Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912.wurde auch hier aus wirtschaftlichen Gründen verlassen. C. Abrufapparate. Das Abrufen der Züge in den Wartesälen wird häufig überhört oder mißverstanden und erfordert auf größeren Bahnhöfen mehrere Beamte. Es ist daher zweckmäßig und häufig auch wirtschaftlich, das Abrufen durch mechanische Vorrichtungen vorzunehmen, die an der Wand des Wartesaales, meist über der Ausgangstür, angebracht werden. Die Abrufapparate werden in der Weise hergestellt, daß ein Schild, das die Zugrichtung angibt, 5 Minuten vor der Abfahrt des Zuges unter Ertönen eines Glocken- oder Huppenzeichens erscheint und im Augenblick der Abfahrt wieder verschwindet. Da, wo verschiedene Bahnsteige für dieselbe Fahrtrichtung in Frage kommen, wird außerdem der Abfahrtsbahnsteig und nach Erfordern auch die Zuggattung angegeben. Die Apparate werden gewöhnlich von dem Dienstraum des Fahrdienstleiters aus gesteuert. Die Abstellung kann durch den Bezirksaufsichtsbeamten erfolgen. Die Zahl der Empfänger kann beliebig groß sein, d. h. es können die in verschiedenen Wartesälen angebrachten Apparate hintereinander geschaltet von einem Geber aus und gleichzeitig betätigt werden. Von Wichtigkeit ist es, die Zahl der Leitungen möglichst klein zu machen. Als Kraftquelle kommt die meist ohnehin vorhandene elektrische Stromquelle (Lichtleitung) oder statt dessen eine besondere Batterie in Frage; zum Auslösen kann ein Schwachstrom benutzt werden. Am Geber muß eine Rückmeldung vorhanden sein, die die Betätigung des Abrufers bestätigt. Am einfachsten geschieht dies durch eine Glühlampe, die so lange brennt, wie das Schild im Wartesaal zu sehen ist. Die einfachsten Abrufer, wie sie beispielsweise von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft hergestellt werden, bestehen aus Transparenten, deren Schrift erst sichtbar ist, wenn sie von hinten durch Glühlampen beleuchtet wird. Für jede Zugrichtung, jede Zuggattung und die Angabe des Bahnsteigs ist eine Hinleitung, ferner eine gemeinsame Rückleitung und eine Rückmeldeleitung erforderlich. Die Telephonfabrik, vormals I. Berliner in Hannover, versieht ihre Apparate außerdem mit einer Uhr, die die Zahl der bis zur Abfahrt bleibenden Minuten durch Ein- und Ausschalten von Glühlampen anzeigt und den Abrufer nach Ablauf der letzten Minute ausschaltet. Die Minutenzahlen 5-1 sind hintereinander in einer Reihe aufgemalt und hinter jeder Zahl befindet sich eine Glühlampe in einer besonderen Kammer. Die Abrufer von C. W. Lorenz in Berlin bestehen aus Aluminiumtafeln von 800 x 200 mm Größe, die durch einen kleinen Elektromotor um 180° gedreht werden. Eine Seite ist mit dem Namen der Station beschrieben, die andere ![]() Abb. 13. Elektrischer Abrufer (Empfänger). ![]() für eine Bewegung beträgt nur 0·4 Ampere bei 5 Volt Spannung. Ein Abrufer von Siemens & Halske ist in den Abb. 13 u. 14 dargestellt. Der Empfänger besteht aus einem Kasten, in dem sich eine Anzahl Richtungsschilder von 1000 x 200 mm Größe hintereinander befindet, von denen jedesmal eines durch senkrechte Bewegung aus dem Kasten heraustritt Außerdem ist noch die Zugart angegeben. Die Bewegung einer beliebigen Anzahl Richtungsschilder geschieht durch einen einzigen Elektromotor; der Geber wird in der Weise gehandhabt daß an dem gewünschten Richtungsschild ein Stöpsel eingesetzt und hierauf der Kurbelschalter gedreht wird. Die Schaltung ist so eingerichtet, daß durch begrenzte Drehung einer