</note>, die die Verwundeten aus dem Frontbereich oder den Feldspitälern in das Hinterland evakuieren. Hier handelt es sich nicht mehr um erste Hilfeleistungen, sondern die Verletzten sind bereits vorläufig versorgt und werden vielfach schon septisch übernommen. Da die Fahrtdauer solcher Züge außerdem mehrere Tage betragen kann, so ergeben sich zahlreiche absolute Indikationen für operative Eingriffe mannigfacher Art (namentlich bei Phlegmonen und putriden Infektionen).</p><lb/>
          <p>Sonst dienen dem Transport noch <hi rendition="#g">Lür-Straußsche</hi> Krankenbetten, die Krankenabteile III. und IV. Klasse, große, 4achsige Krankentransportwagen für bemittelte Reisende (Österreich) sowie Kranken-Salonwagen. In Bayern sind für Einzeltransporte auf kürzere Strecken auch Draisinen zur Aufnahme von Bahren eingerichtet.</p><lb/>
          <p>2<hi rendition="#i">c)</hi> <hi rendition="#g">Bereitstellung von Tragbahren</hi>. Von diesen stehen hauptsächlich 3 Arten in Verwendung: <hi rendition="#g">Räderbahren, gedeckte</hi> und <hi rendition="#g">offene</hi> Tragbahren. Von den erstgenannten 2 Formen werden die verschiedensten Modelle benutzt; die an dieselben zu stellenden Anforderungen sind ohneweiters klar und meist auch erfüllt. Dagegen sollen über die <hi rendition="#g">offenen Tragbahren</hi> einige Worte gesagt werden, da sie der Zahl nach weitaus überwiegen und gewissen Bedingungen entsprechen müssen<note place="foot" n="2"><hi rendition="#g">Die Krankentragen</hi> 1913. H. 60 der Veröffentlichungen aus dem Gebiet des Militär-Sanitätswesens. Berlin 1914, Hirschwald. &#x2013; <hi rendition="#g">Leitfaden zum fachtechnischen Unterricht des k. u. k. Sanitäts-Hilfspersonals</hi>. Wien 1901, k. k. Hof- und Staatsdruckerei.</note>. Sie scheiden sich zunächst in <hi rendition="#g">fixe</hi> und <hi rendition="#g">zerlegbare</hi>. Die <hi rendition="#g">festgefügten</hi> bestehen meist aus Stahlrohr-Tragstangen (die Griffe häufig durch Einschieben zu verkürzen) mit Eisen-Querstangen und Fußstützen; sie haben einen Bezug aus Segeltuch und an einer Zahnstange verstellbare Kopflehnen. Sehr gefällig und praktisch ist z. B. das bayerische Eisenbahnmodell; es trägt ein kurzes Kopfdach und die Füße sind mit Gleitrollen versehen. Wo mit dem Raum nicht gespart werden muß, sollten immer feste Bahren gewählt werden, da sie den zerlegbaren weitaus überlegen sind. Von den <hi rendition="#g">zusammenlegbaren</hi> lassen sich wieder 2 <hi rendition="#g">Typen unterscheiden</hi>: der <hi rendition="#g">eine</hi> zeigt 1&#x2013;2mal gebrochene Stahlrohrstangen, so daß man die Bahre der Länge nach 1&#x2013;2mal zusammenklappen kann; in der sonstigen Ausstattung gleichen sie den vorigen. Beispiele: die deutsche Feldkrankentrage mit einem Mittelgelenk (also einmal zusammenlegbar) und die 2mal geteilte preußisch-hessische Eisenbahnbahre, die in den großen Rettungskästen untergebracht ist. Der <hi rendition="#g">zweite Typ</hi> hat ungeteilte Tragstangen aus Holz, die durch den sackartigen, an beiden Schmalseiten offenen Bezug geschoben werden, und abnehmbare Kopf- und Fußstücke. Die Holme von rechtwinkligem Querschnitt werden durch entsprechende Löcher oder seitwärts angebrachte Eisenbügel der Endbrettchen gesteckt, wodurch das ganze System festen Halt bekommt. Die Kopflehne erhält man durch Spannen des Bezugs über das erhöhte Kopfbrettchen. Das Zusammenlegen geschieht in der Weise, daß man den abgenommenen Bezug um Holme und Querbrettchen wickelt und das ganze mit einem Riemen zusammenschnallt. Beispiele: