Verfahrt in allen euern Handlungen so, daß man sehen kann, ihr glaubt es Gotte zu, daß der Gehorsam gegen Seine Gebote eure Glückseeligkeit ausmache.
Das Verzeichniß aller christlichen Haupt- tugenden findet ihr in der Evangelisten und Apostel Schriften, theils als Reden des Hei- landes Selbst, theils als Lehren, die Seine Jün- ger, aus dem Unterrichte des Herrn Jesu, ge- sammlet, und nach Seinem ausdrücklichen Be- fehl, den Christen hernach verkündigt, oder kund gemacht haben.
Eine Sache will ich noch berühren. Bey dem redlichen Vorsatz, den ihr faßen werdet, euern Leib und Seele Gott zu übergeben, werdet ihr doch zuweilen auf Abweichungen gerathen, und nicht immer stark genung seyn, Versuchungen zu widerstehen, und Fehler zu vermeiden. Und die Bibel sagt uns: "Wer "kann merken, wie oft er fehle?" Aber lange vorbedachte Einwilligung in die Sünde, muß es nicht seyn. Die Sünde muß nicht herrschen in euch, ihr müßt keinen Gefallen daran haben; son- dern, so bald ihr sie an euch gewahr werdet, oder euere Lehrer und redliche Freunde euch erinnern, wo ihrgefehlt habt, so müßt ihr das Unrecht, so viel als möglich ist, wieder gut machen, und herz- lich betrübt werden, daß es geschehen ist,
aber
Verfahrt in allen euern Handlungen ſo, daß man ſehen kann, ihr glaubt es Gotte zu, daß der Gehorſam gegen Seine Gebote eure Gluͤckſeeligkeit ausmache.
Das Verzeichniß aller chriſtlichen Haupt- tugenden findet ihr in der Evangeliſten und Apoſtel Schriften, theils als Reden des Hei- landes Selbſt, theils als Lehren, die Seine Juͤn- ger, aus dem Unterrichte des Herrn Jeſu, ge- ſammlet, und nach Seinem ausdruͤcklichen Be- fehl, den Chriſten hernach verkuͤndigt, oder kund gemacht haben.
Eine Sache will ich noch beruͤhren. Bey dem redlichen Vorſatz, den ihr faßen werdet, euern Leib und Seele Gott zu uͤbergeben, werdet ihr doch zuweilen auf Abweichungen gerathen, und nicht immer ſtark genung ſeyn, Verſuchungen zu widerſtehen, und Fehler zu vermeiden. Und die Bibel ſagt uns: „Wer „kann merken, wie oft er fehle?‟ Aber lange vorbedachte Einwilligung in die Suͤnde, muß es nicht ſeyn. Die Suͤnde muß nicht herrſchen in euch, ihr muͤßt keinen Gefallen daran haben; ſon- dern, ſo bald ihr ſie an euch gewahr werdet, oder euere Lehrer und redliche Freunde euch erinnern, wo ihrgefehlt habt, ſo muͤßt ihr das Unrecht, ſo viel als moͤglich iſt, wieder gut machen, und herz- lich betruͤbt werden, daß es geſchehen iſt,
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Verfahrt in allen euern Handlungen ſo,
daß man ſehen kann, ihr glaubt es Gotte zu,
daß der Gehorſam gegen Seine Gebote eure
Gluͤckſeeligkeit ausmache.
Das Verzeichniß aller chriſtlichen Haupt-
tugenden findet ihr in der Evangeliſten und
Apoſtel Schriften, theils als Reden des Hei-
landes Selbſt, theils als Lehren, die Seine Juͤn-
ger, aus dem Unterrichte des Herrn Jeſu, ge-
ſammlet, und nach Seinem ausdruͤcklichen Be-
fehl, den Chriſten hernach verkuͤndigt, oder kund
gemacht haben.
Eine Sache will ich noch beruͤhren. Bey
dem redlichen Vorſatz, den ihr faßen werdet,
euern Leib und Seele Gott zu uͤbergeben,
werdet ihr doch zuweilen auf Abweichungen
gerathen, und nicht immer ſtark genung ſeyn,
Verſuchungen zu widerſtehen, und Fehler zu
vermeiden. Und die Bibel ſagt uns: „Wer
„kann merken, wie oft er fehle?‟ Aber lange
vorbedachte Einwilligung in die Suͤnde, muß es
nicht ſeyn. Die Suͤnde muß nicht herrſchen in
euch, ihr muͤßt keinen Gefallen daran haben; ſon-
dern, ſo bald ihr ſie an euch gewahr werdet, oder
euere Lehrer und redliche Freunde euch erinnern,
wo ihrgefehlt habt, ſo muͤßt ihr das Unrecht, ſo
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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/85>, abgerufen am 16.07.2024.
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