men gedruckte Luft ausmachen; so folget hier- aus nothwendig, daß in so sehr starken Zu- sammenpressungen der Luft die Elasticität der- selben nach einer grösseren Verhältniß ver- mehret werde, als die Dichtigkeit. Denn wenn man dieses nicht zugeben will, so kann man in dem Pulver unmöglich diejenige Kraft fin- den, welche doch nach den Experimenten würklich darinne steckt. Solchergestalt wird derjenige Grundsatz des Verfassers, welchen wir schon oben in Zweifel gezogen, daß nehm- lich die Elasticität der Luft immer ihrer Dichtigkeit proportional sey, gänzlich um- gestossen: und dieser Satz kann nicht anders beybehalten werden, als wenn die Luft nicht allzusehr zusammen gedruckt wird. Die Be- weis-Gründe, welche der Autor anführt, ge- hen auch nur auf diesen Fall, wie in der da- selbst beygefügten Anmerkung erinnert wor- den. Derowegen muß, um die Würkungen des Pulvers zu erklären, eine ganz andere Lehre von der Natur der Luft zu Hülfe ge- nommen werden. Zu diesem Ende scheinet nun keine bißher bekannte Theorie der Luft bequemer zu seyn, als diejenige, welche ich im 2ten Theil der Comment. der Academie zu Petersburg gegeben, allwo ich aus dem Begriff, den ich mir von dem Zustande der Luft formiret hatte, folgendes gefunden. Da die Luft aus Materie bestehet, so ist für sich
klar,
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men gedruckte Luft ausmachen; ſo folget hier- aus nothwendig, daß in ſo ſehr ſtarken Zu- ſammenpreſſungen der Luft die Elaſticitaͤt der- ſelben nach einer groͤſſeren Verhaͤltniß ver- mehret werde, als die Dichtigkeit. Denn wenn man dieſes nicht zugeben will, ſo kann man in dem Pulver unmoͤglich diejenige Kraft fin- den, welche doch nach den Experimenten wuͤrklich darinne ſteckt. Solchergeſtalt wird derjenige Grundſatz des Verfaſſers, welchen wir ſchon oben in Zweifel gezogen, daß nehm- lich die Elaſticitaͤt der Luft immer ihrer Dichtigkeit proportional ſey, gaͤnzlich um- geſtoſſen: und dieſer Satz kann nicht anders beybehalten werden, als wenn die Luft nicht allzuſehr zuſammen gedruckt wird. Die Be- weis-Gruͤnde, welche der Autor anfuͤhrt, ge- hen auch nur auf dieſen Fall, wie in der da- ſelbſt beygefuͤgten Anmerkung erinnert wor- den. Derowegen muß, um die Wuͤrkungen des Pulvers zu erklaͤren, eine ganz andere Lehre von der Natur der Luft zu Huͤlfe ge- nommen werden. Zu dieſem Ende ſcheinet nun keine bißher bekannte Theorie der Luft bequemer zu ſeyn, als diejenige, welche ich im 2ten Theil der Comment. der Academie zu Petersburg gegeben, allwo ich aus dem Begriff, den ich mir von dem Zuſtande der Luft formiret hatte, folgendes gefunden. Da die Luft aus Materie beſtehet, ſo iſt fuͤr ſich
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men gedruckte Luft ausmachen; ſo folget hier-
aus nothwendig, daß in ſo ſehr ſtarken Zu-
ſammenpreſſungen der Luft die Elaſticitaͤt der-
ſelben nach einer groͤſſeren Verhaͤltniß ver-
mehret werde, als die Dichtigkeit. Denn wenn
man dieſes nicht zugeben will, ſo kann man
in dem Pulver unmoͤglich diejenige Kraft fin-
den, welche doch nach den Experimenten
wuͤrklich darinne ſteckt. Solchergeſtalt wird
derjenige Grundſatz des Verfaſſers, welchen
wir ſchon oben in Zweifel gezogen, daß nehm-
lich die Elaſticitaͤt der Luft immer ihrer
Dichtigkeit proportional ſey, gaͤnzlich um-
geſtoſſen: und dieſer Satz kann nicht anders
beybehalten werden, als wenn die Luft nicht
allzuſehr zuſammen gedruckt wird. Die Be-
weis-Gruͤnde, welche der Autor anfuͤhrt, ge-
hen auch nur auf dieſen Fall, wie in der da-
ſelbſt beygefuͤgten Anmerkung erinnert wor-
den. Derowegen muß, um die Wuͤrkungen
des Pulvers zu erklaͤren, eine ganz andere
Lehre von der Natur der Luft zu Huͤlfe ge-
nommen werden. Zu dieſem Ende ſcheinet
nun keine bißher bekannte Theorie der Luft
bequemer zu ſeyn, als diejenige, welche ich im
2ten Theil der Comment. der Academie
zu Petersburg gegeben, allwo ich aus dem
Begriff, den ich mir von dem Zuſtande der
Luft formiret hatte, folgendes gefunden. Da
die Luft aus Materie beſtehet, ſo iſt fuͤr ſich
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Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/317>, abgerufen am 23.11.2024.
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