Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.
Den Vater starr an meinem Busen liegen, Die offnen Wunden rufen: weh dem Sohn! -- Was hat der Sohn verschuldet? Jch lieb' ihn ja, wie könnt' ich ihn erschlagen? Erschlagen! weh was träumte ich? -- Welch krampfhaft wilder Schmerz Beugt euch, ihr Kniee? Bete, wundes Herz! (Er kniet nieder.) Große Götter! seht mich beten, Hier im Staub, in meinen Nöthen Bitt' ich um den Vater euch. Menschen sind nicht Eures Gleichen; Von dem rechten Wege weichen, Jst das Loos der Sterblichkeit. Aber mit dem reuig -- Armen Haben Götter stets Erbarmen; Reichen ihm die Segenshand. Ohne Murren wollt' ich sterben, Könnt' ich Gnade nur erwerben, Für den trostlos armen Greis. (ab.)
Den Vater starr an meinem Busen liegen, Die offnen Wunden rufen: weh dem Sohn! — Was hat der Sohn verschuldet? Jch lieb' ihn ja, wie könnt' ich ihn erschlagen? Erschlagen! weh was träumte ich? — Welch krampfhaft wilder Schmerz Beugt euch, ihr Kniee? Bete, wundes Herz! (Er kniet nieder.) Große Götter! seht mich beten, Hier im Staub, in meinen Nöthen Bitt' ich um den Vater euch. Menschen sind nicht Eures Gleichen; Von dem rechten Wege weichen, Jst das Loos der Sterblichkeit. Aber mit dem reuig — Armen Haben Götter stets Erbarmen; Reichen ihm die Segenshand. Ohne Murren wollt' ich sterben, Könnt' ich Gnade nur erwerben, Für den trostlos armen Greis. (ab.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ALM"> <p><pb facs="#f0058" n="54"/> Den Vater starr an meinem Busen liegen,<lb/> Die offnen Wunden rufen: weh dem Sohn! —<lb/> Was hat der Sohn verschuldet?<lb/> Jch lieb' ihn ja, wie könnt' ich ihn erschlagen?<lb/> Erschlagen! weh was träumte ich? —<lb/> Welch krampfhaft wilder Schmerz<lb/> Beugt euch, ihr Kniee? Bete, wundes Herz!</p><lb/> <stage>(Er kniet nieder.)</stage><lb/> <p>Große Götter! seht mich beten,<lb/> Hier im Staub, in meinen Nöthen<lb/> Bitt' ich um den Vater euch.<lb/> Menschen sind nicht Eures Gleichen;<lb/> Von dem rechten Wege weichen,<lb/> Jst das Loos der Sterblichkeit.</p><lb/> <p>Aber mit dem reuig — Armen<lb/> Haben Götter stets Erbarmen;<lb/> Reichen ihm die Segenshand.<lb/> Ohne Murren wollt' ich sterben,<lb/> Könnt' ich Gnade nur erwerben,<lb/> Für den trostlos armen Greis.</p><lb/> <stage>(ab.)</stage> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [54/0058]
Den Vater starr an meinem Busen liegen,
Die offnen Wunden rufen: weh dem Sohn! —
Was hat der Sohn verschuldet?
Jch lieb' ihn ja, wie könnt' ich ihn erschlagen?
Erschlagen! weh was träumte ich? —
Welch krampfhaft wilder Schmerz
Beugt euch, ihr Kniee? Bete, wundes Herz!
(Er kniet nieder.)
Große Götter! seht mich beten,
Hier im Staub, in meinen Nöthen
Bitt' ich um den Vater euch.
Menschen sind nicht Eures Gleichen;
Von dem rechten Wege weichen,
Jst das Loos der Sterblichkeit.
Aber mit dem reuig — Armen
Haben Götter stets Erbarmen;
Reichen ihm die Segenshand.
Ohne Murren wollt' ich sterben,
Könnt' ich Gnade nur erwerben,
Für den trostlos armen Greis.
(ab.)
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Zitationshilfe: | Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/58>, abgerufen am 27.07.2024. |