Welle das gewünschte Schild angekuppelt und vorgeschoben wird. Man kommt deshalb mit 4 Leitungen für die gesamten Richtungsschilder aus. Der Apparat zeigt, im Gegensatz zu den früher beschriebenen, nur eine Fahrtrichtung an. Sollen mehrere Züge gleichzeitig abgerufen werden, so müssen wurde auch hier aus wirtschaftlichen Gründen verlassen. C. Abrufapparate. Das Abrufen der Züge in den Wartesälen wird häufig überhört oder mißverstanden und erfordert auf größeren Bahnhöfen mehrere Beamte. Es ist daher zweckmäßig und häufig auch wirtschaftlich, das Abrufen durch mechanische Vorrichtungen vorzunehmen, die an der Wand des Wartesaales, meist über der Ausgangstür, angebracht werden. Die Abrufapparate werden in der Weise hergestellt, daß ein Schild, das die Zugrichtung angibt, 5 Minuten vor der Abfahrt des Zuges unter Ertönen eines Glocken- oder Huppenzeichens erscheint und im Augenblick der Abfahrt wieder verschwindet. Da, wo verschiedene Bahnsteige für dieselbe Fahrtrichtung in Frage kommen, wird außerdem der Abfahrtsbahnsteig und nach Erfordern auch die Zuggattung angegeben. Die Apparate werden gewöhnlich von dem Dienstraum des Fahrdienstleiters aus gesteuert. Die Abstellung kann durch den Bezirksaufsichtsbeamten erfolgen. Die Zahl der Empfänger kann beliebig groß sein, d. h. es können die in verschiedenen Wartesälen angebrachten Apparate hintereinander geschaltet von einem Geber aus und gleichzeitig betätigt werden. Von Wichtigkeit ist es, die Zahl der Leitungen möglichst klein zu machen. Als Kraftquelle kommt die meist ohnehin vorhandene elektrische Stromquelle (Lichtleitung) oder statt dessen eine besondere Batterie in Frage; zum Auslösen kann ein Schwachstrom benutzt werden. Am Geber muß eine Rückmeldung vorhanden sein, die die Betätigung des Abrufers bestätigt. Am einfachsten geschieht dies durch eine Glühlampe, die so lange brennt, wie das Schild im Wartesaal zu sehen ist. Die einfachsten Abrufer, wie sie beispielsweise von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft hergestellt werden, bestehen aus Transparenten, deren Schrift erst sichtbar ist, wenn sie von hinten durch Glühlampen beleuchtet wird. Für jede Zugrichtung, jede Zuggattung und die Angabe des Bahnsteigs ist eine Hinleitung, ferner eine gemeinsame Rückleitung und eine Rückmeldeleitung erforderlich. Die Telephonfabrik, vormals I. Berliner in Hannover, versieht ihre Apparate außerdem mit einer Uhr, die die Zahl der bis zur Abfahrt bleibenden Minuten durch Ein- und Ausschalten von Glühlampen anzeigt und den Abrufer nach Ablauf der letzten Minute ausschaltet. Die Minutenzahlen 5–1 sind hintereinander in einer Reihe aufgemalt und hinter jeder Zahl befindet sich eine Glühlampe in einer besonderen Kammer. Die Abrufer von C. W. Lorenz in Berlin bestehen aus Aluminiumtafeln von 800 × 200 mm Größe, die durch einen kleinen Elektromotor um 180° gedreht werden. Eine Seite ist mit dem Namen der Station beschrieben, die andere ![]() Abb. 13. Elektrischer Abrufer (Empfänger). ![]() für eine Bewegung beträgt nur 0·4 Ampere bei 5 Volt Spannung. Ein Abrufer von Siemens & Halske ist in den Abb. 13 u. 14 dargestellt. Der Empfänger besteht aus einem Kasten, in dem sich eine Anzahl Richtungsschilder von 1000 × 200 mm Größe hintereinander befindet, von denen jedesmal eines durch senkrechte Bewegung aus dem Kasten heraustritt Außerdem ist noch die Zugart angegeben. Die Bewegung einer beliebigen Anzahl Richtungsschilder geschieht durch einen einzigen Elektromotor; der Geber wird in der Weise gehandhabt daß an dem gewünschten Richtungsschild ein Stöpsel eingesetzt und hierauf der Kurbelschalter gedreht wird. Die Schaltung ist so eingerichtet, daß durch begrenzte Drehung einer Welle das gewünschte Schild angekuppelt und vorgeschoben wird. Man kommt deshalb mit 4 Leitungen für die gesamten Richtungsschilder aus. Der Apparat zeigt, im Gegensatz zu den früher beschriebenen, nur eine Fahrtrichtung an. 