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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

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rasch beweglichen Rettungsbehelf bilden. Die Unterbringung von kleinen Einheiten in den Bahnwärterhäusern, die vielfach üblich ist, erscheint von großem Vorteil, weil die Verteilung auf der Strecke dadurch noch gleichmäßiger und zugleich für die Verletzungen der Streckenarbeiter vorgesorgt wird. Ferner muß jeder Personen- und Güterzug Verbandzeug mitführen, u. zw. in so einfacher Art, daß auch das Zugbegleitungspersonal und im Notfall die Reisenden selbst die Verbände anlegen können. Die E. R. Z.-Verbände entsprechen auch dieser Forderung in der einfachsten Weise; zur Mitnahme in den Zügen ist das kleinste Koffermodell gedacht. Diese Verband- oder kleinen Rettungskästen sind fast durchwegs im Gepäckwagen untergebracht (Preußen-Hessen, Bayern, Baden, Württemberg, Holland), nur in Sachsen auf der Lokomotive. Auch Verbandtaschen mit geringeren Mengen von Verbandmaterial sind vielfach in Verwendung: in Preußen-Hessen für die Rottenführer, in Bayern für die Bahnmeister, in Ungarn (in 2 Größen) für kleine Stationen. Pakete oder Dosen mit Verbandzeug werden bereitgehalten bei den Güter- und Lokalzügen in Holland; Einzelverbände in staubfreier Packung in den Dienstabteilen der Güter-, Lokalbahn- und Vorortezüge in Bayern; auf kleinen Bahnhöfen und Haltestellen in Sachsen u. s. w.

2b) Bereitstellung von Rettungswagen1 (in Österreich heißen sie Sanitätswagen). Sie sind zur ersten Hilfeleistung und Weiterbeförderung der Verletzten bei größeren Unfällen bestimmt und entweder nur für den Transport eingerichtet (in Bayern, Württemberg und Österreich) oder die kleinere Hälfte des Wagens ist als Operations- oder Verbandraum abgeteilt (in Preußen-Hessen, Sachsen, Baden, Ungarn), wodurch die Bettenzahl entsprechend vermindert wird. Es sind adaptierte Lastwagen (Österreich), angepaßte 2achsige Durchgangs-Personenwagen IV. Klasse (Preußen-Hessen, Sachsen) oder eigens für diesen Zweck erbaute Wagen (Bayern, Baden, Ungarn), z. T. auch in Österreich. Vgl. den neuen 2achsigen Rettungswagen der österreichischen Staatsbahnen, Organ 1915, S. 273.

Der Arztraum der geteilten Wagen enthält meist einen Operationstisch, Instrumenten- und Verbandmittelschrank, Heißwasser- und Sterilisierapparat, Waschtisch u. s. w.; in den preußisch-hessischen, sächsischen, und badischen Wagen findet man auch Draegersche Sauerstoffkoffer, in den schwedischen Pulmotoren; beide Apparate dienen der Wiederbelebung bei Gas- und Rauchvergiftung, der erstgenannte bei noch selbsttätiger Atmung, der zweite zur automatischen Wiederbelebung nach Aufhören der natürlichen Atmung.

In den preußisch-hessischen Schränken sind vorhanden: Instrumente für Unterbindung und Naht, Jodoformseide, Gießflaschen, Sublimatmull, sterile Verbandbaumwolle, gestärkte Mull- und Gipsbinden, Heftpflaster, Öltuch, Sublimatpastillen, flüssige Karbolsäure, Jodoformpulver, Jodtinktur, Chloral-Chloroform, Aether sulf. u. s. w.

Der Krankenraum ist mit 8-10 Tragbetten ausgestattet, die auf besonderen Ständern mit verschiedener Federanordnung in 2 Reihen übereinander aufgestellt oder suspendiert sind. Die tragbahrenartigen Betten können herausgehoben und zur Unfallstelle gebracht werden, so daß den Verletzten ein nochmaliges Umbetten erspart bleibt; in den sächsischen Wagen sind außerdem noch 2 einfache Krankentragen zur Herbeischaffung der Verletzten untergebracht, damit die Bettragen nicht zu sehr beschmutzt oder bei Regen und Schnee durchnäßt werden. Auch Triumphstühle und Feldsessel sind vorhanden.

Den weitestgehenden Ansprüchen in bezug auf Bauart, Ausstattung und Zweckmäßigkeit werden die letzterbauten badischen Arztwagen1 gerecht; sie zeichnen sich aus durch bedeutend größere Länge, Vermeidung aller Auskehlungen und Vorsprünge, glatte Herstellung der Rahmen und Leisten, Abrundung der Ecken, breiten Mittelgang im Liegeraum, reiches Oberlicht u. s. w. (s. Hilfszüge).

