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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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K. bei Neuanlagen beschränkt sich daher im wesentlichen auf gewisse Verwendungen in der Schwerindustrie zur Erzeugung großer Kräfte in hydraulischen Pressen und zum Betätigen der den Pressen benachbarten Krane.

Die pneumatische oder Druckluftübertragung verwendet an Stelle des Preßwassers Druckluft. Diese wird in der Zentrale von einem ein- oder mehrstufigen Kompressor unter einen Druck von meist 50 Atm. gesetzt und in Rohrleitungen fortgeleitet. Die übertragene Leistung ist wie bei Druckwasser nach Formel (3) durch das Produkt aus dem übertragenen Luftvolumen und dem Übertragungsdruck gegeben.

Die Verwendung der Druckluftübertragung zur Versorgung ganzer Städte mit Energie, wie sie in Paris und Offenbach geschah, ist seit Einführung der elektrischen K. nicht mehr üblich. Viel verwendet wird noch heute die Druckluftübertragung zum Antreiben von Werkzeugmaschinen aller Art in Werkstätten, wobei sich die Übertragung auf mäßige Entfernungen beschränkt. Insbesondere Nietmaschinen, Stemmmaschinen und einfache Handkrane werden häufig durch Druckluft angetrieben, ferner ist die Verwendung der Druckluftbohrer (s. Gesteinsbohrmaschinen) bei Tunnelbauten zu erwähnen. In allen diesen Fällen, besonders aber im letzteren schätzt man es als eine gute Eigenschaft der Druckluftübertragung, daß sie zugleich eine mäßige Lüftung ergibt, sowie daß mit der Ausdehnung der Luft in den Arbeitsmaschinen auch noch eine Abkühlung, also eine Wärmeentziehung für die Umgebung, verbunden ist.

In den bisher genannten Fällen kommt es darauf an, Energie dauernd und in erheblicher Menge zu übertragen, um Menschenarbeit durch Maschinenkraft zu ersetzen und die Vorteile größerer Zentralisierung des Hauptbetriebes zu erreichen.

Gerade für die Zwecke des Eisenbahnwesens sind aber noch eine Reihe von Anwendungsformen zu nennen, die eher als K. im engeren Sinne zu bezeichnen wären, weil nicht so sehr der Energieaufwand an der Verwendungsstelle in Frage kommt, als vielmehr wirklich die Übertragung der Kraft als solcher. Man denke z. B. an die Betätigung von Stellwerken, Schranken, Bremsen u. a. m. In diesen Fällen ist zwar stets auch Energie von der Zentrale zur Verwendungsstelle zu übertragen. Hierbei ist aber, so z. B. bei der Druckluftbremse die Übertragung der Energie von der Lokomotive auf die Bremsen der einzelnen Wagen nur nebensächlich. Sie entspricht der Tatsache, daß zum Anziehen der Bremsen das Zurücklegen eines gewissen Bremsweges unvermeidlich ist. Während der Dauer des eigentlichen Bremsvorganges aber hat die Druckluft nur die Aufgabe, die Kraft zum Andrücken der Bremsklötze in regelbarer Stärke dauernd herzugeben, und von dem Augenblick an, wo die Bremsklötze sich mit voller Kraft an die Räder gelegt haben, wird nur noch eine Kraft, nicht aber mehr Energie übertragen (außer wenn etwa die Leitung undicht ist). Auch bei den Stellwerken handelt es sich nicht um dauernde Übertragung größerer Energiemengen.

Für diese Übertragung von Kraft kommen in erster Linie Elektrizität und Druckluft, gelegentlich auch Druckwasser zur Verwendung.

Über Einzelheiten vgl. die Aufsätze: Bremse, Druckluftbahnen, Elektrische Eisenbahnen, Gesteinsbohren, Kraftstellwerke, Werkstätten.

Gramberg.


Kranbrücken (swinging bridges; ponts-grue, ponts a charnieres; ponti di gru), bewegliche Brücken (s. d.), bei denen die Freimachung der Fahrstraße durch Drehung, entweder des ganzen Brückentragwerks oder jedes der Hauptträger um eine sich am einen Ende der Brücke, bzw. jedes Hauptträgers befindliche senkrechte Achse stattfindet.

