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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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Harbor (Abb. 210) ist der Motor mit dem Zahnradvorgelege am Gegengewichtsarm eingebaut. Das durch ihn bewegte Zahnrad F greift in einer Zahnstange D, die um einen Festpunkt des Pfeilermauerwerkes schwingt. Bei der Eisenbahn Rall-K. über die Newa in St. Petersburg (Rußland) für die finnische Verbindungsbahn greift das am kurzen Brückenarm angeordnete Zahnrad C in eine im Kellerraum befestigte Zahnstange zykloidaler Form M (Abb. 211).

Ein drittes Beispiel dieser Bauart bildet eine von Schincke erbaute Faltbrücke. (Hb. d. Ing.
Abb. 209.
Abb. 210. Eisenbahnklappbrücke Ost-Chicagokanal in Indiana Harbor.

W. 4. Abt. Bewegliche Brücken 1907, S. 75 und 78). Bei diesen K. wird ein Punkt der Klappe von einer Gelenkstange, die sich um einen Festpunkt am Widerlager drehen kann, beim Aufklappen geführt, indes das am Widerlager anschließende Klappenende derart bewegt wird, daß der Schwerpunkt der Klappe in einer wagrechten Ebene bleibt.

Diese K. bieten den Vorteil, den Angriffspunkt der Gelenkstange so wählen zu können, daß kein Gegengewicht nötig ist. Auch wird beim Aufklappen ein Teil der Klappenfläche den Windkräften entzogen. Fahrbahn, Hauptträger und Verschlüsse werden bei den Rall- und Schincke-K. so wie bei K. der Bauart I a ausgebildet.

Zu II. Man unterscheidet:

II a. K., bei denen die Klappe um eine feste Achse an einem Ende drehbar gelagert ist und mittels Ketten, Drahtseilen oder Stangen aufgeklappt werden kann.

II b. K., bei denen der Gewichtsausgleich nicht mittels eines am kurzen Klappenarm fest angebauten Gegengewichts, sondern mittels einer an diesen Arm angreifenden Kraft bewirkt wird.

Die zur Gruppe II a gehörenden K. sind die sog. Zugbrücken (s. d.). Die am meisten verbreiteten K. der Gruppe II b sind die von Strauß in Chicago erdachten K. Bei diesen wird die Schwerkraft des Gegengewichts mittels einer an letzteren fest und an der K. gelenkig verbundenen Stange auf dem kurzen Klappenarm übertragen. Dabei kann das Gegengewicht entweder unterhalb oder oberhalb (Abb. 212) der Fahrbahn liegen, indem die Drehpunkte


Abb. 211. Rallklappbrücke über die Newa in St. Petersburg.
C, E, F und D ein Parallelogram bilden. Bei dieser Brückengattung hat man die Freiheit, das Gegengewicht dort anzuordnen, wo genügend Raum vorhanden ist, so daß man das Gegengewicht in einem billigen Material, z. B. in Beton herstellen kann. Bei diesen K. werden meistens zwei Hauptträger angeordnet, u. zw.

Harbor (Abb. 210) ist der Motor mit dem Zahnradvorgelege am Gegengewichtsarm eingebaut. Das durch ihn bewegte Zahnrad F greift in einer Zahnstange D, die um einen Festpunkt des Pfeilermauerwerkes schwingt. Bei der Eisenbahn Rall-K. über die Newa in St. Petersburg (Rußland) für die finnische Verbindungsbahn greift das am kurzen Brückenarm angeordnete Zahnrad C in eine im Kellerraum befestigte Zahnstange zykloidaler Form M (Abb. 211).

Ein drittes Beispiel dieser Bauart bildet eine von Schincke erbaute Faltbrücke. (Hb. d. Ing.
Abb. 209.
Abb. 210. Eisenbahnklappbrücke Ost-Chicagokanal in Indiana Harbor.

W. 4. Abt. Bewegliche Brücken 1907, S. 75 und 78). Bei diesen K. wird ein Punkt der Klappe von einer Gelenkstange, die sich um einen Festpunkt am Widerlager drehen kann, beim Aufklappen geführt, indes das am Widerlager anschließende Klappenende derart bewegt wird, daß der Schwerpunkt der Klappe in einer wagrechten Ebene bleibt.

Diese K. bieten den Vorteil, den Angriffspunkt der Gelenkstange so wählen zu können, daß kein Gegengewicht nötig ist. Auch wird beim Aufklappen ein Teil der Klappenfläche den Windkräften entzogen. Fahrbahn, Hauptträger und Verschlüsse werden bei den Rall- und Schincke-K. so wie bei K. der Bauart I a ausgebildet.

