Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.Balken ab. Man zieht es daher vor, die Balken durch Verzahnung, bei der allerdings etwas an Höhe verloren wird, oder mittels Längsdübel zu verbinden und vereinigt zu einem Träger bloß zwei, höchstens drei Balken. Bei rasch herzustellenden Provisorien kann man sich auch. mit bloß verklammerten und verschraubten Balken behelfen und kann bei reichlichem Aufwand an Schraubenbolzen und Klammern ebenfalls einen entsprechenden Wirkungsgrad der Verbindung erzielen. Jedenfalls sind aber alle zusammengesetzten Balken mit einer verminderten zulässigen Inanspruchnahme zu berechnen und ist überdies auf die Scherbeanspruchung am Trägerende Rücksicht zu nehmen. Nach der österreichischen Brückenvorschrift soll die verminderte Biegungsbeanspruchung gegenüber einfachen Balken betragen: bei zwei Balken verzahnt 80%, bei drei Balken verzahnt 60%, bei zwei Balken verdübelt 70%, bei drei Balken verdübelt 50%. Mit zusammengesetzten Balken lassen sich Hauptbahnbrücken bis zu 8-9 m freier Spannweite ausführen. c) Sprengwerksbrücken haben als Hauptträger Sprengwerke, d. s. Tragwerke, bei denen ein durchgehender Balken (Streckbalken) zwischen seinen Endauflagern noch durch geneigte, von den Widerlagern oder Zwischenpfeilern ausgehende Streben unterstützt ist. Das aus bloß zwei Streben gebildete Dreieckssprengwerk (Abb. 136) ist in seiner Form fest, wogegen das Trapezsprengwerk (Abb. 137) verschieblich ist und in seiner Form nur durch die Verbindung mit dem Streckbalken gesichert wird. Der Streckträger des Sprengwerks ist ein durchgehender Balken, doch sind seine Zwischenstützpunkte in ihrer Höhenlage nicht fest, worauf bei der statischen Berechnung Rücksicht genommen werden muß. Beim Dreiecksprengwerk findet eine Stützensenkung statt, herrührend von der Zusammendrückung und Ausbiegung der Streben; beim Trapezsprengwerk tritt hierzu noch die statische Formänderung, die es unter wechselnder Belastung erfährt. Die Drücke in den Eckpunkten ![]() Abb. 139. Doppeltes Sprengwerk. Bei Spannweiten über 12-16 m werden, um mehr Zwischenstützpunkte für den Streckbalken zu erhalten, meist doppelte Sprengwerke angeordnet (Abb. 138 u. 139) und an den Jochen auch Sättel mit Kopfstreben gegeben. Eine richtige Berechnung hat die mehrfache statische Unbestimmtheit zu berücksichtigen; sie ist ziemlich umständlich und unter Annahmen durchzuführen, die in der ausgeführten Konstruktion nur unvollkommen erfüllt sind. Balken ab. Man zieht es daher vor, die Balken durch Verzahnung, bei der allerdings etwas an Höhe verloren wird, oder mittels Längsdübel zu verbinden und vereinigt zu einem Träger bloß zwei, höchstens drei Balken. Bei rasch herzustellenden Provisorien kann man sich auch. mit bloß verklammerten und verschraubten Balken behelfen und kann bei reichlichem Aufwand an Schraubenbolzen und Klammern ebenfalls einen entsprechenden Wirkungsgrad der Verbindung erzielen. Jedenfalls sind aber alle zusammengesetzten Balken mit einer verminderten zulässigen Inanspruchnahme zu berechnen und ist überdies auf die Scherbeanspruchung am Trägerende Rücksicht zu nehmen. Nach der österreichischen Brückenvorschrift soll die verminderte Biegungsbeanspruchung gegenüber einfachen Balken betragen: bei zwei Balken verzahnt 80%, bei drei Balken verzahnt 60%, bei zwei Balken verdübelt 70%, bei drei Balken verdübelt 50%. Mit zusammengesetzten Balken lassen sich Hauptbahnbrücken bis zu 8–9 m freier Spannweite ausführen. c) Sprengwerksbrücken haben als Hauptträger Sprengwerke, d. s. Tragwerke, bei denen ein durchgehender Balken (Streckbalken) zwischen seinen Endauflagern noch durch geneigte, von den Widerlagern oder Zwischenpfeilern ausgehende Streben unterstützt ist. Das aus bloß zwei Streben gebildete Dreieckssprengwerk (Abb. 136) ist