Der Rettungs- (Arzt-) Wagen bildet mit dem Geräte- (Requisiten-) und Mannschaftswagen den Hilfszug. In Preußen gibt es außerdem noch Hilfsgerätewagen, die zur Wiederherstellung der Strecke und Aufgleisung der Betriebsmittel bestimmt sind; ihr reiches Inventar weist 148 Nummern auf, darunter einen kleinen Rettungskasten, 2 Tragbahren, einen Fernsprecher, den bereits erwähnten Sauerstoffschneideapparat u. s. w.; sie werden alarmiert, wenn sie der Unfallstelle näher stationiert sind als der Hilfszug, und haben dann auch den großen Rettungskasten der Heimatstation und Ärzte mitzunehmen. Die Hilfszüge sind auf geeignete Stationen so verteilt, daß sie in möglichst kurzer Zeit an die Unfallstelle gebracht werden können; sie müssen unter allen Umständen bei Tag spätestens 30 Min., bei Nacht spätestens 45 Min. nach Eintreffen der ersten Unfallmeldung abfahren; die zur Begleitung erforderlichen Ärzte, Samariter und Handwerker sind ein für allemal bestimmt; mindestens 2mal im Jahr finden unvermutete

1 Der erste Rettungswagen wurde 1881 von Dr. v. Csatary in Budapest für die ungarischen Staatsbahnen konstruiert; unter den deutschen Staaten ging Bayern mit gutem Beispiel voran.
1 Blume, Die neuen badischen Hilfszüge. Ztschr. f. Bahn- u. Bahnkassenärzte 1910, Nr. 6.

rasch beweglichen Rettungsbehelf bilden. Die Unterbringung von kleinen Einheiten in den Bahnwärterhäusern, die vielfach üblich ist, erscheint von großem Vorteil, weil die Verteilung auf der Strecke dadurch noch gleichmäßiger und zugleich für die Verletzungen der Streckenarbeiter vorgesorgt wird. Ferner muß jeder Personen- und Güterzug Verbandzeug mitführen, u. zw. in so einfacher Art, daß auch das Zugbegleitungspersonal und im Notfall die Reisenden selbst die Verbände anlegen können. Die E. R. Z.-Verbände entsprechen auch dieser Forderung in der einfachsten Weise; zur Mitnahme in den Zügen ist das kleinste Koffermodell gedacht. Diese Verband- oder kleinen Rettungskästen sind fast durchwegs im Gepäckwagen untergebracht (Preußen-Hessen, Bayern, Baden, Württemberg, Holland), nur in Sachsen auf der Lokomotive. Auch Verbandtaschen mit geringeren Mengen von Verbandmaterial sind vielfach in Verwendung: in Preußen-Hessen für die Rottenführer, in Bayern für die Bahnmeister, in Ungarn (in 2 Größen) für kleine Stationen. Pakete oder Dosen mit Verbandzeug werden bereitgehalten bei den Güter- und Lokalzügen in Holland; Einzelverbände in staubfreier Packung in den Dienstabteilen der Güter-, Lokalbahn- und Vorortezüge in Bayern; auf kleinen Bahnhöfen und Haltestellen in Sachsen u. s. w.

2b) Bereitstellung von Rettungswagen1 (in Österreich heißen sie Sanitätswagen). Sie sind zur ersten Hilfeleistung und Weiterbeförderung der Verletzten bei größeren Unfällen bestimmt und entweder nur für den Transport eingerichtet (in Bayern, Württemberg und Österreich) oder die kleinere Hälfte des Wagens ist als Operations- oder Verbandraum abgeteilt (in Preußen-Hessen, Sachsen, Baden, Ungarn), wodurch die Bettenzahl entsprechend vermindert wird. Es sind adaptierte Lastwagen (Österreich), angepaßte 2achsige Durchgangs-Personenwagen IV. Klasse (Preußen-Hessen, Sachsen) oder eigens für diesen Zweck erbaute Wagen (Bayern, Baden, Ungarn), z. T. auch in Österreich. Vgl. den neuen 2achsigen Rettungswagen der österreichischen Staatsbahnen, Organ 1915, S. 273.

Der Arztraum der geteilten Wagen enthält meist einen Operationstisch, Instrumenten- und Verbandmittelschrank, Heißwasser- und Sterilisierapparat, Waschtisch u. s. w.; in den preußisch-hessischen, sächsischen, und badischen Wagen findet man auch Draegersche Sauerstoffkoffer, in den schwedischen Pulmotoren; beide Apparate dienen der Wiederbelebung bei Gas- und Rauchvergiftung, der erstgenannte bei noch selbsttätiger Atmung, der zweite zur automatischen Wiederbelebung nach Aufhören der natürlichen Atmung.

