irrige Begriffe gemachet, der Weg, welchen eine Kugel durch die Luft beschreibet, auch kei- nesweges mit Gewißheit hat bestimmet werden können, und daß folglich die Kunst der Artille- rie in diesem Stück bißher noch sehr unvoll- kommen geblieben ist. Jnzwischen ist es nicht genug, daß wir hier diese Vermehrung des Wiederstands der Luft in sehr schnellen Bewe- gungen, welche alles dasjenige, was man bis- her davon gemuthmaßet, weit übersteiget, dargethan, und außer Zweifel gesetzet haben: sondern wenn wir in den Stand gesetzt wer- den sollen, die Bewegung der geschossenen Kör- per in der Luft zu bestimmen, so ist nöthig, daß wir noch über dieses die wahre Verhältniß, nach welcher der Wiederstand für einen jegli- chen Grad der Geschwindigkeit bestimmet wird, ergründen. Dieses wird uns also die Materie zum folgenden Satz geben.
I.Anmerkung.
Der Verfasser liefert uns hier einige sehr merkwürdige Versuche, wodurch der würkliche Wiederstand der Luft für schnelle Bewegungen erkannt werden kann. Ob man nun gleich wegen der oben angeführten Ursachen die Geschwindigkeit der Kugel, welche der Au- tor heraus gebracht, einiger maßen in Zweisel ziehen könnte, indem derselbe nicht auf alle nöthige Umstände gesehen zu haben scheint,
und
irrige Begriffe gemachet, der Weg, welchen eine Kugel durch die Luft beſchreibet, auch kei- nesweges mit Gewißheit hat beſtimmet werden koͤnnen, und daß folglich die Kunſt der Artille- rie in dieſem Stuͤck bißher noch ſehr unvoll- kommen geblieben iſt. Jnzwiſchen iſt es nicht genug, daß wir hier dieſe Vermehrung des Wiederſtands der Luft in ſehr ſchnellen Bewe- gungen, welche alles dasjenige, was man bis- her davon gemuthmaßet, weit uͤberſteiget, dargethan, und außer Zweifel geſetzet haben: ſondern wenn wir in den Stand geſetzt wer- den ſollen, die Bewegung der geſchoſſenen Koͤr- per in der Luft zu beſtimmen, ſo iſt noͤthig, daß wir noch uͤber dieſes die wahre Verhaͤltniß, nach welcher der Wiederſtand fuͤr einen jegli- chen Grad der Geſchwindigkeit beſtimmet wird, ergruͤnden. Dieſes wird uns alſo die Materie zum folgenden Satz geben.
I.Anmerkung.
Der Verfaſſer liefert uns hier einige ſehr merkwuͤrdige Verſuche, wodurch der wuͤrkliche Wiederſtand der Luft fuͤr ſchnelle Bewegungen erkannt werden kann. Ob man nun gleich wegen der oben angefuͤhrten Urſachen die Geſchwindigkeit der Kugel, welche der Au- tor heraus gebracht, einiger maßen in Zweiſel ziehen koͤnnte, indem derſelbe nicht auf alle noͤthige Umſtaͤnde geſehen zu haben ſcheint,
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irrige Begriffe gemachet, der Weg, welchen
eine Kugel durch die Luft beſchreibet, auch kei-
nesweges mit Gewißheit hat beſtimmet werden
koͤnnen, und daß folglich die Kunſt der Artille-
rie in dieſem Stuͤck bißher noch ſehr unvoll-
kommen geblieben iſt. Jnzwiſchen iſt es nicht
genug, daß wir hier dieſe Vermehrung des
Wiederſtands der Luft in ſehr ſchnellen Bewe-
gungen, welche alles dasjenige, was man bis-
her davon gemuthmaßet, weit uͤberſteiget,
dargethan, und außer Zweifel geſetzet haben:
ſondern wenn wir in den Stand geſetzt wer-
den ſollen, die Bewegung der geſchoſſenen Koͤr-
per in der Luft zu beſtimmen, ſo iſt noͤthig, daß
wir noch uͤber dieſes die wahre Verhaͤltniß,
nach welcher der Wiederſtand fuͤr einen jegli-
chen Grad der Geſchwindigkeit beſtimmet
wird, ergruͤnden. Dieſes wird uns alſo die
Materie zum folgenden Satz geben.
I. Anmerkung.
Der Verfaſſer liefert uns hier einige ſehr
merkwuͤrdige Verſuche, wodurch der
wuͤrkliche Wiederſtand der Luft fuͤr ſchnelle
Bewegungen erkannt werden kann. Ob man
nun gleich wegen der oben angefuͤhrten Urſachen
die Geſchwindigkeit der Kugel, welche der Au-
tor heraus gebracht, einiger maßen in Zweiſel
ziehen koͤnnte, indem derſelbe nicht auf alle
noͤthige Umſtaͤnde geſehen zu haben ſcheint,
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Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/515>, abgerufen am 22.11.2024.
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