stehen könnt, damit euch eure erlangte Kenntniß Nutzen schaffe.
Weil aber alles darauf ankommt, lieben Kinder! daß ihr mich auch versteht, was ich sage; so erlaube ich euch, mich sogleich zu fragen, wenn ihr etwas nicht recht verstanden habt. Ja, ich will es, als ein Zeichen eines recht guten Kindes, dem an Erkenntniß recht viel gelegen ist, ansehen, wenn es mich frägt --
Wenn ihr nun die Lehre gehörig versteht, so habt ihr den Grund gefunden. Aber alle Sachen laßen sich nicht ergründen. Denn unsere Erkenntniß in dieser Welt, ist noch unvollkommen, und wir wissen nicht alle Ursachen und Wirkungen auf einmal, daher ist uns nicht alles ergründlich. Aber wir sollen nicht Kinder bleiben, an Erkennt- niß; sondern, so wie unser Cörper wächst, so soll auch unser Verstand wachsen. Denn, über manche Stücke der Lehre, muß man, sein ganzes Leben lang, nachdenken, und kann immer mehr lernen, je länger man sich damit beschäftigt. Wie thöricht aber wäre es, lieben Kinder! wenn man darum, weil man nicht alles ergründen oder begrei- fen kann, nun gar nichts lernen wollte? Wäre das nicht eben so thöricht, als, wenn
ein
ſtehen koͤnnt, damit euch eure erlangte Kenntniß Nutzen ſchaffe.
Weil aber alles darauf ankommt, lieben Kinder! daß ihr mich auch verſteht, was ich ſage; ſo erlaube ich euch, mich ſogleich zu fragen, wenn ihr etwas nicht recht verſtanden habt. Ja, ich will es, als ein Zeichen eines recht guten Kindes, dem an Erkenntniß recht viel gelegen iſt, anſehen, wenn es mich fraͤgt —
Wenn ihr nun die Lehre gehoͤrig verſteht, ſo habt ihr den Grund gefunden. Aber alle Sachen laßen ſich nicht ergruͤnden. Denn unſere Erkenntniß in dieſer Welt, iſt noch unvollkommen, und wir wiſſen nicht alle Urſachen und Wirkungen auf einmal, daher iſt uns nicht alles ergruͤndlich. Aber wir ſollen nicht Kinder bleiben, an Erkennt- niß; ſondern, ſo wie unſer Coͤrper waͤchſt, ſo ſoll auch unſer Verſtand wachſen. Denn, uͤber manche Stuͤcke der Lehre, muß man, ſein ganzes Leben lang, nachdenken, und kann immer mehr lernen, je laͤnger man ſich damit beſchaͤftigt. Wie thoͤricht aber waͤre es, lieben Kinder! wenn man darum, weil man nicht alles ergruͤnden oder begrei- fen kann, nun gar nichts lernen wollte? Waͤre das nicht eben ſo thoͤricht, als, wenn
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ſtehen koͤnnt, damit euch eure erlangte
Kenntniß Nutzen ſchaffe.
Weil aber alles darauf ankommt, lieben
Kinder! daß ihr mich auch verſteht, was
ich ſage; ſo erlaube ich euch, mich ſogleich
zu fragen, wenn ihr etwas nicht recht
verſtanden habt. Ja, ich will es, als ein
Zeichen eines recht guten Kindes, dem an
Erkenntniß recht viel gelegen iſt, anſehen,
wenn es mich fraͤgt —
Wenn ihr nun die Lehre gehoͤrig verſteht,
ſo habt ihr den Grund gefunden. Aber
alle Sachen laßen ſich nicht ergruͤnden.
Denn unſere Erkenntniß in dieſer Welt, iſt
noch unvollkommen, und wir wiſſen nicht
alle Urſachen und Wirkungen auf einmal,
daher iſt uns nicht alles ergruͤndlich. Aber
wir ſollen nicht Kinder bleiben, an Erkennt-
niß; ſondern, ſo wie unſer Coͤrper waͤchſt,
ſo ſoll auch unſer Verſtand wachſen. Denn,
uͤber manche Stuͤcke der Lehre, muß man,
ſein ganzes Leben lang, nachdenken, und
kann immer mehr lernen, je laͤnger man
ſich damit beſchaͤftigt. Wie thoͤricht aber
waͤre es, lieben Kinder! wenn man darum,
weil man nicht alles ergruͤnden oder begrei-
fen kann, nun gar nichts lernen wollte?
Waͤre das nicht eben ſo thoͤricht, als, wenn
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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/38>, abgerufen am 16.02.2025.
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