Zu den K. müssen auch die beweglichen Brücken gerechnet werden, die zur Freimachung der Fahrstraße mittels eines Drehkranes aus ihrer normalen Lage geschwenkt werden.

Die Bauart, bei der jeder Hauptträger sich um eine an seinem einen Ende befindliche lotrechte Achse dreht, kommt ausschließlich für Eisenbahnbrücken in Betracht und ist eine Erfindung des holländischen Ingenieurs F. W. Conrad (siehe Minutes of proceedings of the English Institution of Civil Engineers 1844), der diese Brücken bei dem Bau der holländischen Eisenbahn vielfach anwandte und ihnen den Namen "Kraanbruggen" gab. Später sind diese K. auch in Belgien, Nord-Deutschland und Amerika gebaut worden.

Abb. 241 zeigt die Anordnung einer einfachen K. Die beiden kranförmigen Hauptträger drehen um ihre Wendesäulen a, die sich mit ihren unteren Enden in Drucklager auf dem Widerlager stützen und mit ihren oberen Enden in Halseisen r drehen, die im Mauerwerk des Widerlagers kräftig verankert sind.

Die anfänglich aus Gußeisen, später aber aus Schweißeisen hergestellten Hauptträger sind durch drehbar an ihnen befestigten Verbindungsstangen e und e verbunden.

Damit die Drehung der Hauptträger möglich ist, muß die Verbindungslinie der Drehpunkte

K. bei Neuanlagen beschränkt sich daher im wesentlichen auf gewisse Verwendungen in der Schwerindustrie zur Erzeugung großer Kräfte in hydraulischen Pressen und zum Betätigen der den Pressen benachbarten Krane.

Die pneumatische oder Druckluftübertragung verwendet an Stelle des Preßwassers Druckluft. Diese wird in der Zentrale von einem ein- oder mehrstufigen Kompressor unter einen Druck von meist 50 Atm. gesetzt und in Rohrleitungen fortgeleitet. Die übertragene Leistung ist wie bei Druckwasser nach Formel (3) durch das Produkt aus dem übertragenen Luftvolumen und dem Übertragungsdruck gegeben.

Die Verwendung der Druckluftübertragung zur Versorgung ganzer Städte mit Energie, wie sie in Paris und Offenbach geschah, ist seit Einführung der elektrischen K. nicht mehr üblich. Viel verwendet wird noch heute die Druckluftübertragung zum Antreiben von Werkzeugmaschinen aller Art in Werkstätten, wobei sich die Übertragung auf mäßige Entfernungen beschränkt. Insbesondere Nietmaschinen, Stemmmaschinen und einfache Handkrane werden häufig durch Druckluft angetrieben, ferner ist die Verwendung der Druckluftbohrer (s. Gesteinsbohrmaschinen) bei Tunnelbauten zu erwähnen. In allen diesen Fällen, besonders aber im letzteren schätzt man es als eine gute Eigenschaft der Druckluftübertragung, daß sie zugleich eine mäßige Lüftung ergibt, sowie daß mit der Ausdehnung der Luft in den Arbeitsmaschinen auch noch eine Abkühlung, also eine Wärmeentziehung für die Umgebung, verbunden ist.

In den bisher genannten Fällen kommt es darauf an, Energie dauernd und in erheblicher Menge zu übertragen, um Menschenarbeit durch Maschinenkraft zu ersetzen und die Vorteile größerer Zentralisierung des Hauptbetriebes zu erreichen.

Gerade für die Zwecke des Eisenbahnwesens sind aber noch eine Reihe von Anwendungsformen zu nennen, die eher als K. im engeren Sinne zu bezeichnen wären, weil nicht so sehr der Energieaufwand an der Verwendungsstelle in Frage kommt, als vielmehr wirklich die Übertragung der Kraft als solcher. Man denke z. B. an die Betätigung von Stellwerken, Schranken, Bremsen u. a. m. In diesen Fällen ist zwar stets auch Energie von der Zentrale zur Verwendungsstelle zu übertragen. Hierbei ist aber, so z. B. bei der Druckluftbremse die Übertragung der Energie von der Lokomotive auf die Bremsen der einzelnen Wagen nur nebensächlich. Sie entspricht der Tatsache, daß zum Anziehen der Bremsen das Zurücklegen eines gewissen Bremsweges unvermeidlich ist. Während der Dauer des eigentlichen Bremsvorganges aber hat die Druckluft nur die Aufgabe, die Kraft zum Andrücken der Bremsklötze in regelbarer Stärke dauernd herzugeben, und von dem Augenblick an, wo die Bremsklötze sich mit voller Kraft an die Räder gelegt haben, wird nur noch eine Kraft, nicht aber mehr Energie übertragen (außer wenn etwa die Leitung undicht ist). Auch bei den Stellwerken handelt es sich nicht um dauernde Übertragung größerer Energiemengen.