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Als Kraftquelle kommt die meist ohnehin vorhandene elektrische Stromquelle (Lichtleitung) oder statt dessen eine besondere Batterie in Frage; zum Auslösen kann ein Schwachstrom benutzt werden. Am Geber muß eine Rückmeldung vorhanden sein, die die Betätigung des Abrufers bestätigt. Am einfachsten geschieht dies durch eine Glühlampe, die so lange brennt, wie das Schild im Wartesaal zu sehen ist.</p><lb/> <p>Die einfachsten Abrufer, wie sie beispielsweise von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft hergestellt werden, bestehen aus Transparenten, deren Schrift erst sichtbar ist, wenn sie von hinten durch Glühlampen beleuchtet wird. Für jede Zugrichtung, jede Zuggattung und die Angabe des Bahnsteigs ist eine Hinleitung, ferner eine gemeinsame Rückleitung und eine Rückmeldeleitung erforderlich. Die Telephonfabrik, vormals I. Berliner in Hannover, versieht ihre Apparate außerdem mit einer Uhr, die die Zahl der bis zur Abfahrt bleibenden Minuten durch Ein- und Ausschalten von Glühlampen anzeigt und den Abrufer nach Ablauf der letzten Minute ausschaltet. Die Minutenzahlen 5–1 sind hintereinander in einer Reihe aufgemalt und hinter jeder Zahl befindet sich eine Glühlampe in einer besonderen Kammer.</p><lb/> <p>Die Abrufer von C. W. Lorenz in Berlin bestehen aus Aluminiumtafeln von 800 × 200 <hi rendition="#i">mm</hi> Größe, die durch einen kleinen Elektromotor um 180° gedreht werden. Eine Seite ist mit dem Namen der Station beschrieben, die andere<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen01_1912/figures/roell_eisenbahnwesen01_1912_figure-0013.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 13. Elektrischer Abrufer (Empfänger).</head><lb/></figure><lb/> schwarz gestrichen. Am Geber zeigt eine weiße Scheibe hinter einem Fensterchen die Abrufstellung, eine rote Scheibe die Ruhestellung an. 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Die Schaltung ist so eingerichtet, daß durch begrenzte Drehung einer Welle das gewünschte Schild angekuppelt und vorgeschoben wird. Man kommt deshalb mit 4 Leitungen für die gesamten Richtungsschilder aus. Der Apparat zeigt, im Gegensatz zu den früher beschriebenen, nur eine Fahrtrichtung an. Sollen mehrere Züge gleichzeitig abgerufen werden, so müssen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0017]
wurde auch hier aus wirtschaftlichen Gründen verlassen.
C. Abrufapparate. Das Abrufen der Züge in den Wartesälen wird häufig überhört oder mißverstanden und erfordert auf größeren Bahnhöfen mehrere Beamte. Es ist daher zweckmäßig und häufig auch wirtschaftlich, das Abrufen durch mechanische Vorrichtungen vorzunehmen, die an der Wand des Wartesaales, meist über der Ausgangstür, angebracht werden. Die Abrufapparate werden in der Weise hergestellt, daß ein Schild, das die Zugrichtung angibt, 5 Minuten vor der Abfahrt des Zuges unter Ertönen eines Glocken- oder Huppenzeichens erscheint und im Augenblick der Abfahrt wieder verschwindet.
