Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dieser Einrichtung wird aber wenig Gebrauch gemacht.

G. Empfangsgebäude über den Gleisen.

Liegt die Bahn tief und bietet sich seitlich des Bahnkörpers nicht genügend Raum zur Unterbringung des E., so muß dieses ganz oder teilweise über den Gleisen angeordnet werden. Die ersten Vorschläge in dieser Richtung stammen von Rinklake. (Rinklake, "Neue Normalbahnhofsanlagen mit besonderer Berücksichtigung der Vereinigung der Bahninteressen in der Hand des Staates." Berlin 1883.)

Der Zugang kann entweder vor Kopf von einer Straßenüberführung aus erfolgen, man


Abb. 249. Turmstation.
erhält dann einen Grundriß, der dem eines Kopfbahnhofs für Gleichlage ähnelt, oder aber der Zugang erfolgt von einer oder beiden Längsseiten des Gebäudes. Dann ist der Ausgangspunkt das E. in Seitenlage (wie unter A geschildert) oder das E. beiderseits der Gleise (wie unter B besprochen). Allen Grundformen gemeinsam ist die Erweiterung der Bahnsteigbrücke zu einer quer über die Gleise geführten Halle, von der aus ein Teil der Räume zugänglich ist und von der die Treppen zu den Bahnsteigen hinabführen. Als Vorzug der Anordnung kann die große Übersichtlichkeit gelten, da man von der Querhalle aus den Lauf der Züge beobachten kann. Dagegen muß als Nachteil angeführt werden, daß die über den Gleisen liegenden Baulichkeiten die Gleisanlagen verdunkeln und die Übersichtlichkeit für den Zugverkehr beeinträchtigen. Aus diesem Grunde wird man die Anlage über den Gleisen auf das unumgänglich notwendige Maß beschränken.

Das E. des Hauptbahnhofs Hamburg (Abb. 252 u. 253) besitzt Zugänge beiderseits der Bahn. Auf der Südseite (Seite der inneren Stadt) befindet sich der Haupteingang und die Schalterhalle, die sich zur Hälfte schon über die Gleise erstreckt, rechts die Fahrkartenausgabe und links die Gepäckannahme. In der Verlängerung der Schalterhalle liegt die Querhalle mit den Treppen zu den Bahnsteigen und den Wartesälen.

Der Zugang zum ersten Bahnsteig führt in wenig übersichtlicher Weise um die Fahrkartenausgabe herum. Zwischen die beiden Oberläufe der Treppen sollten Personenaufzüge eingebaut werden. Hiervon hat man später abgesehen, um die Treppen breiter machen zu können, und die Personenaufzüge auf die andere Seite der Querhalle verwiesen. Am nördlichen Ende der Querhalle liegt die Ausgangshalle mit der Gepäckausgabe und der Handgepäckaufbewahrung, daneben die Schalterhalle für den Stadtbahnverkehr, davor der sehr geräumige Droschkenhalteplatz. Im Durchgang zur Stadtbahnhalle sind noch einige Schalter für den Fernverkehr untergebracht. Die Gepäckannahme und -ausgabe stehen durch einen Gang in Verbindung, in dem die Gepäckaufzüge und außerdem zwei Gepäckbänder untergebracht

Von dieser Einrichtung wird aber wenig Gebrauch gemacht.

G. Empfangsgebäude über den Gleisen.

Liegt die Bahn tief und bietet sich seitlich des Bahnkörpers nicht genügend Raum zur Unterbringung des E., so muß dieses ganz oder teilweise über den Gleisen angeordnet werden. Die ersten Vorschläge in dieser Richtung stammen von Rinklake. (Rinklake, „Neue Normalbahnhofsanlagen mit besonderer Berücksichtigung der Vereinigung der Bahninteressen in der Hand des Staates.“ Berlin 1883.)

Der Zugang kann entweder vor Kopf von einer Straßenüberführung aus erfolgen, man


Abb. 249. Turmstation.
erhält dann einen Grundriß, der dem eines Kopfbahnhofs für Gleichlage ähnelt, oder aber der Zugang erfolgt von einer oder beiden Längsseiten des Gebäudes. Dann ist der Ausgangspunkt das E. in Seitenlage (wie unter A geschildert) oder das E. beiderseits der Gleise (wie unter B besprochen). Allen Grundformen gemeinsam ist die Erweiterung der Bahnsteigbrücke zu einer quer über die Gleise geführten Halle, von der aus ein Teil der Räume zugänglich ist und von der die Treppen zu den Bahnsteigen hinabführen. Als Vorzug der Anordnung kann die große Übersichtlichkeit gelten, da man von der Querhalle aus den Lauf der Züge beobachten kann. Dagegen muß als Nachteil angeführt werden, daß die über den Gleisen liegenden Baulichkeiten die Gleisanlagen verdunkeln und die Übersichtlichkeit für den Zugverkehr beeinträchtigen. Aus diesem Grunde wird man die Anlage über den Gleisen auf das unumgänglich notwendige Maß beschränken.