In den preußisch-hessischen Schränken sind vorhanden: Instrumente für Unterbindung und Naht, Jodoformseide, Gießflaschen, Sublimatmull, sterile Verbandbaumwolle, gestärkte Mull- und Gipsbinden, Heftpflaster, Öltuch, Sublimatpastillen, flüssige Karbolsäure, Jodoformpulver, Jodtinktur, Chloral-Chloroform, Aether sulf. u. s. w.

Der Krankenraum ist mit 8–10 Tragbetten ausgestattet, die auf besonderen Ständern mit verschiedener Federanordnung in 2 Reihen übereinander aufgestellt oder suspendiert sind. Die tragbahrenartigen Betten können herausgehoben und zur Unfallstelle gebracht werden, so daß den Verletzten ein nochmaliges Umbetten erspart bleibt; in den sächsischen Wagen sind außerdem noch 2 einfache Krankentragen zur Herbeischaffung der Verletzten untergebracht, damit die Bettragen nicht zu sehr beschmutzt oder bei Regen und Schnee durchnäßt werden. Auch Triumphstühle und Feldsessel sind vorhanden.

Den weitestgehenden Ansprüchen in bezug auf Bauart, Ausstattung und Zweckmäßigkeit werden die letzterbauten badischen Arztwagen1 gerecht; sie zeichnen sich aus durch bedeutend größere Länge, Vermeidung aller Auskehlungen und Vorsprünge, glatte Herstellung der Rahmen und Leisten, Abrundung der Ecken, breiten Mittelgang im Liegeraum, reiches Oberlicht u. s. w. (s. Hilfszüge).

Der Rettungs- (Arzt-) Wagen bildet mit dem Geräte- (Requisiten-) und Mannschaftswagen den Hilfszug. In Preußen gibt es außerdem noch Hilfsgerätewagen, die zur Wiederherstellung der Strecke und Aufgleisung der Betriebsmittel bestimmt sind; ihr reiches Inventar weist 148 Nummern auf, darunter einen kleinen Rettungskasten, 2 Tragbahren, einen Fernsprecher, den bereits erwähnten Sauerstoffschneideapparat u. s. w.; sie werden alarmiert, wenn sie der Unfallstelle näher stationiert sind als der Hilfszug, und haben dann auch den großen Rettungskasten der Heimatstation und Ärzte mitzunehmen. Die Hilfszüge sind auf geeignete Stationen so verteilt, daß sie in möglichst kurzer Zeit an die Unfallstelle gebracht werden können; sie müssen unter allen Umständen bei Tag spätestens 30 Min., bei Nacht spätestens 45 Min. nach Eintreffen der ersten Unfallmeldung abfahren; die zur Begleitung erforderlichen Ärzte, Samariter und Handwerker sind ein für allemal bestimmt; mindestens 2mal im Jahr finden unvermutete

