Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

gleich seyn müsse, welche eben derselbe Körper
leiden würde, wenn derselbe stille stünde,
hingegen aber die flüßige Materie mit einer
gleichen Geschwindigkeit gegen denselben be-
weget würde. Man stelle sich nun ein Gefäß
voll Wasser vor, an dessen Boden ein Loch be-
findlich, welches mit einem Finger zugehalten
wird. Jn diesem Fall wird der Finger von einer
Kraft gedrucket werden, welche dem Gewicht
einer Wasser-Säule gleich ist, deren Basis der
Weite des Lochs, und deren Höhe der Höhe
des Wassers in dem Gefässe gleich ist. Wenn
man nun den Finger vor dem Loch etwas zu-
rück ziehet, und das Wasser darauf sprützen
läßt, so scheinet der Wahrheit gemäß zu seyn,
daß der Finger eine eben so grosse Kraft, als
vorhin ausstehen werde. Das Wasser sprü-
tzet aber mit einer solchen Geschwindigkeit her-
aus, welche durch die Höhe desselben in dem
Gefäße ausgedruckt wird: und also ist die
Kraft des auf den Finger heraus sprützenden
Wassers gleich dem Gewichte einer Wasser-
Säule, deren Basis gleich dem Loch, und deren
Höhe mit der Höhe, wodurch die Geschwindig-
keit ausgedruckt wird, einerley ist. Auf die-
se Art wird also die vorher erwehnte Meynung
bekräftiget, daß der Wiederstand so wohl der
Luft, als des Wassers, dem Gewicht eines Cy-
lin
ders gleiche, dessen Höhe der Höhe v, wo-
durch die Geschwindigkeit ausgedruckt wird,
selbst gleich sey.

Um
F f 5

gleich ſeyn muͤſſe, welche eben derſelbe Koͤrper
leiden wuͤrde, wenn derſelbe ſtille ſtuͤnde,
hingegen aber die fluͤßige Materie mit einer
gleichen Geſchwindigkeit gegen denſelben be-
weget wuͤrde. Man ſtelle ſich nun ein Gefaͤß
voll Waſſer vor, an deſſen Boden ein Loch be-
findlich, welches mit einem Finger zugehalten
wird. Jn dieſem Fall wird der Finger von einer
Kraft gedrucket werden, welche dem Gewicht
einer Waſſer-Saͤule gleich iſt, deren Baſis der
Weite des Lochs, und deren Hoͤhe der Hoͤhe
des Waſſers in dem Gefaͤſſe gleich iſt. Wenn
man nun den Finger vor dem Loch etwas zu-
ruͤck ziehet, und das Waſſer darauf ſpruͤtzen
laͤßt, ſo ſcheinet der Wahrheit gemaͤß zu ſeyn,
daß der Finger eine eben ſo groſſe Kraft, als
vorhin ausſtehen werde. Das Waſſer ſpruͤ-
tzet aber mit einer ſolchen Geſchwindigkeit her-
aus, welche durch die Hoͤhe deſſelben in dem
Gefaͤße ausgedruckt wird: und alſo iſt die
Kraft des auf den Finger heraus ſpruͤtzenden
Waſſers gleich dem Gewichte einer Waſſer-
Saͤule, deren Baſis gleich dem Loch, und deren
Hoͤhe mit der Hoͤhe, wodurch die Geſchwindig-
keit ausgedruckt wird, einerley iſt. Auf die-
ſe Art wird alſo die vorher erwehnte Meynung
bekraͤftiget, daß der Wiederſtand ſo wohl der
Luft, als des Waſſers, dem Gewicht eines Cy-
lin
ders gleiche, deſſen Hoͤhe der Hoͤhe v, wo-
durch die Geſchwindigkeit ausgedruckt wird,
ſelbſt gleich ſey.

