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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914.

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Preßluft ruft ein sichtbares und hörbares Zeichen hervor. Durch Umlegen eines Hebels kann der Lokomotivführer die Grundstellung
Abb. 160.
wieder herstellen.

Eine andere elektrische Einrichtung, bei der jede mechanische Berührung zwischen den Vorrichtungen auf der Strecke und an der Lokomotive vermieden wird, ist ein neuerdings auf den preußischen Staatsbahnen


Abb. 161.
probeweise in Betrieb genommener Signalmelder, der das in England versuchte sog. Railophone auf preußische Verhältnisse anwendet (Abb. 160 und 161). Er beruht auf der induktiven Wirkung von Wechselströmen, die von einer Station aus in eine parallel mit den Eisenbahnschienen verlaufende Drahtschleife gesandt werden. Auf der Station befindet sich eine Wechselstromdynamo, die bei einer Spannung von 100 Volt 90 Perioden erzeugt. An diese ist eine isolierte Leitung aus Kupferdraht angeschlossen, die als geschlossene Leitung von der Station ausgehend und zu ihr zurückkehrend in einer Entfernung von 11/2-2 m von den äußeren Schienen verläuft. In einem um den Tender der Lokomotive herumlaufenden Holzrahmen befindet sich eine Drahtspule R (Abb. 161) mit einer großen Anzahl von Windungen, die mit einem äußerst empfindlichen, von Dr. Gisbert Kapp und dem Ingenieur von Kramer erfundenen Resonanzrelais K in Verbindung stehen. Der von der Dynamo erzeugte, dauernd in der Leitung am Gleise entlang fließende Wechselstrom induziert in der am Tender angebrachten Spule R Ströme entgegengesetzter Richtung. Die zum Relais K gehörige federnde Zunge A wird hierbei der Periodenzahl des Wechselstroms entsprechend hin und her bewegt. Beim Anliegen an einem der Kontakte ist der Stromkreis der Batterie BB geschlossen und der Anker des Magnetschalters Z, mit dem eine Farbscheibe verbunden ist, angezogen. Die kurze Unterbrechung des Stromes beim Hin- und Hergehen der Zunge A von einem Kontakt zum anderen läßt den Anker nicht abfallen. Etwa 200 m vor einem Vorsignal wird in der die Wechselströme führenden Leitung eine Schleife abgezweigt, die das Gleis kreuzt, an der entgegengesetzten Schiene entlang geführt und nach nochmaliger Kreuzung des Gleises wieder an die Hauptleitung angebunden wird (Abb. 160). Kommt die Lokomotive in den Bereich dieser Schleife, so hebt sich die Induktionswirkung der Wechselströme auf, die Zunge A des Resonanzrelais (Abb. 161) nimmt eine Ruhestellung zwischen den beiden Kontakten ein und der Stromkreis der Ortsbatterie BB ist unterbrochen. Der Anker des Magnetschalters Z

Preßluft ruft ein sichtbares und hörbares Zeichen hervor. Durch Umlegen eines Hebels kann der Lokomotivführer die Grundstellung
Abb. 160.
wieder herstellen.

Eine andere elektrische Einrichtung, bei der jede mechanische Berührung zwischen den Vorrichtungen auf der Strecke und an der Lokomotive vermieden wird, ist ein neuerdings auf den preußischen Staatsbahnen


