Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

verschiedene Vortheile entdecket werden, wo-
durch die Materie eine um so viel grössere Fe-
stigkeit erhielte; wohin ohne Zweifel diejenige
Erfindung mit zu rechnen, da einige angefan-
gen haben, die Canonen maßiv und ohne Kern
zu giessen, und erst nach dem Guß die Höh-
lung darein zu bohren. Denn auf diese Art
wird das Metall nicht nur weit dichter, sondern
man ist auch im Stande, die Seele accurat
in der Mitte gerade durchzubohren, welchen
Umstand man bey dem Giessen nicht sowohl in
der Gewalt hat. Endlich würde auch eine ge-
ringe Zähigkeit in der Materie zu den Cano-
nen keinen geringen Vortheil schaffen. Denn,
es kommt hier nicht nur auf die Kraft, wo-
durch die Theilchen der Materie untereinan-
der verbunden sind, an, als welche in einem
sproden und zähen Körper einerley seyn kann;
sondern ob, nachdem die Theilchen im gering-
sten von einander getrieben worden, der Kör-
per sogleich zerbreche, oder sich wiederum in sei-
nen vorigen Stand zu versetzen vermögend
sey. Hierinne bestehet nehmlich der Unterscheid
zwischen spröden und zähen Materien, daß je-
ne, so bald die Theilchen untereinander zerrüt-
tet werden, auch so gleich zerbrechen, diese aber
ungeachtet in ihren Theilchen eine gleiche Zer-
rüttung vorgegangen, dennoch dadurch das
Band der Festigkeit noch nicht aufgelöset
wird. Wenn also die Materie, welche zu den

Cano-

verſchiedene Vortheile entdecket werden, wo-
durch die Materie eine um ſo viel groͤſſere Fe-
ſtigkeit erhielte; wohin ohne Zweifel diejenige
Erfindung mit zu rechnen, da einige angefan-
gen haben, die Canonen maßiv und ohne Kern
zu gieſſen, und erſt nach dem Guß die Hoͤh-
lung darein zu bohren. Denn auf dieſe Art
wird das Metall nicht nur weit dichter, ſondern
man iſt auch im Stande, die Seele accurat
in der Mitte gerade durchzubohren, welchen
Umſtand man bey dem Gieſſen nicht ſowohl in
der Gewalt hat. Endlich wuͤrde auch eine ge-
ringe Zaͤhigkeit in der Materie zu den Cano-
nen keinen geringen Vortheil ſchaffen. Denn,
es kommt hier nicht nur auf die Kraft, wo-
durch die Theilchen der Materie untereinan-
der verbunden ſind, an, als welche in einem
ſproden und zaͤhen Koͤrper einerley ſeyn kann;
ſondern ob, nachdem die Theilchen im gering-
ſten von einander getrieben worden, der Koͤr-
per ſogleich zerbreche, oder ſich wiederum in ſei-
nen vorigen Stand zu verſetzen vermoͤgend
ſey. Hierinne beſtehet nehmlich der Unterſcheid
zwiſchen ſproͤden und zaͤhen Materien, daß je-
ne, ſo bald die Theilchen untereinander zerruͤt-
tet werden, auch ſo gleich zerbrechen, dieſe aber
ungeachtet in ihren Theilchen eine gleiche Zer-
ruͤttung vorgegangen, dennoch dadurch das
Band der Feſtigkeit noch nicht aufgeloͤſet
wird. Wenn alſo die Materie, welche zu den