in seiner Form fest, wogegen das Trapezsprengwerk (Abb. 137) verschieblich ist und in seiner Form nur durch die Verbindung mit dem Streckbalken gesichert wird. Der Streckträger des Sprengwerks ist ein durchgehender Balken, doch sind seine Zwischenstützpunkte in ihrer Höhenlage nicht fest, worauf bei der statischen Berechnung Rücksicht genommen werden muß. Beim Dreiecksprengwerk findet eine Stützensenkung statt, herrührend von der Zusammendrückung und Ausbiegung der Streben; beim Trapezsprengwerk tritt hierzu noch die statische Formänderung, die es unter wechselnder Belastung erfährt. Die Drücke in den Eckpunkten ![]() Abb. 139. Doppeltes Sprengwerk. Bei Spannweiten über 12–16 m werden, um mehr Zwischenstützpunkte für den Streckbalken zu erhalten, meist doppelte Sprengwerke angeordnet (Abb. 138 u. 139) und an den Jochen auch Sättel mit Kopfstreben gegeben. Eine richtige Berechnung hat die mehrfache statische Unbestimmtheit zu berücksichtigen; sie ist ziemlich umständlich und unter Annahmen durchzuführen, die in der ausgeführten Konstruktion nur unvollkommen erfüllt sind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0245" n="231"/> Balken ab. Man zieht es daher vor, die Balken durch Verzahnung, bei der allerdings etwas an Höhe verloren wird, oder mittels Längsdübel zu verbinden und vereinigt zu einem Träger bloß zwei, höchstens drei Balken. Bei rasch herzustellenden Provisorien kann man sich auch. mit bloß verklammerten und verschraubten Balken behelfen und kann bei reichlichem Aufwand an Schraubenbolzen und Klammern ebenfalls einen entsprechenden Wirkungsgrad der Verbindung erzielen. Jedenfalls sind aber alle zusammengesetzten Balken mit einer verminderten zulässigen Inanspruchnahme zu berechnen und ist überdies auf die Scherbeanspruchung am Trägerende Rücksicht zu nehmen. Nach der österreichischen Brückenvorschrift soll die verminderte Biegungsbeanspruchung gegenüber einfachen Balken betragen: bei zwei Balken verzahnt 80<hi rendition="#i">%</hi>, bei drei Balken verzahnt 60<hi rendition="#i">%</hi>, bei zwei Balken verdübelt 70<hi rendition="#i">%</hi>, bei drei Balken verdübelt 50<hi rendition="#i">%</hi>.</p><lb/> <p>Mit zusammengesetzten Balken lassen sich Hauptbahnbrücken bis zu 8–9 <hi rendition="#i">m</hi> freier Spannweite ausführen.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">c)</hi><hi rendition="#g">Sprengwerksbrücken</hi> haben als Hauptträger Sprengwerke, d. s. Tragwerke, bei denen ein durchgehender Balken (Streckbalken) zwischen seinen Endauflagern noch durch geneigte, von den Widerlagern oder Zwischenpfeilern ausgehende Streben unterstützt ist. Das aus bloß zwei Streben gebildete Dreieckssprengwerk (Abb. 136) ist in seiner Form fest, wogegen das Trapezsprengwerk (Abb. 137) verschieblich ist und in seiner Form nur durch die Verbindung mit dem Streckbalken gesichert wird. Der Streckträger des Sprengwerks ist ein durchgehender Balken, doch sind seine Zwischenstützpunkte in ihrer Höhenlage nicht fest, worauf bei der statischen Berechnung Rücksicht genommen werden muß. Beim Dreiecksprengwerk findet eine Stützensenkung statt, herrührend von der Zusammendrückung und Ausbiegung der Streben; beim Trapezsprengwerk tritt hierzu noch die statische Formänderung, die es unter wechselnder Belastung erfährt. Die Drücke in den Eckpunkten<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen06_1914/figures/roell_eisenbahnwesen06_1914_figure-0212.jpg"><head>Abb. 136. Dreieckssprengwerk.</head><lb/></figure> <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen06_1914/figures/roell_eisenbahnwesen06_1914_figure-0211.jpg"><head>Abb. 137. Trapezsprengwerk.</head><lb/></figure> <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen06_1914/figures/roell_eisenbahnwesen06_1914_figure-0213.jpg"><head>Abb. 138. Doppeltes Sprengwerk.