Für diese Übertragung von Kraft kommen in erster Linie Elektrizität und Druckluft, gelegentlich auch Druckwasser zur Verwendung.

Über Einzelheiten vgl. die Aufsätze: Bremse, Druckluftbahnen, Elektrische Eisenbahnen, Gesteinsbohren, Kraftstellwerke, Werkstätten.

Gramberg.


Kranbrücken (swinging bridges; ponts-grue, ponts à charnières; ponti di gru), bewegliche Brücken (s. d.), bei denen die Freimachung der Fahrstraße durch Drehung, entweder des ganzen Brückentragwerks oder jedes der Hauptträger um eine sich am einen Ende der Brücke, bzw. jedes Hauptträgers befindliche senkrechte Achse stattfindet.

Zu den K. müssen auch die beweglichen Brücken gerechnet werden, die zur Freimachung der Fahrstraße mittels eines Drehkranes aus ihrer normalen Lage geschwenkt werden.

Die Bauart, bei der jeder Hauptträger sich um eine an seinem einen Ende befindliche lotrechte Achse dreht, kommt ausschließlich für Eisenbahnbrücken in Betracht und ist eine Erfindung des holländischen Ingenieurs F. W. Conrad (siehe Minutes of proceedings of the English Institution of Civil Engineers 1844), der diese Brücken bei dem Bau der holländischen Eisenbahn vielfach anwandte und ihnen den Namen „Kraanbruggen“ gab. Später sind diese K. auch in Belgien, Nord-Deutschland und Amerika gebaut worden.

Abb. 241 zeigt die Anordnung einer einfachen K. Die beiden kranförmigen Hauptträger drehen um ihre Wendesäulen a, die sich mit ihren unteren Enden in Drucklager auf dem Widerlager stützen und mit ihren oberen Enden in Halseisen r drehen, die im Mauerwerk des Widerlagers kräftig verankert sind.

Die anfänglich aus Gußeisen, später aber aus Schweißeisen hergestellten Hauptträger sind durch drehbar an ihnen befestigten Verbindungsstangen e und e verbunden.

