Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

fenen Körper, wenn kein Wiederstand vorhan-
den wäre, eine Parabel seyn müßte; so haben
sie aus Uebereilung so gleich geschlossen, daß
dergleichen schwehre Körper als Bomben und
Stück-Kugeln von einer solchen subtilen Ma-
terie, als die Luft ist, keinen merklichen Wie-
derstand leiden könnten, und daß folglich ihre
parabolische Bahn dadurch nicht merklich ver-
ändert würde.

Dieses Vorurtheil wird nun durch den er-
staunlichen Wiederstand der Luft auf eine 24.
pfündige Kugel, dessen Größe wir hier bestim-
met haben, hinlänglich bestritten. Denn, wie
irrig muß nicht eine solche Meynung seyn, in
welcher eine Kraft, so mehr als zwanzig mahl
grösser ist, als das Gewicht des Körpers, für
nichts geachtet wird? Unterdessen wollen wir
uns nicht allein begnügen, die Würklichkeit und
die Größe des Wiederstands der Luft erwiesen
zu haben; sondern wir wollen auch noch die
wahre Bahn der Körper in dieser fleißigen Ma-
terie umständlicher in Erwegung ziehen. Wir
wollen nehmlich durch vielerley Versuche deut-
lich zeigen, wie sehr die Bahn, welche ein
jeglicher geworfener Körper in der Luft beschrei-
bet, nach allen Umständen von derjenigen,
welche aus den insgemein angenommenen
Gründen fliesset, abweiche. Zu diesem Ende
ist aber nöthig, einige wenige Sätze voraus zu
setzen, wovon der Beweis bey den meisten

Auto-

fenen Koͤrper, wenn kein Wiederſtand vorhan-
den waͤre, eine Parabel ſeyn muͤßte; ſo haben
ſie aus Uebereilung ſo gleich geſchloſſen, daß
dergleichen ſchwehre Koͤrper als Bomben und
Stuͤck-Kugeln von einer ſolchen ſubtilen Ma-
terie, als die Luft iſt, keinen merklichen Wie-
derſtand leiden koͤnnten, und daß folglich ihre
paraboliſche Bahn dadurch nicht merklich ver-
aͤndert wuͤrde.

Dieſes Vorurtheil wird nun durch den er-
ſtaunlichen Wiederſtand der Luft auf eine 24.
pfuͤndige Kugel, deſſen Groͤße wir hier beſtim-
met haben, hinlaͤnglich beſtritten. Denn, wie
irrig muß nicht eine ſolche Meynung ſeyn, in
welcher eine Kraft, ſo mehr als zwanzig mahl
groͤſſer iſt, als das Gewicht des Koͤrpers, fuͤr
nichts geachtet wird? Unterdeſſen wollen wir
uns nicht allein begnuͤgen, die Wuͤrklichkeit und
die Groͤße des Wiederſtands der Luft erwieſen
zu haben; ſondern wir wollen auch noch die
wahre Bahn der Koͤrper in dieſer fleißigen Ma-
terie umſtaͤndlicher in Erwegung ziehen. Wir
wollen nehmlich durch vielerley Verſuche deut-
lich zeigen, wie ſehr die Bahn, welche ein
jeglicher geworfener Koͤrper in der Luft beſchrei-
bet, nach allen Umſtaͤnden von derjenigen,
welche aus den insgemein angenommenen
Gruͤnden flieſſet, abweiche. Zu dieſem Ende
iſt aber noͤthig, einige wenige Saͤtze voraus zu
ſetzen, wovon der Beweis bey den meiſten