Das E. des Hauptbahnhofs Hamburg (Abb. 252 u. 253) besitzt Zugänge beiderseits der Bahn. Auf der Südseite (Seite der inneren Stadt) befindet sich der Haupteingang und die Schalterhalle, die sich zur Hälfte schon über die Gleise erstreckt, rechts die Fahrkartenausgabe und links die Gepäckannahme. In der Verlängerung der Schalterhalle liegt die Querhalle mit den Treppen zu den Bahnsteigen und den Wartesälen.

Der Zugang zum ersten Bahnsteig führt in wenig übersichtlicher Weise um die Fahrkartenausgabe herum. Zwischen die beiden Oberläufe der Treppen sollten Personenaufzüge eingebaut werden. Hiervon hat man später abgesehen, um die Treppen breiter machen zu können, und die Personenaufzüge auf die andere Seite der Querhalle verwiesen. Am nördlichen Ende der Querhalle liegt die Ausgangshalle mit der Gepäckausgabe und der Handgepäckaufbewahrung, daneben die Schalterhalle für den Stadtbahnverkehr, davor der sehr geräumige Droschkenhalteplatz. Im Durchgang zur Stadtbahnhalle sind noch einige Schalter für den Fernverkehr untergebracht. Die Gepäckannahme und -ausgabe stehen durch einen Gang in Verbindung, in dem die Gepäckaufzüge und außerdem zwei Gepäckbänder untergebracht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0339" n="324"/>
Von dieser Einrichtung wird aber wenig Gebrauch gemacht.</p><lb/>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#i">G.</hi><hi rendition="#g">Empfangsgebäude über den Gleisen</hi>.</p><lb/>
          <p>Liegt die Bahn tief und bietet sich seitlich des Bahnkörpers nicht genügend Raum zur Unterbringung des E., so muß dieses ganz oder teilweise über den Gleisen angeordnet werden. Die ersten Vorschläge in dieser Richtung stammen von <hi rendition="#g">Rinklake</hi>. (<hi rendition="#g">Rinklake</hi>, &#x201E;Neue Normalbahnhofsanlagen mit besonderer Berücksichtigung der Vereinigung der Bahninteressen in der Hand des Staates.&#x201C; Berlin 1883.)</p><lb/>
          <p>Der Zugang kann entweder vor Kopf von einer Straßenüberführung aus erfolgen, man<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen04_1913/figures/roell_eisenbahnwesen04_1913_figure-0287.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 249. Turmstation.</head><lb/></figure><lb/>
erhält dann einen Grundriß, der dem eines Kopfbahnhofs für Gleichlage ähnelt, oder aber der Zugang erfolgt von einer oder beiden Längsseiten des Gebäudes. Dann ist der Ausgangspunkt das E. in Seitenlage (wie unter <hi rendition="#i">A</hi> geschildert) oder das E. beiderseits der Gleise (wie unter <hi rendition="#i">B</hi> besprochen). Allen Grundformen gemeinsam ist die Erweiterung der Bahnsteigbrücke zu einer quer über die Gleise geführten Halle, von der aus ein Teil der Räume zugänglich ist und von der die Treppen zu den Bahnsteigen hinabführen. Als Vorzug der Anordnung kann die große Übersichtlichkeit gelten, da man von der Querhalle aus den Lauf der Züge beobachten kann. Dagegen muß als Nachteil angeführt werden, daß die über den Gleisen liegenden Baulichkeiten die Gleisanlagen verdunkeln und die Übersichtlichkeit für den Zugverkehr beeinträchtigen. Aus diesem Grunde wird man die Anlage über den Gleisen auf das unumgänglich notwendige Maß beschränken.</p><lb/>
          <p>Das E. des Hauptbahnhofs Hamburg (Abb. 252 u. 253) besitzt Zugänge beiderseits der Bahn. Auf der Südseite (Seite der inneren Stadt) befindet sich der Haupteingang und die Schalterhalle, die sich zur Hälfte schon über die Gleise erstreckt, rechts die Fahrkartenausgabe und links die Gepäckannahme. In der Verlängerung der Schalterhalle liegt die Querhalle mit den Treppen zu den Bahnsteigen und den Wartesälen.</p><lb/>