Zu II. Man unterscheidet:

II a. K., bei denen die Klappe um eine feste Achse an einem Ende drehbar gelagert ist und mittels Ketten, Drahtseilen oder Stangen aufgeklappt werden kann.

II b. K., bei denen der Gewichtsausgleich nicht mittels eines am kurzen Klappenarm fest angebauten Gegengewichts, sondern mittels einer an diesen Arm angreifenden Kraft bewirkt wird.

Die zur Gruppe II a gehörenden K. sind die sog. Zugbrücken (s. d.). Die am meisten verbreiteten K. der Gruppe II b sind die von Strauß in Chicago erdachten K. Bei diesen wird die Schwerkraft des Gegengewichts mittels einer an letzteren fest und an der K. gelenkig verbundenen Stange auf dem kurzen Klappenarm übertragen. Dabei kann das Gegengewicht entweder unterhalb oder oberhalb (Abb. 212) der Fahrbahn liegen, indem die Drehpunkte


Abb. 211. Rallklappbrücke über die Newa in St. Petersburg.
C, E, F und D ein Parallelogram bilden. Bei dieser Brückengattung hat man die Freiheit, das Gegengewicht dort anzuordnen, wo genügend Raum vorhanden ist, so daß man das Gegengewicht in einem billigen Material, z. B. in Beton herstellen kann. Bei diesen K. werden meistens zwei Hauptträger angeordnet, u. zw.

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[365/0382] Harbor (Abb. 210) ist der Motor mit dem Zahnradvorgelege am Gegengewichtsarm eingebaut. Das durch ihn bewegte Zahnrad F greift in einer Zahnstange D, die um einen Festpunkt des Pfeilermauerwerkes schwingt. Bei der Eisenbahn Rall-K. über die Newa in St. Petersburg (Rußland) für die finnische Verbindungsbahn greift das am kurzen Brückenarm angeordnete Zahnrad C in eine im Kellerraum befestigte Zahnstange zykloidaler Form M (Abb. 211). Ein drittes Beispiel dieser Bauart bildet eine von Schincke erbaute Faltbrücke. (Hb. d. Ing. [Abbildung Abb. 209. ] [Abbildung Abb. 210. Eisenbahnklappbrücke Ost-Chicagokanal in Indiana Harbor. ] W. 4. Abt. Bewegliche Brücken 1907, S. 75 und 78). Bei diesen K. wird ein Punkt der Klappe von einer Gelenkstange, die sich um einen Festpunkt am Widerlager drehen kann, beim Aufklappen geführt, indes das am Widerlager anschließende Klappenende derart bewegt wird, daß der Schwerpunkt der Klappe in einer wagrechten Ebene bleibt. Diese K. bieten den Vorteil, den Angriffspunkt der Gelenkstange so wählen zu können, daß kein Gegengewicht nötig ist. Auch wird beim Aufklappen ein Teil der Klappenfläche den Windkräften entzogen. Fahrbahn, Hauptträger und Verschlüsse werden bei den Rall- und Schincke-K. so wie bei K. der Bauart I a ausgebildet. Zu II. Man unterscheidet: II a. K., bei denen die Klappe um eine feste Achse an einem Ende drehbar gelagert ist und mittels Ketten, Drahtseilen oder Stangen aufgeklappt werden kann. II b. K., bei denen der Gewichtsausgleich nicht mittels eines am kurzen Klappenarm fest angebauten Gegengewichts, sondern mittels einer an diesen Arm angreifenden Kraft bewirkt wird. Die zur Gruppe II a gehörenden K. sind die sog. Zugbrücken (s. d.). Die am meisten verbreiteten K. der Gruppe II b sind die von Strauß in Chicago erdachten K. Bei diesen wird die Schwerkraft des Gegengewichts mittels einer an letzteren fest und an der K. gelenkig verbundenen Stange auf dem kurzen Klappenarm übertragen. Dabei kann das Gegengewicht entweder unterhalb oder oberhalb (Abb. 212) der Fahrbahn liegen, indem die Drehpunkte [Abbildung Abb. 211. Rallklappbrücke über die Newa in St. Petersburg. ] C, E, F und D ein Parallelogram bilden. Bei dieser Brückengattung hat man die Freiheit, das Gegengewicht dort anzuordnen, wo genügend Raum vorhanden ist, so daß man das Gegengewicht in einem billigen Material, z. B. in Beton herstellen kann. Bei diesen K. werden meistens zwei Hauptträger angeordnet, u. zw.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/382>, abgerufen am 22.11.2024.