die österreichische Feldtrage und die Eisenbahntragbahre. <hi rendition="#g">Von diesen 2 Typen wäre das zerlegbare Modell dem zusammenklappbaren vorzuziehen</hi>. Anzustreben ist eine <hi rendition="#g">Einheitstrage</hi>, die nach Länge und Breite den Eisenbahnwagen angepaßt sein muß. Das Herrichten zum Gebrauch sowie das Zerlegen müssen einfach und schnell zu bewerkstelligen sein, alle Teile auch unter schwierigsten Verhältnissen standhalten und sich leicht ausbessern lassen. Bei den sächsischen Staatseisenbahnen stehen nur festgefügte Tragbahren in Verwendung. In Stationen werden vielfach auch Trag- und Fahrstühle benutzt</p><lb/>
          <p>2<hi rendition="#i">d)</hi> <hi rendition="#g">Rettungszimmer</hi>. Bei den meisten Bahnen sind auf den Bahnhöfen der großen Stationen eigene Rettungs- oder Verbandzimmer eingerichtet, die mit allen für die erste Hilfe erforderlichen Geräten und Materialien ausgestattet werden: Schränke mit Instrumenten, Verband- und Arzneimitteln, Verbandtisch, Rettungskasten, Tragbahren, auch Betten, Pritschen, Untergestelle für Tragbahren u. s. w. Sie sind in erster Linie zur Versorgung der beim eigenen Personal vorkommenden Verletzungen bestimmt, werden im Bedarfsfall aber auch vom reisenden Publikum und selbstverständlich bei größeren
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0223] Alarmierungen und Übungen der Mannschaften im Rettungsdienst statt. Die Herstellung eines eigenen Operationsraums ist nicht notwendig, ja selbst die Einrichtung eines besonderen Verbandraums scheint entbehrlich, weil die Verletzten wohl immer schon vor der Einbringung in den Wagen versorgt werden müssen und eventuelle Nachbesserungen auch in den Tragbetten (wenigstens der unteren Reihe) vorgenommen werden können. Zur Begründung der Entbehrlichkeit dieser Räume möchten wir noch darauf verweisen, daß der Transport im Rettungswagen im ungünstigsten Fall nur wenige Stunden dauert, welche Frist durch ständige Vermehrung der Krankenhäuser immer mehr verkürzt wird; daß ferner alle Wege für die weitere Beförderung durch Telegraph und Telephon so geebnet werden, daß der Transport rasch und glatt von statten geht und die Verletzten wohl immer rechtzeitig zur definitiven Versorgung gelangen. Ganz anders liegen die Verhältnisse für den Arztwagen der Sanitäts-, Spitals- und Lazarettzüge im Krieg 1, die die Verwundeten aus dem Frontbereich oder den Feldspitälern in das Hinterland evakuieren. Hier handelt es sich nicht mehr um erste Hilfeleistungen, sondern die Verletzten sind bereits vorläufig versorgt und werden vielfach schon septisch übernommen. Da die Fahrtdauer solcher Züge außerdem mehrere Tage betragen kann, so ergeben sich zahlreiche absolute Indikationen für operative Eingriffe mannigfacher Art (namentlich bei Phlegmonen und putriden Infektionen). Sonst dienen dem Transport noch Lür-Straußsche Krankenbetten, die Krankenabteile III. und IV. Klasse, große, 4achsige Krankentransportwagen für bemittelte Reisende (Österreich) sowie Kranken-Salonwagen. In Bayern sind für Einzeltransporte auf kürzere Strecken auch Draisinen zur Aufnahme von Bahren eingerichtet. 