</head><lb/></figure><lb/> des Sprengwerkes sind gegenüber jenen des kontinuierlichen Trägers vermindert, bzw. beim Trapezsprengwerk ausgeglichen;<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen06_1914/figures/roell_eisenbahnwesen06_1914_figure-0214.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 139. Doppeltes Sprengwerk.</head><lb/></figure><lb/> die Momente am Streckbalken werden gegenüber dem durchgehenden Träger mit unveränderlicher Höhenlage der Stützen vergrößert. 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Balken ab. Man zieht es daher vor, die Balken durch Verzahnung, bei der allerdings etwas an Höhe verloren wird, oder mittels Längsdübel zu verbinden und vereinigt zu einem Träger bloß zwei, höchstens drei Balken. Bei rasch herzustellenden Provisorien kann man sich auch. mit bloß verklammerten und verschraubten Balken behelfen und kann bei reichlichem Aufwand an Schraubenbolzen und Klammern ebenfalls einen entsprechenden Wirkungsgrad der Verbindung erzielen. Jedenfalls sind aber alle zusammengesetzten Balken mit einer verminderten zulässigen Inanspruchnahme zu berechnen und ist überdies auf die Scherbeanspruchung am Trägerende Rücksicht zu nehmen. Nach der österreichischen Brückenvorschrift soll die verminderte Biegungsbeanspruchung gegenüber einfachen Balken betragen: bei zwei Balken verzahnt 80%, bei drei Balken verzahnt 60%, bei zwei Balken verdübelt 70%, bei drei Balken verdübelt 50%.
Mit zusammengesetzten Balken lassen sich Hauptbahnbrücken bis zu 8–9 m freier Spannweite ausführen.
c) Sprengwerksbrücken haben als Hauptträger Sprengwerke, d. s. Tragwerke, bei denen ein durchgehender Balken (Streckbalken) zwischen seinen Endauflagern noch durch geneigte, von den Widerlagern oder Zwischenpfeilern ausgehende Streben unterstützt ist. Das aus bloß zwei Streben gebildete Dreieckssprengwerk (Abb. 136) ist in seiner Form fest, wogegen das Trapezsprengwerk (Abb. 137) verschieblich ist und in seiner Form nur durch die Verbindung mit dem Streckbalken gesichert wird. Der Streckträger des Sprengwerks ist ein durchgehender Balken, doch sind seine Zwischenstützpunkte in ihrer Höhenlage nicht fest, worauf bei der statischen Berechnung Rücksicht genommen werden muß. Beim Dreiecksprengwerk findet eine Stützensenkung statt, herrührend von der Zusammendrückung und Ausbiegung der Streben; beim Trapezsprengwerk tritt hierzu noch die statische Formänderung, die es unter wechselnder Belastung erfährt. Die Drücke in den Eckpunkten
[Abbildung Abb. 136. Dreieckssprengwerk.
]
[Abbildung Abb. 137. Trapezsprengwerk.
]
[Abbildung Abb. 138. Doppeltes Sprengwerk.
]
des Sprengwerkes sind gegenüber jenen des kontinuierlichen Trägers vermindert, bzw. beim Trapezsprengwerk ausgeglichen;
[Abbildung Abb. 139. Doppeltes Sprengwerk.
]
die Momente am Streckbalken werden gegenüber dem durchgehenden Träger mit unveränderlicher Höhenlage der Stützen vergrößert. So ergibt sich für den Streckbalken eines Trapezsprengwerks, dessen Ecken die Spannweite in drei gleiche Teile l teilen, das unter einer Verkehrslast (p f. d. Längeneinheit) auftretende größte Moment mit 0·1825 pl2 gegenüber 0·11 pl2 beim Träger mit festen Stützen.
Bei Spannweiten über 12–16 m werden, um mehr Zwischenstützpunkte für den Streckbalken zu erhalten, meist doppelte Sprengwerke angeordnet (Abb. 138 u. 139) und an den Jochen auch Sättel mit Kopfstreben gegeben. Eine richtige Berechnung hat die mehrfache statische Unbestimmtheit zu berücksichtigen; sie ist ziemlich umständlich und unter Annahmen durchzuführen, die in der ausgeführten Konstruktion nur unvollkommen erfüllt sind.
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Zitationshilfe: | Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/245>, abgerufen am 16.02.2025. |