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[435/0452] K. bei Neuanlagen beschränkt sich daher im wesentlichen auf gewisse Verwendungen in der Schwerindustrie zur Erzeugung großer Kräfte in hydraulischen Pressen und zum Betätigen der den Pressen benachbarten Krane. Die pneumatische oder Druckluftübertragung verwendet an Stelle des Preßwassers Druckluft. Diese wird in der Zentrale von einem ein- oder mehrstufigen Kompressor unter einen Druck von meist 50 Atm. gesetzt und in Rohrleitungen fortgeleitet. Die übertragene Leistung ist wie bei Druckwasser nach Formel (3) durch das Produkt aus dem übertragenen Luftvolumen und dem Übertragungsdruck gegeben. Die Verwendung der Druckluftübertragung zur Versorgung ganzer Städte mit Energie, wie sie in Paris und Offenbach geschah, ist seit Einführung der elektrischen K. nicht mehr üblich. Viel verwendet wird noch heute die Druckluftübertragung zum Antreiben von Werkzeugmaschinen aller Art in Werkstätten, wobei sich die Übertragung auf mäßige Entfernungen beschränkt. Insbesondere Nietmaschinen, Stemmmaschinen und einfache Handkrane werden häufig durch Druckluft angetrieben, ferner ist die Verwendung der Druckluftbohrer (s. Gesteinsbohrmaschinen) bei Tunnelbauten zu erwähnen. In allen diesen Fällen, besonders aber im letzteren schätzt man es als eine gute Eigenschaft der Druckluftübertragung, daß sie zugleich eine mäßige Lüftung ergibt, sowie daß mit der Ausdehnung der Luft in den Arbeitsmaschinen auch noch eine Abkühlung, also eine Wärmeentziehung für die Umgebung, verbunden ist. In den bisher genannten Fällen kommt es darauf an, Energie dauernd und in erheblicher Menge zu übertragen, um Menschenarbeit durch Maschinenkraft zu ersetzen und die Vorteile größerer Zentralisierung des Hauptbetriebes zu erreichen. Gerade für die Zwecke des Eisenbahnwesens sind aber noch eine Reihe von Anwendungsformen zu nennen, die eher als K. im engeren Sinne zu bezeichnen wären, weil nicht so sehr der Energieaufwand an der Verwendungsstelle in Frage kommt, als vielmehr wirklich die Übertragung der Kraft als solcher. Man denke z. B. an die Betätigung von Stellwerken, Schranken, Bremsen u. a. m. In diesen Fällen ist zwar stets auch Energie von der Zentrale zur Verwendungsstelle zu übertragen. Hierbei ist aber, so z. B. bei der Druckluftbremse die Übertragung der Energie von der Lokomotive auf die Bremsen der einzelnen Wagen nur nebensächlich. Sie entspricht der Tatsache, daß zum Anziehen der Bremsen das Zurücklegen eines gewissen Bremsweges unvermeidlich ist. Während der Dauer des eigentlichen Bremsvorganges aber hat die Druckluft nur die Aufgabe, die Kraft zum Andrücken der Bremsklötze in regelbarer Stärke dauernd herzugeben, und von dem Augenblick an, wo die Bremsklötze sich mit voller Kraft an die Räder gelegt haben, wird nur noch eine Kraft, nicht aber mehr Energie übertragen (außer wenn etwa die Leitung undicht ist). Auch bei den Stellwerken handelt es sich nicht um dauernde Übertragung größerer Energiemengen. Für diese Übertragung von Kraft kommen in erster Linie Elektrizität und Druckluft, gelegentlich auch Druckwasser zur Verwendung. Über Einzelheiten vgl. die Aufsätze: Bremse, Druckluftbahnen, Elektrische Eisenbahnen, Gesteinsbohren, Kraftstellwerke, Werkstätten. Gramberg. Kranbrücken (swinging bridges; ponts-grue, ponts à charnières; ponti di gru), bewegliche Brücken (s. d.), bei denen die Freimachung der Fahrstraße durch Drehung, entweder des ganzen Brückentragwerks oder jedes der Hauptträger um eine sich am einen Ende der Brücke, bzw. jedes Hauptträgers befindliche senkrechte Achse stattfindet. Zu den K. müssen auch die beweglichen Brücken gerechnet werden, die zur Freimachung der Fahrstraße mittels eines Drehkranes aus ihrer normalen Lage geschwenkt werden. Die Bauart, bei der jeder Hauptträger sich um eine an seinem einen Ende befindliche lotrechte Achse dreht, kommt ausschließlich für Eisenbahnbrücken in Betracht und ist eine Erfindung des holländischen Ingenieurs F. W. Conrad (siehe Minutes of proceedings of the English Institution of Civil Engineers 1844), der diese Brücken bei dem Bau der holländischen Eisenbahn vielfach anwandte und ihnen den Namen „Kraanbruggen“ gab. Später sind diese K. auch in Belgien, Nord-Deutschland und Amerika gebaut worden. Abb. 241 zeigt die Anordnung einer einfachen K. Die beiden kranförmigen Hauptträger drehen um ihre Wendesäulen a, die sich mit ihren unteren Enden in Drucklager auf dem Widerlager stützen und mit ihren oberen Enden in Halseisen r drehen, die im Mauerwerk des Widerlagers kräftig verankert sind. Die anfänglich aus Gußeisen, später aber aus Schweißeisen hergestellten Hauptträger sind durch drehbar an ihnen befestigten Verbindungsstangen e und e verbunden. Damit die Drehung der Hauptträger möglich ist, muß die Verbindungslinie der Drehpunkte

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/452>, abgerufen am 23.11.2024.