1 Der erste Rettungswagen wurde 1881 von Dr. v. Csatáry in Budapest für die ungarischen Staatsbahnen konstruiert; unter den deutschen Staaten ging Bayern mit gutem Beispiel voran.
1 Blume, Die neuen badischen Hilfszüge. Ztschr. f. Bahn- u. Bahnkassenärzte 1910, Nr. 6.
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[208/0222] rasch beweglichen Rettungsbehelf bilden. Die Unterbringung von kleinen Einheiten in den Bahnwärterhäusern, die vielfach üblich ist, erscheint von großem Vorteil, weil die Verteilung auf der Strecke dadurch noch gleichmäßiger und zugleich für die Verletzungen der Streckenarbeiter vorgesorgt wird. Ferner muß jeder Personen- und Güterzug Verbandzeug mitführen, u. zw. in so einfacher Art, daß auch das Zugbegleitungspersonal und im Notfall die Reisenden selbst die Verbände anlegen können. Die E. R. Z.-Verbände entsprechen auch dieser Forderung in der einfachsten Weise; zur Mitnahme in den Zügen ist das kleinste Koffermodell gedacht. Diese Verband- oder kleinen Rettungskästen sind fast durchwegs im Gepäckwagen untergebracht (Preußen-Hessen, Bayern, Baden, Württemberg, Holland), nur in Sachsen auf der Lokomotive. Auch Verbandtaschen mit geringeren Mengen von Verbandmaterial sind vielfach in Verwendung: in Preußen-Hessen für die Rottenführer, in Bayern für die Bahnmeister, in Ungarn (in 2 Größen) für kleine Stationen. Pakete oder Dosen mit Verbandzeug werden bereitgehalten bei den Güter- und Lokalzügen in Holland; Einzelverbände in staubfreier Packung in den Dienstabteilen der Güter-, Lokalbahn- und Vorortezüge in Bayern; auf kleinen Bahnhöfen und Haltestellen in Sachsen u. s. w. 2b) Bereitstellung von Rettungswagen 1 (in Österreich heißen sie Sanitätswagen). Sie sind zur ersten Hilfeleistung und Weiterbeförderung der Verletzten bei größeren Unfällen bestimmt und entweder nur für den Transport eingerichtet (in Bayern, Württemberg und Österreich) oder die kleinere Hälfte des Wagens ist als Operations- oder Verbandraum abgeteilt (in Preußen-Hessen, Sachsen, Baden, Ungarn), wodurch die Bettenzahl entsprechend vermindert wird. Es sind adaptierte Lastwagen (Österreich), angepaßte 2achsige Durchgangs-Personenwagen IV. Klasse (Preußen-Hessen, Sachsen) oder eigens für diesen Zweck erbaute Wagen (Bayern, Baden, Ungarn), z. T. auch in Österreich. Vgl. den neuen 2achsigen Rettungswagen der österreichischen Staatsbahnen, Organ 1915, S. 273. Der Arztraum der geteilten Wagen enthält meist einen Operationstisch, Instrumenten- und Verbandmittelschrank, Heißwasser- und Sterilisierapparat, Waschtisch u. s. w.; in den preußisch-hessischen, sächsischen, und badischen Wagen findet man auch Draegersche Sauerstoffkoffer, in den schwedischen Pulmotoren; beide Apparate dienen der Wiederbelebung bei Gas- und Rauchvergiftung, der erstgenannte bei noch selbsttätiger Atmung, der zweite zur automatischen Wiederbelebung nach Aufhören der natürlichen Atmung. In den preußisch-hessischen Schränken sind vorhanden: Instrumente für Unterbindung und Naht, Jodoformseide, Gießflaschen, Sublimatmull, sterile Verbandbaumwolle, gestärkte Mull- und Gipsbinden, Heftpflaster, Öltuch, Sublimatpastillen, flüssige Karbolsäure, Jodoformpulver, Jodtinktur, Chloral-Chloroform, Aether sulf. u. s. w. Der Krankenraum ist mit 8–10 Tragbetten ausgestattet, die auf besonderen Ständern mit verschiedener Federanordnung in 2 Reihen übereinander aufgestellt oder suspendiert sind. Die tragbahrenartigen Betten können herausgehoben und zur Unfallstelle gebracht werden, so daß den Verletzten ein nochmaliges Umbetten erspart bleibt; in den sächsischen Wagen sind außerdem noch 2 einfache Krankentragen zur Herbeischaffung der Verletzten untergebracht, damit die Bettragen nicht zu sehr beschmutzt oder bei Regen und Schnee durchnäßt werden. Auch Triumphstühle und Feldsessel sind vorhanden. Den weitestgehenden Ansprüchen in bezug auf Bauart, Ausstattung und Zweckmäßigkeit werden die letzterbauten badischen Arztwagen 1 gerecht; sie zeichnen sich aus durch bedeutend größere Länge, Vermeidung aller Auskehlungen und Vorsprünge, glatte Herstellung der Rahmen und Leisten, Abrundung der Ecken, breiten Mittelgang im Liegeraum, reiches Oberlicht u. s. w. (s. Hilfszüge). Der Rettungs- (Arzt-) Wagen bildet mit dem Geräte- (Requisiten-) und Mannschaftswagen den Hilfszug. In Preußen gibt es außerdem noch Hilfsgerätewagen, die zur Wiederherstellung der Strecke und Aufgleisung der Betriebsmittel bestimmt sind; ihr reiches Inventar weist 148 Nummern auf, darunter einen kleinen Rettungskasten, 2 Tragbahren, einen Fernsprecher, den bereits erwähnten Sauerstoffschneideapparat u. s. w.; sie werden alarmiert, wenn sie der Unfallstelle näher stationiert sind als der Hilfszug, und haben dann auch den großen Rettungskasten der Heimatstation und Ärzte mitzunehmen. Die Hilfszüge sind auf geeignete Stationen so verteilt, daß sie in möglichst kurzer Zeit an die Unfallstelle gebracht werden können; sie müssen unter allen Umständen bei Tag spätestens 30 Min., bei Nacht spätestens 45 Min. nach Eintreffen der ersten Unfallmeldung abfahren; die zur Begleitung erforderlichen Ärzte, Samariter und Handwerker sind ein für allemal bestimmt; mindestens 2mal im Jahr finden unvermutete 1 Der erste Rettungswagen wurde 1881 von Dr. v. Csatáry in Budapest für die ungarischen Staatsbahnen konstruiert; unter den deutschen Staaten ging Bayern mit gutem Beispiel voran. 1 Blume, Die neuen badischen Hilfszüge. Ztschr. f. Bahn- u. Bahnkassenärzte 1910, Nr. 6.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/222>, abgerufen am 26.11.2024.