mir die Übereinstimmung mit dem den beiden Hieronvasen zu Grunde liegenden Typus den Ausschlag zu geben. Dass nun dieser zu dem allerältesten Bestand der bildlichen Tradition ge- hört, erhellt daraus, dass wir ihn sogar auf einem alt-etruskischen Monument wiederfinden; ich meine die bei Micali Monumenti per servire alla storia degli antichi popoli italiani XXII publi- cierte Bucchero-Vase. Dies Zusammentreffen hat in der von Milchhöfer (Mitth. d. athen. Instituts II S. 462) nachgewiesenen Übereinstimmung eines etruskischen Reliefs mit der einen Dar- stellung der altspartanischen Basis seine nächste Analogie, und wenn Löschcke's sehr ansprechende Vermutung8), dass es die Chalkidier waren, welche den altgriechischen Typenschatz den Etruskern vermittelten, das Richtige trifft, so dürfen wir voraus- setzen, dass auch unser Typus aus der chalkidischen Kunst sowol in die attische wie in die etruskische übergegangen ist.
Während Hieron, wie wir sahen, diesen Typus zweimal in verschiedener Weise erweitert, erscheint derselbe in dem Innen- bild einer etwa gleichzeitigen rotfigurigen Schale strengen Stiles (Brit. Mus. 8299)). Birch Archäologia XXXII pl. 8, 9 Wiener Vorlegeblätter Ser. VI Taf. 2) auf die beiden Hauptfiguren, Paris und Helena, beschränkt.
In derselben Periode wird er auch mit leichten Umbildungen auf andere Mythen übertragen; namentlich auf solche, die zuerst im fünften Jahrhundert ihre bildliche Gestaltung erfahren; er liegt sowol den Darstellungen von Aithras Wiedergewinnung durch Aka- mas und Demophon, wie denen von der Wegführung der Briseis zu Grunde.
Aber nicht bloss durch Hinzufügung von Figuren vollzieht sich die Entwickelung und Fortbildung der Typen, sondern auch durch die Verschmelzung verschiedener Typen zu einer grossen einheitlichen Komposition. Auf diesem Wege werden aus den Einzelkämpfen, wie sie die archaische Kunst fast ausschliesslich
8) a. a. O. S. 12.
9) Im Katalog auf Peleus und Thetis gedeutet. Ueber die Aussenbilder s. unten den Excurs Oplon krisis.
mir die Übereinstimmung mit dem den beiden Hieronvasen zu Grunde liegenden Typus den Ausschlag zu geben. Daſs nun dieser zu dem allerältesten Bestand der bildlichen Tradition ge- hört, erhellt daraus, daſs wir ihn sogar auf einem alt-etruskischen Monument wiederfinden; ich meine die bei Micali Monumenti per servire alla storia degli antichi popoli italiani XXII publi- cierte Bucchero-Vase. Dies Zusammentreffen hat in der von Milchhöfer (Mitth. d. athen. Instituts II S. 462) nachgewiesenen Übereinstimmung eines etruskischen Reliefs mit der einen Dar- stellung der altspartanischen Basis seine nächste Analogie, und wenn Löschcke’s sehr ansprechende Vermutung8), daſs es die Chalkidier waren, welche den altgriechischen Typenschatz den Etruskern vermittelten, das Richtige trifft, so dürfen wir voraus- setzen, daſs auch unser Typus aus der chalkidischen Kunst sowol in die attische wie in die etruskische übergegangen ist.
Während Hieron, wie wir sahen, diesen Typus zweimal in verschiedener Weise erweitert, erscheint derselbe in dem Innen- bild einer etwa gleichzeitigen rotfigurigen Schale strengen Stiles (Brit. Mus. 8299)). Birch Archäologia XXXII pl. 8, 9 Wiener Vorlegeblätter Ser. VI Taf. 2) auf die beiden Hauptfiguren, Paris und Helena, beschränkt.
In derselben Periode wird er auch mit leichten Umbildungen auf andere Mythen übertragen; namentlich auf solche, die zuerst im fünften Jahrhundert ihre bildliche Gestaltung erfahren; er liegt sowol den Darstellungen von Aithras Wiedergewinnung durch Aka- mas und Demophon, wie denen von der Wegführung der Briseis zu Grunde.
Aber nicht bloſs durch Hinzufügung von Figuren vollzieht sich die Entwickelung und Fortbildung der Typen, sondern auch durch die Verschmelzung verschiedener Typen zu einer groſsen einheitlichen Komposition. Auf diesem Wege werden aus den Einzelkämpfen, wie sie die archaische Kunst fast ausschlieſslich
8) a. a. O. S. 12.
9) Im Katalog auf Peleus und Thetis gedeutet. Ueber die Auſsenbilder s. unten den Excurs Ὅπλων κρίσις.
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mir die Übereinstimmung mit dem den beiden Hieronvasen zu
Grunde liegenden Typus den Ausschlag zu geben. Daſs nun
dieser zu dem allerältesten Bestand der bildlichen Tradition ge-
hört, erhellt daraus, daſs wir ihn sogar auf einem alt-etruskischen
Monument wiederfinden; ich meine die bei Micali Monumenti
per servire alla storia degli antichi popoli italiani XXII publi-
cierte Bucchero-Vase. Dies Zusammentreffen hat in der von
Milchhöfer (Mitth. d. athen. Instituts II S. 462) nachgewiesenen
Übereinstimmung eines etruskischen Reliefs mit der einen Dar-
stellung der altspartanischen Basis seine nächste Analogie, und
wenn Löschcke’s sehr ansprechende Vermutung 8), daſs es die
Chalkidier waren, welche den altgriechischen Typenschatz den
Etruskern vermittelten, das Richtige trifft, so dürfen wir voraus-
setzen, daſs auch unser Typus aus der chalkidischen Kunst sowol
in die attische wie in die etruskische übergegangen ist.
Während Hieron, wie wir sahen, diesen Typus zweimal in
verschiedener Weise erweitert, erscheint derselbe in dem Innen-
bild einer etwa gleichzeitigen rotfigurigen Schale strengen Stiles
(Brit. Mus. 829 9)). Birch Archäologia XXXII pl. 8, 9 Wiener
Vorlegeblätter Ser. VI Taf. 2) auf die beiden Hauptfiguren, Paris
und Helena, beschränkt.
In derselben Periode wird er auch mit leichten Umbildungen
auf andere Mythen übertragen; namentlich auf solche, die zuerst
im fünften Jahrhundert ihre bildliche Gestaltung erfahren; er liegt
sowol den Darstellungen von Aithras Wiedergewinnung durch Aka-
mas und Demophon, wie denen von der Wegführung der Briseis
zu Grunde.
Aber nicht bloſs durch Hinzufügung von Figuren vollzieht
sich die Entwickelung und Fortbildung der Typen, sondern auch
durch die Verschmelzung verschiedener Typen zu einer groſsen
einheitlichen Komposition. Auf diesem Wege werden aus den
Einzelkämpfen, wie sie die archaische Kunst fast ausschlieſslich
8) a. a. O. S. 12.
9) Im Katalog auf Peleus und Thetis gedeutet. Ueber die Auſsenbilder
s. unten den Excurs Ὅπλων κρίσις.
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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/72>, abgerufen am 16.02.2025.
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