          <p>Der Zugang zum ersten Bahnsteig führt in wenig übersichtlicher Weise um die Fahrkartenausgabe herum. Zwischen die beiden Oberläufe der Treppen sollten Personenaufzüge eingebaut werden. Hiervon hat man später abgesehen, um die Treppen breiter machen zu können, und die Personenaufzüge auf die andere Seite der Querhalle verwiesen. Am nördlichen Ende der Querhalle liegt die Ausgangshalle mit der Gepäckausgabe und der Handgepäckaufbewahrung, daneben die Schalterhalle für den Stadtbahnverkehr, davor der sehr geräumige Droschkenhalteplatz. Im Durchgang zur Stadtbahnhalle sind noch einige Schalter für den Fernverkehr untergebracht. Die Gepäckannahme und -ausgabe stehen durch einen Gang in Verbindung, in dem die Gepäckaufzüge und außerdem zwei Gepäckbänder untergebracht
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0339] Von dieser Einrichtung wird aber wenig Gebrauch gemacht. G. Empfangsgebäude über den Gleisen. Liegt die Bahn tief und bietet sich seitlich des Bahnkörpers nicht genügend Raum zur Unterbringung des E., so muß dieses ganz oder teilweise über den Gleisen angeordnet werden. Die ersten Vorschläge in dieser Richtung stammen von Rinklake. (Rinklake, „Neue Normalbahnhofsanlagen mit besonderer Berücksichtigung der Vereinigung der Bahninteressen in der Hand des Staates.“ Berlin 1883.) Der Zugang kann entweder vor Kopf von einer Straßenüberführung aus erfolgen, man [Abbildung Abb. 249. Turmstation. ] erhält dann einen Grundriß, der dem eines Kopfbahnhofs für Gleichlage ähnelt, oder aber der Zugang erfolgt von einer oder beiden Längsseiten des Gebäudes. Dann ist der Ausgangspunkt das E. in Seitenlage (wie unter A geschildert) oder das E. beiderseits der Gleise (wie unter B besprochen). Allen Grundformen gemeinsam ist die Erweiterung der Bahnsteigbrücke zu einer quer über die Gleise geführten Halle, von der aus ein Teil der Räume zugänglich ist und von der die Treppen zu den Bahnsteigen hinabführen. Als Vorzug der Anordnung kann die große Übersichtlichkeit gelten, da man von der Querhalle aus den Lauf der Züge beobachten kann. Dagegen muß als Nachteil angeführt werden, daß die über den Gleisen liegenden Baulichkeiten die Gleisanlagen verdunkeln und die Übersichtlichkeit für den Zugverkehr beeinträchtigen. Aus diesem Grunde wird man die Anlage über den Gleisen auf das unumgänglich notwendige Maß beschränken. Das E. des Hauptbahnhofs Hamburg (Abb. 252 u. 253) besitzt Zugänge beiderseits der Bahn. Auf der Südseite (Seite der inneren Stadt) befindet sich der Haupteingang und die Schalterhalle, die sich zur Hälfte schon über die Gleise erstreckt, rechts die Fahrkartenausgabe und links die Gepäckannahme. In der Verlängerung der Schalterhalle liegt die Querhalle mit den Treppen zu den Bahnsteigen und den Wartesälen. Der Zugang zum ersten Bahnsteig führt in wenig übersichtlicher Weise um die Fahrkartenausgabe herum. Zwischen die beiden Oberläufe der Treppen sollten Personenaufzüge eingebaut werden. Hiervon hat man später abgesehen, um die Treppen breiter machen zu können, und die Personenaufzüge auf die andere Seite der Querhalle verwiesen. Am nördlichen Ende der Querhalle liegt die Ausgangshalle mit der Gepäckausgabe und der Handgepäckaufbewahrung, daneben die Schalterhalle für den Stadtbahnverkehr, davor der sehr geräumige Droschkenhalteplatz. Im Durchgang zur Stadtbahnhalle sind noch einige Schalter für den Fernverkehr untergebracht. Die Gepäckannahme und -ausgabe stehen durch einen Gang in Verbindung, in dem die Gepäckaufzüge und außerdem zwei Gepäckbänder untergebracht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:48Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:48Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/339
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/339>, abgerufen am 26.08.2024.