2c) Bereitstellung von Tragbahren. Von diesen stehen hauptsächlich 3 Arten in Verwendung: Räderbahren, gedeckte und offene Tragbahren. Von den erstgenannten 2 Formen werden die verschiedensten Modelle benutzt; die an dieselben zu stellenden Anforderungen sind ohneweiters klar und meist auch erfüllt. Dagegen sollen über die offenen Tragbahren einige Worte gesagt werden, da sie der Zahl nach weitaus überwiegen und gewissen Bedingungen entsprechen müssen 2. Sie scheiden sich zunächst in fixe und zerlegbare. Die festgefügten bestehen meist aus Stahlrohr-Tragstangen (die Griffe häufig durch Einschieben zu verkürzen) mit Eisen-Querstangen und Fußstützen; sie haben einen Bezug aus Segeltuch und an einer Zahnstange verstellbare Kopflehnen. Sehr gefällig und praktisch ist z. B. das bayerische Eisenbahnmodell; es trägt ein kurzes Kopfdach und die Füße sind mit Gleitrollen versehen. Wo mit dem Raum nicht gespart werden muß, sollten immer feste Bahren gewählt werden, da sie den zerlegbaren weitaus überlegen sind. Von den zusammenlegbaren lassen sich wieder 2 Typen unterscheiden: der eine zeigt 1–2mal gebrochene Stahlrohrstangen, so daß man die Bahre der Länge nach 1–2mal zusammenklappen kann; in der sonstigen Ausstattung gleichen sie den vorigen. Beispiele: die deutsche Feldkrankentrage mit einem Mittelgelenk (also einmal zusammenlegbar) und die 2mal geteilte preußisch-hessische Eisenbahnbahre, die in den großen Rettungskästen untergebracht ist. Der zweite Typ hat ungeteilte Tragstangen aus Holz, die durch den sackartigen, an beiden Schmalseiten offenen Bezug geschoben werden, und abnehmbare Kopf- und Fußstücke. Die Holme von rechtwinkligem Querschnitt werden durch entsprechende Löcher oder seitwärts angebrachte Eisenbügel der Endbrettchen gesteckt, wodurch das ganze System festen Halt bekommt. Die Kopflehne erhält man durch Spannen des Bezugs über das erhöhte Kopfbrettchen. Das Zusammenlegen geschieht in der Weise, daß man den abgenommenen Bezug um Holme und Querbrettchen wickelt und das ganze mit einem Riemen zusammenschnallt. Beispiele: die österreichische Feldtrage und die Eisenbahntragbahre. Von diesen 2 Typen wäre das zerlegbare Modell dem zusammenklappbaren vorzuziehen. Anzustreben ist eine Einheitstrage, die nach Länge und Breite den Eisenbahnwagen angepaßt sein muß. Das Herrichten zum Gebrauch sowie das Zerlegen müssen einfach und schnell zu bewerkstelligen sein, alle Teile auch unter schwierigsten Verhältnissen standhalten und sich leicht ausbessern lassen. Bei den sächsischen Staatseisenbahnen stehen nur festgefügte Tragbahren in Verwendung. In Stationen werden vielfach auch Trag- und Fahrstühle benutzt 2d) Rettungszimmer. Bei den meisten Bahnen sind auf den Bahnhöfen der großen Stationen eigene Rettungs- oder Verbandzimmer eingerichtet, die mit allen für die erste Hilfe erforderlichen Geräten und Materialien ausgestattet werden: Schränke mit Instrumenten, Verband- und Arzneimitteln, Verbandtisch, Rettungskasten, Tragbahren, auch Betten, Pritschen, Untergestelle für Tragbahren u. s. w. Sie sind in erster Linie zur Versorgung der beim eigenen Personal vorkommenden Verletzungen bestimmt, werden im Bedarfsfall aber auch vom reisenden Publikum und selbstverständlich bei größeren 1 Zur Frage der operativen Tätigkeit und des Verbandwechsels auf Spitalszügen. Von Dr. P. v. Walzel. Wr. kl. Wschr. 1915, S. 262. 2 Die Krankentragen 1913. H. 60 der Veröffentlichungen aus dem Gebiet des Militär-Sanitätswesens. Berlin 1914, Hirschwald. – Leitfaden zum fachtechnischen Unterricht des k. u. k. Sanitäts-Hilfspersonals. Wien 1901, k. k. Hof- und Staatsdruckerei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:51Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:51Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text sowie die Faksimiles 0459 und 0460 stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/223
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/223>, abgerufen am 26.11.2024.