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Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.

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Feuer Entstammender,
Kochen den rächend-bezechenden Trank.

Er setzt, nachdem er alles das gethan, was der Gesang
vorschreibt, den Becher auf das Haupt des Feuergeistes.

Koche nun, du Erdenblut,
Einmal in der rothen Gluth,
Zweymal in dem blauen Schein,
Koche, koche Höllenwein!
Hast du Eins, und hast du Zwey,
So gebährt sich selbst die Drey;
Hast du blau und rothen Schein,
Jst der Welten Urkraft dein.
Eins und zwey und blau und roth,
Jst das Leben, ist der Tod.

Er nimmt den Becher. Auf seinen Wink verschwinden
die drey Erscheinungen. Er setzt den Becher sorgfältig
bei Seite, und legt, während der folgenden Rede, sein
Zaubergewand als Zauberer ab, darunter er gerü-
stet ist.

Vollbracht ist nun das heimlich dunkle Werk,
Geglückt die Mischung, und der Trank ge-
rathen,
Der wilde Wollustgier

(auf Zobea zeigend)
Jn deine Adern gießet;
Der dich mit heißem Hange an mich bannt,
Und der nach Monatsfrist,
Da lästig mir dein mildes Schmeicheln wird,
Dich fern von mir verwandelt --

Feuer Entstammender,
Kochen den rächend-bezechenden Trank.

Er setzt, nachdem er alles das gethan, was der Gesang
vorschreibt, den Becher auf das Haupt des Feuergeistes.

Koche nun, du Erdenblut,
Einmal in der rothen Gluth,
Zweymal in dem blauen Schein,
Koche, koche Höllenwein!
Hast du Eins, und hast du Zwey,
So gebährt sich selbst die Drey;
Hast du blau und rothen Schein,
Jst der Welten Urkraft dein.
Eins und zwey und blau und roth,
Jst das Leben, ist der Tod.

Er nimmt den Becher. Auf seinen Wink verschwinden
die drey Erscheinungen. Er setzt den Becher sorgfältig
bei Seite, und legt, während der folgenden Rede, sein
Zaubergewand als Zauberer ab, darunter er gerü-
stet ist.

Vollbracht ist nun das heimlich dunkle Werk,
Geglückt die Mischung, und der Trank ge-
rathen,
Der wilde Wollustgier

(auf Zobea zeigend)
Jn deine Adern gießet;
Der dich mit heißem Hange an mich bannt,
Und der nach Monatsfrist,
Da lästig mir dein mildes Schmeicheln wird,
Dich fern von mir verwandelt —

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[103/0107] Feuer Entstammender, Kochen den rächend-bezechenden Trank. Er setzt, nachdem er alles das gethan, was der Gesang vorschreibt, den Becher auf das Haupt des Feuergeistes. Koche nun, du Erdenblut, Einmal in der rothen Gluth, Zweymal in dem blauen Schein, Koche, koche Höllenwein! Hast du Eins, und hast du Zwey, So gebährt sich selbst die Drey; Hast du blau und rothen Schein, Jst der Welten Urkraft dein. Eins und zwey und blau und roth, Jst das Leben, ist der Tod. Er nimmt den Becher. Auf seinen Wink verschwinden die drey Erscheinungen. Er setzt den Becher sorgfältig bei Seite, und legt, während der folgenden Rede, sein Zaubergewand als Zauberer ab, darunter er gerü- stet ist. Vollbracht ist nun das heimlich dunkle Werk, Geglückt die Mischung, und der Trank ge- rathen, Der wilde Wollustgier (auf Zobea zeigend) Jn deine Adern gießet; Der dich mit heißem Hange an mich bannt, Und der nach Monatsfrist, Da lästig mir dein mildes Schmeicheln wird, Dich fern von mir verwandelt —

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Zitationshilfe: Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/107>, abgerufen am 08.05.2024.