Um
F f 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0477" n="457"/>
gleich &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welche eben der&#x017F;elbe Ko&#x0364;rper<lb/>
leiden wu&#x0364;rde, wenn der&#x017F;elbe &#x017F;tille &#x017F;tu&#x0364;nde,<lb/>
hingegen aber die flu&#x0364;ßige Materie mit einer<lb/>
gleichen Ge&#x017F;chwindigkeit gegen den&#x017F;elben be-<lb/>
weget wu&#x0364;rde. Man &#x017F;telle &#x017F;ich nun ein Gefa&#x0364;ß<lb/>
voll Wa&#x017F;&#x017F;er vor, an de&#x017F;&#x017F;en Boden ein Loch be-<lb/>
findlich, welches mit einem Finger zugehalten<lb/>
wird. Jn die&#x017F;em Fall wird der Finger von einer<lb/>
Kraft gedrucket werden, welche dem Gewicht<lb/>
einer Wa&#x017F;&#x017F;er-Sa&#x0364;ule gleich i&#x017F;t, deren <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;is</hi> der<lb/>
Weite des Lochs, und deren Ho&#x0364;he der Ho&#x0364;he<lb/>
des Wa&#x017F;&#x017F;ers in dem Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gleich i&#x017F;t. Wenn<lb/>
man nun den Finger vor dem Loch etwas zu-<lb/>
ru&#x0364;ck ziehet, und das Wa&#x017F;&#x017F;er darauf &#x017F;pru&#x0364;tzen<lb/>
la&#x0364;ßt, &#x017F;o &#x017F;cheinet der Wahrheit gema&#x0364;ß zu &#x017F;eyn,<lb/>
daß der Finger eine eben &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Kraft, als<lb/>
vorhin aus&#x017F;tehen werde. Das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;pru&#x0364;-<lb/>
tzet aber mit einer &#x017F;olchen Ge&#x017F;chwindigkeit her-<lb/>
aus, welche durch die Ho&#x0364;he de&#x017F;&#x017F;elben in dem<lb/>
Gefa&#x0364;ße ausgedruckt wird: und al&#x017F;o i&#x017F;t die<lb/>
Kraft des auf den Finger heraus &#x017F;pru&#x0364;tzenden<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ers gleich dem Gewichte einer Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
Sa&#x0364;ule, deren <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;is</hi> gleich dem Loch, und deren<lb/>
Ho&#x0364;he mit der Ho&#x0364;he, wodurch die Ge&#x017F;chwindig-<lb/>
keit ausgedruckt wird, einerley i&#x017F;t. Auf die-<lb/>
&#x017F;e Art wird al&#x017F;o die vorher erwehnte Meynung<lb/>
bekra&#x0364;ftiget, daß der Wieder&#x017F;tand &#x017F;o wohl der<lb/>
Luft, als des Wa&#x017F;&#x017F;ers, dem Gewicht eines <hi rendition="#aq">Cy-<lb/>
lin</hi>ders gleiche, de&#x017F;&#x017F;en Ho&#x0364;he der Ho&#x0364;he <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi>,</hi> wo-<lb/>
durch die Ge&#x017F;chwindigkeit ausgedruckt wird,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t gleich &#x017F;ey.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">F f 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Um</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[457/0477] gleich ſeyn muͤſſe, welche eben derſelbe Koͤrper leiden wuͤrde, wenn derſelbe ſtille ſtuͤnde, hingegen aber die fluͤßige Materie mit einer gleichen Geſchwindigkeit gegen denſelben be- weget wuͤrde. Man ſtelle ſich nun ein Gefaͤß voll Waſſer vor, an deſſen Boden ein Loch be- findlich, welches mit einem Finger zugehalten wird. Jn dieſem Fall wird der Finger von einer Kraft gedrucket werden, welche dem Gewicht einer Waſſer-Saͤule gleich iſt, deren Baſis der Weite des Lochs, und deren Hoͤhe der Hoͤhe des Waſſers in dem Gefaͤſſe gleich iſt. Wenn man nun den Finger vor dem Loch etwas zu- ruͤck ziehet, und das Waſſer darauf ſpruͤtzen laͤßt, ſo ſcheinet der Wahrheit gemaͤß zu ſeyn, daß der Finger eine eben ſo groſſe Kraft, als vorhin ausſtehen werde. Das Waſſer ſpruͤ- tzet aber mit einer ſolchen Geſchwindigkeit her- aus, welche durch die Hoͤhe deſſelben in dem Gefaͤße ausgedruckt wird: und alſo iſt die Kraft des auf den Finger heraus ſpruͤtzenden Waſſers gleich dem Gewichte einer Waſſer- Saͤule, deren Baſis gleich dem Loch, und deren Hoͤhe mit der Hoͤhe, wodurch die Geſchwindig- keit ausgedruckt wird, einerley iſt. Auf die- ſe Art wird alſo die vorher erwehnte Meynung bekraͤftiget, daß der Wiederſtand ſo wohl der Luft, als des Waſſers, dem Gewicht eines Cy- linders gleiche, deſſen Hoͤhe der Hoͤhe v, wo- durch die Geſchwindigkeit ausgedruckt wird, ſelbſt gleich ſey. Um F f 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/477
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/477>, abgerufen am 22.11.2024.