Da, wo verschiedene Bahnsteige für dieselbe Fahrtrichtung in Frage kommen, wird außerdem der Abfahrtsbahnsteig und nach Erfordern auch die Zuggattung angegeben. Die Apparate werden gewöhnlich von dem Dienstraum des Fahrdienstleiters aus gesteuert. Die Abstellung kann durch den Bezirksaufsichtsbeamten erfolgen. Die Zahl der Empfänger kann beliebig groß sein, d. h. es können die in verschiedenen Wartesälen angebrachten Apparate hintereinander geschaltet von einem Geber aus und gleichzeitig betätigt werden. Von Wichtigkeit ist es, die Zahl der Leitungen möglichst klein zu machen. Als Kraftquelle kommt die meist ohnehin vorhandene elektrische Stromquelle (Lichtleitung) oder statt dessen eine besondere Batterie in Frage; zum Auslösen kann ein Schwachstrom benutzt werden. Am Geber muß eine Rückmeldung vorhanden sein, die die Betätigung des Abrufers bestätigt. Am einfachsten geschieht dies durch eine Glühlampe, die so lange brennt, wie das Schild im Wartesaal zu sehen ist.
Die einfachsten Abrufer, wie sie beispielsweise von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft hergestellt werden, bestehen aus Transparenten, deren Schrift erst sichtbar ist, wenn sie von hinten durch Glühlampen beleuchtet wird. Für jede Zugrichtung, jede Zuggattung und die Angabe des Bahnsteigs ist eine Hinleitung, ferner eine gemeinsame Rückleitung und eine Rückmeldeleitung erforderlich. Die Telephonfabrik, vormals I. Berliner in Hannover, versieht ihre Apparate außerdem mit einer Uhr, die die Zahl der bis zur Abfahrt bleibenden Minuten durch Ein- und Ausschalten von Glühlampen anzeigt und den Abrufer nach Ablauf der letzten Minute ausschaltet. Die Minutenzahlen 5–1 sind hintereinander in einer Reihe aufgemalt und hinter jeder Zahl befindet sich eine Glühlampe in einer besonderen Kammer.
Die Abrufer von C. W. Lorenz in Berlin bestehen aus Aluminiumtafeln von 800 × 200 mm Größe, die durch einen kleinen Elektromotor um 180° gedreht werden. Eine Seite ist mit dem Namen der Station beschrieben, die andere
[Abbildung Abb. 13. Elektrischer Abrufer (Empfänger).
]
schwarz gestrichen. Am Geber zeigt eine weiße Scheibe hinter einem Fensterchen die Abrufstellung, eine rote Scheibe die Ruhestellung an. Der Stromverbrauch
[Abbildung Abb. 14. Elektrischer Abrufer (Geber).
]
für eine Bewegung beträgt nur 0·4 Ampere bei 5 Volt Spannung.
Ein Abrufer von Siemens & Halske ist in den Abb. 13 u. 14 dargestellt. Der Empfänger besteht aus einem Kasten, in dem sich eine Anzahl Richtungsschilder von 1000 × 200 mm Größe hintereinander befindet, von denen jedesmal eines durch senkrechte Bewegung aus dem Kasten heraustritt Außerdem ist noch die Zugart angegeben. Die Bewegung einer beliebigen Anzahl Richtungsschilder geschieht durch einen einzigen Elektromotor; der Geber wird in der Weise gehandhabt daß an dem gewünschten Richtungsschild ein Stöpsel eingesetzt und hierauf der Kurbelschalter gedreht wird. Die Schaltung ist so eingerichtet, daß durch begrenzte Drehung einer Welle das gewünschte Schild angekuppelt und vorgeschoben wird. Man kommt deshalb mit 4 Leitungen für die gesamten Richtungsschilder aus. Der Apparat zeigt, im Gegensatz zu den früher beschriebenen, nur eine Fahrtrichtung an. Sollen mehrere Züge gleichzeitig abgerufen werden, so müssen
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Zitationshilfe: | Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen01_1912/17>, abgerufen am 16.07.2024. |