Abb. 161.
probeweise in Betrieb genommener Signalmelder, der das in England versuchte sog. Railophone auf preußische Verhältnisse anwendet (Abb. 160 und 161). Er beruht auf der induktiven Wirkung von Wechselströmen, die von einer Station aus in eine parallel mit den Eisenbahnschienen verlaufende Drahtschleife gesandt werden. Auf der Station befindet sich eine Wechselstromdynamo, die bei einer Spannung von 100 Volt 90 Perioden erzeugt. An diese ist eine isolierte Leitung aus Kupferdraht angeschlossen, die als geschlossene Leitung von der Station ausgehend und zu ihr zurückkehrend in einer Entfernung von 1½–2 m von den äußeren Schienen verläuft. In einem um den Tender der Lokomotive herumlaufenden Holzrahmen befindet sich eine Drahtspule R (Abb. 161) mit einer großen Anzahl von Windungen, die mit einem äußerst empfindlichen, von Dr. Gisbert Kapp und dem Ingenieur von Kramer erfundenen Resonanzrelais K in Verbindung stehen. Der von der Dynamo erzeugte, dauernd in der Leitung am Gleise entlang fließende Wechselstrom induziert in der am Tender angebrachten Spule R Ströme entgegengesetzter Richtung. Die zum Relais K gehörige federnde Zunge A wird hierbei der Periodenzahl des Wechselstroms entsprechend hin und her bewegt. Beim Anliegen an einem der Kontakte ist der Stromkreis der Batterie BB geschlossen und der Anker des Magnetschalters Z, mit dem eine Farbscheibe verbunden ist, angezogen. Die kurze Unterbrechung des Stromes beim Hin- und Hergehen der Zunge A von einem Kontakt zum anderen läßt den Anker nicht abfallen. Etwa 200 m vor einem Vorsignal wird in der die Wechselströme führenden Leitung eine Schleife abgezweigt, die das Gleis kreuzt, an der entgegengesetzten Schiene entlang geführt und nach nochmaliger Kreuzung des Gleises wieder an die Hauptleitung angebunden wird (Abb. 160). Kommt die Lokomotive in den Bereich dieser Schleife, so hebt sich die Induktionswirkung der Wechselströme auf, die Zunge A des Resonanzrelais (Abb. 161) nimmt eine Ruhestellung zwischen den beiden Kontakten ein und der Stromkreis der Ortsbatterie BB ist unterbrochen. Der Anker des Magnetschalters Z

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[230/0239] Preßluft ruft ein sichtbares und hörbares Zeichen hervor. Durch Umlegen eines Hebels kann der Lokomotivführer die Grundstellung [Abbildung Abb. 160. ] wieder herstellen. Eine andere elektrische Einrichtung, bei der jede mechanische Berührung zwischen den Vorrichtungen auf der Strecke und an der Lokomotive vermieden wird, ist ein neuerdings auf den preußischen Staatsbahnen [Abbildung Abb. 161. ] probeweise in Betrieb genommener Signalmelder, der das in England versuchte sog. Railophone auf preußische Verhältnisse anwendet (Abb. 160 und 161). Er beruht auf der induktiven Wirkung von Wechselströmen, die von einer Station aus in eine parallel mit den Eisenbahnschienen verlaufende Drahtschleife gesandt werden. Auf der Station befindet sich eine Wechselstromdynamo, die bei einer Spannung von 100 Volt 90 Perioden erzeugt. An diese ist eine isolierte Leitung aus Kupferdraht angeschlossen, die als geschlossene Leitung von der Station ausgehend und zu ihr zurückkehrend in einer Entfernung von 1½–2 m von den äußeren Schienen verläuft. In einem um den Tender der Lokomotive herumlaufenden Holzrahmen befindet sich eine Drahtspule R (Abb. 161) mit einer großen Anzahl von Windungen, die mit einem äußerst empfindlichen, von Dr. Gisbert Kapp und dem Ingenieur von Kramer erfundenen Resonanzrelais K in Verbindung stehen. Der von der Dynamo erzeugte, dauernd in der Leitung am Gleise entlang fließende Wechselstrom induziert in der am Tender angebrachten Spule R Ströme entgegengesetzter Richtung. Die zum Relais K gehörige federnde Zunge A wird hierbei der Periodenzahl des Wechselstroms entsprechend hin und her bewegt. Beim Anliegen an einem der Kontakte ist der Stromkreis der Batterie BB geschlossen und der Anker des Magnetschalters Z, mit dem eine Farbscheibe verbunden ist, angezogen. Die kurze Unterbrechung des Stromes beim Hin- und Hergehen der Zunge A von einem Kontakt zum anderen läßt den Anker nicht abfallen. Etwa 200 m vor einem Vorsignal wird in der die Wechselströme führenden Leitung eine Schleife abgezweigt, die das Gleis kreuzt, an der entgegengesetzten Schiene entlang geführt und nach nochmaliger Kreuzung des Gleises wieder an die Hauptleitung angebunden wird (Abb. 160). Kommt die Lokomotive in den Bereich dieser Schleife, so hebt sich die Induktionswirkung der Wechselströme auf, die Zunge A des Resonanzrelais (Abb. 161) nimmt eine Ruhestellung zwischen den beiden Kontakten ein und der Stromkreis der Ortsbatterie BB ist unterbrochen. Der Anker des Magnetschalters Z

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen05_1914/239>, abgerufen am 22.07.2024.