Cano-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0266" n="246"/>
ver&#x017F;chiedene Vortheile entdecket werden, wo-<lb/>
durch die <hi rendition="#aq">Materi</hi>e eine um &#x017F;o viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Fe-<lb/>
&#x017F;tigkeit erhielte; wohin ohne Zweifel diejenige<lb/>
Erfindung mit zu rechnen, da einige angefan-<lb/>
gen haben, die Canonen maßiv und ohne Kern<lb/>
zu gie&#x017F;&#x017F;en, und er&#x017F;t nach dem Guß die Ho&#x0364;h-<lb/>
lung darein zu bohren. Denn auf die&#x017F;e Art<lb/>
wird das Metall nicht nur weit dichter, &#x017F;ondern<lb/>
man i&#x017F;t auch im Stande, die Seele <hi rendition="#aq">accurat</hi><lb/>
in der Mitte gerade durchzubohren, welchen<lb/>
Um&#x017F;tand man bey dem Gie&#x017F;&#x017F;en nicht &#x017F;owohl in<lb/>
der Gewalt hat. Endlich wu&#x0364;rde auch eine ge-<lb/>
ringe Za&#x0364;higkeit in der <hi rendition="#aq">Materi</hi>e zu den Cano-<lb/>
nen keinen geringen Vortheil &#x017F;chaffen. Denn,<lb/>
es kommt hier nicht nur auf die Kraft, wo-<lb/>
durch die Theilchen der <hi rendition="#aq">Materie</hi> untereinan-<lb/>
der verbunden &#x017F;ind, an, als welche in einem<lb/>
&#x017F;proden und za&#x0364;hen Ko&#x0364;rper einerley &#x017F;eyn kann;<lb/>
&#x017F;ondern ob, nachdem die Theilchen im gering-<lb/>
&#x017F;ten von einander getrieben worden, der Ko&#x0364;r-<lb/>
per &#x017F;ogleich zerbreche, oder &#x017F;ich wiederum in &#x017F;ei-<lb/>
nen vorigen Stand zu ver&#x017F;etzen vermo&#x0364;gend<lb/>
&#x017F;ey. Hierinne be&#x017F;tehet nehmlich der Unter&#x017F;cheid<lb/>
zwi&#x017F;chen &#x017F;pro&#x0364;den und za&#x0364;hen <hi rendition="#aq">Materi</hi>en, daß je-<lb/>
ne, &#x017F;o bald die Theilchen untereinander zerru&#x0364;t-<lb/>
tet werden, auch &#x017F;o gleich zerbrechen, die&#x017F;e aber<lb/>
ungeachtet in ihren Theilchen eine gleiche Zer-<lb/>
ru&#x0364;ttung vorgegangen, dennoch dadurch das<lb/>
Band der Fe&#x017F;tigkeit noch nicht aufgelo&#x0364;&#x017F;et<lb/>
wird. Wenn al&#x017F;o die Materie, welche zu den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Cano-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0266] verſchiedene Vortheile entdecket werden, wo- durch die Materie eine um ſo viel groͤſſere Fe- ſtigkeit erhielte; wohin ohne Zweifel diejenige Erfindung mit zu rechnen, da einige angefan- gen haben, die Canonen maßiv und ohne Kern zu gieſſen, und erſt nach dem Guß die Hoͤh- lung darein zu bohren. Denn auf dieſe Art wird das Metall nicht nur weit dichter, ſondern man iſt auch im Stande, die Seele accurat in der Mitte gerade durchzubohren, welchen Umſtand man bey dem Gieſſen nicht ſowohl in der Gewalt hat. Endlich wuͤrde auch eine ge- ringe Zaͤhigkeit in der Materie zu den Cano- nen keinen geringen Vortheil ſchaffen. Denn, es kommt hier nicht nur auf die Kraft, wo- durch die Theilchen der Materie untereinan- der verbunden ſind, an, als welche in einem ſproden und zaͤhen Koͤrper einerley ſeyn kann; ſondern ob, nachdem die Theilchen im gering- ſten von einander getrieben worden, der Koͤr- per ſogleich zerbreche, oder ſich wiederum in ſei- nen vorigen Stand zu verſetzen vermoͤgend ſey. Hierinne beſtehet nehmlich der Unterſcheid zwiſchen ſproͤden und zaͤhen Materien, daß je- ne, ſo bald die Theilchen untereinander zerruͤt- tet werden, auch ſo gleich zerbrechen, dieſe aber ungeachtet in ihren Theilchen eine gleiche Zer- ruͤttung vorgegangen, dennoch dadurch das Band der Feſtigkeit noch nicht aufgeloͤſet wird. Wenn alſo die Materie, welche zu den Cano-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/266
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/266>, abgerufen am 08.05.2024.