Auto-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0625" n="605"/>
fenen Ko&#x0364;rper, wenn kein Wieder&#x017F;tand vorhan-<lb/>
den wa&#x0364;re, eine <hi rendition="#aq">Parabel</hi> &#x017F;eyn mu&#x0364;ßte; &#x017F;o haben<lb/>
&#x017F;ie aus Uebereilung &#x017F;o gleich ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
dergleichen &#x017F;chwehre Ko&#x0364;rper als Bomben und<lb/>
Stu&#x0364;ck-Kugeln von einer &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtil</hi>en Ma-<lb/>
terie, als die Luft i&#x017F;t, keinen merklichen Wie-<lb/>
der&#x017F;tand leiden ko&#x0364;nnten, und daß folglich ihre<lb/><hi rendition="#aq">paraboli</hi>&#x017F;che Bahn dadurch nicht merklich ver-<lb/>
a&#x0364;ndert wu&#x0364;rde.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;es Vorurtheil wird nun durch den er-<lb/>
&#x017F;taunlichen Wieder&#x017F;tand der Luft auf eine 24.<lb/>
pfu&#x0364;ndige Kugel, de&#x017F;&#x017F;en Gro&#x0364;ße wir hier be&#x017F;tim-<lb/>
met haben, hinla&#x0364;nglich be&#x017F;tritten. Denn, wie<lb/>
irrig muß nicht eine &#x017F;olche Meynung &#x017F;eyn, in<lb/>
welcher eine Kraft, &#x017F;o mehr als zwanzig mahl<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, als das Gewicht des Ko&#x0364;rpers, fu&#x0364;r<lb/>
nichts geachtet wird? Unterde&#x017F;&#x017F;en wollen wir<lb/>
uns nicht allein begnu&#x0364;gen, die Wu&#x0364;rklichkeit und<lb/>
die Gro&#x0364;ße des Wieder&#x017F;tands der Luft erwie&#x017F;en<lb/>
zu haben; &#x017F;ondern wir wollen auch noch die<lb/>
wahre Bahn der Ko&#x0364;rper in die&#x017F;er fleißigen Ma-<lb/>
terie um&#x017F;ta&#x0364;ndlicher in Erwegung ziehen. Wir<lb/>
wollen nehmlich durch vielerley Ver&#x017F;uche deut-<lb/>
lich zeigen, wie &#x017F;ehr die Bahn, welche ein<lb/>
jeglicher geworfener Ko&#x0364;rper in der Luft be&#x017F;chrei-<lb/>
bet, nach allen Um&#x017F;ta&#x0364;nden von derjenigen,<lb/>
welche aus den insgemein angenommenen<lb/>
Gru&#x0364;nden flie&#x017F;&#x017F;et, abweiche. Zu die&#x017F;em Ende<lb/>
i&#x017F;t aber no&#x0364;thig, einige wenige Sa&#x0364;tze voraus zu<lb/>
&#x017F;etzen, wovon der Beweis bey den mei&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Auto-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[605/0625] fenen Koͤrper, wenn kein Wiederſtand vorhan- den waͤre, eine Parabel ſeyn muͤßte; ſo haben ſie aus Uebereilung ſo gleich geſchloſſen, daß dergleichen ſchwehre Koͤrper als Bomben und Stuͤck-Kugeln von einer ſolchen ſubtilen Ma- terie, als die Luft iſt, keinen merklichen Wie- derſtand leiden koͤnnten, und daß folglich ihre paraboliſche Bahn dadurch nicht merklich ver- aͤndert wuͤrde. Dieſes Vorurtheil wird nun durch den er- ſtaunlichen Wiederſtand der Luft auf eine 24. pfuͤndige Kugel, deſſen Groͤße wir hier beſtim- met haben, hinlaͤnglich beſtritten. Denn, wie irrig muß nicht eine ſolche Meynung ſeyn, in welcher eine Kraft, ſo mehr als zwanzig mahl groͤſſer iſt, als das Gewicht des Koͤrpers, fuͤr nichts geachtet wird? Unterdeſſen wollen wir uns nicht allein begnuͤgen, die Wuͤrklichkeit und die Groͤße des Wiederſtands der Luft erwieſen zu haben; ſondern wir wollen auch noch die wahre Bahn der Koͤrper in dieſer fleißigen Ma- terie umſtaͤndlicher in Erwegung ziehen. Wir wollen nehmlich durch vielerley Verſuche deut- lich zeigen, wie ſehr die Bahn, welche ein jeglicher geworfener Koͤrper in der Luft beſchrei- bet, nach allen Umſtaͤnden von derjenigen, welche aus den insgemein angenommenen Gruͤnden flieſſet, abweiche. Zu dieſem Ende iſt aber noͤthig, einige wenige Saͤtze voraus zu ſetzen, wovon der Beweis bey den meiſten Auto-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/625
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/625>, abgerufen am 20.05.2024.